Gold ist ein unverzichtbarer Rohstoff im Alltag. Der Großteil des Edelmetalls wird für die Herstellung von Schmuck verwendet, aber auch in der Elektrotechnik, Lasertechnologie oder in der Medizin, beispielsweise im Rahmen der Zahnmedizin oder als Material in Corona-Schnelltests, wird auf Gold gesetzt. Daneben wird Gold zum Vergolden von Gegenständen benötigt oder als Investment gekauft, genau wie Gold im Lebensmittelbereich ein Begriff ist: ob mit Blattgold versetzte Spirituosen oder Pralinen, die mit Gold dekoriert werden – Gold ist begehrt.
Doch in den letzten Jahren geriet die Gewinnung von Gold aufgrund von Missständen im ökologischen und sozialen Bereich zunehmend in die Kritik. Eine Alternative, die wegweisend für die Zukunft sein könnte, ist Sekundärgold und nachhaltiges Gold.
Der Abbau des Minerals Gold ist weniger glänzend als das Edelmetall per se. Seit Jahrzehnten sorgt die Gewinnung von Gold für negative Schlagzeilen: Korruption, Finanzierung von Kriegen und Terrorismus, Kinderarbeit und schlechte Entlohnung der ArbeiterInnen, unzumutbare Arbeitsbedingungen, Artensterben, Umweltzerstörung, verseuchtes Wasser, Rodung von Wäldern und enormer Landverbrauch sind nur einige von vielen Schlagwörtern, die im Zusammenhang mit dem Goldbergbau fallen.
Weltweit sind zehn bis 15 Millionen Personen im Goldbergbau tätig, wovon vier bis fünf Millionen Frauen und Kinder sind, die jährlich 2000 Tonnen Gold produzieren.
Da Gold vorrangig als Erz gebunden in Gesteinen oder als elementarer Baustein in goldhaltigen Mineralien vorkommt, muss das wertvolle Metall extrahiert werden, um es nutzen zu können. Das erfolgt entweder mechanisch oder chemisch. Bedingt durch die Tatsache, dass Gold kein reaktionsfreudiges Element ist, sind Möglichkeiten, Gold zu lösen, begrenzt.
Das Amalgamverfahren wird am häufigsten praktiziert. Goldamalgam ist eine Legierung (Anm: Legierung = Verbindung verschiedener Metalle), die aus Gold und Quecksilber besteht. Dazu wird das Gold-Erz mit Quecksilber versetzt, das Quecksilber reagiert mit dem Gold, löst selbiges und liegt anschließend als flüssiges Goldamalgam vor. Im letzten Schritt wird die Legierung erhitzt, das Quecksilber verflüchtigt und übrig bleibt reines Gold. Kritisch sind an dieser Methode vor allem die giftigen Quecksilberdämpfe.
Das zweite Verfahren, mit dem Gold gelöst wird, ist die Cyanidlaugung, bei der durch eine Natriumcyanidlösung das Gold aus dem Erz ausgefällt wird. Das Ergebnis sind pures Gold und eine hochtoxische Lösung, die vielerorts in Gewässer geleitet wird und ein gewichtiger Faktor in Hinblick auf das Fischsterben durch Vergiftung ist.
Bergbau wird oftmals mit dem Raubbau an der Natur verbunden, vor allem in puncto Zerstörung von natürlichen Ressourcen und schwerwiegenden Eingriffen in Ökosysteme. Viele Minen und Bergwerke, die erschöpft bzw. wirtschaftlich nicht mehr rentabel sind, werden ohne den Gedanken an die Zukunft oder eine Nachnutzung verlassen. Die Folge: Krater inmitten von Landschaften, vergiftete Standorte und Brachen.
Drei Begriffe, die im Zusammenhang mit nachhaltiger Goldproduktion fallen.
Laut Definition des Due Diligence Guidance der OECD ist Primärgold, alternativ Minengold, Gold, das noch nie aufbereitet wurde und Teil des Wirtschaftskreislaufs war („has never been previously refined“). Juveniles Gold, das entweder aus Goldseifen, Goldadern oder anderweitigen Goldansammlungen stammt.
Unter dem Begriff Sekundärgold wird Gold verstanden, das bereits einem Verwendungszweck zukam. Neben Schmuck und Münzen sind die hauptsächlichen Quellen von Sekundärgold Elektroschrott, Zahngold, medizinische Gold oder Gold, das als Industrieabfall anfällt.
Die wertvollen Abfälle werden aufbereitet, gereinigt und zusammengeschmolzen, ohne dass Unterschiede in der Reinheit oder Qualität gegenüber „neuem“ Gold zu erkennen sind, weshalb das recycelte Gold wieder in den Kreislauf als Recyclinggold eingebracht werden kann.
Laut Stastita betrug der Anteil von Recyclinggold am am Weltmarkt im Jahr 2020 bereits 28 Prozent.
Neben dem ressourcenschonenden Umgang mit dem Rohstoff Gold ist ein weiteres Argument für Sekundärgold der ökologische Fußabdruck. Die CO2-Emissionen, die bei der Gewinnung, Aufbereitung, Reinigung und Verarbeitung von Gold anfallen, sind bei Recyclinggold deutlich geringer; zum Vergleich: 1 kg-Barren Gold: Minengold = 16.300 kg CO2 versus 29 kg CO2 bei Recyclinggold (siehe Hafner/Reisert).
Der Begriff Nachhaltigkeit ist aktueller denn je. Definiert durch das Zusammenspiel der Komponenten Ökologie, Ökonomie und Soziales, die miteinander gleichwertig verknüpft sind und einander beeinflussen, gibt es gut wie keinen Wirtschaftszweig, der sich das nachhaltige Handeln nicht auf die Fahne geschrieben hat. Und auch die goldproduzierende und -verarbeitende Branche hat das Potential und die Wichtigkeit von Nachhaltigkeit erkannt. Immer mehr Unternehmen – kleinere Schmucklabels wie auch etablierte Größen in der Schmuckbranche – richten ihren Fokus zunehmend auf Green Gold, Fairtrade Gold, ökofaires Gold, konfliktfreies Gold oder responsible Gold.
Die Initiative, Gold nachhaltig und zu fairen Konditionen abzubauen, geht auf den Dodd-Frank-Act zurück. Das im Jahr 2010 verfasste Gesetz betraf ursprünglich nur den US-amerikanischen Markt, zog aber weite Kreise, insofern internationale Handelsbeziehungen unter die Lupe genommen wurden. Fortan wurden börsennotierten Firmen in den USA die Verpflichtung auferlegt, offenzulegen, ob ihre Produkte sogenannte Konfliktmineralien – definiert wurden Gold, Tantal, Zinn sowie Wolfram – aus dem Kongo und dessen Anrainerstaaten, namentlich Angola, Burundi, Ruanda, Sambia, Sudan, Tansania, Uganda oder Zentralafrikanischen Republik enthalten.
Das Gesetz beinhaltet auch die Nachvollziehbarkeit der Lieferketten, die sich für Gold und andere Konfliktminerale nicht lückenlos in die Vergangenheit zurückverfolgen lassen. Deshalb wurde als Datum der Verpflichtung laut OECD Due Diligence Guidance der 1. Januar 2012 als Stichtag des Audits festgelegt, in dem die gesamte Wertschöpfungskette von der Mine bis zum fertigen Produkt, d.h., Herkunft des Goldes, Raffinerien, Weiterverarbeitungsunternehmen, Scheideanstalten, Goldgießer, Transportunternehmen/Spediteure und Goldschmiede detailliert erfasst wird. Transparenz als oberstes Gebot.
Die entsprechenden Vorgaben, den Prinzipien des Dodd-Frank-Acts sowie der OECD folgend, wurden vom World Gold Council, dem Forum der Goldbergindustrie, unter dem Titel Conflict-free Gold Standards evaluiert. Die Teilnahme und Einhaltung an den Vorgaben ist freiwillig. Laut Umweltbundesamt/Rüttinger et al. richten sich 23 % aller Unternehmen, die im Goldbergbau aktiv sind, nach den Grundsätzen des fairen Goldabbaus und -handels.
Seit 2012 befassen sich mehrere Unternehmen mit der Zertifizierung von fair produziertem und gehandeltem Gold, die Intention ist aber dieselbe: Umweltschutz, Gerechtigkeit und Hilfe zur Selbsthilfe, damit ein Gold auf den Markt kommt, das ethisch und ökologisch einwandfrei ist, das nicht als Blutgold Kriege oder korrupte Handelspraktiken finanziert und den illegalen Goldabbau unterbindet.
Konkretisiert zählen zu den Leitthemen:
Einige Unternehmen gehen noch einen Schritt weiter und verbinden die Gewinnung, Verarbeitung und den Handel von Gold mit der Reduzierung der dabei entstehenden CO2-Emissionen, CO2-neutrales Gold als zukunftsweisendes Produkt als Reaktion auf den globalen Klimawandel.
Allen Siegeln gemeinsam ist die Absicht, das Handwerk und den Kleinbergbau zu entwickeln, fördern und auszubauen – durch das Vermitteln von theoretischem und praktischem Know-how, Ausstattung mit Technik und Einbringen von Innovationen beim Abbau. Eine sozioökonomische Entwicklung, die auf Autonomie und autarkes Arbeiten in den Abbauländern zielt.
Gleichzeitig gilt die Prämisse eines Umweltmanagements, wie in den Fairtrade Standard für Gold oder den Responsible Gold Mining Principles des World Gold Counil festgehalten.
Dass die Anforderungen der verschiedenen Standards nach Vorschrift erfüllt werden, kontrollieren regelmäßig unabhängige Prüfer und Zertifizierungsstellen wie bspw. FLOCERT.
Das Umweltbundesamt/Rüttinger et al. kritisiert allerdings, dass die Umsetzung der internationalen Vorgaben allerdings nicht immer gelingt, und das Geschrieben von dem, was zu tun ist, abweicht und das Audit oftmals nur auf dem Papier existiert.
Für den Endverbraucher macht sich der Unterschied zwischen Minengold und fairem, sauberem Gold nicht groß bemerkbar. Der Preisunterschied ist marginal, entscheidend ist der Materialwert, der sich nach dem tagesaktuellen Börsenkurs richtet.
Auch interessant:
Quellen:
⇒ www.fairtrade-deutschland.de - Fairtrade-Gold
⇒ www.fairtrade-deutschland.de (2013): Fairtrade Standard für Gold und mit der Goldgewinnung verbundene Edelmetalle für den handwerklichen und kleingewerblichen Bergbau
⇒ World Gold Council (2019): Responsible Gold Mining Principles
⇒ Stähr, F. und Schütte, P. (2016): Der Bezug von Gold aus dem Kleinbergbau. Prüfbericht zur Pilotierung verantwortungsvoller Rohstoff-Lieferketten. Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe
⇒ www.oecd.org (2016): OECD Due Diligence Guidance for Responsible Supply Chains of Minerals from Conflict-Affected and High-Risk Areas
⇒ LMBA.org (2020): Responsible Sourcing Report 2020
⇒ Rüttinger, L., Böckenholt, C. und Griestop, L. (2015): Conflict-Free Gold Standard. UmSoRess Steckbrief. Berlin: adelphi
⇒ www.gold.org - Responsible Gold
⇒ www.responsible-gold.de - Über Valcambi Green Gold
⇒ www.bga.de (2013): Merkblatt. Dodd-Frank Act und „Konfliktmineralien“. Umgang mit Offenlegungspflichten entlang der Lieferkette
⇒ https://blog.c-hafner.de; Dr. Philipp Reisert (2019) - Ökologischer Fußabdruck: Was ist nachhaltiger – Goldgewinnung oder Goldrecycling?
⇒ https://de.statista.com - Anteil von Recycling-Gold am gesamten Weltmarktangebot von 2017 bis 2020
Letzte Aktualisierung: 4. April 2024