Magnetit
englisch: magnetite | französisch: magnétite
Magnetit und Magneteisenstein
Bereits Plinius d.Ä. (25 bis 79) beschrieb seinerzeit das Mineral Magnetit, nannte das Mineral aber Magnetis - vermutlich in Anlehnung an den Fundort Magnisia in Griechenland.
1802 wird das Mineral als "Magnet, magnetische Materie", u.a. bei dem Naturforscher Georg Heinrich Christian Lippold (1767 bis 1841), geführt.
Der Begriff Magnetit wiederum wird erstmals im Jahr 1835 von Franz Xaver Maximilian Zippe (Naturforscher, 1791 bis 1865) in seiner Abhandlung "Gold, Kupfer, Eisen" erwähnt. Zu dieser Zeit war aber auch der Name Magneteisenstein für Magnetit gebräuchlich (siehe Haidinger, 1845).
Eigenschaften von Magnetit
Magnetit ist ein Oxidmineral mit der chemischen Zusammensetzung Fe3O4.
Die Farbe von Magnetit ist schwarz bzw. hat Magnetit den Worten von Lippold (1802) zufolge "eine schwärzliche, dem Eisen sehr ähnliche Farbe".
Die Strichfarbe von Magnetit ist ebenfallsschwarz, aber leicht glänzend.
Magnetit kristallisiert dem kubischen Kristallsystem folgend. Die Form der Kristalle gleicht Oktaedern und Rhombendokaedern. Die Aggregate erscheinen kantengerundet-würfelig, körnig, dicht und massig, gelegentlich sind auch Zwillinge möglich.
Das eisenhaltige Mineral ist von metallischem Glanz, kann aber auch matt sein. Die Transparenz ist undurchsichtig. Der Bruch ist muschelig, die Spaltbarkeit ist vollkommen.
Die auffälligste und namensgebende Eigenschaft von Magnetit ist jedoch der Magnetismus des Eisenminerals, die in der Vergangenheit noch wunderlich galt. So schreibt Lippold 1802, dass Magnetit "besitzt die merkwürdige Eigenschaft, das Eisen selbst in einiger Enfernung an sich zu ziehen und mit einer gewissen Kraft an sich zu halten"
Die Mohshärte von Magnetit beträgt 5,5 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach Friedrich Mohs (1773 bis 1838; MIneraloge) bei einer Dichte von 5,2 g/cm3.
Entstehung und Verbreitung von Magnetit
Magnetit ist ein Mineral, dessen Entstehung an hohe Temperaturen gebunden ist. Als Mineral magmatischen Ursprungs kristallisiert Magnetit bei etwa 600 °C aus.
Ferner entsteht Magnetit im Zuge der Kontaktmetamorphose, indem kalk-, sulfid- und silikathaltige Gesteine durch magmatische Gase verändert werden (sog. Kontaktpneumatolyse). In Sedimenten kann Magnetit aufgrund der Verwitterungsstabilität ebenfalls enthalten sein.
Magnetit ist als Gemengteil, mineralischer Baustein, in nahezu allen magmatischen Gesteinen enthalten; darunter zum Beispiel in Basalt, dem Gestein, aus dem der Meeresgrund der Weltozeane besteht.
Interessant ist die Verteilung der Magnetitkristalle des untermeerischen Basalts. Basalt als magmatisches Gestein tritt nicht nur an der Erdoberfläche zutage, auch im Meer wird stetig durch untermeerischen Vulkanismus neuer Basalt gebildet. Der im Basalt vorkommende Magnetit orientiert sich bei der Kristallisation am magnetischen Nord- und Südpol. Da diese beiden Punkte nicht ortsfest sind und der Lage variieren, zeigt die Ausrichtung der Magnetitkristalle im Basalt auch die Änderung der magnetischen Pole an.
An der Atmosphäre verwittert Magnetit mit der Zeit zu Limonit, gelegentlich auch zu Hämatit.
Magnetit ist weltweit verbreitet, so bspw. in Grönland und Skandinavien; auf den Britischen Inseln; in West-, Süd- und Mitteleuropa; Kenia; Tansania; Sambia; Namibia; Südafrika; Madagaskar; Türkei; Ukraine; Russland; Kasachstan; Iran; Afghanistan; Mongolei; Indien; China; Japan; Australien; Neuseeland; Süd-, Mittel- und Nordamerika.
Neben Hämatit sind die Vorkommen von Magnetit u.a. mit Perowskit, Chlorit, Brucit, Eudialyt, Ilmenit, Eisenblüte/Flos ferri, Apatit, Olivin, weiteren Vertretern der Spinellgruppe, Titanit, Pyrit, Chalkopyrit, Epidot, Klinoklas, Pyrrhotin, Fluorapatit, Dolomit, Silber, Diopsid/Pyroxene, Lizardit/Serpentin, Labradorit, Holmquistit, Thomsonit, Wöhlerit, Nephelin, Kakoxen, Hauyn, Hessonit/Granat, Malachit, Jaspis, Albit und Orthoklas/Feldspat vergesellschaftet.
Als gesteinsbildendes Mineral kommt Magnetit in zahlreichen Gesteinen magmatischen sowie metamorphen Ursprungs vor, beispielsweise in Amphibolit, Andesit Basalt, Basanit, Diabas, Diorit, Dunit, Essexit, Gabbro, Glimmerschiefer, Gneis, Granit, Granodiorit, Grünschiefer, Itakolumit, Kimberlit, Lamproit, Larvikit, Monzonit, Norit, Peridotit, Pyroxenit, Rhyolith, Tephrit, Tonschiefer, Trondhjemit, Quarzit, Schalstein, Serpentinit, Syenit, Tonalit, Trachyt und Troktolith.
Bedeutung und Verwendung von Magnetit
Magnetit ist besonders interessant für die Wissenschaft, da anhand von magnetithaltigen Basalten am Meeresgrund die Theorie der Kontinentalverschiebung nachgewiesen werden konnte und auch die Verschiebung der Pole belegt werden kann.
Zudem ist Magnetit als Eisenerz von Bedeutung; mit einem Eisenanteil von etwa 70 % ist Magnetit ein wichtiges Mineral für die Gewinnung von Eisen.
Pulverisiert dient das Mineral als farbgebendes Pigment in Lacken und Anstrichen, das unter dem Namen Eisenoxidschwarz verkauft wird.
Magnetit in der historischen Heilkunde
Magnetit ist ein Mineral, das über viele Jahrhunderte hinweg als Heilstein verwendet wurde.
Schon Hildegard von Bingen (1098 bis 1179) behandelte Erkrankte mit Magnetit.
Wie der Mediziner Johann Schröder (1559/1560 bis 1669) schreibt, wurde Magnetit hauptsächlich im Zusammenhang mit Blut und Schmerzen eingesetzt.
Schröder hält fest, dass Magnetit "adstringiret, stillet das Geblut, führet die groben melancholischen Feuchtigkeiten aus", verabreicht mit Met.
Als Kette um den Hal getragen, "soll er die Verkrümmung der Glieder heilen und die Nervenschmerzen stillen". In der Hand gehalten, versprach man sich in der Vergangenheit eine geburtserleichternde Wirkung.
Auch interessant ist die Verwendung von Magnetit als "Eisenpflaster", das bei Brüchen zum Einsatz kam. Schröder und die einstigen Mediziner gingen davon aus, dass Magnetit das Eisen im Körper anziehen würde und so zur schnellen Heilung von Brüchen beitragen könnte, insofern das Eisen Lücken verschließt.
Außerdem wurde aus Magnetit mit Wachs eine Salbe hergestellt, die bei "Podagrischen Schmerzen" - Fußgicht - Linderung versprach. Tatsächlich aber kann die vermeintliche Heilwirkung von Magnetit aus schulmedizinischer Sicht nicht bestätigt werden.
Nachweis von Magnetit
Der einfachste, mit geringstem Aufwand zu erreichende Test ist die Prüfung des Minerals auf Magnetismus.
Magnetit zeigt in der offenen Flamme keine Auflösungserscheinungen, schmilzt erst bei 1527 °C im Elektroofen.
Bei der Erhitzung des Minerals auf 580 °C fängt Magnetit an, rot zu glühen. Anschließendes, schnelles Abkühlen führt dazu, dass Magnetit nicht länger magnetisch ist, erst nach vollständiger Erkaltung des Minerals zeigt sich der Magnetismus wieder.
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Quellen:
- Schröder, J. (1693): Magnes. IN: Vollständige und nutzreiche Apotheke. Das ist, D. Johannis Schroederi treflich-versehener medicin-chymischer Artzney-Schatz
- Lippold, G. H. C. (1802): Magnet, magnetische Materie. IN: Neues Natur- und Kunstlexicon enthaltend die wichtigsten und gemeinnützigsten Gegenstände aus der Naturgeschichte, Naturlehre, Chemie und Technologie
- Zippe, F. X. M. (1835): Gold, Kupfer, Eisen Ein Vortrag gehalten bei der feierlichen Sitzung der kaiserlichen Academie der Wissenschaften
- Haidinger, W. v. (1845): Magnetit. IN: Handbuch der bestimmenden Mineralogie: enthaltend die Terminologie, Systematik, Nomenklatur und Charakteristik der Naturgeschichte des Mineralreiches
- Morozewicz, J. (1899): Magnetit und Eisenglanz. IN: Mineralogische und petrographische Mittheilungen Band 18
- Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
- Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
- Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
- Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
- Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
- Okrusch, M. und Matthes, S. (2014): Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springer Verlag Berlin Heidelberg
- Hochleitner, R. (2019): Der neue Kosmos-Mineralienführer. 700 Mineralien, Edelsteine und Gesteine. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Company KG
- www.mindat.org - Magnetite