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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 12.06.2024


Grossular

Grossular - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: grossular | französisch: grossulaire


Grossular - Der grüne Granat aus Russland

Die ersten Grossular-Kristalle wurden um 1800 in Tschernyschwesk/Jakutien im Mündungsbereich der Flüsse Wiljui und Akhtaragda entdeckt.
Bei der Namensgebung bezog sich der deutsche Mineraloge Abraham Gottlob Werner (1749 bis 1817) sowohl auf die Farbe als auch die Form der Kristalle, die ihn an Stachelbeeren erinnerten – daher der aus dem Lateinischen stammende Name Grossular bzw. wie der Mineraloge Nikolai Koksharov 1858 schreibt: "Den Namen hat Werner von der Frucht des Stachelbeerstrauchs (Ribes grossularia) entlehnt, wegen der Aehnlichkeit des Mineral mit derselben".


Grossular Mineral
Grossular mit typischen kubischen Kristallen

Inhaltsverzeichnis Grossular

Eigenschaften von Grossular

Grossular ist ein Silikatmineral mit der chemischen Zusammensetzung Ca3Al2(SiO4)3, das innerhalb der Mineralklasse der Siliakte ein Vertreter der Granat-Gruppe (u.a. Almandin, Pyrop, Spessartin, Melanit und Demantoid) ist; im Speziellen: der Urgandit-Reihe (repräsentiert durch die Granate Uwarowit, Grossular und Andradit) - während folgende Mineralien wiederum Varietäten von Grossular sind:

  • Tsavorit: smaragdgrün
  • Rosolith: himbeerfarben
  • Hydrogrossular: grün bis graugrün
  • Hessonit: hyazinthrot
  • Leukogrossular: farblos

Grossular kristallisiert dem kubischen Kristallsystem folgend und bildet trapezoedrische oder dodekaedrische Kristalle. Die Aggregate sind körnig, massig oder kompakt.

Grossular zeichnet sich durch einen glas- bis harzartigen Glanz aus. Die Transparenz von Grossular ist durchsichtig bis durchscheinend – zurückzuführen auf Einlagerungen von Fremdmineralien wie Aktinolith, Apatit, Diopsid und Zirkon, wobei Wachstumslinien ebenfalls die Reinheit der Kristalle beeinträchtigen können. Grossular weist einen muschelig-unebenen Bruch auf, die Spaltbarkeit ist nicht vorhanden.

Die Mohshärte von Grossular beträgt auf der zehnstufigen Skala nach Friedrich Mohs (1773 bis 1839, deutscher Mineraloge) 6,5 bis 7 – vergleichbar mit Quarz – bei einer Dichte von 3,59 bis 4 g/cm³.


Die Farbe von Grossular

Als die ersten Grossularkristalle zu Beginn des 19. Jahrhundert entdeckt wurden, wurde der Fund anfangs als der „Sibirische grüne Granat“ bezeichnet. Tatsächlich ist die für Grossular typische und am häufigsten vorkommende Farbe Grün: hellgrün, braun-grün, mittelgrün oder gelbgrün oder wie der Mineraloge Carl Hartmann (1796 bis 1863) im Jahr 1828 über die Farbe von Grossular schreibt: "spargel und berggrün". Der russische Mineraloge Nicolai Koksharov (1818 bis 1893) 1858 ergänzend dazu: "von grünlich und gelblichweisser bis spargelgrüner, ölgrüner, graulichgrüner und licht olivengrüner Farbe".

Die mintgrünen Kristalle von den Merelani Hills in Tansania haben sich mittlerweile einen eigenen Namen gemacht und werden im Handel unter dem Begriff Merelani Mint Granat geführt.

Dabei ist Grün nicht die einzige Farbe von Grossular. Grossular gilt als das farbenreichste Mineral innerhalb der Granatgruppe. Neben durchsichtigen, farblosen Kristallen kann Grossular auch von gelber, grauer, rosa, brauner oder schwarzer Farbe sein – abhängig von den enthaltenen farbgebenden Elementen, wobei Eisen, Mangan und Chrom zu nennen sind.
Liegt der Eisenwert von Grossular unter zwei Prozent, erscheint das Mineral farblos oder blaß-grün. Ein höherer Eisengehalt erzeugt Grün- und Brauntöne, während Chrom ursächlich für intensiv grünen Grossular ist und Mangan das Mineral orange bis rosa färbt.

Die Strichfarbe von Grossular – der pulverisierte Abrieb, der beim Streichen eines Minerals über eine unglasierte Porzellantafel entsteht – ist weiß.


Entstehung und Verbreitung von Grossular

Grossular entsteht unter regional- oder kontaktmetamorphen Bedingungen bspw. im Zuge der Gebirgsbildung und anderen tektonischen Aktivitäten unter hohen Druck- und/oder Temperaturverhältnissen und ist deshalb als Gemengteil (mineralischer Bestandteil) auch in Marmor, Gneis, Schiefer und Serpentinit enthalten.

Dabei sind die Vorkommen z.B. mit Chlorit, Calcit, Gehlenit, Tremolit, Dioptas, Quarz, Vesuvianit, Idokras, Klinozoisit, Epidot, Tremolith, Dolomit, Skapolith und Wollastonit vergesellschaftet.

Nennenswerte Grossular-Vorkommen befinden sich in Kitaa/Grönland; Ayrshire, Argyll/Schottland; Cumbria, Cornwall, Devon/England; Zermatt/Schweiz; Prešov, Košice/Slowakei; Insel Elba/Italien; Ural, Sibirien, Jakutien/Russland; Oblast Montana/Bulgarien; Tansania; Mali; Guinea; Kenia; Südafrika; Pakistan; Tamil Nadu, Rajasthan/Indien; Sri Lanka; China; Honshu/Japan; New South Wales, Victoria/Australien; Rio Grande do Norte, Bahia/Brasilien; Honduras; Xalostoc, Chihuahua/Mexiko; Alaska, Utah, Arizona, Kalifornien, Washington, Maine, Pennsylvania/USA und Quebec/Kanada.


Grossular-Fundstellen in Deutschland

  • Baden-Württemberg: Berghaupten, Detzeln, Feldberg, Steinach, Todtnau/Lörrach
  • Bayern: Aschaffenburg, Kropfmühl, Lichtenberg, Röhrnbach, Weiden, Wunsiedel, Wurlitz
  • Hessen: Hirzenhain, Hochstädten, NIeder-Rahnstadt
  • Niedersachsen: Bad Harzburg
  • Rheinland-Pfalz: Bellerberg/Ettringen, Daun, Glees, Kruft, Kusel
  • Sachsen-Anhalt: Schierke/Wernigerode, Thale
  • Sachsen: Beierfeld, Ehrenfriedersdorf, Schwarzenberg, Tirpersdorf
  • Thüringen: Unterbreizbach

Verwendung und Bedeutung von Grossular

Qualitativ hochwertige Grossulare werden vorrangig zu Schmuck verarbeitet (auch bekannt unter dem Begriff Edelgrossular).
Anderweitig ist Grossular als Polier- und Schleifmittel von Bedeutung und wird als Heilstein verkauft, ohne dass die Wirkung von Grossular auf die Gesundheit von Körper und Seele in klinischen Untersuchungen bewiesen werden konnte.


Nachweis von Grossular

Grossular ist nicht in Säure löslich.


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Quellen:

  • Hartmann, C. (1828): Granat. IN: Handwörterbuch der Mineralogie und Geognosie
  • Koksharov, N. I. (1858): Materialien zur Mineralogie Russlands
  • Bauer, M. (1886): Kalkthongranat, Grossular. IN: Lehrbuch der Mineralogie
  • Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
  • Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
  • Okrusch, M. und Matthes, S. (2014): Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde
  • Schumann, W. (2020): Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten 1900 Einzelstücke
  • www.mindat.org - Grossular

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