Logo steine-und-minerale.de

Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 06.05.2024


Rhönit

Rhönit - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: rhönite, rhoenite | französisch: rhönite


Rhönit
Rhönit (hier Zwillinge, Fundort: Wannenköpfe / Eifel)

Rhönit – Ein seltenes Mineral aus der Rhön

Als der Mineraloge Julius Soellner (1874 is 1946) im Jahr 1902 Rhönit zum ersten Mal beschrieb, ging er zunächt von Picotit, einer Varietät von Spinell, aus.
1906 befasste sich Soellner erneut mit dem Mineral, als dessen Typlokalität der Basalt vom Löserhag bei Oberbach in den Schwarzen Bergen/Bayern gilt, und hielt es für Aenigmatit.
1907 beendete Soellner seinen Studien zu dem Mineral und erkannte in seiner Veröffentlichung „Ueber Rhönit, ein neues änigmatitähnliches Mineral und über das Vorkommen und die Verbreitung desselben in basaltischen Gesteinen“, dass sich um ein bis zum damaligen Zeitpunkt unbekanntes Mineral handelte, dem er den Namen Rhönit gab – angelehnt an die Vorkommen der Erstbeschreibung vom Löserhag, der Teil der Rhön ist.

Darin beschreibt Soellner auch, weshalb es zur Verwechslung mit Picotit und Aenigmatit kam. Er schreibt, dass es insbesondere die „auffallende Übereinstimmung seiner mikroskopischen Eigenschaften mit denen des Änigmatits“ war, die zur Verwechslung führte. Er nennt im Konkreten die Betrachtung des Dünnschliffs, wobei die geringe Transparenz von Rhönit zum einen die Bestimmung erschwerte. Hinzu kam, dass ihm nur wenige Dünnschliffe zum Vergleich zur Verfügung standen. Die chemische Analyse schließlich bestätigte, dass die Zusammensetzung eine völlig andere sei, auch wenn ihn die Farbe der Körnchen von Rhönit Jahre zuvor noch an Picotit glauben ließ.


Eigenschaften von Rhönit

Tab. 1: Die Eigenschaften von Rhönit
EigenschaftBeschreibung
Chemische Zusammensetzung Ca4[Mg8Fe3+2Ti2]O4[Si6Al6O36]
Mineralklasse Silikate
  • Aenigmatit-Gruppe: Rhönit, Serendibit, Warkit, Dorrit, Addbischoffit, Khesinit, Wilkinsonit, Aenigmatit, Hogtuvait, Krinovit, Makarochikinit und Welshinit
Kristallsystem
  • triklin
  • primatische und tafelförmige Kristalle
  • auch körniger Habitus
Farbe Orange-braun, rotbraun, dunkelbraun, schwarz
Strichfarbe rötliches Braun
Glanz halbmetallisch
Transparenz durchscheinend bis undurchsichtig
Bruch n.n.
Spaltbarkeit gut
Mohshärte 5 bis 6
Dichte 3,4 bis 3,67 g/cm³


Entstehung und Verbreitung von Rhönit

Rhönit kann sowohl primären als auch sekundären Ursprungs sein – genau wie Rhönit in Meteoriten (Sahara 99555 Meteorit/Nord-Sahara und Allende-Meteorit/Argentinien) zu finden ist, wobei primär gebildeter Rhönit als Gemengteil in alkalischen, mpafischen Magmatiten vertreten ist.

Sekundär entstandener Rhönit ist das Ergebnis der Opacitisierung von Mineralien der Amphibolgruppe. Im Zuge der Opacitisierung werden mafische – d.h.: magnesium- und eisenreiche – Mineralien wie Biotit/Glimmer und Hornblendem/Amphibole chemisch umgewandelt. Direkt nach der Kristallisation aus der Magma verfügen Biotit und Hornblende über einen Anteil an Hydroxid-Ionen – bedingt durch den hohen Wasserdampf-Partialdruck zum Kristallisationszeitpunkt.
Mit dem weiteren Aufstieg der Magma wird der lithostatische Druck geringer und das in den Frühkristallen gebundene Kristallwasser bzw. die Hydroxid-Ionen werden freigegeben. Das Ergebnis sind neu entstandene Mineralien, allen voran Olivin, Plagioklas/Feldspat, Magnetit und Rhönit.

Als Zeugnis der Opacitisierung sind unter dem Mikroskop dunklere Umrisse um den eigentlichen Ursprungskristall zu erkennen. Auch der Geologe Ferdinand Zirkel (1838 bis 1912) spricht von einem „schwarzen Rand“, der die Hornblende umgibt und „sich nach innen und nach aussen in einzelne schwarze Körnchen auflöst“.

Entstehungsbedingt ist Rhönit daher mit zahlreichen magmatischen Mineralien vergesellschaftet, darunter Magnetit, Diopsid, Feldspat, Perowskit, Augit/Pyroxene, Spinell, Forsterit/Olivin, Kaasutit und Magnesioferrit.

Rhönit Kristalle
tafelige Rhönitkristalle

Weltweit sind etliche Rhönit-Vorkommen bekannt; da sich diese auf einige, wenige Fundorte konzentrieren, wird Rhönit als ein seltenes Mineral eingestuft. Bestätigte Vorkommen von Rhönit befinden sich zum Beispiel auf Grönland, in Norwegen, Schweden, Polen, Tschechien, Russland, Ungarn, Italien, Spanien, Marokko, in der Türkei, in der Mongolei, in Südkorea, China, Japan, Australien, Argentinien, Mexiko und Hawaii/USA.


Tab. 2: Rhönit-Vorkommen in Österreich
BundeslandFundort
BurgenlandBasaltsteinbruch Pauliberg/Markt St. Martin
SteiermarkSteirisches Becken


Tab. 3: Rhönit-Vorkommen in Deutschland
BundeslandFundort
Baden-WürttembergScharnhausen/Esslingen
BayernLöserhag/Oberbach/Bad Kissingen
HessenBasaltsteinbruch Gonterskirchen
Rheinland-Pfalz
  • Bellerberg
  • Steinbruch Caspar/Ettringen
  • Niveligsberg/Drees
  • Tönchesberg/Kruft
  • Nerother Kopf/Neunkirchen
  • Nickenicher Sattel und Nickenicher Weinberg/Nickenich
  • Eiterköpfe, Karmelenberg und Wannenköpfe/Ochterdung
  • Veitskopf und Kukskopf/Wassernach
  • Emmelberg/Üdersdorf


Auch interessant:


Mineralien-Steckbriefe