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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 11.04.2024


Uwarowit

Uwarowit - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: uvarovite | französisch: uvarovite


Uwarowit - Grüner Granat aus dem Ural

uwarowit Foto
Uwarowit


Der Name Uwarowit geht auf den schweiz-russischen Mineralogen und Chemiker Germain Henri Hess (1802 bis 1850) zurück, der sich mit der chemischen Zusammensetzung des Minerals auseinandersetzte. In seinen Ausführungen „Ueber den Uwarowit, eine neue Mineralspecies“ aus dem Jahr 1832 zieht er zunächst den Vergleich mit Dioptas („Dioptas von Bissersk“), da beide Mineralien von derselben Farbe sind. Bei eingehenden Analysen vor dem Lötrohr und dem Verhalten in Säuren kommt er zu dem Ergebnis, dass „verhält sich dieses Mineral im Allgemeinen wie der Granat, besitzt aber eine größere Härte und Strengflüssigkeit; möchte also eine besondere Species davon seyn“.

Da das Mineral erstmals in Russland (Typlokalität Sarany in der Region Perm im Mittleren Ural) entdeckt wurde, wählte Hess Sergei Uwarow (1786 bis 1855), den damaligen Präsidenten der Akademie der Wissenschaften Russlands zum Namenspaten.


Inhaltsverzeichnis Uwarowit


Eigenschaften von Uwarowit

Wie bereits Hess erkannte, ist Uwarowit ein Vertreter der Granatgruppe (kurz: Granat), die bspw. auch die Mineralien Pyrop, Almandin, Hessonit, Grossular, Mandarin-Granat, Umbalith, Spessartin oder Rhodolith umfasst.
Innerhalb der Granat-Gruppe wird Uwarowit aufgrund der chemischen Zusammensetzung (Ca3Cr2(SiO4)3) den Calciumgranaten - der sog. Urgandit-Reihe - zugeordnet und der Systematik der Mineralien zufolge handelt es sich bei Uwarowit um ein Silikatmineral. das in historischen Mineralogiebüchern auch unter dem Eintrag Kalkchromgranat - in Anspielung auf die chemischen Bestandteile - gelistet.

Uwarowit kristallisiert dem kubischen Kristallsystem folgend. Die Kristalle sind vorwiegend von geringer Größe bzw. Gewicht; maximal 2 bis 4 cm groß. Kristalle, die mehr als ein 1 Karat (= 0,2 Gramm) wiegen, sind eine Seltenheit. Der Habitus der Kristalle ist körnig, vielmehr wirken die Kristalle in der Ansammlung wie ein „Rasen“ auf dem Muttergestein.

Der Glanz von Uwaworit ist fettig, harz- bis glasartig bei durchsichtiger bis durchscheinender Transparenz. Der Bruch ist uneben und leicht muschelig, die Spaltbarkeit ist nicht vorhanden.

Mit einer Mohshärte von 6,5 bis 7,5 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839) gehört Uwarowit zu den mittelharten Mineralien, die das Kriterium der Edelsteinhärte erfüllen. Die Dichte beträgt 3,41 bis 3,52 g/cm³.


Die Farbe von Uwarowit

Uwarowit ist von intensiv dunkelgrüner, smaragdähnlicher Farbe, so dass die Verwechslung mit Dioptas, Tsavorit, Demantoid, Smaragd, Grossular, Tobernit und Zeunernit nahe liegt, wobei Mineraloge Albrecht Schrauf (1837 bis 1897) anmerkte, dass Grossular vielmehr "lichtgrün" ist, während Uwarowit "tiefsmaragdgrün" ist. .

Die Ursprung der Farbe von Uwarowit wird ursächlich sowohl mit der Entstehung des Minerals als auch farbgebenden Elementen begründet.

Uwarowit in Nahaufnahme
Uwarowit in Nahaufnahme (Fundort: Sarany (Ural) / Russland

Anhand der Farbe können bisweilen Rückschlüsse auf die farbgebenden Bestandteile des Minerals gezogen werden. Ein leuchtend-grüner, kräftiger Grünton spricht für einen hohen Chromgehalt – daher auch das Synonym Chrom-Granat. Graue oder rot-violette Exemplare hingegen zeugen von zusätzlichem Magnesium im Kristallgitter.

Außerdem konnte nachgewiesen werden, dass die Entstehung, speziell der vorherrschende Druck währenddessen, die Farbe maßgeblich beeinflusst. Die Entstehung von Uwarowit ist auf metamorphe Verhältnisse zurückzuführen (siehe unten), wobei verschieden hohe Druckverhältnisse auf das Mineral einwirken. Liegt der Druck im Bereich von 0,0001 GPa, ist Uwarowit von grüner Farbe. Steigt der Druck auf 8 GPa an, verändert sich die Farbe und wird grau. Roter Uwarowit hingegen entsteht bei einem Druck von 13 GPa.

Trotz der variablen Farben ist die Strichfarbe von Uwarowit – die Farbe, die erscheint, wenn man ein Mineral über die Strichtafel (unglasiertes Porzellantäfelchen) reibt – immer weiß.


Entstehung und Verbreitung von Uwarowit

Uwarowit ist ein Sekundärmineral, das unter metamorphen und hydrothermalen Bedingungen bspw. im Zuge der Kontaktmetamorphose entsteht und vor allem an chromithaltige, siliziumarme bzw. basische Vorkommen gebunden ist mit Serpentinit und Skarn als Muttergesteinen. Dabei sind die Vorkommen des grünen Minerals unter anderem mit Chromit, Olivin, Serpentin, Kämmererit, Diopsid und metamorphen Tonen vergesellschaftet.

Bekannte Vorkommen von Uwarowit befinden sich in Outukumpu/Finnland; Nordland/Norwegen; Jämtland/Schweden; Auvergne/Frankreich; Steiermark, Tirol/Österreich; Slowakei; Ostanatolien/Türkei; Kuba; Alaska, Kalifornien, Colorado, Maine, Virginia, Montana, Nevada, Pennsylvania/USA; Quebec/Kanada; Bushveld, Transvaal/Südafrika; Wollega/Äthiopien; New South Wales, Tasmanien, Westaustralien/Australien; Polen; Kasachstan; Indien; Lombardei, Ligurien, Lombardei, Sardinien, Aostatal/Italien, Philippinen; Hokkaido, Honshu, Kyushu/Japan und China.


Verwendung und Bedeutung von Uwarowit

Bedingt durch die Seltenheit ist Uwarowit vor allem für Mineraliensammlungen von Interesse, wird aber auch zu Schmuck verarbeitet, wobei der Wert von Uwarowit den Preis von anderen Granat-Mineralien um ein Vielfaches übersteigt.


Uwarowit-Schmuck

Im Gegensatz zu anderen Granaten ist Uwarowit für die Schmuckbranche weniger von Bedeutung – aus zwei Gründen: die Seltenheit des grünen Minerals sowie die Größe der Kristalle. Der Mineralogie Max Bauer (1844 bis 1917) führt als weiteres Argument, weshalb Uwarowit "als Edelstein nicht zu gebrauchen" sei, die Tatsache an. dass die "Kryställchen" "wenig durchsichtig" sind.
Uwarowit bildet nur in Ausnahmefällen Kristalle in schleifwürdiger Größe aus. Deshalb wird bei Schmuck mit Uwarowit – Ringe, Anhänger, Ohrringe, Ketten – auf den naturbelassenen Rohstein gesetzt. Die Kristalle werden mit dem Muttergestein in Form geschnitten und mittels ringförmig umschließender Zargenfassung in den Schmuck eingesetzt. Teilweise werden die Stein auch zu glatten Cabochons geschliffen und poliert.


Heilstein Uwarowit

Daneben wird Uwarowit als Heilstein angeboten, wobei die Heilwirkung von Uwarowit auf die Gesundheit von Seele und Körper in klinischen Studien nicht belegt werden konnte.


Nachweis von Uwarowit

Uwarowit fluoresziert rot und ist unempfindlich gegenüber Säuren. Bei stärkerer Erwärmung setzt das Mineral Kristallwasser frei und nimmt eine undurchsichtige, unansehnlich gelbe Farbe an.


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Quellen:

  • Hess, G. H. (1832): Ueher den Uwarowit, eine neue Mineralspecles. IN: Annalen der Physik und Chemie. Herausgegeben zu Berlin von J.C. Poggendorf, Vierundzwanzigster Band. Der ganzen Folge Hundertstel. Leipzig, 1832, Verlag von Johann Ambrosius Barth
  • Schrauf, A. (1869): Die Schmucksteine dritten Ranges: Granat, Turmalin, Dichroit, Chrysolith, Vesuvian, Türkis. IN: Handbuch der Edelsteinkunde
  • Bauer, M. (1896): Granat. IN: Edelsteinkunde. Eine allgemein verständliche Darstellung der Eigenschaften, des Vorkommens und der Verwendung der Edelsteine, nebst einer Anleitung zur Bestimmung derselben für Mineralogen, Steinschleifer, Juweliere, etc
  • Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
  • Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
  • Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
  • Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
  • www.mindat.org uvarovite
  • Greaux, A., Yamada, A. (2019): Density variations of Cr-rich garnets in the upper mantle inferred from the elasticity of uvarovite garnet. In: Comptes Rendus Geoscience, Vol. 351, doi.org/10.1016/j.crte.2018.09.012

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