Chrysolith
Chrysolith - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung
englisch: chrysolite
Chrysolith = Goldgrüner Olivin
Mit dem Namen Chrysolith wird im Handel die Olivin-Varietät Peridot bezeichnet, die von kristallklarer Reinheit und strahlend goldgrüner Farbe ist.
Der Name Chrysolith wiederum stammt aus dem Altgriechischen und wird wortwörtlich mit Goldstein übersetzt, wobei die Silbe Chryso für die Vokabel Gold steht, während lithos mit Stein ins Deutsche übersetzt wird.
Eine der ältesten Erwähnungen von Chrysolith findet sich in der Bibel wieder. In einer Beschreibung des Brustschurzes des Hohepriesters Aaron im Exodus 28: 17 bis 21 wird Chrysolith zusammen mit Rubin, Topas, Smaragd, Türkis, Saphir und Jaspis, Hyazinth, Achat und Amethyst sowie Karneol und Onyx als einer von zwölf Steinen aufgeführt, die symbolisch für die zwölf Stämme des damaligen Israels standen.
Eigenschaften von Chrysolith
Peridot, Olivin und Chrysolith sind keinesfalls Synonyme für ein und dasselbe Mineral. In der Mineralogie wird als Olivin eine Gruppe von Mineralien definiert – die sog. Olivingruppe, die sich durch eine vergleichbare chemische Zusammensetzung auszeichnen und deren wesentlicher Unterschied der jeweilige Eisen- und Mangangehalt ist.
Neben Fayalit und Forsterit ist Peridot eine der bekanntesten Olivin-Varietäten, die – wenn von besonders klarer Farbe und ohne die Reinheit beeinträchtigenden Einschlüssen oder mit den Worten von Bauer: – als Chrysolith gehandelt wird.
Der Mineraloge Max Bauer (1844 bis 1917) nannte Chrysolith seinerzeit den "edlen Olivin".
Eigenschaft | Beschreibung |
---|---|
Chemische Zusammensetzung | (Mg,Fe)2SiO4 |
Mineralklasse | Silikatmineral |
Farbe |
|
Strichfarbe | weiß |
Glanz | glasartig |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Bruch | muschelig |
Spaltbarkeit | vollkommen |
Mohshärte | 6,5 bis 7 |
Dichte | 3,27 bis 3,37 g/cm³ |
Die farbgebenden Elemente von Chrysolith sind Eisen und Mangan, sodass ein höherer Eisenwert das Mineral grüner wirken lässt, während mehr Mangan für ein deutlich gelbstichigeres Grün sorgt.
Dadurch präsentiert sich Chrysolith mit einer Farbvielfalt, die vom typischen Peridot- bzw. Olivgrün bis hin zu apfelgrün, flaschengrün und goldgrün reicht – vergleichbar mit der Farbe von Chrysopras, Prasem/Grüner Amethyst, grünem Saphir, Verdelith, Prehnit und Chrysoberyll.
Chrysolith ist ein mittelhartes Mineral, dessen Mohshärte mit der von Quarz (u.a. Rosenquarz, Amethyst, Citrin, Bergkristall und Achat) verglichen werden kann. In der Mineralogie wird die Härte von Mineralien nach der 10-stufigen Skala von Friedrich Mohs (1773 bis 1839) bewertet, wobei die Mohshärte 1 für sehr weiche Mineralien und Mohshärte 10 für das härteste aller bekannten Mineralien, Bsp. Diamant, steht.
In der Vergangenheit wurden alle Mineralien, deren Mohshärte weniger als 7 betrug, als Halbedelstein bezeichnet, die darüber als Edelstein. Da dem Begriff Halbedelstein ein wertminderndes, weniger wertvolles Image anhaftet, hat sich stattdessen seit einiger Zeit der Name Schmuckstein eingebürgert.
Böhmischer Chrysolith
Auch wenn der Name Böhmischer Chrysolith die Vermutung aufkommen lässt, eine besondere regionale Rarität zu sein, handelt es sich dabei um Moldavit.
Moldavit ist ein sogenanntes Gesteinsglas, d.h. ein Gestein, bei dem keine kristallinen Strukturen erkennbar sind, die wiederum Ausdruck der Entstehung sind.
Moldavit - benannt nach dem Fundort an der oberen Moldau in Böhmen/Tschechien - sind von flaschen- bis peridotgrüner Farbe und entstanden infolge des Aufpralls eines Meteoriten, im Konkreten der Meteorit, der vor 15 Mio. Jahren im Nördlinger Ries einschlug. Durch die damit einhergehenden hohen Druck- und Temperaturverhältnisse wurden die Gesteine der Umgebung aufgeschmolzen und in die Luft geschleudert, bis diese über viele Hundert Kilometer Entfernung wieder auf der Erdoberfläche landeten. Der enorme Unterschied zwischen der Schmelztemperatur und der Luft der Umgebung sorgte dafür, dass das Gestein nicht langsam erkalten und auskristallisieren konnte und nun als amorphes Glas vorliegt.
Verbreitung und Entstehung von Chrysolith
Chrysolith ist Mineral, das der Entstehung nach zu den magmatischen Mineralien zählt, d.h. Chrysolith kristallisiert aus vulkanischen Gesteinsschmelzen und ist deshalb u.a. in Basalt, Gabbro und Peridotit als mineralischer Bestandteil enthalten.
Die bedeutendsten Chrysolith-Vorkommen befinden sich in Island, Norwegen, Frankreich, Eifel und Siebengebirge/Deutschland, Österreich, Kanarische Inseln/Spanien, Italien, Russland, Pakistan, China, Australien, Brasilien und in den USA.
Verwendung und Bedeutung von Chrysolith
Chrysolith hat sich vor allem einen Namen in der Schmuckbranche gemacht. Der unverwechselbare Grünton harmoniert sowohl mit Gold als auch Silber, wird als Solitär verarbeitet, aber auch in Kombination mit anderen Farbedelsteinen in Szene gesetzt.
Aufgrund der hohen Reinheit von Chrysolith wird das grüne Mineral bevorzugt in Facettenschliffen angeboten, besonders häufig sieht man Tropfenschliff, Marquiseschliff, Rundschliff und Ovalschliff.
Allerdings war Chryoslith Bauer zufolge nicht immer der Stein der Wahl, wenn es um grüne Edelsteine speziell für Ringe ging, da Chrysolith "beim Gebrauch leicht angegriffen, die Facetten werden matt, die Kanten und Ecken runden sich ab und werden stumpf".
Heilstein Chrysolith
Daneben hat die Alternativheilkunde Chrysolith als Stein für sich entdeckt, wobei die Heilwirkung von Chrysolith – sowohl als Heilstein, Wasserstein oder Chakrastein (Herzchakra) – in wissenschaftlichen Untersuchungen nicht belegt werden konnte.
Noch bis weit ins 19. Jahrhundert hinein wurde Chrysolith wie viele andere Mineralien auch in Apotheken als "Medicinalstein" verkauft, "da einige Ärzte in früherer Zeit diesem Mineral Heikkräfte zuschrieben, so hatte man sonst in den Apotheken auch präparirten Chrysolith" (Real-Encyklopädie, 1833). So schreibt der Lexikograph Carl Günther Ludovici (1707 bis 1778), dass Chrysolith "soll ein fürtreffliches Mittel wider die Traurigkeit und Melancholie seyn" - wichtig ist aber laut dem Arzt Johann Wonnecke von Kaub (1430 bis 1503/04), dass dafür als Armband am linken Arm getragen werde, aber auch die Pest und Fieber wurde in der Vergangenheit von Ärzten und Heilkundigen mit Chrysolith behandelt, indem der Stein "unter die Zunge gelegt (wurde), um den Durst zu löschen".
Mit den Jahren und der Weiterentwicklung der Wissenschaften nahm die Bedeutung von Chrysolith als Arznei ab. Viele Mineralogen waren gleichzeitig auch Physiker, Chemiker, Ärzte und Pharmakologen, wussten um die feinstofflichen Wirkungen der Mineralien und dass "die zur Arzney oder zu anders Dingen gebrauchten Edelsteine schicken sich in Wahrheit besser in die Werkstätte der Goldschmiede“ (Johann Wilhelm Baumer, 1719 bis 1788; Mineraloge und Mediziner).
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Quellen:
⇒ Wonnecke von Kaub, J. (1556): Vom Chrysolithus. IN: Gart der Gesundtheyt. Zu Latein, Hortus Sanitatis; Sagt in vier theylen, wie hernach folget, Im Ersten, Von Vierfüssigen und Kriechenden Thieren und Edelgesteinen; darauß durch die natürliche Meister gezogen, was dem Menschen zu seiner gesundtheyt dienstlich ist
⇒ Ludovici, C. G. (1741): Chrysolith. IN: Allgemeine Schatz-Kammer Der Kauffmannschafft Oder Vollständiges LEXICON Aller Handlungen und Gewerbe So wohl in Deutschland als auswärtigen Königreichen und Ländern. Darinnen Die Beschreibung aller und jeder zur Kauffmannschafft und Handlung gehörigen Waaren, als Gold, Silber, Juwelen, Metalle, Berg-Sachen [et]c. wie auch alle Arten der Zeuge, Stoffe, Seide, Wolle, Tuche, Leinwand, Leder, Rauchwerck [et]c. nicht weniger aller Materialien and Specereyen, Insonderheit wie und woher solche Waaren, theils von sich selbst entstanden, theils durch menschlichen Wiss und Fleiss erfunden und verfertiget worden sind, deren Unterschied, Werth und Unwerth, Nutzen und Gebrauch, Ferner derer Kauffleute Privilegien und Rechte, Gebräuche, Innungen, Mess-und Marckt-Freyheiten, Stapel-und Niederlags-Gerechtigkeiten, Societäten, Colonien, Manufacturen, Schiffahrten, Banqven, Börsen, Leyhäuser und Assecurantzen, oder Versicherungs-Kammern [et]c. Ingleichen Eine nöthige Nachricht von den berühmtesten Handels-Plätzen und See-Häfen von Wechsel-Sachen, Buchhalten, Müntze, Maasse, Gewichte, Meilen und Stunden, wie auch alle bey der Kauffmannschafft vorkommende Kunst-Wörter und Redens-Arten, enthalten. Nebst einem Anhange Derer jetzt florirenden Kauf-und Handels-Leute Namen, Contoirs, Fabriquen, Handlungs-Compagnien, Waaren-Lager und Haupt-Waaren, die ein jeder selbst fabriciren lässet, oder bey ihm aus der ersten und andern Hand zu haben sind. Mit hoher Potentaten allergnädigsten Privilegiis. A-C. Erster Theil
⇒ Schröter, J. S. (1774): Der Chrysolith. IN: Vollständige Einleitung in die Kenntniss und Geschichte der Steine und Versteinerungen
⇒ Wallerius, J. G. (1778): Systema mineralogicum, Band 1
⇒ Allgemeine deutsche Real-Encyklopaedie für die gebildeten Stände (1833): Chrysolith
⇒ Doelter y Cisterich, C. A. (1893): Chrysolith (Peridot, Olivin). IN: Edelsteinkunde. Bestimmung und Unterscheidung der Edelsteine und Schmucksteine. Die künstliche Darstellung der Edelsteine
⇒ Bauer, M. (1896): Olivin (Chrysolith, Peridot). IN: Edelsteinkunde. Eine allgemein verständliche Darstellung der Eigenschaften, des Vorkommens und der Verwendung der Edelsteine, nebst einer Anleitung zur Bestimmung derselben für Mineralogen, Steinschleifer, Juweliere, etc · Band 2
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ www.mindat.org - peridot