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Calcit

englisch: calcite | französisch: calcite


calcit Foto
Bild 1: kugelförmiger Calcit aus Rumänien


Calcit, Kalkspat und Kalkstein

Bis sich der Name Calcit in der Mineralogie durchsetzen konnte, wurde das Mineral unter vielen Begriffen geführt: Doppelspat, rhomboedrisches Kalkhaloid, Kalchstein, Kalkspath oder Kalkstein, wobei vor allem die Bezeichnung Kalkstein Verwirrung stiftet, insofern Calcit ein Mineral ist und Kalkstein ein Gestein sedimentären Ursprungs.

Um Ordnung in die Namensvielfalt zu bringen, legte der österreichische Geologe und Mineraloge Wilhelm von Haidinger (1795 bis 1871) in seinem 1845 veröffentlichten „Handbuch der Mineralogie“ den Namen Calcit, alternativ Kalzit, fest – auch wenn er bereits zwei Jahre zuvor über die „Calcitkrystalle von Sangerhausen“ schrieb („Uebersicht der Resultate mineralogischer Forschungen im Jahre 1843“).
Bei der Namensgebung wiederum orientierte sich Haidinger an dem französischen Begriff Calcaire bzw. dem lateinischen Spathum calcareum, die wiederum Bezug auf die chemische Zusammensetzung nehmen: Calcit wird aus dem Griechischen ursprünglich mit Kalkstein übersetzt.


Eigenschaften von Calcit

Calcit ist mit der chemischen Zusammensetzung CaCO3 ein Vertreter der Mineralklasse der Carbonate, wobei die Mineralien Aragonit und Vaterit ebenfalls aus Calciumcarbonat bestehen, sich aber hinsichtlich der Kristallsysteme voneinander unterscheiden. In der Mineralogie wird diese Eigenschaft als Polymorphie definiert; Calciumcarbonat ist im Speziellen trimorph.

Calcit kristallisiert dem trigonalen Kristallsystem folgend. Die Kristalle sind prismatisch, rhomboedrisch und skalenoedrisch. Häufig sind Calcitkristalle auch zu Zwillingen oder Viellingen verwachsen. Die Aggregate sind sehr vielfältig: reichen von massig und körnig über oolithisch und stalaktitisch bis hin zu stengelig oder pulverförmig - unter allen bekannten Mineralien gibt es kein zweites Mineral mit einer solchen Formenvielfalt wie Calcit.

Zudem zeichnet sich Calcit durch einen glasartigen bis matten Glanz bei durchsichtiger bis durchscheinender Transparenz aus. Der Bruch des Carbonatminerals ist halbmuschelig bis spröde, die Spaltbarkeit ist sehr vollkommen und geprägt durch parallel verlaufende Streifen der Spaltkörper.

Mit einer Mohshärte von 3 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem deutschen Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839) gilt Calcit als ein weiches Mineral, dessen Dichte 2,6 bis 2,8 g/cm³ beträgt.

sintercalcit - Mineral und Kristalle
Bild 2: Sintercalcit aus Thüringen/Deutschland


Die Farbe von Calcit

Calcit ist in der Reinform farblos.
Beimengungen von verschiedenen Elementen wie Zink, Blei, Kobalt, Magnesium, Eisen, Barium, Mangan und Strontium sowie organische Komponenten wie Kohle oder Bitumen, aber auch Kristallgitteranomalien infolge des Einflusses radioaktiver Strahlung begründen ursächlich die verschiedenen Farben von Calcit.

Die Farbvielfalt von Calcit erkannte schon 1789 Dietrich Ludwig Karsten (deutscher Mineraloge, 1768 bis 1810), die er in seinem Werk unter der Überschrift „Abänderungen der Farbe“ aufzählte: weiß, gelb, grün, grau und rot, aber auch orange, blau und schwarz sind gängige Calcitfarben. Die seltenste aller Farben von Calcit ist blau, die zudem nicht beständig ist und zum Farbverlust/Verblassen neigt.

Die Strichfarbe von Calcit – die Farbe, die erscheint, wenn ein Mineral über ein unglasiertes Porzellantäfelchen gestrichen wird – ist trotzdem immer weiß.


Entstehung und Verbreitung von Calcit

Calcit ist ein Mineral sedimentären Ursprungs, das entsteht, wenn über den Zeitraum von Jahrmillionen in flachen Meeresbecken oder Seen kalkreiches Wasser verdunstet.

Die Entstehung von Calcit ist auch möglich in Form von Ausfällungsprodukten heißer, kalkhaltiger Quellen.
Tropfsteine bestehen ebenso aus Calcit und entstehen, wenn durch kohlenstoffdioxidhaltiges Wasser Kalk aus karbonathaltigen Ausgangsgesteinen gelöst wird und durch Spaltrisse und Gesteinshohlräume sickert. Auf diese Weise entwickeln sich über viele Jahre vom Untergrund emporwachsende (Stalagmiten) sowie von der Höhlendecke reichende (Stalaktit) Mineralkonkretionen.

Weiterhin ist Calcit mineralischer Bestandteil vieler Gesteine; Calcit kommt beispielsweise als Gemengteil in Rogenstein, Grün- und Blauschiefer, Schalstein, Lapislazuli, Versteinertem Holz, Muschelkalk, Diabas, Dolomit, Marmor und Travertin vor.

Die Vorkommen von Calcit sind mit zahlreichen anderen Mineralen vergesellschaftet, darunter unter anderem Bustamit, Perowskit, Glaukophan, Gismondin und Goosecreekit sowie Yugawaralith/Zeolithe, Gehlenit, Lasurit und Afghanit/Foide, Manganit, Kämmererit/Chlorit, Brucit, Adular/Feldspat, Dravit/Turmalin, Alloklas, Amethyst und Bergkristall/Quarz, Datolith, Tremolit, Stichtit, Sapphirin, Galenit, Pyrit, Zinkblende, Realgar, Markasit und Pyrolusit.

Calcit ist ein weltweit häufig verbreitetes Mineral, das zum Beispiel in Grönland; Island; Skandinavien; Schottland; England; Frankreich; Deutschland; Süd- und Osteuropa, aber auch im südlichen Afrika; Asien; Süd-, Mittel- und Nordamerika zu finden ist.



Calcit - Aufnahme des Minerals
Bild 3: Orangencalcit


Verwendung und Bedeutung von Calcit

Wegen der Vielgestaltigkeit der Kristalle ist Calcit insbesondere für Mineraliensammelnde von Interesse.
In der Schmuckbranche ist Calcit weniger von Bedeutung. Der Grund: Calcit ist ein sehr weiches Mineral, das aufgrund der Härte im Alltag leicht zerkratzen oder absplittern würde. Facettenschliffe würden mit einem hohen Materialverlust einhergehen. Stattdessen wird Calcit mit simplen Glattschliffen versehen, mit denen die Farbe und mögliche Muster betont werden.
Weitaus häufiger kommt Calcit als Zuschlagstoff in Farben, Gläsern oder Zement zum Einsatz. Desweiteren dient Calcit als Dekorstein in Wandvertäfelungen oder als Zuschlagstoff in Dünger zum Einsatz.

Heilstein Calcit

Daneben gibt es Calcit im Handel als Heilstein mit allerlei Versprechungen zu kaufen.

Die Verwendung von Calcit als Heilstein geht weit in die Geschichte der Menschheit zurück. Eine der ältesten Überlieferungen zur Nutzung von Calcit als Arznei stammt aus der Feder von Hildegard von Bingen (1098 bis 1179). In ihrem Werk Physica berichtet die heilkundige Nonne von der Wirkung auserwählter Mineralien und anderer Materialien auf die Gesundheit bzw. bei welchen Erkrankungen sich welche Steine bewährt bewährt haben. Allerdings beruhen ihre Aussagen nicht auf Empirie oder wissenschaftlichen Erkenntnissen, vielmehr wurde ihr die jeweilige Wirkung der Steine via Visionen zugetragen.
Calcit, der damals bei Hildegard von Bingen noch unter dem Eintrag "Kalk" gelistet wurde, empfahl sie bei äußeren Entzündungen der Haut. Kalk gemischt mit Weinessig oder Wein ergeben eine zähe Paste, das sog. caementum, das auf die entzündeten Stellen aufgetragen wird. Gleichzeitig weist sie darauf hin, dass Kalk nur äußerlich verwendet werden darf und keinesfalls gegessen werden sollte.

Diese Aussage deckt sich auch mit den Schilderungen des Physikers, Mediziners und Mineralogen Johann Wilhelm Baumer (1719 bis 1788). Der "innerliche Gebrauch des Kalksteins, hauptsächlich des unreinen, ist nicht anzuraten". Kalkstein nicht im Sinne des Gesteins Kalkstein, sondern als Synonym für Calcit. Überhaupt war Calcit lange Zeit unter vielen Namen bekannt: Blättriger oder kristallartiger Kalkstein oder Kalkspath.
Stattdessen setzte Baumer auf "gewaschenen Kalk", d.h. von mineralischen Verunreinigungen gereinigter Calcit, in der Funktion als Pflaster - "emplastrum defensivum".

Weitere Anwendungsbereiche von Calcit werden in historischen Medizinbüchern nicht aufgeführt, auch weil die vermeintliche Wirkung von Calcit auf den Körper in wissenschaftlichen Studien nicht bewiesen werden konnte.


Calcit bestimmen

Calcit ist in kohlensäurehaltigem Wasser und in verdünnter, kalter Salzsäure löslich und sprudelt währenddessen auf. Mitunter fluoresziert Calcit infolge von elementaren Beimengungen rötlich.


Calcit kann auch mit Essig oder Zitronensäure (Zitronensaft) bestimmt werden. Bei Kontakt mit der Säure löst sich der Kalk, was sich durch ein leichtes Aufschäumen bemerkbar macht.

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Quellen:

Autor: (steine-und-minerale.de)

Letzte Aktualisierung: 24.07.2024

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