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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 04.10.2024


Klinochlor

Klinochlor - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: clinochlore


Klinochlor Foto
Klinochlor

Kotschubeyit, Ripidolith und Klinochlor

Der Name Klinochlor wird erstmals im Jahr 1851 erwähnt. Der US-amerikanische Mineraloge und Geologe William Phipps Blake (1826 bis 1910) beschreibt in seinen Ausführungen "Optical und Blowpipe Examination of supposed Chlorite of Chester County, Pa." das Mineral mit der "schönen smaragdgrünen Farbe" (Zitat Blake: "beautiful emerald green").
Neben der grünen Farbe war für Blake bei der Namensgebung auch die schiefe Neigung der optischen Achse entscheidend: "in allusion to the great obliquity between the optic axes, and its green color resembling that of chlorite", weshalb Klinochlor wortwörtlich mit geneigter, grüner Stein übersetzt wird.

Zeitgleich wurde auch in Europa über dieses Mineral diskutiert. Franz von Kobell (Mineraloge; 1803 bis 1882) taufte das Mineral, das er in Achmatowsk entdeckte und das lange mit Chlorit verwechselt wurde, Ripidolith - Fächerstein, oder wie er es begründet: wegen der "fächerförmigen Gruppierung der Krystalle.

Parallel dazu nahm der russische Mineraloge Nikolai von Kokscharow (1818 bis 1893) an, ebenfalls ein neues, unbekanntes Mineral gefunden zu haben, das er Kotschubeyit nannte mit Piotr Aradievitch Kotschubey (1825 bis 1892; Mineraloge) als Namenspaten.

Nachdem im Zuge von Untersuchungen festgestellt wurde, dass Ripidolith, Kotschubeyit und Klinochlor ein- und dasselbe Mineral sind, wurde sich schließlich auf den Namen Klinochlor geeinigt.


Eigenschaften von Klinochlor

Klinochlor ist ein Silikatmineral mit der Zusammensetzung (Fe,Mg)5Al(Si3Al)O10(OH,O)8 und im Speziellen ein Mineral der Chloritgruppe zugeordnet. Klinochlor weist im Gegensatz zu ähnlichen Chamosit mehr Magnesium als Eisen auf.

Die typische Farbe von Klinochlor ist grün, das sowohl ins Blaue wie auch Schwärzliche gehen kann und optisch dem Glimmermineral Fuchsit ähnlich ist. Ebenfalls möglich sind die Farben weiß, farblos, rosa/pink in der Varietät Kämmererit oder gelb.
Die Strichfarbe ist weiß bis hellgrün.

Klinochlor kristallisiert dem monoklinen Kristallsystem folgend und bildet dicktafelige Kristalle mit hexagonalem Querschnitt, die häufig zu Zwillingen miteinander verwachsen sind. Die Aggregate sind strahlig, schuppenartig-schichtig, massig, erdig oder pulverig.
Der Glanz von Klinochlor ist glas- bis perlmuttartig bei durchsichtiger bis durchscheinender Transparenz. Der Bruch ist muschelig, die Spaltbarkeit zeigt sich sehr vollkommen.

Mit einer Mohshärte von 2 bis 2,5 ist Klinochlor ein sehr weiches Mineral, dessen Dichte 2,63 bis 2,98 g/cm³ beträgt.


Clinochlor - Mineral und Kristalle
Klinochlor

Entstehung und Verbreitung von Klinochlor

Klinochlor ist ein Mineral metamorphen Ursprungs, das entsteht, indem mafische Gesteine und Minerale hydrothermal überprägt werden (sog. Kontaktmetamorphose).

Die Vorkommen von Klinochlor sind u.a. mit Brucit, Adular/Feldspat, Calcit, Biotit/Glimmer, Bergkristall/Quarz, Perowskit, Chromit, Aktinolith, Granat (z.B. Andradit, Hessonit und Grossular), Uwarowit, Olivin, Serpentin, Titanit, Diopsid und Magnetit vergesellschaftet.

Als gesteinsbildendes Mineral ist Klinochlor mitunter in Gesteinen wie Talk- oder Chloritschiefer enthalten.

Erwähnenswerte Vorkommen von Klinochlor befinden sich in Grönland; Schweden; Schottland; England; Frankreich; Halle, St. Andreasberg, Göttingen, Siegerland, Idar-Oberstein, Oberwolfach, Wittichen und Haslach/Deutschland; Wallis, Piz Lunghin und Gault/Schweiz; Zillertal, Stubachtal, Brennkogel, Hoher Sonnenblick, Leoben, Koschach, Gurktaler Alpen, Villach, Zinkwand und Sattlerkogel/Österreich; Tschechien; Slowakei; Spanien; Italien; Rumänien; Türkei; Kongo; Namibia; Südafrika; Indien; China; Japan; Australien; Neuseeland; Mexiko; USA und Kanada.


Bedeutung und Verwendung von Klinochlor

Neben der Verarbeitung zu Dekorationsgegenständen wird Klinochlor zu Schmuck verarbeitet.
Daneben wird Klinochlor als Heilstein - auch unter dem Namen Serafinit bzw. Seraphinit - verkauft, ohne dass die Heilwirkung von Klinochlor in wissenschaftlichen Untersuchungen belegt werden konnte.


Nachweis von Klinochlor

Klinochlor ist in erhitzter, konzentrierter Schwefelsäure löslich. Als Produkt entsteht dabei Kieselsäuregel. Wird das Mineral erhitzt, blättert dieses bedingt durch eine Volumenzunahme auseinander, schmilzt dennoch nicht auf.


Auch interessant:


Quellen:

  • Blake, W. P. (1851): Optical and Blowpipe Examination of supposed Chlorite of Chester County, Pa.. IN: The American Journal of Science
  • Kokscharow, N. v. (1854): Ueber den Klinochlor von Achmatowsk und den zweiachsigen Glimmer vom Vesuv. IN: Jahrbuch der Kaiserlich-Königlichen Geologischen Reichsanstalt. Band 5
  • Kobell, F. v. (1864): Chlorit. Ripidolith. IN: Geschichte der Wissenschaften in Deutschand. Geschichte der Mineralogie 1650-1860 · Band 2
  • Blum, J. R. (1874): Klinochlor. IN: Lehrbuch der Mineralogie (Oryktognosie)
  • Tschermak, G. (1891): Klinochlor. IN: Die Chloritgruppe
  • Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
  • Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
  • Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
  • Okrusch, M. und Matthes, S. (2014): Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springer Verlag Berlin Heidelberg
  • www.mindat.org - Clinochlore

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