Muskovit
Muskovit - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung
englisch: muscovite | französisch: muscovite
Moskauer Glas und Muskovit
Der Name Muskovit wird vom lateinischen Vitrum Moscoviticum - Glas aus Moskau abgeleitet und geht auf die Verwendung von Muskovit als Bestandteil von Fenstern und Gläsern in Russland in der Vergangenheit zurück, wobei der Begriff Muskovit erstmals im Jahr 1850 bei dem US-amerikanischen Geologen und Mineraloge James Dwight Dana (1813 bis 1895) erwähnt wird.
Unter der Überschrift "Mica family" beschreibt er ausführlich die Merkmale von Muskovit und führt dabei die Bezeichnung "Verre de Moscovia" - Glas von Moskau auf.
Echtes und unechtes Marienglas
In der historischen Literatur aus dem 18. bis ins frühe 19. Jahrhundert hinein wird der Terminus Marienglas für zwei verschiedene Mineralien verwendet: Muskovit/Glimmer und Selenit.
Beide Mineralien sind sich in Bezug auf die Spaltbarkeit sehr ähnlich und lassen sich in fenstergroße Tafeln zerlegen und wurden, bevor Glas Einzug in die Häuser hielt, als Fensterglas verwendet.
Das echte Marienglas, Muskovit, war vor allem in Russland bekannt und wurde deshalb auch Russisches Glas oder Russisches Marienglas genannt. Das deutsche Marienglas bzw. unechte Marienglas bestand aus Selenit. Um der Verwechslung aus dem Weg zu gehen, wurde der Name Marienglas ab dem 19. Jahrhundert nur noch für die Selenitvarietät Marienglas verwendet (siehe Krünitz, 1801).
Eigenschaften von Muskovit
Bei Muskovit handelt es sich um ein Silikatmineral mit der chemischen Zusammensetzung KAl2(Si3Al)O10(OH,F)2. Muskovit ist das am meisten verbreitete Mineral der Glimmergruppe, wobei der Begriff Glimmer "ein bergmännischer Name" ist, und laut dem Naturforscher Samuel Schilling (1773 bis 1852) mit glänzen übersetzt wird.
Die Farbe von Muskovit ist stets schimmernd, kann sowohl farblos, weiß und hellbraun oder silbergrau als auch grünlich, gelblich und rötlich sein, oder mit den Worten des Geologen Franz von Hauer, ist Muskovit "von heller, meist silberweisser Farbe", die sich nach Schilling (1860) "ins Graue, Rothe, Gelbe, Grüne und Braune" zieht.
Am häufigsten zu finden sind silbriggraue und weiße Muskovite, weshalb Muskovit auch weißer Glimmer genannt wird.
Der Grund für die helle Farbgebung von Muskoviten sind besonders hohe Gehalte an Aluminium.
Die Strichfarbe ist hingegen bei allen Farbvarianten weiß.
Muskovit kristallisiert im monoklinen, teilweise auch trigonalen Kristallsystem und bildet dabei tafelige - idealtypisch: "sechsseitige Tafeln" (Gmelin, 1886), pseudo-hexagonale Kristalle aus. Charakteristisch für das aluminiumhaltige Mineral sind lamellenförmige, schuppige oder kompakte Ausprägungen.
Die dünnen Platten des Muskovits (Lamellen) sind sehr elastisch, weisen keinen Bruch auf, und lassen sich mühelos abblättern, die Spaltbarkeit ist sehr vollkommen. Die Transparenz ist durchsichtig bis durchscheinend, der Glanz ist glas- bis perlmuttartig oder seidig.
Muskovit verfügt über eine Mohshärte von 2 bis 3, die Dichte beträgt 2,77 bis 3,0 g/cm³.
Entstehung und Verbreitung von Muskovit
Muskovit ist ein metamorph gebildetes Mineral, das aus der Umwandlung unter hohen Temperaturen und Druckverhältnissen aus Tonmineralen hervorgeht. Aus diesem Grund findet sich der helle Glimmer auch als Gemengeteil in vielen metamorphen Gesteinen, ist aber auch in insbesondere sauren Erstarrungsgesteinen enthalten; bspw. in Quarzit, Glimmerschiefer, Anorthosit, Granodiorit, Granit, Grauwacke, Lapislazuli und Marmor.
Gelegentlich ist Muskovit Bestandteil von Sedimentgesteinen, wobei das Mineral in diesem Fall ursprünglich aus physikalisch verwitterten, muskovithaltigen Gesteinen stammt.
Am selben Fundort wie Muskovit können weitere Mineralien vorkommen, darunter zum Beispiel Lasurit, Feldspat, Goshenit und Aquamarin/Beryll, Apatit, Phenakit, Kassiterit, Biotit/Glimmer, Magnetit, Quarz, Siderit, Schörl und Elbait, Dravit und Rubellit sowie Verdelith/Turmalin, Fluorit, Kornerupin und Topas.
Bedeutende Fundorte von Muskovit befinden sich z.B. in Grönland; Skandinavien; Schottland; England; Irland; Frankreich; Belgien; Harz, Löbau, Altenberg, Ehrenfriedersdorf, Johanngeorgenstadt, Vogtland, Fichtelgebirge, Oberpfälzer Wald, Siegerland, Eifel, Spessart, Odenwald, Pforzheim, Oberwolfach, Haslach und Kaiserstuhl/Deutschland; Wallis, Graubünden/Schweiz; Brixlegg, Hohe Tauern, Katschberg, Koralpe, Graz, Leoben, Eisenerz, Fischbacher Alpen/Österreich; Portugal; Spanien; Italien; Iserwiese/Tschechien, Slowakei; Slowenien; Ukraine; Türkei; Marokko; Elfenbeinküste; Ghana; Äthiopien; Tansania; Sambia; Russland; Georgien; Kasachstan; Afghanistan; Pakistan; Indien; China; Japan; Indonesien; Australien; Neuseeland; Süd-, Mittel- und Nordamerika.
Verwendung und Bedeutung von Muskovit
Muskovit findet vor allem Einsatz in elektrischen Isolatoren, Farben, Poliermitteln und ist Bestandteil besonders gegen hohe Temperaturen beständige Fenster.
Weiterhin wird Muskovit fein pulverisiert als glänzendes Pigment in diversen Kosmetikprodukten eingesetzt, aufgelistet in den Inhaltsstoffen als Mica.
Nachweis von Muskovit
Muskovit ist gegenüber Salz- und Schwefelsäure resistent. Im Elektroofen schmilzt das Mineral bei 1.320 °C. Muskovit fluoresziert nicht, der Pleochroismus ist schwach ausgeprägt und erscheint grünblau, gelbbraun und grüngelb.
Muskovit und Katzensilber
Eine volkstümliche Bezeichnung für Muskovit ist Katzensilber, wobei der Begriff in der Literatur erstmals bei dem Mineralogen Georgius Agricola (1494 bis 1555) unter dem Eintrag "Splendor, Glimmer oder Katzensilber" festgehalten wird.
Im Mittelalter wurde das Mineral als Silber gehandelt; abgesehen von der ähnlichen Farbe hat Muskovit wenig mit dem Edelmetall gemeinsam.
Der Begriff Katzen hat nichts mit Katzen zu tun. Vielmehr ist damit „täuschen oder betrügen“ gemeint – verweisend auf die scheinbare Ähnlichkeit von einigen Glimmermineralen mit Silber.
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Quellen:
- Agricola, G. (1530):Splendor, Glimmer oder Katzensilber. IN: Georgii Agricolae medici Bermannvs, De re metallica
- Krünitz, J. G. (1801): Marien-Glas oder Fraueneis. IN: Oeconomische (Oekonomisch-technologische) Encyclopädie, oder allgemeines System der Land- Haus- und Staats-Wirthschaft
- Dana, J. D. (1850): Mica family. IN: A System of Mineralogy, Third Edition
- Schilling, S. (1860): Glimmer. IN: Samuel Schilling's Grundriß der Naturgeschichte des Thier-, Pflanzen- und Mineralreichs. Das Mineralreich : Oryktognosie und Geognosie · Band 3
- Hauer, F. v. (1878): Kaliglimmer. IN: Die Geologie und ihre Anwendung auf die Kenntniss der Bodenbeschaffenheit der Österr.-Ungar. Monarchie
- Gmelin, L. (1886): Muskovit oder Kaliglimmer. IN: Handbuch der anorganischen Chemie
- Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
- Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
- Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
- Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
- Okrusch, M. und Matthes, S. (2013): Mineralogie Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde
- www.mindat.org - Muscovite