Markasit
englisch: marcasite | französisch: marcassite
Markasit und Schwefelkies
Unter dem Namen Markasit wurden bis weit ins 19. Jahrhundert verschiedene eisenhaltige Mineralien zusammengefasst, wie auch der deutsche Naturwissenschaftler Johann Georg Krünitz (1728 bis 1796) im Jahr 1801 schreibt: "eine unbestimmte Benennung, welche mehreren Arten von Mineralien beylegt wird", führt weiter aus, dass allerdings am häufigsten hinter dem Begriff Markasit Schwefelkies steht. Schwefelkies wiederum war damals ebenfalls noch undefiniert und stand sowohl für Pyrit wie auch Markasit.
Die heutige Definition von Markasit geht auf den österreichischen Mineralogen und Geologen Wilhelm Ritter von Haidinger (1795 bis 1871) zurück, der Markasit 1845 von anderen metallischen Erzmineralien mit vergleichbar goldbrauner bis grauer Farbe wie Stibnit, Galenit und Pyrit abgrenzte.
Der Name Markasit ist dem Arabischen entlehnt und wird mit "Feuerstein" übersetzt - angelehnt an die Verwendung von Markasit als Feuer entfachender Stein. Wird Markasit auf echten Feuerstein, d.h. das Gestein Feuerstein bzw. Flint, oder Eisen geschlagen, entstehen Funken.
Eigenschaften von Markasit
Markasit ist ein Sulfidmineral mit der chemischen Zusammensetzung FeS2.
Die Farbe von Markasit ist vorwiegend messing- oder bronzegelb, kann aber auch graugrün sein.
Im Laufe der Zeit kann Markasit an der Oberfläche verwittern und rostfarbene bis bunt schillernde Überzüge annehmen, oder mit den Worten von Johann Blumhof (1774 bis 1825; Bergbauingenieur) aus dem Jahr 1821, ist die Farbe von Markasit "speisgelb, zuweilen dem goldgelben sich nähernd; selten bräunlich oder röthlich oder bunt, und zwar insgemein taubenhälsig, zuweilen auf pfauenschweifig bunt angelaufen".
Die Strichfarbe ist schwarz mit einem Stich ins Grüne.
Markasit kristallisiert dem rhombischen Kristallsystem folgend und bildet tafelige und kurzsäulige Kristalle aus. Die Aggregate sind derb, gebogen, strahlig und formieren sich als Kristallgruppe. Bedingt durch dieses Aussehn, das an Hahnenkämme erinnert, wird Markasit teilweise auch Speer- oder Kammkies genannt.
Das Mineral bricht uneben und spröde, die Spaltbarkeit ist unvollkommen. Markasit ist von metallischem Glanz, wobei angewitterte Markasite einen matten Glanz annehmen. Die Transparenz des eisenhaltigen Minerals ist undurchsichtig.
Die Mohsärte von Markasit beträgt 6 bis 6,5 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839) bei einer Dichte von 4,8 bis 4,9 g/cm3.
Entstehung und Verbreitung von Markasit
Markasit kristallisiert im Niedrigtemperaturbereich, kann aber auch unter hydrothermalen Bedingungen entstehen, wenn aus dem Erdinneren aufsteigende heiße Lösungen mit saurem Chemismus in Kalk- oder Tonsteine eindringen.
Die Vorkommen von Markasit werden von zahlreichen Mineralien begleitet, so ist Markasit beispielsweise mit Calcit, Zinkblende, Quarz, Pyrit, Galenit, Dolomit, Baryt, Fluorit, Siderit und Buntkupferkies vergesellschaftet.
Die Vorkommen von Markasit sind rund um den Globus verteilt. In Deutschland kann man Markasit zum Beispiel im Schwarzwald, am Kaiserstuhl, im Fichtelgebirge, Spessart, Odenwald, Taunus, im Harz (u.a. in Goslar/Rammelsberg), Rüdersdorf/Brandenburg, Bergisches Land, Eifel (u.a. Ettringen/Bellerberg), Siegerland, Ruhrgebiet, Vogtland, Altenberg, Annaberg-Buchholz, Ehrenfriedersdorf, Freiberg und Bärenstein finden.
Verwendung und Bedeutung von Markasit
Markasit ist ein bedeutendes Industriemineral, das aufgrund der hohen Gehalte an Schwefel zur Gewinnung des Rohstoffs Schwefel abgebaut wird.
Zudem ist Markasit ein Mineral, das als Schmuckstein in Ringen, Armbändern, Ketten, Ohrringen und Anhängern im angeschwärzten Antik-Optik bzw. Vintage-Look eingefasst wird. Scheinbar. Tatsächlich handelt es sich in den meisten Fällen um Pyrit, der für diese Zwecke verwendet wird. Markasit reagiert zu empfindlich auf Umwelteinflüsse. Das Mineral zerfällt zu Staub und bildet schwefelige Säure, die bei Hautkontakt gefährliche Auswirkungen haben kann. Der Mineralienatlas empfiehlt, Markasit deshalb mit Haarspray zu besprühen, um zu vermeiden, dass das Mineral zersetzt wird.
Schon der Arzt und Mineraloge Urban Friedrich Benedikt Brückmann (1728 bis 1812) beobachtete seinerzeit, dass Schmuck mit Markasit anfangs schön glänzt, mit der Zeit aber matt, rissig und sogar rostig werden kann.
Markasit in der historischen Heilkunde
Genau wie viele andere Mineralien wurde auch Markasit in der Vergangenheit als Arznei verschrieben.
Brückmann zufolge behandelten die historischen Mediziner und Heilkundigen "allerley Krankheiten", aber hauptsächlich Blutungen mit Markasit, weshalb der Stein in alten Lehrbüchern auch als der "Gesundheitsstein" gelistet wurde.
Brückmann schreibt aber auch "Die Gewinnsucht und der Aberglaube haben sonder Zweifel diesem Mineral die Benennung des Gesundheitssteins gegeben".
Dass die in den Apotheken als "Marcasita officinalis" (Zappe, 1817) verkaufte Arznei nicht wirksam ist, wusste auch der Mediziner Friedrich Jahn (1766 bis 1813), demzufolge Markasit "von keinem Werthe für die praktische Arzneikunde" ist.
Trotzdem wird Markasit auch heute noch als Heilstein angeboten, ohne dass die heilende Wirkung von Markasit wissenschaftlich bzw. medizinisch nicht belegt werden konnte.
Nachweis von Markasit
Markasit ist in Salpetersäure löslich.
Ungeschützt an der Luft gelagert, zerfällt das Mineral in kurzer Zeit pulverartig. Markasit versprüht Funken und verströmt den Geruch von Schwefel, wenn das Mineral angeschlagen wird.
Durch Erwärmung auf Temperaturen von 400° erfolgt eine Umwandlung in Pyrit.
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Quellen:
- Brückmann, U. F. B. (1773): Von dem Markasit oder Gesundheitsstein. IN: Abhandlung von den Edelsteinen
- Krünitz, J. G. (1801): Markasit. IN: Oeconomische (Oekonomisch-technologische) Encyclopädie, oder allgemeines System der Staats-Stadt-Haus- und Land-Wirthschaft. und der Kunst-Geschichte.
- Richter, C. F. (1805): Markasit, Marchasit. IN: Neuestes Berg- und Hütten-Lexikon, oder alphabetische Erklärung aller bei dem Berg- und Hüttenwesen vorkommenden Arbeiten, Werkzeuge und Kunstwörter
- Zappe, J. R. (1817): Markasit. IN: Zappe's mineralogisches Hand-Lexicon
- Jahn, F. (1818): Markasit. IN: Auswahl der wirksamsten einfachen und zusammengesetzten Arzneimittel oder Praktische Materia Medica
- Blumhof, J. (1821): Gemeiner Schwefelkies, Markasit. IN: Versuch einer Encyklopädie der Eisenhuttenkunde
- Haidinger, W. R. v. (1845): Markasit. IN: Handbuch der bestimmenden Mineralogie: enthaltend die Terminologie, Systematik, Nomenklatur und Charakteristik der Naturgeschichte des Mineralreiches
- Zippe, F. X. M. (1859): Markasit. IN: Lehrbuch der Mineralogie mit naturhistorischer Grundlage
- Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
- Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
- Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
- Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
- Okrusch, M. und Matthes, S. (2014): Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springer Verlag Berlin Heidelberg
- Schumann, W. (2020): Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten 1900 Einzelstücke. BLV, ein Imprint von GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH
- www.mineralienatlas.de - Markasit
- www.mindat.org - Marcasite