Goshenit
Goshenit - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung
englisch: goshenite | französisch: goshénite
Goshenit – Farbloser Beryll
Das Mineral Goshenit wurde erstmals im Jahr 1844 beschrieben. Der US-amerikanische Mineraloge Charles Upham Shepard (1804 bis 1886) setzte sich seinerzeit mit der Analyse des Minerals auseinander und wählte die Stadt Goshen in Massachusetts/USA zum Namenspaten des Minerals, die als erster offiziell bestätigter Fundort von Goshenit gilt.
Goshenit ist trotz dessen schon länger bekannt, da bereits im Mittelalter aus dem glasklaren Mineral Lupen und Brillen hergestellt wurden. Tatsächlich steht die Herkunft des Wortes Brille in direktem Zusammenhang mit Goshenit, der in der Vergangenheit nur als weißer oder farbloser Beryll bezeichnet wurde – wobei aus dem Begriff Beryll später das Wort Brille hervorging.
Eigenschaften von Goshenit
Goshenit wird in der Mineralogie als eine Varietät der Beryll-Gruppe, kurz: Beryll, definiert.
Chemisch betrachtet handelt es sich bei Goshenit um ein Beryllium-Aluminium-Silikat (Be3Al2(SiO3)6), das der Mineralklasse der Silikate zugeordnet wird.
Neben Goshenit umfasst die Beryll-Gruppe folgende Mineralien:
Goshenit kristallisiert dem hexagonalen Kristallsystem folgend und bildet typischerweise prismatische, langsäulige Kristalle von sechseckiger Form, die oftmals gerieft sind, d.h., mit parallel verlaufenden Längsstreifen auf der Kristalloberfläche versehen sind.
Goshenit zeichnet sich durch einen muscheligen Bruch und eine unvollkommene Spaltbarkeit aus. Der Glanz des farblosen Berylls ist glasartig bis fettig bei durchsichtiger bis durchscheinender Transparenz.
Mit einer Mohshärte von 7,5 bis 8 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem deutschen Mineralogen Carl Friedrich Christian Mohs erfüllt Goshenit das Kriterium der Edelsteinhärte (Mohshärte über 7). Die Dichte von Goshenit beträgt 2,6 bis 2,9 g/cm³.
Die Farbe von Goshenit
Goshenit ist die farblose Variante von Beryll bzw. Beryll in der Reinform; farbgebende Atome wie bei anderen Beryllen fehlen. Damit unterscheidet sich Goshenit eindeutig von weiteren Beryllen wie grünem Smaragd, blauem Aquamarin, rosafarbenem Morganit, gelbem Heliodor/Goldberyll, himbeerfarbenem Pezzottait oder rotem Bixbit/Roter Beryll.
Die von Shepard im 19. Jahrhundert beschriebenen Goshenit-Kristalle waren von weißer Farbe mit einem Hauch von Blau und Rosé.
Tatsächlich kann Goshenit nicht nur farblos, sondern auch weiß bis leicht grau sein, was vor allem bei geschliffenen Steinen deutlich wird – wenn auch das Weiß von Goshenit eher milchig-trüb wirkt.
Allein aufgrund der Farbe und des glasartigen Glanzes kann Gosehnit deshalb mit weißem Zirkon, Weißtopas, Bergkristall/Quarz, weißem Saphir/Leukosaphir, Phenakit sowie der künstlich hergestellten Edelsteinimitation Zirkonia verwechselt werden.
Teilweise wird Goshenit auch als Diamant-Imitation gehandelt, wenn auch die Brillanz von Goshenit nicht mit der von Diamanten mithalten kann.
Die Strichfarbe von Goshenit – die Farbe, die entsteht, wenn ein Mineral über ein unglasiertes Porzellantäfelchen gestrichen wird – ist weiß.
Entstehung und Verbreitung von Goshenit
Goshenit ist ein Mineral magmatischen Ursprungs (Näheres siehe „Die Entstehung von Mineralien“). Genau wie andere Berylle sind die Kristalle von Goshenit mitunter sehr groß.
Die bedeutendsten Goshenit-Vorkommen befinden sich in Tschechien, Österreich, Bulgarien, Russland, Namibia, Afghanistan, Pakistan, China, Brasilien und in den USA, wobei Goshenite aus Brasilien aufgrund der reinen Qualität der Kristalle von besonders hohem Wert sind.
Die Funde von Goshenit werden von einer Reihe anderer Mineralien begleitet, darunter zum Beispiel Scheelit, Morganit, Kassiterit, Fluorit, Quarz, Muskovit/Glimmer, Schörl und Elbait/Turmalin sowie Albit/Feldspat.
Verwendung und Bedeutung von Goshenit
In der Vergangenheit wurde Goshenit der kristallklaren Transparenz wegen als Brillenglas verwendet. Heutzutage stellt Goshenit eine nennenswerte Beryllium-Quelle dar und wird zu Schmuck verarbeitet. Außerdem wird Goshenit als Heilstein verkauft, ohne dass die Heilwirkung von Goshenit auf die Gesundheit von Körper und Psyche in medizinischen Untersuchungen bewiesen werden konnte.
Goshenit und Schmuck
Goshenit als Edelstein für Schmuck ist – vor allem im Vergleich mit anderen Beryll-Mineralien – relativ unbekannt.
Um das Mineral bekannter zu machen, wird Goshenit im Handel auch unter den Namen Weißer Beryll oder Weißer Aquamarin vertrieben – und das zu weitaus günstigeren Preisen als Morganit, Aquamarin und Smaragd. Das Kriterium, das den Preis von Beryll im Wesentlichen bestimmt, ist die unverkennbare, einzigartige Farbe, die bei Goshenit fehlt.
Goshenit ist aufgrund der Klarheit für facettenreiche Schliffe geeignet, mit denen die Reinheit des Beryll-Minerals betont wird. Besonders häufig findet man bei Goshenit den Smaragdschliff, aber auch Rund- und Ovalschliff, Tropfenschliff, Kissenschliff/Cushion Cut, Antikschliff, Marquiseschliff/Navette und Carréschliff sind üblich.
Nachweis von Goshenit
Goshenit ist schwer schmelzbar und nahezu säurebeständig. Lediglich in Oxal- und Flusssäure wird Goshenit leicht angelöst.
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Quellen:
- Dana, J. D. (1844): The American Journal of Science, Band 47
- United States Congressional Serial Set (1896): Bulletin of the United States. Geological Survey. No. 123
- Shephard, C. U. (1845): Shepard´s Treatise on Mineralogy. IN: The American Journal of Science and Arts, Band 48
- Bristow, H. W. (1861): Goshenite. IN: A Glossary of Mineralogy
- Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
- Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
- Hochleitner, R. (2019): Der neue Kosmos-Mineralienführer. 700 Mineralien, Edelsteine und Gesteine
- Schumann, W. (2020): Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten. 1900 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
- www.mindat.org - Goshenite