Tansanit, Lapislazuli und Saphir zählen zu den bekanntesten blauen Mineralien. Doch angesichts der weltweit 6006 von der International Mineralogical Association (IMA) offiziell gelisteten Mineralien (Stand: September 2024) ist die Liste der blauen Edelsteine und Mineralien lang.
Inhaltsverzeichnis Blaue Edelsteine - Blaue Mineralien
Die Welt der Mineralien ist bunt. Keine Farbe, die es nicht gibt.
Selbst unter den blauen Edelsteinen und Mineralien ist die Bandbreite der Blautöne groß: angefangen von pastell-blauen Tönen, die nahezu farblos erscheinen, reinblaue Steine, Blau mit einem Stich ins Rötliche, Violette, Gelbe, Grüne oder Braune sind ebenso möglich wie dunkelblaue Farben, die fast schwarz wirken.
Der deutsche Mineraloge Friedrich Mohs (1773 bis 1839) unterschied seinerzeit etliche Blautöne von Mineralien. In seinem Grundriss der Mineralogie umschreibt er die Farbtöne detailliert im poetischen Stil, während heutzutage nur zwischen verschiedenen Helligkeitsstufen unterschieden wird und vereinzelt der Oberton mit angegeben wird.
Unter "Varietäten von Blau" nennt Mohs explizit
Dass einige Mineralien von blauer Farbe sind, verrät mitunter auch der Name. So wird der Name Saphir aus dem Griechischen wortwörtlich mit blauer Stein übersetzt. Kyanit ist ebenfalls blau und steht für die Nuance cyanblau, während Indigolith den Farbton indigoblau repräsentiert. Die Silben "lazu" im Namen von blauen Steinen stammen aus dem Persisch-Arabischen, werden mit himmelblau übersetzt und finden sich bspw. bei den blauen Mineralien Lasurit, Lapislazuli sowie Lazulith wieder.
Die Farbe von Mineralien wird dem Ursprung nach in idiochromatische und allochromatische Farben unterschieden.
Während idiochromatische Mineralien "eigengefärbt" sind und in der Vielzahl der Fälle das Ergebnis von Störungen, Deformationen oder Defekten des Kristallgitters sind, wird die Entstehung der Farbe von allochromatischen Mineralien auf den "Fremdeinfluss" von bestimmten Elementen zurückgeführt. Allen voran Eisen, Chrom, Nickel, Kupfer, Mangan, Vanadium und Kobalt färben Kristalle blau.
So ist beispielsweise zweiwertiges Eisen der Grund für das Meerwasserblau von Aquamarin. Bor und Wasserstoff im Kristallgitter von Diamanten erzeugt blaue Diamanten (sog. Fancy Diamanten).
Kein Mineral hingegen ist Lapislazuli. Definitiorisch betrachtet handelt es sich bei dem blauen Stein um ein Gestein, d.h. ein Gemenge aus einer Vielzahl unterschiedlicher Mineralien. Mineralien sind demnach die Bausteine von Gesteinen.
Die blaue Farbe von Lapislazuli ist auf die im Gestein vorkommenden Mineralien zurückzuführen, allen voran Lasurit mit einem Anteil von 25 bis 40 %. Weitere Mineralien, die an der Zusammensetzung von Lapislazuli beteiligt sind, sind u.a. Hauyn, Sodalith, Diopsid, Afghanit, Amphibole, Feldspäte, Glimmer, Apatit, Titanit, Zirkon sowie Pyrit.
Abhängig vom prozentualen Anteil der genannten Mineralien variiert die Farbe von Lapislazuli zwischen tiefblau, marineblau und violettblau, aber auch grün, rosa oder rotbraun.
Das wesentliche Merkmal von Lapislazuli ist neben der blauen Grundfarbe goldfarbene Einsprengsel, die auf Einschlüsse von Pyrit deuten lassen, während weiße Stellen im Gestein durch Calcit repräsentiert werden.
Als besonders wertvoll und hoch im Preis angesiedelt werden dunkelblaue Exemplare, die von feinen goldfarbenen Einschlüssen durchsetzt sind, die an das Funkeln der Sterne am Mitternachtshimmel erinnern.
Doch nicht jeder blaue Edelstein bzw. jedes blaue Mineral ist von Natur aus blau.
Vor allem Steine, die zu Schmuck verarbeitet werden, werden oftmals einer "Schönheitsbehandlung" unterzogen, um die Farbe zu intensivieren, korrigieren oder Steine gänzlich umzufärben. Die Farbe vieler Mineralien - auch blaue Mineralien sind nicht ausgeschlossen - entspricht in der Sättigung nicht den Vorstellungen des Ideals. Die Farbe kann zu hell, ungleichmäßig verteilt oder fleckig sein.
Ein Verfahren, das sehr häufig zum Einsatz kommt, ist das sog. Brennen. Das jeweilige Mineral wird auf eine individuell festgelegte Temperatur erhitzt, infolgedessen die Farbe kräftiger wird oder neu kreiert wird.
Aus braunem oder gelblichem Zoisit kann durch Erhitzen auf Temperaturen zwischen 370 und 390 °C die violett-blaue Zoisit-Varietät Tansanit gewonnen werden.
Dass die Farbe von Mineralien oder Edelsteinen korrigiert oder geändert wurde, ist nicht immer leicht zu erkennen, da bei einigen Verfahren der nachträglichen Schönheitsbehandlung keine Verpflichtung zur Bekanntgabe selbiger besteht, bspw. eingefärbte Achate. Hinweise wie oberflächenbehandelt, gebrannt, erhitzt, veredelt oder bestrahlt sprechen in dieser Hinsicht eine eindeutige Sprache.
Blautopas gilt unter allen Topasfarben als die seltenste Farbvarietät. Um der Nachfrage dennoch gerecht zu werden, werden gelbe oder bräunliche Topase seit den späten 1970er Jahren Gamma- und Elektronenstrahlung ausgesetzt, mit der verschiedene Blautöne von Blautopas erzeugt werden.
Blaue Achate sind ebenfalls kein natürliches Produkt. Hierzu wird die Quarzvarietät regelrecht mit einer farbgebenden Lösung aus Kaliumferrocyanid und Eisenvitriol geimpft. Die färbende Lösung dringt in Hohlräume des Minerals ein und färbt diese blau ein, während die harten weißen Lagen aus Milchquarz unverändert bleiben.
Aqua Aura - ein metallisch blau schimmerndes Mineral - ist ebenfalls das Produkt einer nachträglichen Farbveränderung. Als Ausgangmaterial kommt farbloser Bergkristall zum Einsatz, der mit einer feinen Schicht aus Gold bedampft wird und schlußendlich als blauer Kristall metallisch schimmert; ein Verfahren, das in der Gemmologie unter Physikalische Gasphasenabscheidung/Physical Vapour Deposition (PVD) bekannt ist.
Blaufluss ist im Gegensatz zu vielen blauen Mineralien kein Produkt von Mutter Natur.
Im 17. Jahrhundert wurde von der aus Venedig stammenden Glasmacherfamilie Miotto das Experiment, einen Stein zu kreieren, den es so natürlicherweise nicht gab: Goldfluss; ein Stein aus Glas und Kupferoxiden. Weitere Versuche mit anderen farbgebenden Metalloxiden führten schließlich zur Erfindung von Blaufluss, Purpurfluss und Grünfluss, wobei Mangan- und Kobaltoxide die färbenden Verbindungen von Blaufluss sind.
Typisch für Blaufluss ist neben der königs- bis tintenblauen, teilweise auch schwarzblauen Farbe, das metallische Funkeln im Stein – ähnlich wie Einschlüsse feinster Glimmerplättchen, das im Blaufluss allerdings mit den schüppchenartigen Mangan- und Kobaltoxiden erklärt wird.
Dass blaue Mineralien und Edelsteine unter allen Farben zu den beliebtesten gehören und deshalb besonders häufig zu Schmuck verarbeitet werden, liegt mit Sicherheit an der Schönheit der blauen Steine. Möglicherweise fließt in die Popularität von blauen Mineralien auch die Bedeutung der Farbe Blau mit ein, denn aus Sicht der Farbenpsychologie steht die Farbe Blau für Ruhe, Harmonie und Vertrauen, aber auch Treue.
Insofern verwundert es nicht, dass blaue Steine zu den beliebtesten Steinen in der Schmuckherstellung gelten. Eine Tatsache mit durchaus historischem Hintergrund, denn blaue Steine wurden bis 19. Jahrhundert in Verlobungsringe eingesetzt, da die Farbe Blau mit ewiger Treue assoziiert wurde. Einer der bekanntesten Verlobungsringe mit einem blauen Edelstein ist der Ring, den Prinz William Kate Middleton überreichte: ein blauer Saphir im Ovalschliff, umrandet von unzähligen Diamanten.
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Quellen:
Letzte Aktualisierung: 10. September 2024