Grüne Edelsteine und Mineralien gibt es viele: Smaragd, Olivin, Diopsid, Chrysopras, Malachit, Dioptas und Diamanten. Dass grüne Diamanten im Zusammenhang mit grünen Steinen in zuerst in der Aufzählung erscheinen, liegt an der Tatsache, dass grüne Diamanten unter allen Farbdiamanten die seltensten sind.
Fernab von farblosen bzw. weißen Diamanten gibt es Diamanten, die in den Farben des Regenbogens und darüber hinaus in gelb, orange, rot, rosa/pink, violett, blau, grün, braun, grau und schwarz brillieren.
Im Diamantenhandel werden Diamanten, deren Farbe nicht weiß ist, als Fancy Diamanten oder Farbdiamanten definiert. Fancy Diamanten gibt es in gelb, orange, rot, rosa/pink, violett, blau, grün, grau, braun und schwarz.
Abgesehen von der Farbe gleichen die weiteren Eigenschaften von Farbdiamanten denen von weißen Diamanten.
Diamanten bestehen aus Kohlenstoff (C) und werden zur in der Mineralogie gängigen Mineralklasse der Elemente gezählt – ebenso wie beispielsweise Silber, Graphit, Kupfer und Gold. Die Transparenz von Diamanten variiert von durchsichtig bis durchscheinend. Der Glanz des Edelsteins wird als diamanten beschrieben. Dass der Glanz von Diamanten eine eigene namensgebende Kategorie erhielt, wird mit der Einzigartigkeit und Auffälligkeit des Glanzes von Diamanten begründet. Ein Glanz, der nur noch bei wenigen anderen Mineralien zu finden ist.
Ebenfalls einmalig ist die Härte von Diamanten. Auf der Erde gibt es kein weiteres Mineral, das so hart ist wie ein Diamant. Auf der Skala der Mohshärte (beginnend bei 1, sehr weich, aufsteigend bis 10, sehr hart) rangieren Diamanten auf Platz 10, der höchsten Stufe.
Das Grün von grünen Diamanten ist sehr vielseitig und wird neben der Primärfarbe wesentlich vom Oberton bestimmt und beeinflusst.
Während die Primärfarbe von Farbdiamanten die Farbe ist, die dem Betrachter zunächst auffällt, ist der Oberton die Farbe, die dem Stein eine mehr oder weniger deutlich ausgeprägte Nuancierung verleiht, die in eine andere Farbe übergeht oder im Licht als Farbenspiel zu sehen ist. Jeder Fancy Diamant weist bestimmte Obertöne auf, welche die Intensität der Farbe positiv hervorheben oder die Primärfarbe „schmutzig“ wirken lassen. Ein Faktor, der beim Preis von Fancy Diamanten eine gewichtige Rolle spielt.
Die Obertöne von grünen Diamanten können ins Gelbe, Blaue, Braune oder Graue gehen. Welcher Oberton bei einem grünen Diamanten vorhanden ist, belegt die Beschreibung der Farbe. Der Obertöne bzw. teilweise auch die Obertöne werden noch vor der eigentlichen Farbe des Diamanten aufgeführt, zum Beispiel: Fancy Intense Yellow Green Diamant oder Fancy Gray Yellowish Green Diamant. Im ersten Beispiel weist der grüne Diamant einen auffälligen Gelbton auf, im Gegensatz zum zweiten Fall, wo Grau als Oberton dominiert und beim Farbspiel im Licht ein Hauch von Gelb zu erkennen ist.
Für den Laien ist die Unterscheidung der verschiedenen Grüntöne mitsamt Oberton bisweilen schwierig und kompliziert, weil der grüne Diamant einfach als hellgrün, apfelgrün, mintgrün, olivgrün, blaugrün oder graugrün beschrieben wird.
Allerdings kommt nicht jede Nuance bei grünen Diamanten gleichermaßen vor. Schon 1893 berichtete der Mineraloge Cornelio August Doelter y Cisterich (1850 bis 1930), dass "ein intensives Smaragdgrün seltener ist als grüngelb wie Chrysoberyll".
Sein Kollege Johann Jakob Tschudi (1818 bis 1889) ist bei der Beschreibung der verschiedenen Grüntöne noch etwas detaillierter und zählt "grün in allen Nüancen, nämlich blass-, meer-, lauch-, spargel-, pistazien-, oliven-, zeisig-, smaragd-, blaugrüne, grünlichgraue" Exemplare zum Repertoire von grünen Diamanten.
Wegen der Vielschichtigkeit der Grüntöne sehen grüne Diamanten einer Reihe weiterer grüner Mineralien mit durchsichtiger bis durchscheinender Transparenz ähnlich, darunter unter anderem Brasilianit, Dioptas, Peridot (Olivin-Varietät), Zoisit, grünem Spinell und dem synthetisch hergestellten Kunstkristall Zirkonia.
So vielfältig wie die Farben von Fancy Diamanten sind, so sehr unterscheiden sich die Erklärungen des Ursprungs der Farbe.
Grüne Diamanten sind das Ergebnis radioaktiver Strahlung. Radioaktive Strahlung, die zum Zeitpunkt der Entstehung des Diamanten vorhanden war oder während das Mineral noch im Muttergestein verborgen war.
Das Wissen um die Entstehung der Farbe von grünen Diamanten macht man sich zunutze, um farblose, hellgelbe oder hellbraune Diamanten von niedriger Farbqualität in grüne Diamanten umzufärben. Genau wie natürliche, grüne Diamanten werden künstliche gefärbte grüne Diamanten radioaktiver Strahlung ausgesetzt. Eine Gefahr für die Gesundheit besteht beim Tragen von Schmuck mit grünen Diamanten nicht, wie das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) betont. Wichtig ist nur, dass eine gewisse Abklingzeit abgewartet wird, bis der bestrahlte Stein in den Handel kommt.
Im direkten Vergleich unterscheiden sich naturbelassene und behandelte grüne Diamanten. Das Grün natürlicher grüner Diamanten ist vergleichsweise heller und teilweise geprägt von einer ungleichmäßigen Farbverteilung.
Behandelte grüne Diamanten sind oftmals kräftiger in der Farbe, die regelmäßig im Stein verteilt ist.
Grüne Diamanten sind eine Seltenheit.
Während gelbe und braune Diamanten einen Anteil von etwa 80 % unter allen Farbdiamanten ausmachen, sind grüne Diamanten neben roten, pinken und blauen Diamanten die seltensten Fancy Diamanten.
Erwähnenswerte Fundorte befinden sich in einigen Minen in Indien, Afrika und Brasilien.
Namenspate des Grünen Dresdens ist die gleichnamige Stadt Dresden in Sachsen.
Der apfelgrüne Rohdiamant mit einem Gewicht von 119,5 Karat wurde einst in Indien entdeckt, wobei das genaue Fundjahr unbekannt ist. Erstmals im Weltgeschehen tauchte der Dresdner Grüne Diamant im Jahr 1722 in London/England auf. Hier wurde der grüne Rohdiamant mit einem birnenförmigen Schliff (englisch: Pear Cut) versehen, einhergehend mit einem erheblichen Gewichtsverlust, so dass der grüne Edelstein heute „nur“ noch 41 Karat auf die Waage bringt.
1741 ist ein weitere bedeutendes Jahr in der Geschichte des Dresdner Grünen Diamanten, denn der Stein gelangte ins Eigentum von August II., Kurfürst von Sachsen und König von Polen (1696 bis 1763). Heutzutage ist der Dresdner Grüne Diamant im Grünen Gewölbe in Dresden ausgestellt.
Der Name Aurora Green Diamant wurde in Anlehnung an die grüne Farbe von Polarlichtern gewählt – die Farbe, die der grüne Diamant aufweist.
Für den grünen Diamanten wurde ein cornered rectangular modified brilliant cut gewählt, dessen Merkmale der rechteckige Schliff, deren Ecken wie abgeschnitten wirken, und das spitz zulaufende Unterteil sind.
Der Wert des 5,03 Karat schweren Aurora Green Diamanten: 16,8 Mio. US-Dollar. Für diesen Betrag wurde der wertvolle Diamant am 31. Mai 2016 versteigert.
Der Name Ocean Dream Diamant geht auf die Farbe des Diamanten zurück, die sich in einem Ozean-gleichen Blau-Grün präsentiert (Fancy Vivid Blue Green). Der Ocean Blue Diamant wiegt 5,51 Karat und ist im Trillion Cut gehalten, der sich durch eine dreieckige Grundform und ein spitz zulaufendes Unterteil wie beim Brillantschliff auszeichnet.
Das Besondere an dem grünen Diamanten aus Afrika ist die Farbe. Die Mehrheit der blau-grünen Diamanten ist das Resultat einer nachträglichen Farbbehandlung. Anders verhält es sich im Fall des Ocean Dream Diamanten, dessen Farbe naturbelassen ist.
Grüne Diamanten zählen zu den wertvollsten Farbdiamanten, was nicht zuletzt mit der Seltenheit des Mineral zusammenhängt.
Wie bei anderen Diamanten auch sind bei der objektiven Einschätzung des Wertes von grünen Diamanten vier Faktoren von wesentlicher Bedeutung – die 4C: Farbe (Color), Reinheit (Clarity), Schliff (Cut) und Gewicht (Carat).
Die Farbe von grünen Diamanten ist sehr abwechslungsreich bedingt durch die verschiedene Intensitäten der grünen Farbe an sich und die Obertöne, die dem Steine eine andersfarbige Nuancierung verleihen. Auf dem Edelsteinmarkt werden grüne Diamanten, deren Farbe naturbelassen ist, als höherwertig eingestuft. Farbbehandelte grüne Diamanten müssen zudem gekennzeichnet werden.
Die Farbintensität von Farbdiamanten wird auf einer acht-stufigen Skala bewertet, die von faint (sehr hell) bis fancy vivid (sehr lebhaft) reicht.
Grüne Diamanten mit dem Prädikat fancy vivid ohne Oberton werden am meisten geschätzt.
Neben der Intensität der Primärfarbe werden auch die Obertöne bewertet. Grüne Diamanten mit braunem Oberton erzielen nicht denselben Preis wie rein grüne Steine oder solche mit einem Hauch von Gelb oder Blau, die das Grün in der Leuchtkraft unterstützen.
Daneben wird bei der Evaluation der Farbqualität die Frage geklärt, wie gleichmäßig die Farbe im Stein verteilt ist, ob hellere und dunklere Areale zugleich erkennbar sind und nicht zuletzt, ob der grüne Diamant naturfarben ist oder eine Farbbehandlung stattgefunden hat.
Die Reinheit von grünen Diamanten wird nach den gleichen Kriterien bemessen wie bei farblosen Diamanten. Ist der grüne Diamant lupenrein oder sind im Stein Makel mit dem bloßen Auge festzustellen?
Grüne Diamanten zu schleifen ist eine große Herausforderung, denn die Farbe von grünen Diamanten – natürlich wie behandelt - konzentriert sich vor allem auf die Oberfläche des Steins.
Wird mit dem Schliff zu viel Material abgetragen, ist es möglich, dass der grüne Diamant nicht mehr von dem Grünton ist wie als Rohdiamant.
Mitunter hat es sich deshalb eingebürgert, an der Rundiste – der Teil von geschliffenen Steinen, der den Ober- vom Unterteil wie ein Gürtel voneinander trennt – weitgehend unbearbeitete Facetten stehen zu lassen, welche die Naturfarbe wiedergeben. Diese Flächen werden extra nicht poliert oder bearbeitet, um auch die Bestimmung der Farbe zu erleichtern.
Beim Schliff von grünen Diamanten wird wie bei allen geschliffenen Steinen Wert auf die Symmetrie der Facetten und deren Anzahl gelegt. Überlagern oder schneiden sich die Facetten, werden Facetten unüblich hinzugefügt oder weggelassen, wirkt sich das auf den Preis von Diamanten aus.
Bei grünen Diamanten gilt nicht Devise: je höher das Karat-Gewicht, desto höher der Preis. Entscheidend ist das Zusammenspiel von Farbe, Reinheit und Schliff. Ein hellgrüner, lupenreiner Diamant mit 2 Karat kostet in der Regel weniger als ein tiefgrüner Diamant mit Einschlüssen, die unter Vergrößerung zu sehen ist, und einem Gewicht von 0,5 Karat.
Farbe, Reinheit, Schliff und Gewicht sowie die Seltenheit sind Faktoren, die zusammen den Preis von grünen Diamanten bestimmen.
Abhängig von der Qualität kann es zu erheblichen Preisschwankungen bei grünen Diamanten kommen. So sind beispielsweise grüne Diamanten erhältlich, deren Preis pro Karat bei 5.000 US-Dollar liegt, und solche, die bei Versteigerungen einen Wert von 3 Mio. US-Dollar erzielen.
Auch interessant:
Quellen:
⇒ Kluge, C. E. (1860): Diamant. Farbe. IN: Handbuch der Edelsteinkunde für Mineralogen.
Steinschneider und Juweliere
⇒ Löhr, A. (1867): J. J. von Tschudi´s Reisen durch Südafrika. IN: Archiv der Pharmazie
⇒ Doelter y Cisterich, C. A. (1893): Diamanten. IN: Edelsteinkunde. Bestimmung und Unterscheidung der Edelsteine und Schmucksteine. Die künstliche Darstellung der Edelsteine
⇒ Bank, H. (1992): Diamanten. Pinguin-Verlag Innsbruck
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ www.mindat.org - diamond
⇒ www.bfs.de - Sind Schmucksteine radioaktiv?
Letzte Aktualisierung: 10. Oktober 2022