Mineralien und Gesteine bilden die Grundlage zahlreicher Materialien, Gegenstände und Technologien, die unseren Alltag prägen. Unter allen nimmt Erz – beziehungsweise erzhaltige Mineralien – seit Jahrhunderten eine herausragende Stellung ein. Als unverzichtbarer Rohstoff begleitet Erz die Entwicklung der Menschheit und ist bis heute aus unserem Leben nicht wegzudenken.
Inhaltsverzeichnis Erz
Erze (englisch: ore) sind unter oder übertage abgebaute metallhaltige Mineralien oder Gesteine, denen eine wirtschaftliche Verwertbarkeit zukomm. In den Worten von Adelung et al. (1808) handelt es sich bei Erz um "jede Erd- und Steinart, welche ein Metall oder Halbmetall bey sich führet". Karl und Moritz Seubert betonen 1883 darüber hinaus die ökonomische Bedeutung von Erz und definierten Erze als "natürliche Mineralsubstanzen, welche sich vermöge der Qualität und Quantität eines oder mehrerer darin enthaltener Metalle zur hüttenmännischen Verarbeitung eignen"
Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass nicht jedes metallhaltige Mineral oder Gestein als Erz definiert wird.
So gelten Vorkommen, die nur an wenigen Fundorten auftreten und deren Abbau aufgrund geringer Ressourcen oder niedriger Metallgehalte unrentabel wäre, nicht als Erz. Mineralien und Gesteine mit einem ökonomisch unbedeutenden Metallgehalt werden im Bergbau als taubes Gestein bezeichnet.
Noch heute zeugen die Ortsnamen zahlreicher Städte oder Regionen von der geschichtichen Tragweite des Erzbergbaus. Oft entstanden Siedlungen erst durch die Entdeckung reicher Erzvorkommen, wie etwa Kupferberg in Bayern, Zinnwald im sächsischen Erzgebirge, Eisenberg, Kupferzell, Goldkronach oder Bleiberg.
Mit dem Wortherkunft bzw. der Etymologie des Namens Erz befassten sich unter anderem Grimm et al. im Jahr 1862. Sie führen den Ursprung auf die lateinische Vokabel "aes" zurück, was mit Metall übersetzt wird und zugleich die Wurzel für das deutsche Wort Eisen bildet. Darüber hinaus ziehen die Lexikographen um die Gebrüder Grimm auch eine Ableitung von "ais" hin zu aes in Betracht, was mit „leuchten, glühen, brennen“ übersetzt wird – eine Bezeichnung, die den glänzenden Metallen aufgrund des Erscheinungsbildes verliehen wurde.
Den verschiedenen Erzen stehen Industrieminerale gegenüber: mineralische, nichtmetallische Rohstoffe, die nicht der zur Energieerzeugung oder Gewinnung von Edelmetallen genutzt werden.
Beiden Begriffen ist jedoch das wirtschaftliche Interesse gemeinsam, weshalb Industrieminerale und Erze zu den wichtigsten Bodenschätzen in Deutschland zählen.
Zu den wichtigsten Industriemineralen zählen unter anderem Feldspat, Fluorit, Baryt, Dolomit, Gips, Magnesit, Schwefel, Calcit, Talk, Quarz, Glimmerminerale, Aragonit, Perlit, Zeolithe, Salz sowie Tonminerale wie Kaolin, Bentonit, Vermiculit und Montmorillonit.
Die Chemiker Richard Kirwan (1733 bis 1812) und Lorenz von Crell (1744 bis 1816) befassten sich eingehend 1798 mit Erzen. Dabei stellten sie fest, dass es Eigenschaften gibt, die Erze miteinander gemeinsam haben: die "Farbe ist ein mehr oder minder sattes pomeranzenroth, oder gelblichroth, röthlichgelb, reinweiß, röthlich weiß, mehr oder minder lichtes bläulichweiß, weißlichgrau, oder bläulichgrau". Ein weiteres Merkmal ist die "spezifische Schwere" - die Dichte, die mit 6 bis 23 g/cm³ deutlich über jener nichtmetallischer Mineralien liegt.
Entstehungsbedingt kommen Erze in einer Vielzahl von Mineralien und Gesteinen vor. Kirwan und Crell unterschieden "siebenzehn metallische Substanzen": "Gold, Platina, Silber, Kupfer, Eisen, Bley, Zinn, Quecksilber, Spiesglanz, Arsenkönig, Bismuth, Kobold, Nickel, Braunsteinkönig, Uranium, Sylvanit und Titanium".
Anmerkung: Platina = Platin; Spiesglanz = Stibnit; Kobold = Kobalt; Braunstein = Sammelbegriff für Manganmineralien.
In der historischen Literatur zum Hüttenwesen begegnet man im Zusammenhang mit Erzen häufig dem Begriff König. Der Apotheker Johann Friedrich Westrumb (1751 bis 1819) klärt den Begriff König 1786 auf. Ihm zufolge stammt die Bezeichnung König ursprünglich aus der Alchemie, wurde anfangs als Sammelbegriff "für alle Metalle" verwendet und im Laufe der Zeit durch Metall ersetzt. Das Wort König als die besondere Machtposition unter allen Mineralien geht dabei auf die "Träumereyen der Alchemisten" zurück. Sie gingen davon aus, dass Metalle "aus scheinbar unmetallischen Stoffen gebildet, nur aber von allen fremdartigen Theilen gereinigt wurden".
Erz | Mineralien | Aluminiumerze | Bauxit, Böhmit, Diaspor, Gibbsit, Rubin, Saphir | Berylliumerze | Beryll, Phenakit, Aquamarin, Smaragd, Roter Beryll/Bixbit, Euklas, Gadolinit, Chrysoberyll, Alexandrit | Bleierze | Cerussit, Galenit, Krokoit, Anglesit | Chromerze | Chromit | Eisenerze | Magnetit, Hämatit, Siderit, Kamacit, Pyrrhotin | Golderze | Gold gediegen | Kobalterze | Cobaltit/Cobaltin, Skutterudit, Linneit, Erythrin | Kupfererze | gediegen Kupfer, Chalkopyrit, Chalkosin, Bornit, Atacamit | Lithiumerze | Spodumen, Zinnwaldit, Ambylgonit, Lepidolith, Petalit | Magnesiumerze | Kieserit, Magnesit | Manganerze | Manganit, Pyrolusit, Psilomelan | Molybdänerze | Molybdänit | Nickelerze | Nepouit, Pentlandit, Nickelin, Pyrrhotin, Millerit, Willemseit | Platinerze | Platin gediegen | Silbererze | Silber gediegen | Titanerze | Ilmenit, Rutil, Perowskit, Titanit | Vanadiumerze | Carnotit, Vanadinit, Desclozit | Wolframerze | Scheelit, Wolframit, Stolzit | Zinkerze | Smithsonit, Zinkblende (Sphalerit), Wurtzit, Willemit, Zinkit, Hemimorphit, Adamin, Franklinit | Zinnerze | Kassiterit, Stannit |
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Neben der Einteilung nach einzelnen Metallen wird auch zwischen verschiedenen Erzgruppen unterschieden:
Allen gemeinsam ist, dass die Metalle stets an Gesteine und Mineralien gebunden vorkommen. Nach dem Abbau befasst sich die Metallurgie mit der Gewinnung und Weiterverarbeitung dieser metallhaltigen Rohstoffe.
Erz | Verwendungszweck | Aluminium | Fahrzeugbau, Wärmeleiter, elektrischer Leiter, Konservendosen, Alufolie | Beryllium | Legierungen, Röntgentechnik, Neutronenreflektoren | Blei | Strahlenschutz, Legierung, Elektronik | Chrom | Legierung, Katalysator, Gerberei | Eisen | Stahlbau, Transformator, Generator, Elektromotor | Gold | Schmuck, Leiterplatten, Zahntechnik, Fototechnik | Kobalt | Legierungen, Akkumulatoren | Kupfer | Legierungen, elektrische Leitungen, Lasertechnologie | Lithium | Akkus, Reduktionsmittel in der Metallurgie, Legierungen, Reaktortechnologie | Magnesium | Korrosionsschutz, Brennmittel, Legierungen, Reduktionsmittel | Mangan | Legierungen, Leuchtmittel | Molybdän | Legierung, Stahlverbeitung, Röntgentechnik | Nickel | Legierungen, Katalysator, Gaschromatographie | Platin | Schmuck, Schreibfedern, Medizintechnologie, Katalysator, Thermoelemente, Laserdrucker | Silber | Schmuck, Besteck, elektrischer Leiter, Wärmeleiter, Legierungen, Fototechnik, Medizin, Legierungen | Titan | Legierung, Schmuck, Zahntechnik | Vanadium | Kernbrennstoff, Legierung, Akkus | Wolfram | Stahlverarbeitung, Leuchtmittel, Munition, Schmuck | Zink | Korrosionsschutz, Batterien, Bauwesen | Zinn | Metallverarbeitung, Zahntechnik |
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Die Bildung von Erzen und abbauwürdigen Lagerstätten ist mit der Entstehung metallhaltiger Gesteine und Mineralien verknüpft. Solche Lagerstätten können magmatischen, sedimentären oder metamorphen Ursprungs sein.
Magmatische Lagerstätten entstehen, wenn aufsteigende Magmen aus tieferen Erdschichten an oder nahe die Oberfläche gelangen. Beim Abkühlen der Schmelze kristallisieren Mineralien und Gesteine aus, die im Falle von Erzen mit Metallen angereichert sind.
Auch submarine Vorkommen wie die Erzablagerungen an Black Smokern oder entlang divergierender Plattengrenzen zählen hierzu. Ein bedeutendes Beispiel marinen Ursprungs sind die wirtschaftlich interessanten Manganknollen.
Sedimentäre Erzlagerstätten bilden sich im Zuge der Verwitterung. Durch chemische, physikalische oder biologische Zersetzungsprozesse werden Erze aus dem Ausgangsgestein herausgelöst, transportiert, abgelagert und schließlich zu erzhaltigen Gesteinen verfestigt – etwa in Form von Laterit oder Bauxit.
Metamorphe Lagerstätten entstehen im Rahmen von Kontakt- oder Regionalmetamorphose. Hierbei führen tektonische Prozesse oder aufsteigende Magmen unter hohem Druck und hoher Temperatur dazu, dass bestehende Gesteine teilweise aufschmelzen und anschließend rekristallisieren. Durch die Wechselwirkung mit der Schmelze können sich Erze dabei anreichern.
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Quellen:
Letzte Aktualisierung: 02.09.2025