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Abendsteine - Edelsteine für die Nacht



Der Zauber vieler Edelsteine liegt nicht zuletzt an den unzähligen Farben und optischen Effekten. Steine, die in verschiedenen Farben changieren, im Kerzenlicht plötzlich eine andere Farbe haben als am Tag, sternenförmige Lichtstrahlen im Kristall verbergen oder abends eine viel intensivere Farbe präsentieren: Abendsteine.



Abendsteine

Auch wenn es keine offizielle Definition des Begriffs Abendstein gibt, so lassen sich Abendsteine als Mineralien zusammenfassen, deren Schönheit am besten abends zur Geltung kommt und die zum Schutz vor Farbverlust nur selten tagsüber getragen werden sollten.
Demzufolge können Abendsteine in zwei Kategorien eingeteilt werden:

Im Geschäft, beim Juwelier oder in der Online-Präsentation: das Mineral oder der mit Edelsteinen besetzt Schmuck erstrahlte in leuchtenden Farben. Zu Hause oder im Tageslicht ist die Überraschung und vielleicht auch die Enttäuschung groß: der Stein erinnert nur wenig an das Produktfoto oder die Optik im Laden.
Einen Vorwurf kann man den HändlerInnen jedoch nicht unbedingt machen. Sie wissen, wie sie den Stein oder Schmuck im wortwörtlich besten Licht präsentieren und so zum Kauf oder Klick in den Warenkorb animieren.


Verblassende Kristalle

Der Großteil aller Mineralien entsteht fernab vom Tageslicht in Hohlräumen von Gesteinen, unterirdischen Höhlen oder Gängen, Mit der Sonne kommen viele Mineralien erst nach dem Abbau in Kontakt und was die Kräfte der Natur in unzähligen Millionen von Jahren geschaffen haben, kann schon bald die Farbe verlieren. Rosenquarz wird nach und nach weiß, Amethyst ist nur noch verwaschen violett und Opal schon bald nur noch schwach.

In spirituellen Kreisen ist dann häufig die Rede davon, dass der Stein die heilende Energie verloren hat. Tatsächlich geht der Grund tiefer in die mineralogische Materie. Sonnenlicht, insbesondere der Einfluss der UV-Strahlung, kann zu minimalen chemischen Veränderungen im Kristall führen, sodass bspw. Die farbgebenden Verbindungen oder Element „umgebaut“ oder zerstört werden.

Neben Rosenquarz, Opal und Amethyst sind auch Citrin, Rauchquarz, Ametrin, Danburit, Blautopas/Topas, blauer Calcit, Ratanakiri-Zirkon, violetter Skapolith und Larimar besonders lichtempfindlich und reagieren langfristig auf den Kontakt mit Sonnenlicht.
Aber auch Steine, deren Farbe durch Brennen oder Bestrahlung nachträglich auf die Sprünge geholfen wurde – eine gängige Praxis, um Farbnuancen zu kreieren, die dem Lehrbuch entsprechen, weil die ursprüngliche Farbe fleckig, zu hell oder zu dunkel ist, neigen schneller und häufiger zum Farbverlust.

Die Lösung: den Stein nicht zu oft und zu lange im Sonnenlicht tragen und im lichtgeschützten Schmuckkästchen aufbewahren.


Steine für den Abend

Als der russische Mineraloge Franz Wörth 1830 zum ersten Mal einen Alexandrit in den Händen hielt, staunte er nicht schlecht. Das Mineral stammte aus den Smaragd-Minen von Malyshevo im Ural/Russland und wurde aufgrund der grünen Farbe zunächst als Smaragd identifiziert. Bei späteren Untersuchungen unter Kunstlicht war das Mineral plötzlich rot wie ein Rubin. Schon bald wurde das Mineral mit dem Farbwechseleffekt als eigenständiges Mineral bestimmt und erhielt den Namen Alexandrit. Und weil der Farbwechsel bei diesen Mineral erstmals beobachtet wurde, hielt das Phänomen unter dem Eintrag Alexandrit-Effekt Einzug in die Lehrbücher der Mineralogie.

Die Ursache, weshalb Mineralien mit Alexandrit – im Übrigen auch üblich bei Farbwechselfluorit, Farbwechselgranat und Chamäleondiamanten – wird mit der Lichtbrechung im Kristall begründet, die wie ein Filter nur die Wellenlängenbereiche von grünem und rotem Licht absorbieren. Das heißt: an den Atomen, den Bausteinen eines Mineral, werden unter Kunstlichtbedingungen andere Wellenlängen des Lichts angesprochen als unter Tageslicht, was sich im Farbwechsel äußert.

Ähnlich verhält es sich mit Mineralien, die unter LED-Licht, im Kerzenschein oder oder unter simplen Glühbirnen mit einer hohen Brillanz punkten oder deren Farbe noch intensiver, tiefer wirkt. Darunter fallen zum Beispiel Mineralien mit einer hohen Dispersion wie Danburit, Diamant oder der Kunstkristall Fabulit, aber auch Kunzit, Paraiba-Turmalin, Padparadscha-Saphir, Fancy Saphire, Aquamarin, Tansanit, Rubin und Saphir zeigen im künstlichen Licht ihre komplexe Farbenpracht.

Feueropale, die wie andere Opale aufgrund der Neigung des Verlusts von Kristallwasser und damit einhergehend dem Verlust der Opaleszenz ohnehin nur wenig Sonnenlicht und Wärme abbekommen sollten, schillern abends besonders faszinierend.

Die Granatvarietäten Pyrop, Almandin und Hessonit beweisen im Kerzenschein, warum diese Mineralien in der Vergangenheit auch Karfunkelstein genannt wurden. Der aus dem Lateinischen hergeholte Name wird mit glühende Kohle übersetzt und an selbige erinnern die genannten Mineralien im Kunstlicht. Genau wie das Grün der Granatcousins Demantoid und Tsavorit im künstlichen Licht deutlich lebendiger und funkelnder ist als im Sonnenschein.

Tansanit, der tagsüber schon mit einer blau-violetten Farbe beeindruckt, wirkt am Abend wie ein tiefvioletter Amethyst und königsblauer Saphir zugleich.


Auch interessant:


Quellen:
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Schumann, W. (2020): Edelsteine und Schmucksteine: alle alle Arten und Varietäten; 1900 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München

Letzte Aktualisierung: 10. November 2023



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