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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 11.06.2024


Granat

Granat - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: garnet | französisch: grenat


Granat Foto
Granat

Inhaltsverzeichnis Granat


Karfunkelstein Granat

Bevor das Mineral Granat seinen heutigen Namen erhielt, war der Stein unter der Bezeichnung carbunculus alabandicus bekannt. Schon der römische Universalgelehrte Plinius d.Ä. (25 bis 79 n. Chr.) erwähnte in seinen Aufzeichnungen Granat, damals aber noch als carbunculus alabandicus – angelehnt an den Fundort in Alabanda in der Türkei und carbunculus, weil ihn die Farbe des Minerals an glühende Kohle erinnerte.

Der Begriff Granat hingegen tauche erstmals im 13. Jahrhundert in der Literatur auf. Der deutsche Gelehrte Albertus Magnus (1200 bis 1280) unterscheidet in seinem Werk De mineralibus als einer der ersten die Familie der carbunculus-Mineralien bzw. Karfunkelsteine, die bis dato sämtliche roten Steine umfasste, ohne genauer dem Mineral nach zu unterscheiden. Als granatus – körniger Stein (lat. Granum = Korn) definierte er rote, kornförmige Steine von durchsichtiger Transparenz, wobei sich Magnus bei der Namensgebung auf die Form der Kristalle bezog und nicht zwischen Rubin, rotem Spinell oder den Granat-Varietäten Pyrop und Almandin unterschied.

1828 befasste sich der Mineraloge Carl Hartmann (1796 bis 1863) ebenfalls mit der Etymologie des Begriffs Granat und schrieb: "Der Name Granat ist vom brennenden Roth des sogen. edlen Granats und der Aehnlichkeit seiner Farbe mit der Blüthe des Granatbaumes entlehnt".

Was Granat, Granatapfel und Granit gemeinsam haben, ist nicht nur der Wortstamm, sondern auch eine bestimmte Körnigkeit der Kristalle, Gemengteile (Mineralkörner im Gestein) und die Form der Früchte.


Eigenschaften von Granat

Unter dem Namen Granat wird in der Mineralogie eine Gruppe von Mineralien mit vergleichbaren optischen, physikalischen Eigenschaften und verallgemeinerbarem Chemismus definiert. Die chemische Zusammensetzung von Granat wird über die allgemeine Summenformel A3B2[SiO4]3 angegeben, wobei A durch zweiwertiges Calcium, Eisen, Magnesium und Mangan substituiert werden kann, B durch dreiwertiges Eisen, Aluminium, Chrom oder Titan ersetzt werden.
Der Zusammensetzung entsprechend werden die Endglieder der Granatgruppe in Aluminiumgranat (Pyralspit-Reihe) sowie Calciumgranat (Ugrandit-Reihe) unterschieden.

Tab. 1: Einteilung der Granatgruppe
ReiheMineralZusammensetzungFarbe
Pyralspit-Reihe (Aluminiumgranat)
  • Mg3Al2[SiO4]3
  • Fe3Al2[SiO4]3
  • Mn3Al2[SiO4]3
  • dunkelrot, violett, rotschwarz
  • rot, schwarz, rotbraun
  • gelb, orange, orangebraun
Urgandit-Reihe (Calciumgranat)
  • Ca3Al2[SiO4]3
  • Ca3Fe2[SiO4]3
  • Ca3Cr2[SiO4]3
  • farblos, gelb, grün, rosa, braun
  • rot, gelb, grün, schwarz
  • smaragdgrün


Die Endglieder der Aluminium- und Calciumreihe werden um zusätzliche Varietäten ergänzt, sodass die in der Tabelle aufgeführten Mineralien nicht alle Vertreter der Granatgruppe genannt werden. So zählen bspw. Topazolith, Demantoid, Goldmanit, Hydrogrossular, Calderit, Knorringit und Skiagit ebenfalls zur Granatgruppe.


Tab. 2: Varietäten einzelner Granat-Vertreter und Granate nach geographischer Herkunft
MineralMerkmalFarbe
DemantoidVarietät von Andraditgelbgrün
HessonitVarietät von Grossularzimtfarben
HydrogrossularVarietät von Grossulargraugrün
LeukogrossularVarietät von Grossularfarblos
Lindi-GranatGranat aus Lindi/Tansaniarot, rotbraun
MelanitVarietät von Andraditschwarz
Merelani Mint GranatGrossular aus den Merelani Hills/Tansaniamintfarben
Mosambik-GranatMischkristall aus Pyrop und Almandinrot, rotbraun
RhodolithMischkristall aus Almandin und Pyroprosa, rosa-rot oder purpurfarben
Schorlomiteigenes Granatmineraldunkelgrau, schwarz
Tocantin-GranatHandelsname für Granat aus Tocantins/Brasiliendiverse Rottöne
TopazolithVarietät von Grossularwein- oder honiggelb
TsavoritVarietät von Grossularsmaragdgrün
UmbalithHandelsname für Rhodolith vom Fluss Umba/Tansaniapurpur-rot


Granate werden der Systematik der Mineralien zufolge den Silikatmineralien zugeordnet.

Granat-Mineralien kristallisieren dem kubischen System folgend, wobei die Kristalle in kugeligen oder einzeln aufgewachsenen Aggregaten erscheinen.

Granat Kristallform
Typische Kristallormen von Granat (Quelle: Max Bauer - Die Edelsteinkunde, 1896)

Der Glanz von Granat ist glasartig bis fettig bei durchsichtiger, durchscheinender oder undurchsichtiger Transparenz. Der Bruch von Granat wird als muschelig bis spröde splitternd beschrieben, die Spaltbarkeit ist unvollkommen.

Die Mineralien der Granatgruppe sind vergleichsweise harte Minerale: Die Mohshärte variiert zwischen 6,5 und 7,5 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839). Die Dichte beträgt 3,4 bis 4,5 g/cm³.


Granat Böhmen
Der Edelstein Granat - Schleifmühle in Böhmen (Quelle: Liebig´s Fleisch-Extract Sammelkarten)


Die Farbe von Granat

Die Farbe von Granat ist überwiegend rot, kann aber auch - je nach Varietät - orange, rosa, rotviolett, braun, dunkelgrau, grün oder farblos sein. Magnus definierte seinerzeit Granat noch vereinfacht als roten, durchsichtigen Stein - "lapis rubens & perlucidus".

In der Vergangenheit wurde Granat der Farbe nach in edlen und gemeinen Granat unterschieden. So steht bei Hartmann 1828: "Die Farbe des edlen Granats ist stets roth". "Der gemeine Granat hat selten rothe und dann nur schmutzige Farben", die der Chemiker Joseph Redemt Zappe 1804 genauer definiert: "leber-röthlich- und gelblichbraun, isabellgelb, oliven-pistacien-spargel-berg- und lauchgrün".
Als alleiniges Bestimmungsmerkmal der einzelnen Granatvertreter kann die Farbe nicht herangezogen werden. Viele Farben kommen unter den einzelnen Granat-Mineralien mehrfach vor, weshalb in der historischen Literatur zum Thema Granat häufig die Einteilung der Granat-Varietäten nach der Farbe zu lesen ist, bspw. bei Hartmann:

  1. "Rother Granat" mit Almandin, Pyrop, Grönlandit, Mangankiesel und Karfunkel
  2. "Gelber Granat" mit Topazolith, Sulzinit
  3. "Grüner Granat" mit Aplom, Grossular, Allochroit
  4. "Brauner Granat" mit Rothhoffit, Romanzowit, Pechgranat, Kolophonit
  5. "Schwarzer Granat" mit Melanit und Pyrendit
Dabei werden viele Granate aufgezählt, die heute unter anderen Namen bekannt sind.

Die Strichfarbe von Granat ist trotz der vielen Farben immer weiß.

Granat Varietäten
Granat-Varietäten (Quelle: Max Bauer - Die Edelsteinkunde, 1896)

Blauer Granat

Der älteren Literatur zum Thema Mineralogie folgend sind bei dem Mineral Granat alle Farbgebungen mit Ausnahme von blau möglich.
Die Entdeckung von Blauen Granaten und Farbwechselgranaten, u.a. in blauer Farbe, widerlegen diese Aussagen. Die ersten blauen Granate wurde 1998 in Bekily/Madagaskar gefunden. Die blaue Farbe ist eingehenden Untersuchungen zufolge mit Vanadium- und Chromgehalten zu erklären (Näheres siehe: Steckbrief Blauer Granat).


garnet - Mineral und Kristalle
Granat in Glimmerschiefer


Entstehung und Verbreitung von Granat

Granat entsteht auf verschiedene Weise. Am häufigsten ist Granat metamorphen Ursprungs, d.h. Granat ist ein Mineral, das unter hohen Temperatur- und/oder Druckverhältnissen gebildet wird. Entstehungsbedingt sind die Vorkommen von Granat an entsprechende metamorphe Gesteine wie Schiefer oder Marmor gebunden. Daneben wurden Funde von Granat beschrieben, die im Zusammenhang mit vulkanischen Gesteinen entdeckt wurden.

Zudem ist Granat mineralischer Bestandteil zahlreicher Gesteine (Gesteine werden aus Mineralen aufgebaut) und unter anderem Gemengteil von Glimmerschiefer, Gneis, Pegmatit, Eklogit und Dolomit.

Granate sind weltweit sehr häufig vorkommende Mineralien, die auf allen Kontinenten zu finden sind.


tocantin-granat - Aufnahme des Minerals
Almandin im Ovalschliff

Verwendung und Bedeutung von Granat

Granat ist vorwiegend als Edelstein in Gestalt von Granatschmuck von Bedeutung.
Ebenso bedeutend ist pulverisierter Granatsand in der Industrie, wo das Mineral als Poliermittel benutzt wird.


Granatschmuck

Als im 18. Jahrhundert in Tschechien vielversprechende Granatvorkommen entdeckt wurden, entstand ein völlig neuer Wirtschaftszweig in der Region Böhmen. Die hier abgebaute Granat-Varietät Pyrop wurde aufgrund eines historischen Handelsmonopols vor Ort geschliffen, zu Schmuck verarbeitet und verkauft.

Auch heute noch ist Böhmischer Granatschmuck begehrt und wird der ähnlichen Farbe wegen als kostengünstigere Alternative zu Rubinen angeboten.

Damit die Farbe der einzelnen Granate und deren Farbenspiel im Licht betont wird, werden die Steine vor allem facettiert und beispielsweise im Rundschliff, Oktagonschliff, Ovalschliff, Herzschliff, Antikschliff, Navette/Marquiseschliff oder Prinzess-Schliff gehalten. Granate, deren Reinheit durch Einschlüsse beeinträchtigt ist und die deshalb durchscheinend oder undurchsichtig sind, werden zu glatt polierten Cabochons verarbeitet.


Granat in der historischen Heilkunde

Daneben wird Granat als Chakrastein/Heilstein verkauft, ohne dass die Wirkung von Granat und anderen Heilsteinen auf die Gesundheit von Körper und Psyche in klinischen Studien bewiesen werden konnte.
Schon Hildegard von Bingen arbeitete in ihrer Lithotherapie mit Karfunkelsteinen, benannte diese aber nicht genauer.

Der Brauch, Mineralien eine bestimmte Heilwirkung zuzuschreiben, setzte sich auch in den folgenden Jahrhunderten durch.
So schreibt der Arzt und Botaniker Adam Lonitzer (1520 bis 1586), Granat "macht das Herz fröhlich und verbreitet die Traurigkeit". Der Physiker, Mediziner und Mineraloge Johann Wilhelm Baumer (1719 bis 1788) dokumentiert, dass Granat in der Vergangenheit eingesetzt wurde, um Blutungen zu stillen. Zudem würde Granat auch gegen "Melancholie und rothe Ruhr" helfen, ist in einem Werbeprospekt der Zeitschrift der Aufrichtige Juwelier aus dem Jahr 1801 zu lesen.

Da die Mineralogen des 17. und 18. Jahrhunderts fachlich häufig auch auf den Fachgebieten Medizin, Pharmazie, Chemie und Physik versiert waren, stellten diese schon damals die althergebrachten Überlieferungen zu vermeintlichen Heilsteinen in Frage. Aufgrund des fachübergreifenden Wissens wussten sie von den feinstofflichen Wirkungen - auch von Mineralien - im Körper.
Die Meinungen zu Heilsteinen waren kritisch; siehe Baumer „Die zur Arzney oder zu anders Dingen gebrauchten Edelsteine schicken sich in Wahrheit besser in die Werkstätte der Goldschmiede“. Ähnliches zur therapeutischen Wirksamkeit schreibt Johann Friedrich Niemann (1764 bis 1846) 1807: die „Empyrie ließ an keine Verbesserung der Arzneimittellehre denken“ - das heißt: schon damals konnte kein Einfluss von Mineralien auf die Gesundheit belegt werden.


Nachweis von Granat

Granate sind Säuren gegenüber sehr resistent, fluoreszieren nicht und weisen auch keinen Pleochroismus auf.


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Quellen:

Mineralien-Steckbriefe