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Mali-Granat - Grüner Grossular aus Afrika



Zwischen Wüstensand und uralten Gesteinen wurde vor etwa 30 Jahren ein Mineral gefunden, das weit über die Grenzen von Mali hinaus begeisterte: der grüne Granat Grossular.



Granat ist nicht gleich Granat

Granat: ein Mineral, das häufig mit der Farbe Rot in Verbindung gebracht wird; orangerot wie Feuer, intensiv rot wie glühende Kohle oder bordeauxrot wie Wein.

Doch der Name Granat steht in der Mineralogie für kein einzelnes Mineral, sondern eine ganze Gruppe von Mineralien, deren Farbe von leuchtendem Orange über ein tiefes Violett bis hin zu zimtfarbenen Nuancen, pastelligen Minttönen und einem kräftigen Grün reicht.

Grün als Farbe von Granat ist gemeinhin weniger bekannt. Dabei zeigen die Granatmineralien Grossular, Demantoid, Uwarowit und Tsavorit, dass Granat dank Spuren von Chrom und Vanadium alles andere als nur ein roter Edelstein ist. Tatsache ist allerdings, dass Grün unter allen Granatfarben die seltenste ist und Tsavorit und Demantoid noch vor Uwarowit und Grossular in puncto Seltenheit rangieren.


mali granat grossular
Mali-Granat

Mali: Ein geologisches Fenster in die Vergangenheit

Im Westen von Afrika liegt ein Land, das aus Sicht der Geologie zu den ältesten Regionen der Erde zählt: Mali. Auf dem Gebiet, wo heute Mali an Guinea grenzt, entstanden vor Jahrmillionen unter enormen Druck- und Temperaturverhältnissen Bereiche mit metamorphen Gesteine. Gesteine, deren einstiger Mineralbestand im Chemismus durch aufsteigende Intrusionen infolge der Konktaktmetamorphose, genau wie durch die Regionalmetamorphose, verändert wurden und zur Entstehung neuer Mineralien führten. Ein Zeugnis dessen sind die Grossular-Vorkommen in Mali.

Die Mali-Granat-Lagerstätten werden als alluviale Sekundärlagerstätte beschrieben, d.h. die Mineralien wurden durch Wasser (Flüsse oder Bäche) transportiert und an einen anderen Ort als den der Entstehung abgelagert, nachdem die Mineralien vorher durch Verwitterung oder Erosion aus dem Muttergestein herausgelöst wurden.

Als besonders wichtiges Vorkommen hat sich die Region Kayes im äußersten Südwesten gezeigt, wo Grossular rund um Diakon und Sandaré abgebaut wird. Zusammen mit kugelförmigem Prehnit, Chlorit, Epidot, Melanit, Vesuvianit, Magnetit, Quarz und Titanit.


Der Grossular von Mali

Die Entdeckung der ersten grünen Mali-Granat in Sandaré wird auf Jahr 1994 datiert, wobei die hiesigen Granatvorkommen schon seit 1914 bekannt gewesen waren, aber in Vergessenheit gerieten.

Kurz nach den Funden der grünen Kristalle machten die Steine Halt in Idar-Oberstein zwecks genauerer Untersuchungen Halt und wurden 1995 auf der INTERGEM in München vorgestellt.

Da die Nachfrage nach dem grünen Granat aus Mali schnell anstieg und die Vorkommen in Mali vielversprechend waren, wurde das Mineral ab 1995 in großem Maßstab abgebaut. Im Jahr 1999 versiegten die grossularreichen Quellen in Mali allmählich, sodass auch heutzutage vornehmlich Steine aus der Ära von 1994 bis 1999 im Umlauf sind. Seit den 2000er Jahren wurden vermehrt kleinere Kristalle gefunden, deren Qualität der Farbe nicht mit dem Steinen aus den 1990er Jahren vergleichbar war. Zudem waren in den Anfangsjahren seit dem Abbau Grossulare mit einem Gewicht von fünf oder mehr Karat gängig, heute liegt das Gewicht eines einzelnen Kristall zwischen einem und weniger Karat, seltenst mehr und ist von körnchenförmigem sowie dodekahedralem Habitus (Zwölfflächner).
Randnotiz: der größte Mali-Granat wiegt 57,5 Karat und ist im Brillantschliff gehalten.

Mineralogisch handelt es sich bei Mali-Granat um einen Grossular-Andradit-Mischkristall im Verhältnis 95:5 %, weshalb Granate mit dieser Zusammensetzung auch Grandit genannt werden. Die Bezeichnung Mali-Granat hingegen ist lediglich ein geographischer Herkunftsbezug.

Als der Mineraloge Abraham Gottlob Werner (1749 bis 1817) eine Granatvarietät auf den Namen Grossular taufte, waren für ihn zwei Punkte entscheidend: die Farbe und Form der Kristalle, die ihn an Stachelbeeren erinnerten, weshalb er den botanischen bzw. lateinischen Namen Ribes grossularia zum Namenspaten des Minerals kürte.

Die idealtypische Farbe von Mali-Grossular ist ein warmes, erdiges Olivgrün, das oft von braunen bis goldenen Schattierungen durchsetzt ist und deshalb auf den ersten Blick mit Olivin verwechselt werden kann. Ebenso möglich sind gelbgrüne Steine, braunstichige grüne Steine, bernsteinfarbene Exemplare oder cognacbraune Varianten. Anhand der Farbe können Rückschlüsse über die farbgebenden Verbindungen gezogen werden. Während intensive Grüntöne für einen höheren Chromoxidgehalt im Kristall sprechen, ist bei braunen Steinen ein höherer Eisengehalt für die Farbgebung verantwortlich.

In der Gemmologie wird Mali-Granat oft als gem quality-Stein beschrieben, ein Mineral von Edelsteinqualität. Neben der Seltenheit der Fundmöglichkeiten rund um den Globus zeichnen sich solche Steine durch eine besonders hohe Mohshärte (Grossular: 6,5 bis 7/10), aber vor allem durch eine außergewöhnliche Farbe und Reinheit aus.
In vielen Fällen entspricht die Reinheit von Mali-Granat der von Typ II-Steinen – Mineralien ohne augenscheinlich sichtbare Einschlüsse. Nichtsdestotrotz können im Granat aus Mali Inklusionen vorkommen, die je nach Anzahl und Grad der Transparenz mehr oder weniger gut zu erkennen sind. Im Konkreten sind es hauptsächlich mikroskopisch kleine Fremdkristalle von Apatit, Diopsid oder Zirkon, Einschlüsse von Flüssigkeiten oder Gasen, Heilungsrisse oder Wachstumslinien, die unter der Vergrößerung wie Fingerabdrücke wirken.

Abhängig von der Reinheit, die zwischen kristallklar und milchig-trübe variiert, wird Mali-Granat auf verschiedenste Weise geschliffen. Besonders reine Kristalle werden mit Facettenschliffen versehen, um die Transparenz und Farbe zu betonen. Undurchsichtige oder trübe Mali-Granate werden zu Cabochons mit der charakteristisch gewölbten, glatt polierten Oberfläche verarbeitet, um die Farbe zum Ausdruck zu bringen.


Der Wert von Mali-Granat

Ein pures Grün ohne den Hauch eines andersfarbigen Untertons gilt als das Nonplusultra des Granats von Mali. Gelb- sowie braunstichige Steine oder gänzlich brauner Mali-Granat wird zu einem weniger hohen Preis gehandelt.

Bei der Preisgestaltung spielen letztendlich vier Größen eine Rolle. Die Qualität der Farbe, Reinheit, Größe und Schliff, wobei ungeschliffene Rohsteine für 0,5 bis 5 Euro pro Karat verkauft werden. Geschliffener Mali-Granat ist mit 75 bis 1.500 Euro pro Karat teurer, hier fallen vor allem Abstufungen in puncto Farbe ins Gewicht.


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Quellen:


Letzte Aktualisierung: 28.05.2025



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