Hessonit
englisch: hessonite | französisch: hessonite
Hessonit - Zimtfarbener Granat
Das Mineral Hessonit war lange Zeit unter zwei Namen bekannt.
Der deutsche Mineraloge Abraham Gottlob Werner (1749 bis 1817) gab dem Mineral den Namen Zimtstein bzw. Kaneelstein; Kaneel = niederländisch für Zimt) – angelehnt an die zimtrote Farbe von Hessonit.
Dem Mineralogen Max Bauer (1844 bis 1917) zufolge kommen bei der Namensgebung neben der Farbe als Eigenschaft auch die Herkunft mit ins Spiel, insofern der Kaneelstein "der Hauptsache nach der Zimmtinsel Ceylon entstammt".
René-Just Haüy (französischer Mineraloge, 1743 bis 1822) führte einige Jahre später die heute gängige Bezeichnung Hessonit ein. Hessonit - aus dem Altgriechischen mit „geringerer Stein“ übersetzt bezieht sich auf die geringere Härte und Dichte des Minerals im Vergleich zu "Zirkon und Idokras" (Hartmann, 1828). Der Mineraloge Wilhelm Kleefeld (1825 bis 1904) spricht im Zusammenhang mit der Etymologie des Namens von "einem der zahlreichen philologischen Scherze, die sich die Mineralogen gerne machen". Tatsächlich wurde Hessonit lange mit der Zirkon-Varietät Hyacinth verwechselt, der schon im 19. Jahrhundert im Preis deutlich höher eingestuft wurde als Hessonit.
Inhaltsverzeichnis Hessonit
- Eigenschaften von Hessonit
- Hessonit und Mandarin-Granat
- Entstehung und Verbreitung von Hessonit
- Verwendung und Bedeutung von Hessonit
Eigenschaften von Hessonit
Hessonit ist ein Vertreter der Granatgruppe und innerhalb der Granate eine Varietät von Grossular. Weitere Grossular-Varietäten sind der grüne Tsavorit sowie der farbloser Leukogranat.
Eigenschaft | Beschreibung |
---|---|
Chemische Zusammensetzung | Ca3Al2(SiO4)3 |
Mineralklasse | Silikatmineral |
Farbe | orange, rot, rotbraun |
Strichfarbe | weiß |
Glanz | glasartig |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend und undurchsichtig |
Bruch | spröde, muschelig |
Spaltbarkeit | unvollkommen |
Mohshärte | 7 |
Dichte | 3,64 bis 3,69 g/cm³ |
Die Farbe von Hessonit
Typisch für Hessonit sind orangefarbene bis rote Farbtöne, deren Nuancen von gold-orange, reinem Orange, honiggelb, bis hin zu rotorange und rotbraun (zimtfarben) reichen bzw. reicht die Farbe dem Mineralogen Carl Hartmann (1796 bis 1863) zufolge "zwischen hyacinthroth und orangegelb" oder mit den Worten seines Kollegen Cornelius August Doelter y Cisterich (1850 bis 1930): "hyacinthroth mit Stich in´s Honiggelbe". Max Bauer beobachtete außerdem, dass die Farbe von Hessonit "bei Lampenlicht erheblich leuchtender und feuriger (...) als am Tage" ist.
Hessonit ist ein sogenanntes allochromatisches Mineral, d.h., die Farbe ist nicht kristalleigen, sondern auf den Einfluss von äußeren Faktoren zurückzuführen – wobei die Entstehung der Farbe von Hessonit ursächlich mit Eisen (Fe3+) als farbgebendes Element im Kristallgitter begründet wird.
Die Strichfarbe – die Farbe, die entsteht, wenn ein Mineral über ein unglasiertes Porzellantäfelchen gestrichen wird – ist weiß.
Hessonit und Mandarin-Granat
Mandarin-Granat und Hessonit können leicht miteinander verwechselt werden; nicht nur wegen der vergleichbaren orangegelben bis -roten Farbe, sondern auch aufgrund der Form der Kristalle im ungeschliffenen Zustand.
Der wesentliche Unterschied zwischen Hessonit und Mandarin-Granat ist das jeweils für die Farbe verantwortliche Element. Während Hessonit eisenhaltig ist, erzeugt Mangan den Orangeton von Mandarin-Granat.
Unterschiede gibt es zudem, was den Preis betrifft. Hessonit ist gegenüber Mandarin-Granat günstiger, was an der Verfügbarkeit bzw. den Vorkommen beider Mineralien liegt. Mandarin-Granat ist das seltenere Mineral von beiden.
Ein anderes Mineral, das Hessonit ähnlich sieht, ist Hyazinth. Hyazinth ist die zimtrote Varietät von Zirkon, die sich neben der chemischen Zusammensetzung auch durch den intensiven diamantartigen Glanz deutlich von Hessonit unterscheidet.
Entstehung und Verbreitung von Hessonit
Hessonit ist wie andere Granatmineralien auch ein Mineral metamorphen Ursprungs, das unter hohen Temperatur- und/oder Druckbedingungen entsteht.
Abhängig vom jeweiligen Fundort ist Hessonit mit einer Reihe von weiteren Mineralien vergesellschaftet, darunter u.a. Calcit, Epidot, Klinochlor/Chlorit, Diopsid, Vesuvianit, Prasem/Quarz, Anorthit, Titanit, Zoisit, Grossular, Rodingit und Metabasit.
Weltweit sind zahlreiche Hessonit-Vorkommen bekannt, darunter u.a. in Norwegen, Schweiz, Österreich, Iserwiese/Tschechien, Slowakei, Madagaskar, Tansania, Myanmar, Indien, Sri Lanka, Australien, Brasilien, Ontario und Quebec/Kanada sowie in den USA.
Hessonit in Deutschland
- Baden-Württemberg: Detzeln
- Bayern: Wurlitz/Oberkotzau, Wunsiedel, Kalkofen, Oedenthal, Pfaffenreuth
- Sachsen: Schneeberg
- Sachsen-Anhalt: Thale
Verwendung und Bedeutung von Hessonit
Hessonit und Schmuck
Hessonit ist insbesondere für die Schmuckbranche von Interesse. Genau wie andere Granate wird Hessonit in Ketten, Anhängern, Ohrringen und Ringen eingefasst.
Abhängig von der Qualität der Reinheit werden verschiedene Schliffe angewendet. Trübe, durchscheinende bis undurchsichtige Steine werden poliert, ohne das Mineral zu schleifen oder mit Glattschliffen, bspw. Cabochonschliff, versehen. Kristallklare Exemplare werden facettiert (z.B. Rundschliff, Ovalschliff, Oktagonschliff, Tropfenschliff), um die Farbe im Spiel mit dem einfallenden Licht zu betonen.
Zudem gilt Hessonit als Monatsstein für den Monat Januar. 1912 legten die Juweliere eine Liste von Edelsteinen und Mineralien an, die jedem Monat im Jahr zugeordnet werden. Hinter dieser Einteilung steht die Idee, Mineralien, die von besonderer Bedeutung für die Schmuckbranche sind, einen Monat lang Aufmerksamkeit zu schenken.
Heilstein Hessonit
Wie viele andere Mineralien auch, wird Hessonit als Heilstein verkauft, ohne dass in klinischen Studien eine heilende Wirkung von Hessonit auf die Gesundheit von Seele und Körper bewiesen werden konnte.
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Quellen:
- Haüy, R.-J. (1810): Kaneelstein. IN: Lehrbuch der Mineralogie
- Hausmann, J. F. L. (1813): Kaneelstein. IN: Handbuch der Mineralogie
- Hartmann, C. (1828): Granat. IN: Handwörterbuch der Mineralogie und Geognosie
- Kleefeld, W. (1877): Kaneelstein oder Hessonit. IN: Die Edelsteine
- Doelter y Cisterich, C. A. (1893): Hessonit. IN: Edelsteinkunde. Bestimmung und Unterscheidung der Edelsteine und Schmucksteine. Die künstliche Darstellung der Edelsteine
- Bauer, M. (1896): Hessonit. IN: Edelsteinkunde. Eine allgemein verständliche Darstellung der Eigenschaften, des Vorkommens und der Verwendung der Edelsteine, nebst einer Anleitung zur Bestimmung derselben für Mineralogen, Steinschleifer, Juweliere, etc · Band 2
- Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
- Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
- Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
- Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
- Okrusch, M. und Matthes, S. (2014): Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springer Verlag Berlin Heidelberg
- Hochleitner, R. (2019): Der neue Kosmos-Mineralienführer 700 Mineralien, Edelsteine und Gesteine. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Company KG
- Schumann, W. (2020): Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten 1900 Einzelstücke.
- www.mindat.org - Hessonite
- www.gemsociety.org - Hessonite Garnet Value, Price, and Jewelry Information