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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 27.09.2024


Karneol

Karneol - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: carnelian | französisch: cornaline



karneol Foto
Bild 1: Karneol

Inhaltsverzeichnis Karneol


Karneol – Fleischroter Quarz

Der deutsche Gelehrte Albertus Magnus (1193 bis 1280) war einer der ersten, der den Namen Karneol in seinen Aufzeichnungen verwendete. In seinem Werk „Libri Mineralium“ beschreibt Magnus einen Stein, den er „corneolus“ nennt.

Anselmus de Boodt (flämischer Botaniker, Chemiker und Mineraloge; 1550 bis 1623) begründet 1609 in seinem Buch „Gemmarum et Lapidum“ unter der Überschrift „De Sardio, seu Corneoli“ den Ursprung des Namens: „A carne sanguinolenta cui similis est colore, nomen corneoli, vel corrupte carneoli habet“ - demnach stammt der Name Karneol wortwörtlich von der Farbe, die blutgetränktem Fleisch ähnelt.

Dass bei de Boodt Sarder und Karneol in einem Atemzug genannt werden, ist historisch begründet. Schon Georgius Agricola (deutscher Mineraloge, 1494 bis 1555) schrieb, dass „weder beym Plinius noch beym Theophrastus“ ein Hinweis auf Karneol zu finden ist, obwohl sich beide ebenfalls intensiv mit Mineralien auseinandersetzten. Stattdessen erwähnen die beiden Gelehrten fleischrote Steine, die sie Sarder nannten – die sich im Nachgang bei der Auswertung der Mineralogen des 18. und 19. Jahrhunderts aufgrund der Beschreibung als Karneol herausstellen sollten.

Im 18. Jahrhundert finden sich zudem in diversen Lexika und Wörterbüchern unter dem Begriff Karneol Einträge, dass der Name von der Farbe der Frucht der Kornelkirsche (cornus mas) abgeleitet wurde.


Eigenschaften von Karneol

Karneol ist mit der chemischen Zusammensetzung SiO2 ein Vertreter der Mineralklasse der Oxide und im Speziellen eine Varietät der Quarzgruppe (kurz: Quarz) – folglich u.a. mit Bergkristall, Amethyst, Citrin, Opal und Tigerauge „verwandt“. Innerhalb der Quarze handelt es sich bei Karneol wiederum um eine Varietät von Chalcedon und ist zugleich Repräsentant der mikrokristallinen Quarze.

Karneol kristallisiert dem trigonalen Kristallsystem folgend; die Kristalle sind von mikroskopisch kleiner Größe (makrokristallin), weshalb Karneol vielmehr in Form dichter, nieren- oder traubenförmiger Aggregate oder Knollen vorliegt.

Karneol zeichnet sich durch einen fettigen bis glasartigen Glanz bei durchscheinender bis undurchsichtiger Transparenz aus. Der Bruch ist muschelig, die Spaltbarkeit ist nicht vorhanden.

Die Mohshärte von Karneol beträgt 6,5 bis 7 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem deutschen Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839), die Dichte wird mit 2,5 bis 2,65 g/cm³ angegeben.



carneol - Mineral und Kristalle
Bild 2: Karneol

Die Farbe von Karneol

Ob die Farbe von Karneol nun eher Fleisch, Blut oder Kornelkirschen ähnelt, liegt im Auge des Betrachtenden.
Der deutsche Mineraloge August von Veltheim (1741 bis 1801) schrieb 1783: „der schön gefärbte Carneol sieht doch dem geronnenen Blute gewiß weit ähnlicher, als dem, was man Fleischfarbe nennt“.
Zappe zieht 1817 den Vergleich mit „Ziegelroth“, während der Naturforscher Johann Friedrich Gmelin (1748 bis 1804) von einer "blutrothen Farbe" spricht.

Tatsächlich ist die Farbe von Karneol sehr variabel, aber im Grundtonus rot: orange-rot, rein-rot bis rotbraun, teilweise von wolkenartigen, helleren Flecken oder Bändern durchzogen.

In einem Conversations-Lexikon von 1846 wird die Karneol-Farbe in männlich und weiblich unterschieden: „Juweliere unterscheiden hauptsächlich zwei Arten, männlichen und weiblichen Carneol; der letztere ist von dunkelrother Farbe oder gelblicher Tinte, ist der Carneol von hochrother Farbe, so nennt man in zuweilen Demion“.

Das farbgebende Element von Karneol sind Eisenoxide und -hydroxide, wobei die Farbintensität des Karneolrots mit zunehmendem Eisenoxidgehalt steigt, während Eisenhydroxide das Mineral blasser erscheinen lassen.

Das Wissen um die Entstehung der Farbe wird sich auch bei der Farbkorrektur von Karneol zunutze gemacht. Wird Karneol vorsichtig erhitzt (sog. Brennen) oxidieren die Eisenoxide und das Mineral erstrahlt in einem kräftigen Rot. Wird eine gewisse Temperaturgrenze allerdings überschritten, wird Karneol "matt, trübe und zerreiblich" (Doelter y Cisterich, 1893).

Die Strichfarbe von Karneol – die Farbe, die erscheint, wenn ein Mineral über ein unglasiertes Porzellantäfelchen gestrichen wird - ist weiß.


Entstehung und Verbreitung von Karneol

Genau wie andere Quarze, zum Beispiel Milchquarz, Amethyst, Achat oder Rosenquarz, ist Karneol ein Mineral magmatischen Ursprungs, das aus silikatreichen Lösungen auskristallisiert; vornehmlich in den Hohlräumen von magmatischen Gesteinen und ist dabei mit weiteren Quarzmineralien wie Achat, Chalceon, Jaspis und Heliotrop, aber auch mit Aragonit und Calcit vergesellschaft und zudem auch als mineralischer Bestandteil in versteinertem Holz zu finden.

Bedeutende Karneol-Vorkommen befinden sich unter anderem in Schottland; England; Frankreich; Fichtelgebirge, Glauchau, Saalfeld, Schwarzwald und Odenwald/Deutschland; Karawanken und am Grillkogel/Österreich; Jura/Schweiz; Iserwiese, Böhmen/Tschechien; Banská Bystrica/Slowakei; Polen; Karelien/Russland; Ukraine; Ungarn; Südafrika; Indien; Japan; China; Australien; Brasilien und in den USA.



Verwendung und Bedeutung von Karneol

Karneol ist seit jeher ein begehrter Schmuckstein, der zu Amuletten, Ketten, Anhängern, Ohrringen, Armreifen und Siegelringen verarbeitet wurde und wird. Um die Farbe und Zeichnung des Minerals zu betonen, wird Karneol bevorzugt im glatten Cabochonschliff gehalten.

Sehr häufig sieht man auch Kunstwerke, bei denen ein Porträt oder Relief aus Karneol gearbeitet wurde - Gemmen und Kameen genannt. Solche Schmuckstücke haben eine lange Tradition, wobei sich zur Fertigung sogenannter Lagensteine bedient wird, d.h., Steine mit farblich abwechselnen Schichten, die in präziser Handarbeit abgetragen werden, bis das gewünschte Motiv entsteht.

Neben der Schmuckherstellung hat sich Karneol auch als Stein zur Herstellung von Vasen, Dosen, Knöpfen oder Dekorationsgegenständen einen Namen gemacht.


Heilstein Karneol

Karneol blickt auf eine lange Geschichte in der Funktion als Heilstein zurück. Schon Hildegard von Bingen behandelte im frühen 12. Jahrhundert Nasenbluten mit Karneol.

Von der vermeintlichen blutstillenden Wirkung des Karneol , vor allem im Zusammenhang mit dem Wochenfluss der Wöchnerinnen, berichteten auch Jahrhunderte später noch andere Gelehrte, wie bspw. der Arzt Johann Wonnecke von Kaub (1430 bis 1503/04), der Mediziner Adam Lonitzer (1520 bis 1558) und Seubert und Seubert im Jahr 1866,
Adam Lonitzer schreibt zudem, dass Karneol ebenso zur Behandlung von "Feigblattern", Warzen, zur Anwendung kam.

Die Ärzte und Heilkundigen der Vergangenheit waren lange Zeit von der medizischen Wirkung von Karneol überzeugt. Während Hildegard von Bingens Anwendung zur Steinheilkunde ihr über Visionen zugetragen wurden, fußen viele Aussagen zu den verschiedensten Heilsteinen "meistens auf dem Aberglaube der Zeit" (Morwitz und Moser, 1848). Nichtsdestotrotz wurden viele Mineralien bis ins 18./19. Jahrhundert als Arzeimittel verschrieben und als Medizinalsteine in Apotheken verkauft (Neuenhahn, 1808).

Auch heute noch wird Karneol als Heilstein oder Chakrastein, Wasserstein zur Herstellung von Edelsteinwasser angeboten, auch wenn die Heilwirkung von Karneol wissenschaftlich nicht belegt werden konnte.

Außerdem gilt Karneol als Glücksbringer für die Sternzeichen Widder und Skorpion.


Gefärbter Achat versus Karneol

Teilweise handelt es sich nicht immer bei allen im Handel als Karneol ausgeschriebenen Exemplaren tatsächlich um Karneole. Häufig werden Imitationen aus gefärbtem Glas oder Achat angeboten. Zudem wird mitunter der Farbe nachträglich auf die Sprünge geholfen. Durch geringe Erhitzung wandelt sich die Farbe orangefarbener bis hellroter Karneole in das bekannte Fleischrot um.


Karneol erkennen

Karneol löst sich nur in Flußsäure auf. Zudem fluoresziert Karneol weißblau bis gelbgrün.


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Auch interessant:



Tab. 1: Die Farben bekannter Quarzmineralien
MineralFarbe
Achat weiß, grau, schwarz, orange, braun, rot und grün
Amethyst hellrosa, rotviolett und violett
Ametrin gelb und violett in einem
Aventurin braun, rot, blau und grün
Bergkristall farblos
Blauquarz hell-, mittel und dunkelblau
Citrin gelb bis orange
Eisenkiesel gelb, rotbraun oder braun
Falkenauge bläulich,dunkelgrau oder -grün
Jaspis rot, braun, gelb, grün oder gräulich
Karneol orange-rot, rot bis rotbraun 
Milchquarz weiß
Onyx schwarz und schwarz-weiß gebändert
Opal regenbogenfarben-schillernd
Prasem lauchgrün
Prasiolith lauchgrün, mittel- bis graugrün
Rauchquarz hell- bis dunkelbraun, grau und schwarz
Rosenquarz zart- über intensivrosa bis pfirsichfarben
Tigerauge  goldgelb bis goldbraun

Quellen:

  • Magnus, A. (1298): Alberti Magni Libri V mineralium
  • Wonnecke von Kaub, J. (1556): Vom Corneol Stein. IN: Gart der Gesundtheyt. Zu Latein, Hortus Sanitatis; Sagt in vier theylen, wie hernach folget, Im Ersten, Von Vierfüssigen und Kriechenden Thieren und Edelgesteinen; darauß durch die natürliche Meister gezogen, was dem Menschen zu seiner gesundtheyt dienstlich ist
  • De Boodt, Anselmus (1609): Natura, facultates, qualitates & proprietates Corneolii & Sardii. IN: Gemmarum et Lapidum Historia
  • Lonitzer, A. (1703): Von Edelgesteine/derselbigen Beschreibung und fürnehmsten Tugenden. IN: Kräuter-Buch und künstliche Conterfeyungen der Bäumen, Stauden, Hecken, Kräutern, Geträyde, Gewürtzen, etc. mit eigentlicher Beschreibung deroselben Nahmen in sechserley Sprachen
  • Brückmann, U. F. B. (1773): Von dem Carneol, oder Sarder. IN: Abhandlung von den Edelsteinen. 2. Auflage
  • Gmelin, J. F. (1790): Karneol. IN: Grundriß der Mineralogie
  • Neuenhahn, C. (1806): Carneol. IN: Anleitung zum landwirthschaftlichen Handel
  • Lehmann, E. (1810): Auch etwas über den Sarder, den Onyx und den Sardonyx. IN: Georg Agricola´s Mineralogische Schriften: De natura fossilium. übersetzt und mit erläuternden Anmerkungen, begleitet von Ernst Lehmann. Dritter Theil (Oryktognosie), Zweyter Band
  • Zappe, J. R. (1817): Carneol. IN: Mineralogisches Handlexikon, oder alphabetische Aufstellung und Beschreibung aller bisher bekannten Fossilien, nach ihrer alten und neuen Nomenclatur und Charakteristik, ihrem geognostischen Vorkommen und ökonomisch-technischen Gebrauche, sammt der in die Ordnung des Alphabets eingeschaltenen Erklärungen der zur Charakteristik gehörenden Kunstwörter. Erster Band
  • Jameson, R. (1820): Carnelian. IN: A System of Mineralogy: In which Minerals are Arranged According to the Natural History Method. Vol. 1, Third Edition
  • Hartmann, K. F. A. (1828): Carneol. IN: Handwörterbuch der Mineralogie und Geognosie
  • Conversations-Lexicon der kaufmännischen Wissenschaften. Eine vollständige vollständige Handlungs-Encyclopädie für Banquiers, Kaufleute, Fabrikanten, Drogisten, Sensale und Geschäftsleute aller Art. Erster Band. A bis Centaurea Cyanis (1846): Carneol
  • Morwitz, E. und Moser, A. (1848): Geschichte der Medizin
  • Seubert, K. und Seubert, M. (1866): Karneol. IN: Handbuch der allgemeinen Waarenkunde für das Selbststudium wie für den öffentlichen Unterricht
  • Doelter y Cisterich, C. A. (1893): Carneol. IN: Edelsteinkunde. Bestimmung und Unterscheidung der Edelsteine und Schmucksteine. Die künstliche Darstellung der Edelsteine
  • Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
  • Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
  • Schumann, W. (2020): Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten 1900 Einzelstücke. BLV, ein Imprint von GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH
  • www.mindat.org - Carnelian

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