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Muskovit

muskovit Foto
Muskovit

Muskovit - Das historische Moskauer Glas

Der Name Muskovit stammt ursprünglich aus dem Lateinischen; die Vokabel Vitrum Muscoviticum wird mit Glas aus Moskau übersetzt und geht auf die Verwendung von Muskovit als Bestandteil von Fenstern und Gläsern in Russland in der Vergangenheit zurück.
Erstmals erwähnt wurde Muskovit von Johan Gottschalk Wallerius (1709 bis 1785, Mineraloge aus Schweden) im Jahr 1747, allerdings noch in der lateinschen Variante "Vitrium Muscovitum", das er im Schwedischen mit "Ryssglas" und im Deutschen mit "Rußisch Glas" gleichsetzte.

Gut 100 Jahre später befasste sich der US-amerikanische Mineraloge und Geologe James Dwight Dana (1813 bis 1895) näher mit dem Mineral. Unter der Überschrift "Mica family" beschreibt er ausführlich die Merkmale "Verre de Moscovia" und wandelte die historische Bezeichnung in Muskovit um.


Echtes und unechtes Marienglas

Ein Blick in die Mineralienbücher aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert zeigen, dass der Ausdruck Marienglas lange Zeit für zwei verschiedene Mineralien gebraucht wurde: Muskovit/Glimmer und die Gipsvarietät Selenit mit Marienglas in kristallklaren Version.

Im direkten Vergleich sind sich Muskovit und Marienglas-Selenit sehr ähnlich. Beide Mineralien zeichnen sich durch eine hervorragende Spaltbarkeit aus und können in fenstergroße Tafeln zerlegt werden, weshalb Muskovit und Marienglas perfekt als Fensterglas geeignet waren.

In der Literatur wurde trotzdem zwischen echtem und unechtem Marienglas unterschieden.
Das echte Marienglas, Muskovit, war hauptsächlich in Russland bekannt. Das deutsche Marienglas bzw. unechte Marienglas bestand aus Selenit. Um der Verwechslung aus dem Weg zu gehen, wurde der Name Marienglas ab dem 19. Jahrhundert nur noch für die Selenitvarietät Marienglas verwendet (siehe Krünitz, 1801).


Eigenschaften von Muskovit

Muskovit wird in der Mineralogie als ein Silikatmineral mit der chemischen Zusammensetzung KAl2(Si3Al)O10(OH,F)2 definiert, das im Speziellen zur Glimmergruppe zählt und unter allen Glimmermineralien das am häufigsten vorkommende Mineral ist.
Der Name Glimmer wiederum ist "ein bergmännischer Name" und wird laut dem Naturforscher Samuel Schilling (1773 bis 1852) mit glänzen übersetzt wird.

Die Farbe von Muskovit ist weiß und hellbraun oder silbergrau als auch grünlich, gelblich und rötlich, oder mit den Worten des Geologen Franz von Hauer, ist Muskovit "von heller, meist silberweisser Farbe", die sich nach Schilling (1860) "ins Graue, Rothe, Gelbe, Grüne und Braune" zieht, genau wie die Kristalle farblos sein können.
Am häufigsten kommt Muskovit in silbriggrauen und weißen Nuancen vor, weshalb das Mineral auch weißer Glimmer genannt wird, wobei der hohe Aluminiumanteil ausschlaggebend für die helle Farbgebung von Muskovit ist.
Ungeachtet der Farbe ist ein typisches Merkmal von Muskovit das intensive Glänzen oder Schimmern.
Die Strichfarbe ist hingegen bei allen Farbvarianten weiß.

Muskovit-Varietäten

  • Alurgit: manganreicher, roter Muskovit
  • Astrolith: helbrauner bis grauschwarzer Muskovit mit radialstrahligen Aggregaten
  • Damourit: feinkörnig-kompakter Muskovit
  • Gilbertit: grau-brauner kompakter Muskovit
  • Illit: weißer, gelber, grauer oder grünlicher Muskovit
  • Oellacherit: bariumhaltiger Glimmer von pastelligem Grün oder Hellblau

Muskovit kristallisiert dem monoklinen, teilweise auch trigonalen Kristallsystem folgend und bildet tafelige - idealtypisch: "sechsseitige Tafeln" (Gmelin, 1886), pseudo-hexagonale Kristalle aus. Charakteristisch für das aluminiumhaltige Mineral sind lamellenförmige, schuppige oder kompakte Ausprägungen.

Die dünnen Platten des Muskovits (Lamellen) sind sehr elastisch, weisen keinen Bruch auf, und lassen sich mühelos abblättern, die Spaltbarkeit ist sehr vollkommen. Die Transparenz ist durchsichtig bis durchscheinend, der Glanz ist glas- bis perlmuttartig oder seidig.

Muskovit verfügt über eine Mohshärte von 2 bis 3, die Dichte beträgt 2,77 bis 3,0 g/cm³.


serizit - Aufnahme des Minerals
Muskovit-Varietät Serizit

Entstehung und Verbreitung von Muskovit

Muskovit ist ein metamorph gebildetes Mineral, das aus der Umwandlung unter hohen Temperaturen und Druckverhältnissen aus Tonmineralen hervorgeht. Aus diesem Grund findet sich Muskovit auch als Gemengeteil in vielen metamorphen Gesteinen wieder, ist aber auch in sauren Erstarrungsgesteinen enthalten; bspw. in Quarzit, Glimmerschiefer, Anorthosit, Granodiorit, Granit, Grauwacke, Lapislazuli und Marmor.

Gelegentlich ist Muskovit Bestandteil von Sedimentgesteinen, wobei das Mineral in diesem Fall ursprünglich aus physikalisch verwitterten, muskovithaltigen Gesteinen stammt.

Am selben Fundort wie Muskovit können weitere Mineralien vorkommen, darunter zum Beispiel Lasurit, Feldspat, Goshenit und Aquamarin/Beryll, Apatit, Phenakit, Kassiterit, Biotit/Glimmer, Magnetit, Quarz, Siderit, Schörl und Elbait, Dravit und Rubellit sowie Verdelith/Turmalin, Fluorit, Kornerupin und Topas.

Bedeutende Vorkommen von Muskovit befinden sich z.B. in Grönland; Skandinavien; Schottland; England; Irland; Frankreich; Belgien; Harz, Löbau, Altenberg, Ehrenfriedersdorf, Johanngeorgenstadt, Vogtland, Fichtelgebirge, Oberpfälzer Wald, Siegerland, Eifel, Spessart, Odenwald, Pforzheim, Oberwolfach, Haslach und Kaiserstuhl/Deutschland; Wallis, Graubünden/Schweiz; Brixlegg, Hohe Tauern, Katschberg, Koralpe, Graz, Leoben, Eisenerz, Fischbacher Alpen/Österreich; Portugal; Spanien; Italien; Iserwiese/Tschechien, Slowakei; Slowenien; Ukraine; Türkei; Marokko; Elfenbeinküste; Ghana; Äthiopien; Tansania; Sambia; Russland; Georgien; Kasachstan; Afghanistan; Pakistan; Indien; China; Japan; Indonesien; Australien; Neuseeland; Süd-, Mittel- und Nordamerika.


muscovite - Mineral und Kristalle
Muskovitkristalle

Verwendung und Bedeutung von Muskovit

Muskovit findet vor allem Einsatz in elektrischen Isolatoren, Farben, Poliermitteln und ist Bestandteil besonders gegen hohe Temperaturen beständige Fenster.
Daneben wird Muskovit in schimmernden Farben sowie fein pulverisiert als glänzendes Pigment in diversen Kosmetikprodukten eingesetzt, das in der Auflistung der Inhaltsstoffe als Mica genannt wird.


Nachweis von Muskovit

Muskovit ist gegenüber Salz- und Schwefelsäure resistent. Im Elektroofen schmilzt das Mineral bei 1.320 °C. Muskovit fluoresziert nicht, der Pleochroismus ist schwach ausgeprägt und erscheint grünblau, gelbbraun und grüngelb.


Muskovit und Katzensilber

Eine volkstümliche Bezeichnung für Muskovit ist Katzensilber.
Der Begriff taucht in der Literatur erstmals bei dem Mineralogen Georgius Agricola (1494 bis 1555) unter dem Eintrag "Splendor, Glimmer oder Katzensilber" auf.
Im Mittelalter war Muskovit schon bekannt und wurde als Silber gehandelt und verkauft. Abgesehen von der ähnlichen Farbe hat Muskovit wenig mit dem Edelmetall Silber gemeinsam.
Der Begriff Katzen genauso wenig mit Katzen wie Muskovit mit Silber zu tun. Vielmehr steht hinter dem Wort ´katze´ die Bedeutung „täuschen oder betrügen“ – eine treffende Anspielung auf die scheinbare Ähnlichkeit von einigen Glimmermineralen mit Silber.


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Quellen:

  • Agricola, G. (1530):Splendor, Glimmer oder Katzensilber. IN: Georgii Agricolae medici Bermannvs, De re metallica
  • Wallerius, J. G. (1747): Ryssglas. Marienglas. IN: Mineralogia, Eller Mineralriket, Indelt och beskrifvit
  • Krünitz, J. G. (1801): Marien-Glas oder Fraueneis. IN: Oeconomische (Oekonomisch-technologische) Encyclopädie, oder allgemeines System der Land- Haus- und Staats-Wirthschaft
  • Dana, J. D. (1850): Mica family. IN: A System of Mineralogy, Third Edition
  • Schilling, S. (1860): Glimmer. IN: Samuel Schilling's Grundriß der Naturgeschichte des Thier-, Pflanzen- und Mineralreichs. Das Mineralreich : Oryktognosie und Geognosie · Band 3
  • Hauer, F. v. (1878): Kaliglimmer. IN: Die Geologie und ihre Anwendung auf die Kenntniss der Bodenbeschaffenheit der Österr.-Ungar. Monarchie
  • Gmelin, L. (1886): Muskovit oder Kaliglimmer. IN: Handbuch der anorganischen Chemie
  • Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
  • Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
  • Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
  • Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
  • Okrusch, M. und Matthes, S. (2013): Mineralogie Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde
  • www.mindat.org - Muscovite

Autor: (steine-und-minerale.de)

Letzte Aktualisierung: 27.02.2025

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