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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 18.08.2024


Hyazinth

Hyazinth - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: hyacinth/jacinth | französisch: hyacinth


Hyazcinth - Rotbrauner Zirkon

Der Name Hyacinth stammt ursprünglich aus dem Altgriechischen und wird mit Jüngling übersetzt. Der griechischen Mythologie zufolge erschien nach dem Tod des Jünglings Hyacinth eine Blume – die Hyazinthe, deren Farbe, inbesondere die ins Rötliche gehenden Sorten, Pate für das Mineral Hyacinth standen.

Eine der ältesten Beschreibungen von Hyacinth im Zusammenhang mit Mineralien stammt aus der Feder von Georgius Agricola (1494 bis 1555, deutscher Geologe und Mineraloge) im Jahr 1546: „Bei den Mineralogen bezeichnet das Wort Hyacinth einen Allgemeinbegriff, in welchen drei Edelsteingattungen verschmolzen sind: nämlich der Granat, welcher nichts anderes ist als ein Chrysolith; der Citrin, wahrer ein echter Hyacinth ist und der Venetianische Hyacinth, welcher unser Cyanus1 ist.“

Demzufolge handelt es sich nach Agricolas Definition bei dem Mineral Hyacinth um eine Vielzahl von Mineralien, die weder farblich noch im Hinblick auf die Zusammensetzung Gemeinsamkeiten aufweisen.

Erst 1810 erfolgte mit René-Just Hauy (1743 bis 1822, französischer Mineraloge) die Erhebung von Hyacinth zu einem eigenständigen Mineral.


Eigenschaften von Hyacinth

Das Mineral Hyacinth ist eine Varietät von Zirkon und mit der chemischen Zusammensetzung ZrSiO4 ein Vertreter der Mineralklasse der Silikate.

Agricola umschrieb die Farbe von Hyacinth einst als „hyacinthroth“ - vergleichbar mit der Blütenfarbe roter Hyazinthen. Neben einem rötlichen Braun können Hyacinthe ebenfalls rotorange oder gelbrot sein.
Etwas detaillierter sind die Farbbeschreibungen der Mineralogen der Vergangenheit. So schreibt bspw. der Mineraloge Dietrich Ludwig Gustav Karsten (1768 bis 1810) im Jahr 1789, dass Hyacinth sowohl von "blaß nelkenbrauner" wie auch von "weingelber" oder "hyazinthenrother ins weißliche spielender" Farbe sein kann. Sein Kollege Louis de Launay zitiert 1800 den Mineralogen Vallemont de Bomare: "Er hat viele Aehnlichkeit mit dem Agat, oder mit dem Bernstein von gelblich weißer Farbe". Launay bringt als weitere Hyacinthfarbe auch die Nuance "honigfarben" mit ins Spiel. Und der Mineraloge Friedrich Mohs (1773 bis 1839) ergänzt das Potpourri der Farben und beschreibt Hyacinth als von "hyazinthroter, sehr stark ins oraniengelbe geneigter Farbe", "ein wenig ins blutrothe fallender hyazinthrother Farbe" oder aber auch von "blaulich-grauer Farbe".
Aufgrund der Farbvielfalt kann Hyacinth deshalb mit Hessonit/Granat, Staurolith und Topas verwechselt werden.
Die Strichfarbe ist in allen Fällen weiß, d.h. wird Hyacinth über ein unglasiertes Porzellantäfelchen gestrichen, entsteht ein weißer, pulverisierter Abrieb.

Hyacinth kristallisiert dem tetragonalen Kristallsystem folgend und bildet prismatische Kristalle aus. Die Aggregate sind körnig oder massig.

Das Mineral Hyacinth ist von glas- bis diamantartigem Glanz bei durchsichtiger bis durchscheinender Transparenz, wobei vor allem entstehungsbedingte mikroskopisch kleine Risse die Reinheit der Kristalle beeinträchtigen. Diese wurden bereits im 19. Jahrhundert mit Terpentinöl (siehe Riederer) aufgefüllt, da Terpentin einen vergleichbaren Brechungsindex wie Hyacinth aufweist und die Füllung optisch deshalb nicht auffüllt. Der Bruch ist muschelig-spröde, die Spaltbarkeit ist unvollkommen.

Die Mohshärte von Hyacinth beträgt 6,5 bis 7,5 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839), weshalb das Mineral der Definition eines Edelsteins entspricht. Die Dichte von Hyazinth beläuft sich auf 3,9 bis 4,8 g/cm³.


Entstehung und Verbreitung von Hyacinth

Hyacinth ist ein Mineral vorrangig magmatischen Ursprungs mit Basalt, Granit, Gneis und Syenit als Muttergestein, kann aber auch infolge der Verwitterung aus dem Muttergestein herausgelöst und in Sedimentgesteinen angelagert, in Gesteinen sedimentären Ursprungs vorkommen.

Neben Quarz und Granat sind vor allem Amphibole, Spinell, Topas, Kyanit, Korund und Turmalin mit Hyacinth vergesellschaftete Mineralien.

Hyacinth ist ein vergleichsweise selten vorkommendes Mineral, das bislang nur in Russland, China, Sri Lanka und in den USA gefunden wurde.


Verwendung und Bedeutung von Hyacinth

In der Vergangenheit ist Hyacinth vor allem als Heilstein bekannt geworden. Bereits Hildegard von Bingen arbeitete im 11. Jahrhundert im Rahmen ihrer Heilsteinkunde mit Hyacinthen, wenngleich nicht zwingend das Mineral Hyacinth nach heutigem Verständnis gemeint war.

Der Arzt Johann Wonnecke von Kaub (1430 bis 1503/04) setzte sich seinerzeit ebenfalls mit der Wirkung von Hyacinth auf die Gesundheit auseinander und empfahl, Hyacinth als Kette oder Armschmuck zu tragen, um "angenehm" in der Gunst von Mitmenschen aufzufallen. Hyacinth wurde damals ferner "gegen Gift und Zauberey" eingesetzt.

Tatsächlich wird Hyacinth auch heute noch als Heilstein verkauft, ohne dass die Heilwirkung von Hyacinth in klinischen Untersuchungen nicht bestätigt werden konnte.

Des Weiteren ist Hyazinth als Edelstein für Schmuck von großem Interesse.
Die Hochzeit hatte Hyacinth im 19. Jahrhundert - als Imitation von Diamanten. Bedingt durch den diamantartigen Glanz und weil das Mineral durch Erhitzen an Farbe verliert bzw. farblos wird, galt Hyacinth lange Zeit als kostengünstige Alternative zu echten Diamanten.


1 = Cyanus steht für das Mineral Saphir, siehe Balmore de Valmont


Auch interessant - Mineralien mit Namen von Blüten inspiriert:


Quellen:

  • Wonnecke von Kaub, J. (1556): Von dem Hiacint. IN: Gart der Gesundtheyt. Zu Latein, Hortus Sanitatis; Sagt in vier theylen, wie hernach folget, Im Ersten, Von Vierfüssigen und Kriechenden Thieren und Edelgesteinen; darauß durch die natürliche Meister gezogen, was dem Menschen zu seiner gesundtheyt dienstlich ist
  • Valmont, Balmore (1769): Mineralogie, oder Neue Erklärung des Mineral-Reichs, darinnen jeder zu diesem Reich gehörige Körper, auch desselben Eigenschaften und Gebrauch angezeigt werden, mit Tabellen. 1. Teil.
  • Karsten, D. L. G. (1789): Hyazinth. IN: Museum Leskeanum Regnvm Minerale ; 1 : Cum iconibus pictis. 2,1
  • Launay, L. d. (1800): Hyazinth. IN: Mineralogie der Alten, oder Darstellung der Erzeugnisse des Mineralreichs, wie sie den Alten bekannt waren. Mit historischen Untersuchungen über den Gebrauch, der in jenen Zeiten davon gemacht wurde, und einer vergleichenden Übersicht der alten und neuen Mineralogie · Band 1
  • Mohs, F. (1804): Sippschaft des Zirkons. Hyazinth. IN: Des Herrn Jac. Fried. von der Null Mineralien-Kabinet nach einem, durchaus auf aüssere Kennzeichen gegründeten Systeme geordnet, beschrieben, und durch Hunzuthuung vieler, dem gegenwärtigen Zustande der Mineralogie angemessener, erläuternder Anmerkungen und nöthiger Berichtungen, als Handbuch der Oryctognosie brauchbar gemacht · Bände 1 – 2
  • Lehmann, E. (1810): Hyazinth. IN: Georg Agrikola´s Oryktognosie (De natura fossilium), übersetzt und mit erläuternden Anmerkungen begleitet von Ernst Lehmann, königlicher Sächsischer Bergmeister und Zehndner zu Voigtsberg und Falkenstein, der Jenaischen Societät für die gesamte Mineralogie. Freyberg 1810
  • René-Just Haüy (1810): Hyacinth. IN: Lehrbuch der Mineralogie, 4. Teil
  • Riederer, J. B. (1859): Der Hyacinth oder der Zirkon. IN: Anleitung zur Kenntniss der Edelsteine
  • Doelter y Cisterich, C. (1893): Zirkon (Hyacinth, Jargon). IN: Edelsteinkunde. Bestimmung und Unterscheidung der Edelsteine und Schmucksteine. Die künstliche Darstellung der Edelsteine
  • Bauer, M. (1896): Zirkon (Hyacinth). IN: Edelsteinkunde. Eine allgemein verständliche Darstellung der Eigenschaften, des Vorkommens und der Verwendung der Edelsteine, nebst einer Anleitung zur Bestimmung derselben für Mineralogen, Steinschleifer, Juweliere, etc · Band 2
  • Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
  • Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
  • Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
  • Okrusch, M. und Matthes, S. (2009): Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springer Verlag Berlin Heidelberg
  • Schumann, W. (2017): Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten. 1900 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
  • www.mindat.org - Hyacinth

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