Chloritgruppe
Chloritgruppe - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung
englisch: chlorite | französisch: chlorite
Chlorit - Eine Gruppe grüner Mineralien
Unter dem Namen Chlorit bzw. Chloritgruppe wird eine Reihe bestimmter Minerale mit gleicher oder ähnlicher Zusammensetzung zusammengefasst.
Chlorit war schon dem römischen Universalgelehrten Plinius d.Ä. (23 bis 79 n.Chr.) ein Begriff. In einer von Louis Poinsinet de Sivry 1782 rezeptierten Version der von Plinius im Jahr 77 n.Chr. begonnenen "Naturalis historia" (Naturgeschichte) findet sich unter dem Stichwort Chlorit die Beschreibung: "est de couleur d´herbe" (ist von der Farbe der Kräuter).
Der chemischen Analyse dahingegen nahmen sich erstmals die Chemiker und Apotheker Johann Georg Albrecht Hoepfner (1759 bis 1813) sowie Louis-Nicolas Vauquelin (1763 bis 1829) im Jahr 1781 an, die auch auf die grüne Farbe des Minerals eingehen: "veut dire substance verte" (bedeutet grüne Substanz).
Auch wenn des Namens wegen die Vermutung nahe liege, Chlor könnte das namensgebende Element und Gemeinsamkeit aller Chloritmineralien sein, bezieht sich der aus dem Griechischen stammende Name auf die Farbe der Mineralien: grün (griech. chloros).
Eigenschaften von Chlorit
Die Chloritgruppe besteht aus folgenden Mineralien:
- Klinochlor
- Baileychlor
- Chamosit
- Borocookeit
- Glagolevit
- Orthochamosit
- Odinit
- Sudoit
- Pennantit
- Nimit
- Gonyerit
- Donbassit
- Franklinfurnaceit
- Cookeit
Die allgemeine Summenformel von Chlorit wird mit (Mg,Fe,Al)6(Si,Al)4O10(OH)8 angegeben, weshalb Chlorit der Mineralklasse der Silikate, im Speziellen den Schichtsilikaten (Phyllosilikate) zugeordnet wird. Anstelle von Magnesium und Eisen können ebenso Mangan und Nickel treten. Die Endglieder der entsprechenden Mischreihen werden von Nimit (Nickel-Endglied), Pennantit (Mangan-Endglied), Klinochlor (Magnesium-Endglied) sowie Chamosit (Eisen-Endglied) gebildet.
Die Farbe der einzelnen Chloritmineralien reicht von grün über gelb bis zu braun, farblos, weiß oder rosa (Varietät Kämmererit).
Dem Mineralogen Georg Adolf Suckow (1751 bis 1813) waren 1803 in der Gattung Chlorit allerdings nur Grüntöne von Chlorit bekannt: "Farbe zwischen berg- und lauchgrün, und geht aus dem Olivengrünen, und dem Braunen ins Schwärzlichgrüne über".
Die Strichfarbe von Chlorit ist hellgrün bis weiß.
Chlorite kristallisieren sowohl im monoklinen als auch triklinen Kristallsystem mit tafelig ausgebildeten Kristallen. Die Aggregate sind massig, krustenartig, schuppig oder körnig.
Suckow unterteilte Chlorit seinerzeit in verschiedene Varianten ein, wobei er die Unterscheidung von Chlorit nach dem Habitus der Kristalle vornahm:
- "Erdiger Chlorit": alias "Chloriterrde, Sammterde", "feinerdig, zartschuppig", als matter Anflug auf anderen Gesteinen
- "Blättriger Chlorit": "in sechsseitigen Tafeln"
- "Gemeiner Chlorit": derbe Massen
- "Schiefriger Chlorit": "als mehr oder weniger dicker Überzug", "Bruch ist (...) übrigens dick- oder dünnschiefrig"
Der Glanz von Chlorit ist perlmutt- bis glasartig, die Transparenz ist durchsichtig bis durchscheinend. Der Bruch jener Silikate ist spröde, die Spaltbarkeit zeigt sich sehr vollkommen, wobei die Spaltblättchen durch eine besondere Elastizität gekennzeichnet sind.
Chlorit-Mineralien sind weiche Minerale: die Mohshärte beträgt 2 bis 3 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien, die auf den Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839) zurückgeht, die Dichte beträgt 2,3 bis 3 g/cm³.
Entstehung und Verbreitung von Chlorit
Chlorite sind Sekundärminerale, die im Zuge metamorpher Vorgänge aus der hydrothermalen Überprägung magnesium- und eisenhaltiger Silikatgesteine oder –minerale hervorgehen.
Die Minerale der Chloritgruppe sind deshalb mitunter auch als Gemengteil in vielen Gesteinen enthalten, darunter bspw. Diabas, Prasinit, Marmor, Dacit, Tonschiefer, Quarzit, Glimmerschiefer, Kalkstein, Muschelkalk, Grauwacke, Schalstein, Shungit oder Amphibolit.
Zu den Mineralien, die am selben Fundort wie die einzelnen Chlorit-Varietäten gefunden werden, zählen unter anderem Hessonit, Grossular und Andradit/Granat, Diopsid, Vesuvianit, Titanit, Magnetit, Calcit, Epidot, Brucit, Glaukophan, und Magnetit.
Bedeutende Chlorit-Vorkommen befinden sich z.B. in Deutschland, Schweiz, Österreich, Schottland, Italien, Türkei und Südafrika.
Verwendung und Bedeutung von Chlorit
Chlorit wird vor allem zu Gebrauchs- und Ziergegenständen oder Schmucksteinen verarbeitet.
Nachweis von Chlorit
Chlorit ist erhitzter Schwefelsäure löslich. Um Verwechslungen mit Mineralen innerhalb der Chloritgruppe auszuschließen, bietet sich die genaue chemische Bestimmung, ggfs. auch eine röntgenographische Analyse, an.
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Quellen:
⇒ Chymie, pharmacie et métallurgie (1781)
⇒ de Sivry, L. P. und Plinius (1782): Histoire Naturelle
⇒ Suckow, G. A. (1803): Anfangsgründe der Mineralogie
⇒ Leonhard, K. C. (1805): Handbuch einer allgemeinen topographischen Mineralogie. Band 2
⇒ Dana, J. D. (1892): The System of Mineralogy of James Dwight Dana
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Altaba, M. F. und G. Tanelli (1995): Wissen heute auf einen Blick - Mineralogie. Neuer Kaiser Verlag GmbH, Klagenfurt