Minerale faszinieren vor allem wegen der Farbe. Neben Beimengungen von unterschiedlichsten Elementen und anderen Mineralen sind auch Verunreinigungen oder Störungen des Kristallgitters Faktoren, auf welche die Farbgebung von Mineralen zurückzuführen ist.
Die Farbe ist, da sie am ersten auffällt, (...) enes der zuverläßigsten äusserlichen Merkmale der Mineralien."
Carl von Linné, Naturforscher, im Jahr 1777
Die Farbe von Mineralen ist eine Eigenschaft, die bei der Bestimmung von enormer Wichtigkeit ist. Viele Farbe bzw. bestimmte Farbtöne sind für einige Minerale derart typisch, dass diese sofort auf den ersten Blick erkannt werden können. Dem gegenüber stehen Minerale, die neben der charakteristischen Farbe auch Abweichungen aufweisen können, oder die in dieser Form nicht bekannt sind. Ein Beispiel dafür sind Fancy Saphire. Saphir, die blaue Varietät der Korund-Gruppe, ist vorrangig als blaues Mineral bekannt, das aber auch in violett, grün, rosa oder orange als Fancy Saphir bzw. Nicht-blauer Saphir vorkommt.
Hinter jeder einzelnen Farbe eines Minerals steht eine Ursache, wobei die Entstehung der Farbe in der Mineralogie in zwei Kategorien - namentlich in allochromatische und idiochromatische Minerale - unterschieden wird.
In historischen Lehrbüchern war in diesem Zusammenhang lange Zeit die Rede von "gefärbten und farbigen Mineralen".
Der Mineraloge Cornelio Doelter y Cisterich (1850 bis 1930) definierte farbige Minerale als solche, "welche stets dieselbe Farbe zeigen und zwar eine solche, welche ihnen eigen ist". Als Beispiel führt er gelben Schwefel, grünen Malachit und blaue Lapislazuli auf.
Gefärbte Minerale sind "durch ein chemisch gebundenes Färbemittel, oder auch durch ein mechanisch beigemengtes" Mineral.
Damit folgt Doelter y Cisterich dem heutigen Verständnis allo- und idiochromatischer Minerale.
Die Farbe allochromatischer, fremdgefärbter Minerale wird hauptsächlich durch Metalle wie Chrom, Eisen, Nickel, Kobalt, Kupfer, Mangan, Vanadium oder Nickel, und andere Elemente bestimmt, die definierte Wellenlängen des Lichts absorbieren und somit verschiedene Farben erzeugen. Auch Radioaktivität kann eine Farbänderung bewirken. Dies ist z.B. häufig beim Fluorit der Fall. Violette oder Grüne Fluorite haben ihre Färbung durch die natürliche Radioaktivität der umgebenden Gesteine erhalten.
Das heißt, allochromatische Minerale sind von Natur aus eigentlich farblos, doch durch die o.g. Faktoren erhalten sie eine Farbe, die unterschiedlich intensiv ausfallen kann. Der Grund: die Menge bzw. der Gehalt an Metallen. Und auch wenn die Beimengungen einen wesentlichen Einfluss auf die optischen Merkmale von Mineralen haben, sind die Gehalte zu klein, um Beachtung in der Formel der chemischen Zusammensetzung zu gewinnen.
Im Gegensatz dazu sind idiochromatische Minerale eigengefärbt, d.h. sie haben eine eigene Farbe, die durch Störungen, Deformationen oder mechanische Verunreinigungen des inneren Kristallaufbaus entstanden ist. Das Licht wird dabei auf verschiedene Weise absorbiert.
Die Farbe als offensichtliches Merkmal zur Bestimmung heranzuziehen, ist nicht immer die beste Wahl. Viele Farben finden sich auch in anderen Mineralen wieder.
Gleichzeitig präsentiert sich die Farbe von Mineralen nicht immer wie im Lehrbuch, sei es, weil die Farbe heller, dunkler, ungleichmäßig verteilt ist oder sich mehrere Nuancen einer Farbe in einem Kristall wiederfinden.
In historischen Mineralogielehrbüchern wurde lange Zeit in die "8 Hauptfarben" - namentlich weiß, grau, schwarz, blau, grün, gelb, rot und braun - unterschieden. Mischfarben wie rosa, türkis oder violett kamen erst im mittleren 19. Jahrhundert als eigene Kategorie dazu.
Was auch auffällt: die Beschreibung der Farben von Mineralen fiel in der Vergangenheit detaillierter, fast poetisch aus. Begriffe wie lauchgrün, apfelgrün, berggrün, isabellgelb, blutrot, fleischrot, pfirsichblütenrot, honiggelb, weingelb oder smalteblau waren an der Tagesordnung.
Ebenso wurde früher zwischen metallischen und nichtmetallischen Farben differenziert; eine Praxis, die heute nicht mehr gängig ist, wenngleich Bezeichnungen wie metallisches Blau, kupferrot, stahlgrau, zinnweiß, goldgelb, eisenschwarz oder messinggelb heute teilweise noch üblich sind.
Dass sich sehr umfangreiche Farbenbezeichnungen nicht länger halten konnten, zeigte Cornelio Doelter y Cisterich bereits 1893, demzufolge "technisch gangbare Farben" bevorzugt werden sollten, d.h. Farben, die normiert sind. Er führt als Beispiele indigo, kobaltblau, Berliner Blau oder Cochenillerot an.
Farbe | Mineral |
---|---|
lila, purpurn, violett | Achat (künstlich eingefärbt), Amethyst, Apatit, Apophyllit, Dumortierit, Erythrin, Fluorit, Lapislazuli, Purpurit, Rubellit, Siderit, Spodumen, Stichtit, Sugilith, Violan, Vivianit |
rosa, rosé, rot | Achat, Almandin, Apatit, Apophyllit, Aragonit, Baryt, Coelestin, Cuprit, Disthen/Kyanit, Erythrin, Fluorit, Granodiorit, Kobaltcalcit, Krokoit, Kupfer, Linarit, Opal, Orthoklas, Realgar, Rhodochrosit, Rhodonit, Roselith, Rosenquarz, Rubellit, Rubin, Serpierit, Smithsonit, Spodumen, Wulfenit, Wüstenrose, Zinnober, Zirkon |
blau | Achat (künstlich eingefärbt) ,Apatit, Aquamarin, Apophyllit, Aurichalcit, Azurit, Coelestin, Chalkanthit, Chrysokoll, Covellin, Creaseyit, Cyanotrichit, Dumortierit, Fluorit (Blue John), Halit, Hemimorphit, Indigolith, Kinoit, Kyanit/Disthen, Lapislazuli, Larimar, Opal, Saphir, Smithsonit, Sodalith, Tansanit, Topas, Türkis, Nevadait |
weiß | Albit, Apatit, Aragonit, Baryt, Calcit, Cerussit, Coelestin, Dolomit, Hemimorphit, Hydrozinkit, Kryolith, Natrolith, Okenit, Orthoklas, Selenit, Smithsonit, Stilbit, Wavellit, Talk |
grün | Achat (künstlich eingefärbt), Aktinolith, Apatit, Aurichalcit, Chrysokoll, Chrysotil, Creaseyit, Dioptas, Epidot, Fluorit, Hemimorphit, Jadeit, Konichalcit, Malachit, Mimetesit, Olivin, Peridot, Prehnit, Pseudomalachit, Pyknit, Pyromorphit, Smaragd, Smithsonit, Spodumen, Topas , Türkis, Uwarowit, Variscit, Verdelith, Wavellit, Zinkblende |
farblos | Achorit, Apatit, Apophyllit, Bergkristall, Calcit, Coelestin, Halit, Prehnit, Skorodit, Spodumen, Variscit, Wavellit, Zinkblende |
gelb | Achat, Apatit, Auripigment, Baryt, Calcit, Epidot, Fluorit, Goethit, Kassiterit, Markasit (messinggelb), Mimetesit, Olivin, Schwefel, Siderit, Skorodit, Topas, Uranocircit, Wüstenrose, Zinkblende, Zirkon |
schwarz | Augit, Chromit, Halit, Kassiterit, Magnetit, Obsidian, Psilomelan, Rutil, Schörl, Zinkblende |
grau | Antimonit, Arsenkies, Arsenopyrit, Baryt, Brewsterit, Coronadit, Eisen, Galenit, Graphit, Hämatit, Hornblende, Silber, Skutterudit |
braun | Achat, Almandin, Aragonit, Diorit, Epidot, Goethit, Hämatit, Kassiterit, Kobaltcalcit, Olivin, Pyromorphit, Roselith, Siderit, Staurolith, Tigerauge, Topas, Wulfenit, Wüstenrose, Zirkon |
gold | Chalkopyrit, Gold, Millerit, Pyrit, Tigerauge |
orange | Auripigment, Calcit, Kampylit, Karneol, Krokoit, Mimetesit, Spessartin, Stolzit, Vauquelinit, Wulfenit |
Einige Minerale werden auf dem Edelsteinmarkt unter besonderen Bezeichnungen geführt, die das Ideal der jeweiligen Farbe zum Ausdruck bringen.
Als perfekt gilt so beispielsweise bei Amethysten ein tiefdunkles, kräftiges Violett, das als Deep Russian Amethyst oder Sibirischer Amethyst bezeichnet wird.
Zartrosafarbene Amethyste werden mitunter unter dem Namen Rose de France Amethyst geführt.
Ein blaustichiges Rot gilt als der Inbegriff der Farbe von Rubinen. Entsprechend gefärbte Rubine werden Taubenblutrubine genannt.
Bei Blautopasen wird die Farbe gleich dreifach aufgeschlüsselt und zwischen dem pastellblauen Sky Blue Topas (Himmelblauer Topas), hellblauen Swiss Blue Topas (Schweizerblau-Topas) und dem petrolstichigen, dunkelblauen London Blue Topas unterschieden.
Die Farben von Mineralen können sich ebenso durch Umwelt- oder Fremdeinwirkungen ändern. Einige Minerale neigen mit der Zeit zum Verblassen, insbesondere dann, wenn diese zu lange und zu oft im Kontakt mit dem Sonnenlicht standen.
Um die Farbe von Mineralen aufzuwerten, zu dunkle Farbe aufzuhellen, intensiver oder gleichmäßiger zu gestalten, oder aber ein Mineral gänzlich umzufärben, werden verschiedene Methoden angewandt:
Methode | Beschreibung |
---|---|
Bestrahlung | Änderung der farbgebenden Verbindungen mittels Elektronenbestrahlung |
Brennen | Farbveränderung unter Hitzezufuhr |
Diffusion | Einbringen von farbverändernden Ionen |
Folierung | metallische Folien als Farb- und Glanzverstärker |
Impfen | Einbringen flüssiger Farbe, vor allem bei Achaten |
Imprägnieren | Oberflächliches Aufbringen von farblosem oder gefärbtem Öl, Wachs, Paraffin oder Harz |
PVD | Physikalische Gasphasenabscheiden als farbverändernde Oberflächenbeschichtung |
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Quellen:
Letzte Aktualisierung: 03.05.2024