Die Begriffe Kristall und Mineral werden oftmals als Synonym verwendet. Tatsächlich wird in der Mineralogie unter einem Kristall etwas anderes verstanden als im alltäglichen Sprachgebrauch, wo Kristalle als Oberbegriff für Mineralien, Edelsteine und Gesteine zusammengeführt werden. Doch was sind Kristalle?
Die Vokabel Kristall stammt ursprünglich aus dem Griechischen. Krystallos wird mit Eis übersetzt und rührt von dem veralteten Gedanken her, dass Kristalle gefrorenes Eis seien.
Eine Annahme, die in der Vergangenheit nicht zu verdenken war, denn das Wissen um die Entstehung von Kristallen ist weitaus jünger, denen seit Jahrtausende viele Funde von Kristallen gegenüber stehen. Gepaart mit der Tatsache, dass viele Kristalle in Bergen und Höhlen zu finden sind, in denen es kälter als im Tageslicht ist, ist der historische Gedanke, dass Kristalle das Ergebnis von frostigen Temperaturen sind, nicht unabwegig gewesen.
Kristalle sind der sichtbare Ausdruck der regelmäßigen geometrischen Anordnung von Atomen und Molekülen, d.h. der Aufbau von Kristallen folgt bestimmten Gesetzmäßigkeiten, aus denen der Gitterbau (Kristallgitter) resultieren, oder mit den Worten des Lexikographen Johann Georg Krünitz (1728 bis 1796): "jede Substanz, deren Theile so geordnet sind, daß sie regelmäßig gebildete feste Massen ausmachen; oder alle diejenigen mineralische Substanzen, die von sich selbst, ohne Hülfe der Kunst, eine beständige oder bestimmte Figur annehmen".
Abhängig von der Struktur können Kristalle als fester Körper unterschiedliche Formen aufweisen, die in sieben Kristallsysteme unterschieden werden; namentlich: monoklin, triklin, hexagonal, trigonal, rhombisch, kubisch und tetragonal.
Das heißt: Kristalle weisen "eine durch regelmässige Flächen und nach gewissen Gesetzen bestimmte äussere symmetrische Form" auf. Der Mineraloge Johann Reinhard Blum (1802 bis 1883) betont aber auch, dass Kristalle nicht immer wie aus dem Lehrbuch in der Natur vorkommen, aber die "Symmetrie, die Lage gegen einander und gegen den Mittelpunkt und die Winkel, welche sie mit einander bilden, immer gleich" ist.
Der Definition von Kristallen zufolge sind diese chemisch einheitlich, wichtig für die Unterscheidung zwischen Mineralen und Gesteinen (sog. Mineralgemenge).
Auch interessant:
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Quellen:
⇒ Krünitz, J. G. (1791): Krystall. IN: Oekonomisch-technologische Encyklopädie, oder allgemeines System der Stats-Stadt-Haus- und Land-Wirthschaft, und der Kunst-Geschichte, in alphabetischer Ordnung. Band 54
⇒ Blum, J. R. (1887): Äussere Gestalt. Krystalle. IN: Taschenbuch der Edelsteinkunde für Mineralogen, Techniker und Juweliere
⇒ Markl, G. und Marks, M. (2014): Minerale und Gesteine: Mineralogie – Petrologie – Geochemie, Springer Spektrum
⇒ Okrusch, M. (2013): Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springer Sektrum*
⇒ Götze, J. und Göbbels, M. (2017): Einführung in die Angewandte Mineralogie. Springer Spektrum
⇒ Maresch, W., Medenbach, O.; Trochim, H.-D. (1987): Die farbigen Naturführer Gesteine. Mosaik Verlag GmbH München
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München*
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
Letzte Aktualisierung: 15. November 2023