Grünfluss
Grünfluss - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung
englisch: green goldstone
Grünfluss = Glas mit Chromoxid
Die Anfänge aller farbigen Glasflüsse liegen in Italien. Im 17. Jahrhundert erfand die Glasmacherfamilie Miotto aus Murano bei Venedig einen Stein aus Glas, der zunächst als Goldfluss bekannt wurde. Einige Zeit später folgten Glassteine in anderen Farben, darunter Grünfluss, Purpurfluss und Blaufluss, deren Gemeinsamkeit nicht nur die Herstellung war, sondern die in den Glasstein eingearbeiteten glitzernden Partikel als unverwechselbares Merkmal.
Das Rezept der farbigen Glasflüsse galt viele Jahre als ein Geheimnis, dessen Auflösung sich auch renommierte Chemiker, u.a. Hermann Fehling (1811 bis 1885) und Max Pettenkofer (1818 bis 1901), aber auch der Topograph Joseph Wander von Grünwald (1759 bis 1822) annahmen.
Bei einem Vergleich mit der Quarzvarietät Aventurin fiel Fehling 1871 auf, dass dieser Grünfluss sehr ähnelt, chemisch jedoch vollkommen anders gehalten war und das Rätsel um die Zusammensetzung von Glasfluss damit aufgedeckt wurde.
Der Name Grünfluss steht heute wie damals für die Farbe und den Ursprung des Materials. Der Begriff Fluss stammt aus der Kunst der Glasmachens und definiert eine flüssige Glasschmelze.
Kurzum: Grünfluss ist ein aus mit Metalloxiden eingefärbter Stein der Glassschmelze nicht natürlichen Ursprungs.
Eigenschaften von Grünfluss
Grünfluss, Blaufluss, Purpurfluss und Goldfluss sind die bekanntesten Vertreter von Glasfluss-Steinen, die allesamt auf künstliche Weise entstanden sind und deren gemeinsames Merkmal die metallischen Einschlüsse sind. Deshalb wird Glasfluss nicht als Mineral oder Gestein definiert, da die Voraussetzung natürliche Entstehung nicht gegeben ist.
Richtigerweise handelt es sich bei Grünfluss um grün eingefärbtes, mit Metalloxiden versetztes Glas.
Grünfluss wird in verschiedenen Nuancen von Grün hergestellt, die von hellen Grüntönen bis hin zu dunklen schwarzgrünen Exemplaren reichen.
Teilweise erinnert die Farbe an echte grüne Mineralien, bspw. an gelbgrünen Peridot, Chromdiopisd oder Smaragd. Das auffälligste Merkmal von Grünfluss sind die goldähnlichen, schillernden Flakes im Stein.
Die Zusammensetzung von Grünfluss wird durch Glas und Chromoxid bestimmt. Chromoxid fungiert als farbgebendes Metall, aber bewirkt ebenso das metallische Schimmern von Grünfluss.
Glas wiederum besteht aus fein zermahlenem Quarzsand, dem Bor, Natron und Blei hinzugefügt werden, um die Härte und Beständigkeit von Glas zu erhöhen.
Grünfluss zeichnet sich ferner durch eine durchscheinende bis undurchsichtige Transparenz aus.
Die Mohshärte beträgt 6 bis 6,5.
Glasfluss | Farbe | färbendes Metall |
---|---|---|
Goldfluss |
| Kupferoxid |
Blaufluss |
| Kobalt- und Manganoxid |
Grünfluss |
| Chromoxid |
Purpurfluss |
| Manganoxid |
Ursprung und Herstellung von Grünfluss
Die ersten farbigen Gläser wurden im 17. Jahrhundert in Italien entwickelt. Die Glasmacher-Familie Miotto aus Venedig gilt als Erfinder von Glasfluss. Anfangs wurde sich auf kupferhaltigen, gelbroten bis orangeroten Goldfluss konzentriert, dem später Grünfluss, Purpurfluss und Blaufluss folgten.
Zur Herstellung von Grünfluss wird zunächst eine flüssige Glassschmelze angesetzt, in die - abhängig von der gewünschten Farbe – verschiedene Metalloxide hinzugefügt werden.
Heutzutage gelten neben Italien auch Glasschmieden in Bayern/Deutschland und Böhmen/Tschechien als die wichtigsten Hersteller von Grünfluss.
Verwendung und Bedeutung von Grünfluss
Grünfluss wird vor allem zu Schmuck und Dekorationsartikeln verarbeitet.
Daneben wird Grünfluss als Heilstein gehandelt, ohne dass die Heilwirkung von Grünfluss in wissenschaftlichen Untersuchungen bestätigt werden konnte.
Auch interessant:
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Quellen:
- Baumé, A. und Gehler, J. C. (1776) Cassischer Goldkalk oder Goldpurpur. IN: Erläuterte Experimental-Chimie
- Wander von Grünwald, J. (1786): Drey Abhandlungen über die physikalische Beschaffenheit einiger Distrikte und Gegenden von Böhmen
- Fehling, H. (1871): Neues Handwörterbuch der Chemie. Band 1
- Strele, K. und Tscheuschner, E. (1883): Handbuch der Porzellan- und Glasmalerei enthaltend die Technik des Kolorierens und Dekorierens von echtem und Fritten-Porzellan, Steingut, Fayence, Glas, Email u.s.w. durch Begießen, Bemalen, Bedrucken, Uebertragen von Photographien etc.
- Kunstgewerbeblatt (1888): Gablonzer Industrie
- Schumann, W. (2017): Edelsteine und Schmucksteine: alle alle Arten und Varietäten; 1900 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München