Granit
Granit - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung
englisch: granite | französisch: granite
Granit = Körniger Stein
Eine der ältesten Beschreibungen des Gesteins Granit stammt aus dem Jahr 1700, die im Zusammenhang mit der Aufzählung der Materialien von Steinsäulen in der Architektur steht. Aivler et al. definieren Granit dabei als "eine Art Marmor", allerdings nicht im Sinne von Marmor nach heutigem Verständnis; vielmehr wird nach Aviler et al. "unter dem Namen des Marmors wird gemein der Porphyr, Serpentin und Granit verstanden".
Die erste wissenschaftliche Beschreibung von Granit geht auf den schwedischen Chemiker und Metallurgen Johan Gottschalk Wallerius (1709 bis 1785) zurück, der 1745 "granito rosso" in einer Liste der bekannten Gesteine erwähnt.
1763 ergänzt Wallerius seine Erkenntnisse unter dem Titel "Einfacher ganzer Felsstein, saxum simplex, petra simplex, Granite", der "bestehet allein aus zweierlei Stoffe oder Steinarten".
1781 widmet steht Granit erneut im Fokus von Wallerius´ Arbeit und definiert Granit nun als "Quarz, Feldspat und Glimmer, die in verschiedenen Verhältnissen untereinander gemengt sind" und somit das Farbenreichtum von Granit begründen.
Der Name Granit wiederum geht auf die lateinische Vokabel für Korn (granum) zurück und bezieht sich auf das körnige Aussehen von Granit, insofern das Gestein aus vielen verschiedenen Mineralkörnern besteht (siehe auch Schoedler 1849 und Engel 1883).
Eigenschaften von Granit
Definition: Granit ist magmatisches Gestein intrusiver Herkunft (sog. Plutonit) und saurem Chemismus, dessen mineralische Zusammensetzung im von drei Mineralien bestimmt wird: Feldspat, Quarz und Glimmer . Die drei vergess´ ich nimmer".
In der Geologie umfasst der Begriff Granit allerdings auch andere Gesteine, die in Hinblick auf die Farbe, die Gemengteile/mineralischen Bestandteile und Gefüge dem eigentlichen Alkalifeldspatgranit ähnlich sind. Als Granitoide oder granitische Gesteine werden allerdings nur solche Gesteine erfasst, deren Anteil an Quarz im Gestein mehr 20 Prozent beträgt, wie zum Beispiel bei Granodiorit und Tonalit gegeben.
Die Farbe von Granit erscheint in der Gesamtheit hell, ist bei genauerer Betrachtung aber abwechslungsreich und von rosa, weiß-grauer, grünlicher, gelblicher, dunkelgrauer oder blau-weißer Farbe.
Die helle Gesteinsfarbe ist vor allem auf die im Gestein vorhandenen Orthoklas-Feldspäte (Anteil 35 bis 90 %) zurückzuführen, die als Hauptgemengteil (mengenmäßig im Gestein dominierendes Mineral) neben Quarz (Anteil zwischen 20 bis 60 %), Mikroklin, Plagioklas-Feldspat, Muskovit, Biotit, Amphibolit und Augit vorherrschen.
Die hellen Mineralkomponenten in Rosa, Lachs und Weiß im Granit stellen dabei Feldspäte dar. Das dunkle Glimmermineral Biotit zeigt sich als dunkelgraue bis schwarze Kristalle, während der helle Glimmer Muskovit als weiß-silber glänzende Komponente heraussticht, und Quarz entgegen der eigentlichen hellen Farbe grau erscheint. Der Grund dafür ist, dass Quarz aufgrund der durchsichtigen bis durchscheinenden Transparenz als „Fenster“ im Gestein fungiert, und den Eindruck grau-schattiger Mineralareale erweckt.
Teilweise können die Feldspatkristalle in Graniten eine Größe von bis zu 10 cm erreichen, weshalb bei historischen Geologen und Mineralogen oftmals der Vergleich bzw. die Verwandtschaft mit Porphyr gezogen wurde.
Wichtig und ausschlaggebend für die Definition von Granit ist letztlich, dass Orthoklas- gegenüber Plagioklas-Feldspat überwiegt, anderenfalls handelt es sich um Granodiorit.
Als Nebengemengteile (= Minerale im Gestein mit einem Anteil bis zu 5 %) treten im Granit u.a. Hornblende, Granat, Andalusit, Sillimanit und Cordierit auf.
Die in noch geringeren Mengen vorhandenen Akzessorien im Granit werden durch Apatit, Zirkon, Topas, Beryll, Turmalin, Titanit, Magnetit, Rutil, Hämatit, Pyrit, Monazit und Fluorit repräsentiert.
Als besondere Seltenheit gelten tintenblaue, kreisrunde Einschlüsse von Azurit in K2-Azurit bzw. K2-Granit.
Bezogen auf die feinfarblichen Unterschiede oder besonders hervortretende Mineralgehalte werden unter anderem folgende Granitvarietäten unterschieden:
- rosa Granit
- weißer Granit
- porphyrischer Granit
- graphischer Granit
- Hornblende-Granit
Das Gefüge von Granit ist sehr kompakt und massig. Die xeno- und idiomorphen Kristalle sind unregelmäßig gelagert bzw. wie der Naturwissenschaftler Johann Georg Krünitz (1728 bis 1796) beobachtete: "Die Lage aller Theile des Granites ist sehr unbestimmt und irregulär" und bildet eine "regellos unter einander gemischte Masse". Die Korngröße ist mittel- bis grobkörnig, besonders feinkörniger Granit wurde in der Vergangenheit, bspw. bei Johann Gottlieb Georgi (1729 bis 1802, Geograph) als "Granitello" bezeichnet.
Die Dichte des Gesteins intrusiver Herkunft beträgt 2,6 bis 2,7 g/cm3.
Verbreitung und Entstehung von Granit
Granit ist ein Plutonit - ein Gestein, das durch langsame Abkühlung und Erstarrung von Magma in der Erdkruste, d.h. unterhalb der Erdoberfläche entsteht.
Die Auskristallisierung der Gemengteile bzw. Minerale, aus denen Granit aufgebaut ist, wird durch die mineraleigenen Schmelzpunkte bedingt. Biotit und andere dunkle Minerale sind die ersten Produkte der Kristallisation, gefolgt von Quarzen und Feldspäten.
Mächtige, aufliegende Gesteinsschichten verhindern zunächst das Aufdringen der Gesteinsschmelze an die Erdoberfläche, so dass die flüssige Gesteinsschmelze "gezwungen" ist, unterhalb der Erdoberfläche zu erstarren. Gewaltige Batholithe sind Zeugen, wie sich die granitoide Gesteinsmasse in tektonischen Verwerfungen den Weg in die obere Erdkruste gesucht haben. Nicht selten wird aufgrund der hohen Temperaturen der Gesteinsschmelze umliegendes Gestein in die Granitmasse als Xenolith integriert, ohne dass es aufgeschmolzen wird.
Erst im Zuge der Verwitterung oder anderweitiger Abtragung des Aufliegenden kommen die Granitkomplexe zutage. Der Brocken (1142 m ü. NN) im Harz ist ein Beispiel für solche Granitkomplexe.
Granit ist ein weit verbreitetes Gestein. 44 % aller kontinentalen Tiefengesteine sind Granite.
Als Fundorte bekannt sind Finnland; Schweden: Norwegen; Schwarzwald, Odenwald, Thüringer Wald, Erzgebirge, Harz, Fichtelgebirge, Bayerischer Wald/Deutschland; Alpen; Böhmen/Tschechien; Vogesen, Bretagne/Frankreich: Kanada; Rocky Mountains, Appalachen/USA; Himalaya und Ural/Russland.
Bedeutung und Verwendung von Granit
Die hohe Verwitterungsbeständigkeit von Granit ist ein Grund für die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten des Natursteins Granit, bspw. als Bordstein, Rand- und Pflasterstein. In der Innenraumgestaltung wird Granit als Fußbodenbelag, Arbeitsplatte oder zur Fassadenverkleidung genutzt. In der Kunst gilt Granit als begehrtes Bildhauermaterial.
Ein vergleichsweise unbekannter Verwendungszweck von Granit sind Whiskeysteine, die anstelle von Eis zum Kühlen von Whiskey verwendet werden, ohne dass der Geschmack beeinträchtigt wird oder das Getränk verwässert.
Auch interessant:
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- Rhyolith - Vulkanisches Äquivalent zu Granit
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Quellen:
- Aviler, A.-C., Sturm, L. C. und Vignola (1700): Aussführliche Anleitung zu der gantzen Civil Baukunst worinnen nebst denen Fünff Ordnungen von J. Bar. de Vignola, wie auch dessen und des berühmten Mich. Angelo vornehmsten Gebäuden alles was in der Baukunst ... vorkommen mag, berühret, an deutlichen Beyspielen erklähret, und mit schönen Rissen erläutert wird
- Wallerius, J. G. (1747): Mineralogia, Eller Mineralriket, Indelt och beskrifvit
- Wallerius, J. G. (1763): ineralogie oder Mineralreich
- Krünitz, J. G. (1780): Granit. IN: Oeconomische (Oekonomisch-technologische) Encyclopädie, oder allgemeines System der Land- Haus- und Staats-Wirthschaft
- Wallerius, J. G. und Leske, N. (1780): Granitarten. IN: Mineralsystem worin die Fossilien nach Klassen, Abtheilungen, Gattungen, Arten und Spielarten angeordnet, beschrieben und durch Beobachtungen, Versuche und Abbildungen erläutert werden
- Kirwan, R. (1785): Quarz, Feldspat und Glimmer, oder Quarz, Schörl und Glimmer. Granit (Moorstone). IN: Versuche und Beobachtungen über die specifische Schwere und die Anziehungskraft verschiedener Salzarten ; und über die wahre neuentdeckte Natur des Phlogiston's. Band 2
- Karsten, D. L. G. (1789): Museum Leskeanum Regnvm Minerale
- Georgi, J. G. (1798): Geographisch-physikalische und naturhistorische Beschreibung des Russischen Reichs zur Uebersicht bisheriger Kenntnisse von demselben
- Schoedler, F. (1849): Das Buch der Natur die Lehren der Physik, Astronomie, Chemie, Mineralogie, Geologie, Physiologie, Botanik und Zoologie umfassend
- Engel, T. (1883): Geognostischer Wegweiser durch Württemberg. Anleitung zum Erkennen der Schichten und zum Sammeln der Petrefakten
- Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
- Murawski, H. (1992): Geologisches Wörterbuch. Ferdinand Enke Verlag Stuttgart
- Schumann, W. (1994): Steine und Mineralien sammeln; finden, präparieren, bestimmen. BLV Verlag München
- Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
- Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
- Okrusch, M. und Matthes, S. (2014): Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde
- Grotzinger, J. und Jordan, T. (2016): Press/Siever Allgemeine Geologie