Heliodor
Heliodor - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung
englisch: golden beryl/heliodor | französisch: héliodore
Heliodor - Goldgelber Beryll
1912 berichtete der Geologe Erich Kaiser (1871 bis 1934) in seinen Ausführungen über "Ein neues Beryll (Aquamarin)-Vorkommen in Deutsch-Südwestafrika" von der Entdeckung gelber Beryll-Kristalle im Jahr 1910.
Den in Rössing in Namibia gefundenen gelben Beryllen gab Kaiser in Anspielung an die sonnengelbe Farbe den aus dem Griechischen stammenden Namen Heliodor, was mit Geschenk der Sonne übersetzt wird.
Eigenschaften von Heliodor
Das Mineral Heliodor ist mit der chemischen Zusammensetzung Be3Al2Si6O18 ein Vertreter der Mineralklasse der Silikate und zählt im Besonderen zur Beryll-Gruppe, d.h. Heliodor ist u.a. mit Aquamarin, Goshenit, Smaragd, Morganit und roter Beryll verwandt.
Tatsächlich handelt es sich bei Heliodor nicht um eine Varietät von Beryll; vielmehr werden unter dem Begriff Heliodor Goldberylle verstanden.
Die Farbe von Heliodor ist typischerweise gelb - sowohl in der Reinform als auch mit einem Stich ins Grünliche oder Bräunliche gehend, sodass die Farbe honigfarben, bernsteinartig, weingelb, gelb wie Schwefel oder zitronengelb wie Citrin sein kann. Da der Name Heliodor im Vergleich zu anderen Beryll-Vertreter nicht so geläufig ist, wird der gelbe Edelstein teilweise auch als Gelber Smaragd bezeichnet, um auf die Farbe und die chemische Nähe zum Smaragd zu verweisen.
Hinter der Farbe von Goldberyll bzw. Heliodor steht dreiwertiges Eisen als Ursache für die Farbe. Uranoxide bewirken grünliche Farben.
Aufgrund der Farbe kann Heliodor auf den ersten Blick mit zahlreichen anderen gelben Mineralien verwechselt werden, darunter zum Beispiel Citrin/Quarz, gelber Tansanit, gelben Diamanten, gelbem Saphir oder Tsilaisit/Gelbem Turmalin.
Die Strichfarbe von Heliodor ist weiß, d.h. wird Heliodor über ein unglasiertes Porzellantäfelchen gestrichen, entsteht ein weißer, pulverisierter Abrieb.
Heliodor kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem – die Kristalle sind prismatisch und häufig abgestumpft am Kristallende. Die Aggregate können körnig, massig, kompakt oder kurz- oder langsäulig sein.
Der Glanz von Heliodor ist glasartig, die Transparenz ist durchsichtig bis durchscheinend, wobei Wachstumslinien, Einschlüsse von Flüssigkeiten und filigranste Kristallnadeln von Schörl die Reinheit beeinträchtigen können. Der Bruch ist muschelig bis spröde, die Spaltbarkeit ist unvollkommen.
Heliodor zählt mit einer Mohshärte von 7 bis 8 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839) zu den harten Mineralen, die das Kriterium der Edelsteinhärte erfüllen (Mohshärte über 7), die Dichte beträgt 2,6 bis 2,8 g/cm³.
Entstehung und Verbreitung von Heliodor
Wie auch andere Vertreter der Beryll-Gruppe kristallisiert Heliodor zu einem vergleichsweise späten Zeitpunkt aus silikatischen Restschmelzen aus.
Zu den Muttergesteinen, in denen Heliodor enthalten ist, zählen bspw. Granit, Pegmatit, Gneis sowie Glimmerschiefer. Rauchquarz/Quarz, Muskovit, Aquamarin, Morganit, Schörl/Turmalin, Fluorit, Yttrotantalit, Topas, Cleavelandit und Albit/Feldspat sind Mineralien, die zusammen mit Heliodor gefunden werden.
Nennenswerte Vorkommen von Heliodor befinden sich z.B. in Norwegen; Limousin/Frankreich; Böhmen/Tschechien; Ural/Russland; Ukraine; Lombardei/Italien; Afghanistan; Pakistan; Sri Lanka; Erongo, Kuene/Namibia; Nigeria; Simbabwe; Australien; Rio Grande do Norto, Minas Gerais/Brasilien; Mexiko und Alabama, Connecticut, Kalifornien, Maryland, Virginia/USA.
Verwendung und Bedeutung von Heliodor
Heliodor wird vor allem zu Schmuck verarbeitet, wobei die Intensität der Farbe durch vorsichtiges Erhitzen optimiert werden kann. Zudem wird mitunter farbloser Beryll, Goshenit, in Heliodor umgefärbt. Voraussetzung dafür ist, dass dieser über einen gewissen Eisenanteil verfügt. Durch Bestrahlung und abschließendes Erhitzen auf 300 °C oxidiert das Eisen und der Kristall erstrahlt im typischen Goldberyll-Gelb.
Nachweis von Heliodor
Heliodor ist in Flußsäure löslich, weist eine gelb-grüne Fluoreszenz auf und, bedingt durch die Urangehalte, ist mitunter Radioaktivität nachweisbar.
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Quellen:
- Kaiser, E. (1912): Ein neues Beryll (Aquamarin)-Vorkommen in Deutsch-Südwestafrika. IN: Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie 1912
- Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
- Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
- Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
- Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
- Schumann, W. (2017): Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten. 1900 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
- Hochleitner, R. (2019): Beryll. IN: Der neue Kosmos-Mineralienführer. 700 Mineralien, Edelsteine und Gesteine. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Company KG
- Pellant, C. und Pellant, H. (2021): Beryl. IN: Rocks and Minerals. Dorling Kindersley Limited
- Henry, R. E. (2023): Heliodor with a Large Schorl Inclusion. IN: Gems & Gemology, Fall 2023
- www.mineralienatlas.de | Heliodor und Goldberyll
- www.mindat.org | Heliodor