Perowskit
Klassifikation: | 4.CC.30 |
Klasse: | Oxide (Hydroxide, V[5,6]-Vanadate, Arsenite, Antimonite, Bismutite, Sulfite, Selenite, Tellurite, Iodate) |
Unterklasse: | Metall : Sauerstoff = 2 : 3, 3 : 5 und vergleichbare |
Familie: | Mit großen und mittelgroßen Kationen |
Perowskit - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung
englisch: perovskite | französisch: perovskite
Perowskit – Ein Titanmineral aus dem Ural
Die Erstbeschreibung des Minerals Perowskit wurde 1839 unter dem Titel „Ueber einige neue Minerale des Urals. 1. Der Perowskit, eine neue Mineralspecies“ veröffentlicht. Darin beschreibt der Mineraloge Gustav Rose (1798 bis 1873), dass er im Sommer 1839 vom „Ober-Bergmeister Kämmerer“ bzw. dem Geologen August Alexander Kämmerer (1789 bis 1858) eine Stufe „mit schön krystallisirtem Chlorit und Magneteisen auf Chloritschiefer aufgewachsen“ aus Achmatowsk im Ural erhalten hatte, die zusätzlich ein bis dato unbekanntes Mineral enthielt, das er nach dem Mineralogen Lew Alexejewtisch Perowski (1792 bis 1856) benannte.
Das Mineral war laut Rose „graulich bis eisenschwarz“ und „von metallischem Demantglanz“, wobei die Kantenlänge der Kristalle zwischen „1 bis 3 Linien“ betrug, etwa 2,225 bis 7 cm.
Eigenschaften von Perowskit
Die Besonderheit von Perowskit ist der Habitus der Kristalle. Rose beschrieb die Form seinerzeit als Hexaeder, einen Sechsflächner. Die Kristalle von Perowskit sind typischerweise würfelig und entsprechen eigentlich dem Formenschatz des kubischen Kristallsystems. Tatsächlich aber kristallisiert Perowskit dem orthorhombischen Kristallsystem folgend – ein Phänomen, das unter dem Namen Perowskit-Struktur bekannt ist. Das heißt: auch wenn die Kristalle optisch dem kubsichen Kristallsystem entsprechen, kristallisieren diese dem orthorhombischen folgend, da der Ionenradius der Ca²+-Ionen zu klein für das Kristallgitter des kubischen Systems sind.
Eigenschaft | Beschreibung |
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Chemische Zusammensetzung |
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Mineralklasse | Oxide und Hydroxide |
Kristallsystem |
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Farbe | rotbraun, schwarz |
Strichfarbe | weiß bis hellgrau |
Glanz | metallisch bis diamantartig |
Transparenz | durchscheinend bis undurchsichtig |
Bruch | muschelig |
Spaltbarkeit | undeutlich |
Mohshärte | 5,5 |
Dichte | 4 g/cm³ |
Entstehung und Verbreitung von Perowskit
Perowskit ist ein Mineral magmatischen Ursprungs, das im Zusammenhang mit an Titan angereicherter Magma entstanden ist.
Die Vorkommen von Perowskit sind mit einer Reihe weiterer Mienralien vergesellschaftet, zum Beispiel Andradit und Melanit/Granat, Apatit, Calcit, Clinochlor, Diopsid, Fluorapatit, Hackmanit, Magnetit, Nephelin, Pyroxene und Rhönit. Daneben ist Perowskit Gemengteil, mineralischer Baustein, der Gesteine Karbonatit, Kimberlit, Lamproit, Syenit und Skarn, wurde zudem auch in Chondriten/Meteoriten gefunden.
Die Vorkommen von Perowskit erstrecken sich auf Standort um die ganze Welt, so unter anderem in Grönland, Norwegen, Schweden, Finnland, Schottland, Frankreich, Schweiz, Österreich, Tschechien, Polen, Slowakei, Ungarn, Rumänien, Italien, Spanien, Griechenland, Ukraine, Russland, Kasachstan, Mosambik, Namibia, Kenia, Malawi, Kongo, Angola, Tansania, Uganda, Südafrika, Afghanistan, Pakistan, Indien, Japan, China, Australien, Neuseeland, Brasilien, Mexiko, Kanada und in den USA.
Bedeutung und Verwendung von Perowskit
Perowskit ist als Industriemineral vor allem in Ferroelektrika, bspw. in Kondensatoren, Leuchtdioden und Solarzellen, von Interesse.
Auch wenn Perowskit häufig vorkommt, wird das Mineral überwiegend synthetisch hergestellt. 1851 gelang dem Chemiker Jacques-Joseph Ebelmen (1814 bis 1852) erstmals die Synthese von Perowskit, wobei er dazu „Kalkstein und Alkalisilikotitanit“ verwendete, das er soweiß erhitzte, bis sich die Alkalien verflüchtigten. Ähnlich sieht die Rezeptur heute aus, die auf Calciumdioxid und Titandioxid setzt.
Nachweis von Perowskit
Perowskit ist in Flussäure sowie in konzentrierter Schwefelsäure löslich. Aufgrund seiner oft skelettartigen Struktur, lässt sich Perowskit auch optisch gut von anderen Mineralen unterscheiden.
Auch interessant:
- Gustav Rose: Berliner Mineraloge unterwegs in Russland
- Kämmererit - Purpurfarbener Klinochlor
- Seltene Erden
Quellen:
- Rose, G. (1839): Ueber einige neue Minerale des Urals. 1. Der Perowskit, eine neue Mineralspecies. IN: Annalen der Physik
- Rose, G. (1842): Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers von Rußland im Jahre 1829 ausgeführt von A. von Humboldt, G. Ehrenberg und G. Rose mineralogisch-geognostischer Theil und historischer Bericht der Reise. Reise nach dem südlichen Ural und dem Kaspischen Meere, Uebersicht der Mineralien und Gebirgsarten des Ural
- Ebelmen, J.-J. (1851): Ueber Krystallisation auf trockenem Wege. IN: Chemisch-pharmazeutisches Zentralblatt
- Koksharov, N. (1866): Erster Anhang zum Peroswskit. IN: Materialien zur Mineralogie Russlands
- Saude, A. B. (1882): Ueber den Perowskit
- Okrusch, M. und Matthes, S. (2014): Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde
- Damaschun, F. und Schmitt, R. T. (2019): Alexander von Humboldt. Minerale und Gesteine am Museum für Naturkunde Berlin
- www.mindat.org - Perowskite