Aquamarin
englisch: aquamarine | französisch: aigue-marine
Inhaltsverzeichnis Aquamarin
- Aquamarin - Der meeresblaue Edelstein
- Eigenschaften von Aquamarin
- Einschlüsse in Aquamarinen
- Entstehung und Verbreitung von Aquamarin
- Aquamarin-Imitationen und Verwechslungen
- Verwendung und Bedeutung von Aquamarin
- Echten Aquamarin erkennen
Aquamarin - Der meeresblaue Edelstein
Eine der ältesten Beschreibungen des Minerals Aquamarin stammt aus dem Jahr 1609. Der flämische Botaniker, Chemiker und Mineraloge Anselmus de Boodt (1550 bis 1623) schreibt in seinem Werk Gemmarum et Lapidum: Historia „Beryllus gemma est quae aquae marinae colorem refert ex viridi caeruteum. Italis a color Aquamarine vocatur“. Übersetzt ins Deutsche: Der Edelstein Beryll ist grünlich-blau wie die Farbe des Wasser des Meeres. Die Italiener nennen diese Farbe Aquamarin.
Deshalb verwundert es umso weniger, dass Aquamarin in der Antike als Glücksbringer der Seefahrer galt und auf hoher See mitgenommen wurde, um sich vor den Launen von Poseidon, dem Gott des Meeres, zu schützen.
Über die ersten hochkarätigen Aquamarinfunde berichtet Franz von Kobell (1803 bis 1882) im Jahr 1864, nachdem 1723 in Nertschinsk im Südosten Russlands an der Grenze zu China bis zu 23 cm lange und fünf Zentimeter im Durchmesser messende Aquamarinsäulen zutage gefördert wurden.
Eigenschaften von Aquamarin
Aquamarin ist die blaue Varietät der Beryll-Gruppe, die außerdem folgende Mineralien umfasst:
Chemisch betrachtet handelt es sich bei Aquamarin um ein Silikatmineral mit der Zusammensetzung Al2Be3[Si6O18].
Aquamarin kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem und bildet lang- sowie kurzprismatische Kristalle. Die Aggregate können massig, körnig, säulig oder radialstrahlig sein.
Aquamarin ist von unvollkommener Spaltbarkeit und muschelig-sprödem Bruch. Die Transparenz des blauen Edelsteins variiert zwischen durchsichtig und durchscheinend bei glasartigem Glanz.
Dass Aquamarine als Edelsteine bezeichnet werden, wird mit der Härte des Minerals begründet. Mineralien, deren Mohshärte auf der zehnstufigen Härteskala nach dem Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839) höher als 7 ist, werden als Edelstein definiert. Die Mohshärte von Aquamarin beträgt 7,5 bis 8 bei einer Dichte von 2,63 bis 2,91 g/cm³.
Die Farbe von Aquamarin
Die Farbe von Aquamarinen ist blau, das von hell- über mittelblau bis hin zu blaugrün und "blaß meergrün" (Gmelin, 1790) reicht. Die Farbe von Aquamarin kann aber auch ins "Seladongrüne, Himmel-, Schmalte- und Lasurblaue" (Bertele, 1804) oder "wasserblaue" (Funke, 1805) gehen.
Um Aquamarin von anderen Beryllen zu unterscheiden, wird das Mineral bisweilen auch als blauer Beryll bezeichnet .
Das Blau von Aquamarin findet sich auch bei einer Reihe weiterer Mineralien wieder; allen voran Elbait, Euklas, Kyanit, Turmalin, Zirkon und Blautopas.
Aquamarin-Imitationen und Fälschungen bestehen aus synthetischem Spinell, eingefärbtem Glas oder Quarz sowie aquamarinblauem Hydroquarz, Strass oder Zirkonia.
Das farbgebende Element von Aquamarinen ist zweiwertiges Eisen, das mit einem Anteil von bis zu zwei Prozent an der Zusammensetzung des blauen Minerals beteiligt sein kann. Eine Ausnahme hinsichtlich der Entstehung der Farbe stellen Maxixe-Aquamarine dar, die in der Maxixe-Mine in Brasilien seit dem frühen 20. Jahrhundert abgebaut werden. Die Farbe der Maxixe-Aquamarine ist ein tiefes, dunkleres Blau, das durch radioaktive Strahlung zurückzuführen ist. Die Farbe ist allerdings nicht beständig, sodass die Kristalle binnen weniger Tage die Tage verlieren und weiß-gelb erscheinen.
Die Strichfarbe von Aquamarin, d.h., die Farbe, die beim Streichen des Minerals auf einem unglasierten Porzellantäfelchen erscheint, ist in allen Fällen weiß.
Farbkorrektur von Aquamarinen
In der Regel ist die Farbe in Aquamarinen gleichmäßig verteilt; eventuell vorhandene Unregelmäßigkeiten der Farbverteilung, störende Nuancen in Grün und Gelb sowie blasse Blautöne können durch das sog. Brennen korrigiert bzw. intensiviert werden. Die Temperatur, auf die die Steine erhitzt werden, ist individuell; bei Aquamarinen wird eine Verbesserung der Farbe bei 400 °C erreicht.
Hierbei kommen vor allem gelbe und grüne Berylle zum Einsatz, die infolge der Hitzezufuhr in Aquamarine umgewandelt werden. Aufgrund der hohen Temperaturen reduziert dreiwertiges zu zweiwertigem Eisen und das Mineral wird blau.
Einschlüsse in Aquamarin
Kristallklare Aquamarine gelten als Ideal eines perfekten Aquamarins. Bedingt durch die Kristallgitterstruktur weisen viele Aquamarine mikroskopisch kleine Kanäle auf, die sich als Trübungen, Fissuren, weiße Streifen oder wölkchenartige Zeichnungen äußern. Die Kanäle können hohl, aber auch mit Flüssigkeiten, Gasen gefüllt sein oder Inklusionen anderer Minerale, wie z.B. Muskovit, Ilmenit oder Hämatit enthalten.
Einschlüsse von Fremdmineralien lösen sich mitunter beim Brennen auf, während Hohlräume mit Bleiglas oder Harzen aufgefüllt werden können, sodass der Stein im Ergebnis reiner und klarer wirkt.
Entstehung und Verbreitung von Aquamarin
Aquamarine sind vorrangig magmatischen Ursprungs, können aber auch in metamorphen Gesteine auftreten, weshalb als Muttergestein von Aquamarin neben Granit auch Pegmatit und Gneis zu nennen sind.
Zu den Mineralen, die am gleichen Fundort zusammen mit Aquamarin vorkommen, zählen u.a. Quarz, Feldspat, Muskovit, Topas, Granat, Biotit und Phenakit.
Nennenswerte Vorkommen von Aquamarin existieren unter anderem in Grischun/Schweiz; Hohe Tauern und Moschkogel/Österreich; Italien; Ukraine; Nigeria; Sambia; Simbabwe; Tansania; Madagaskar; Südafrika; Afghanistan; Pakistan; Myanmar; Australien; Argentinien; Brasilien (Santa Maria-Aquamarin, Santa Rita-Aquamarin, Campo Lindo-Aquamarin) sowie in den USA.
Einige Aquamarin-Vorkommen haben sich aufgrund der für den jeweiligen Fundort typischen Farbe einen Namen gemacht, sodass diese mit Handelsnamen - angelehnt an die geographische Herkunft - versehen werden.
Name | Farbe | Fundort |
---|---|---|
Bauchi-Aquamarin | hellblau mit Stich ins Gelbe oder Grüne | Bauchi/Nigeria |
Cumaru-Aquamarin | mintfarben | Cumaru do Norte/Brasilien |
Espirito-Santo-Aquamarin | hellblau | Espirito-Santo-Mine/Brasilien |
Lundazi-Aquamarin | typisches Aquamarinblau | Lundazi/Sambia |
Maxixe-Aquamarin | tiefes, dunkleres Blau | Maxixe-Mine/Brasilien |
Nampula-Aquamarin | pastellblau | Nampula/Mosambik |
Pedra-Azul-Aquamarin |
| Pedra Azul/Brasilien |
Santa-Maria-Aquamarin | tiefblau | Santa Maria-Mine, Rio Grande do Sul/Brasilien |
Santa-Teresa-Aquamarin | türkisblau | Brasilien |
Tatu-Aquamarin |
| Tatu-Mine/Brasilien |
Aquamarin-Vorkommen in Deutschland
- Sachsen: Irfersgrün/Vogtland
- Hessen: Steinbruch Gärtnerskopf bei Ober-Mengelbach
- Bayern: Steinbruch Kerber, Matzersdorf bei Passau
- Baden-Württemberg: Niederwasser bei Hornberg; Kandern
Verwendung und Bedeutung von Aquamarin
Aquamarin sind beliebte Sammlerminerale und gehören genau wie Tansanit, Saphir, Rubin und Smaragd zu den teuersten Farbedelsteinen der Welt.
Vor allem der aus Nigeria stammende hellblaue, leicht grünstichige Bauchi-Aquamarin wird auf dem Edelsteinmarkt geschätzt.
Aquamarin und Schmuck
Aquamarin zählt zu den klassischen Farbedelsteinen, die seit Jahrhunderten zu Schmuck verarbeitet werden, wobei der himmelblaue Edelstein in der Schmuckbranche symbolisch als Jubiläumsstein für den 19. Hochzeitstag steht.
Vor allem zu Zeiten des Art Deco zu Beginn des 20. Jahrhunderts erlebte Aquamarin-Schmuck eine Hochzeit. Opulent designte Cocktailringe setzten auf farbenfrohe, hochkarätige Edelsteine in geometrischen Formen wie Aquamarine im Smaragdschliff oder Kissenschliff/Cushion Cut. Diese und andere facettenreiche Schliffe wie zum Beispiel Baguetteschliff, Antikschliff, Ovalschliff, Rundschliff, Oktagonschliff, Trillantschliff oder Carréschliff finden bei klaren, durchsichtigen Aquamarinen Anwendung, um die Reinheit sowie die Farbe hervorzuheben.
Opake Exemplare werden hingegen mit Glattschliffen versehen, bspw. Cabochonschliff, Trommelsteine, Donuts oder runde Perlen.
Ein anderer Stil setzt auf Aquamarin als Rohstein. Beim Rohsteinschmuck werden die Steine weder poliert noch geschliffen. Es werden lediglich Löcher für die Befestigung an Ketten gebohrt, alternativ wird der Stein mittels Krappenfassung zu Ringen oder Ohrringen verarbeitet.
Neben weißen Diamanten sind blaue Edelsteine wie Saphir, Blautopas und Aquamarin als Stein in Verlobungsringen (in Kombination mit Weißgold, Gelbgold und Silber) besonders beliebt - begründet durch die Symbolik der Farbe Blau, die für Treue und Loyalität steht.
Heilstein Aquamarin
Auch wenn Aquamarin häufig mit dem Attribut Heilstein belegt wird, gibt es laut aktuellem Stand der Wissenschaft keine Belege, dass Aquamarin einen positiven Effekt auf Krankheiten ausübt.
In historischen Mineralogiebüchern und Werken von Apothekern bzw. Ärzten längst vergangener Tage findet Aquamarin - im Gegensatz zu anderen Mineralien - keine Erwähnung als Medizinalstein, genau wie Hildegard von Bingen nichts über Aquamarin schreibt.
Stattdessen werden andere Beryll-Varietäten genannt, mit denen Heilkundige und Ärzte in der Vergangenheit Krankheiten behandelten. Im Magazin für Kaufleute aus dem Jahr 1865 findet sich lediglich der weitgefasste Hinweis, dass Aquamarin "schützte gegen Feinde und Gefahren auf dem Meere, schärfte den Verstand und heilte viele Krankheiten". Welche Krankheiten im Besonderen gemeint sind, ist auch bei anderen Autoren nicht überliefert. Insofern ist davon auszugehen, dass Aquamarin eher als Talisman für Seefahrende eine Rolle spielt.
Zudem gilt Aquamarin als Glücksstein für im März und Oktober Geborene sowie als Sternzeichenstein für das Sternzeichen Wassermann.
Nachweis von Aquamarin
Aquamarine weisen keine Fluoreszenz auf, der Pleochroismus ist stark ausgeprägt und erscheint von nahezu farblos-hellblau bis intensiv blau. In der Flamme ist das Mineral schwer schmelzbar, reagiert hingegen auf Flußsäure.
Auch interessant:
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Quellen:
- De Boodt, Anselmus (1609): Gemmarum et Lapidum Historia
- Gmelin, J. F. (1790): Aqumarin. IN: Grundriß der Mineralogie
- Bertele, G. A. (1804): Beryll. IN: Handbuch der Minerographie einfacher Fossilien
- Funke, C. P. (1805): Der Aquamarin, oder Beryl, Gemma Beryllus. IN: Das Mineralreiches
- Blum, J. R. (1834): Aquamarin. IN: Taschenbuch der Edelsteinkunde für Mineralogen, Techniker und Juweliere
- Kobell, Franz von (1864): Geschichte der Wissenschaften in Deutschland. Neuere Zeit. Zweiter Band. Geschichte der Mineralogie. Herausgegeben durch die Historische Commission bei der Königl. Academie der Wissenschaften München
- Vorwärts! Magazin für Kaufleute (1865): Die Edelsteine
- Kunz, G. F. (1892): Aquamarine. IN: Gems and Precious Stones of North America
- Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach - Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
- Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
- Schumann, W. (2017): Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten. 1900 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
- Hochleitner, R. (2017): Welcher Stein ist das? Kosmos-Naturführer. Über 350 Mineralien, Edelsteine und Gesteine. Franckh Kosmos Verlag
- www.mindat.org - Aquamarine