Kassiterit
englisch: cassiterite | französisch: cassitérite

Kassiterit und Zinnstein
Der Name Kassiterit ist dem französischen Geologen und Mineralogen François Sulpice Beudant (1787 bis 1850) zu verdanken, der den Begriff im Jahr 1832 in die mineralogische Literatur einführte und eine Anspielung auf die Zusammensetzung des Minerals ist. Kassiterit wird aus dem Griechischen wortwörtlich mit Zinnstein übersetzt, was wiederum auch der Name war, unter dem Kassiterit in der Vergangenheit bekannt war.
Eigenschaften von Kassiterit
Kassiterit ist ein Oxidmineral bestehend aus SnO2/Zinnoxid.
Die Farbe von Kassiterit variiert zwischen schwarz, braun bis gelb, rot, gelbbraun und rotbraun. Detaillierter fällt die Beschreibung bei Joseph Rudolph Zappe (1751 bis 1826; Mineraloge) aus, demnach Kassiterit von "bräunlich- und dunkelschwarzer, gelblich-nelken- und röthlichbrauner. isabellgelber, gelblich-asch-und rauchgrauer, gelblich-blut- und bräunlichrother Farbe" ist.
Bedingt durch dei Farbe und teilweise auch den Habitus der Kristalle kann Kassiterit u.a. mit Granat, Rutil, Magnetit, Ilmenit, Sphalerit und Turmalin (im Besonderen mit der Varietät Schörl) verwechselt werden.
Die Strichfarbe ist hellbraun bis nahezu weiß.
Kassiterit kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem. Die Kristalle sind ein- und aufgewachsen, dipyramidal und gedrungen. Möglich sind ebenso langnadelige Kristalle wie bei Nadelzinn oder massige, faserige Kristalle des Holzzinns. Charakteristisch für Kassiterit sind senkrechte Streifen der Kristalle, die häufig zu Zwillingen oder Viellingen verwachsen sind.
Kassiterit weist Diamantglanz auf, auf frischen Bruchflächen zeigt sich Fettglanz. Die Transparenz ist durchscheinend bis undurchsichtig. Kassiterit bricht muschelig, die Spaltbarkeit ist unvollkommen.
Die Mohshärte beträgt 6 bis 7 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839), die Dichte liegt bei 6,8 bis 7,1 g/cm³.
Entstehung und Verbreitung von Kassiterit
Kassiterit ist ein Mineral, das relativ spät aus granitischen Gesteinsschmelzen hervorgeht. Die Ausprägung entsprechender Kristalle ist bedingt durch die Temperaturen während der Kristallisation. Im Temperaturbereich von 400 bis 600°C (pneumatolytisches Stadium) werden prismatische Kristalle gebildet, unterhalb von 400 °C (hydrothermales Stadium) entstehen nadelige Kristalle.
Kassiterit ist deshalb in Pegmatiten und Greisen sowie in imprägnierten Gängen als sogenannter Bergzinn und in Form von Seifenzinn kantengerundet in Seifenlagerstätten zu finden.
Die Vorkommen von Kassiterit sind mit einer Reihe von weiteren Mineralien vergesellschaftet, darunter Albit/Feldspat, Apatit, Arsenopyrit, Bismutit, Chalkopyrit, Chlorit, Fluorit, Magnetit, Molybdänit, Muskovit und Biotit/Glimmer, Bergkristall, Pyrit, Quarz, Scheelit, Siderit, Stannin, Tealit, Topas, Turmalin, Varlamoffit, Wolframit und Zinnwaldit.
Bedeutende Kassiterit-Vorkommen befinden sich beispielsweise auf Grönland, in Skandinavien; Schottland; England; Frankreich, Löbau, Altenberg, Ehrenfriedersdorf (Erzgebirge), Fichtelgebirge, Iserlohn, Bensheim und Oberwolfach/Deutschland; Schweiz; Schladming und Moschkogel/Österreich; Horní Slavkov/Tschechien; Slowakei; Spanien; Portugal; Ukraine; Kasachstan; Russland; Bolivien; Mexiko; Ruanda; Südafrika; Madagaskar; Namibia; Indonesien; Philippinen; Thailand; Argentinien; USA und Mexiko.
Bereits in der Antike wurde auf im Vereinigten Königreich Zinn abgebaut, weshalb diese mitunter Kassiterit-Inseln heißen.
Bedeutung und Verwendung von Kassiterit
Kassiterit ist mit einem Zinngehalt von 80 % ein bedeutsames Erz zur Gewinnung von Zinn, das vor allem in China, Myanmar, Indonesien und Thailand - in der Vergangenheit auch in Altenberg und Pöhla/Erzgebirge - abgebaut wird, wobei die Produktionsmenge pro Jahr etwa 290.000 Tonnen beträgt.
Der Rohstoff Zinn wiederum ist aus dem Alltag nicht wegzudenken und wird vor allem als Rohstoff zum Löten, zur Herstellung von Blech, Folie (Zinnfolie oder Stanniol), Lametta oder Chemikalien verwendet.
Bis ins 19. Jahrhundert hinein wurde Kassiterit auch als "wurmtreibendes Mittel" (Döbereiner, 1847) verkauft.
Nachweis von Kassiterit
Kassiterit fluoresziert nicht, der Pleochroismus ist unterschiedlich ausgeprägt, kann rot, gelb, grün und braun.
Das Mineral reagiert nicht auf Säuren und schmilzt nicht in der Flamme.
Auch interessant:
Quellen:
- Mohs, F. (1804): Zinnstein. IN: Des Herrn Jac. Fried. von der Null Mineralien-Kabinet nach einem, durchaus auf äussere Kennzeichen gegründeten Systeme geordnet, beschrieben und durch Hinzuthuung vieler, dem gegenwärtigen Zustande der Mineralogie angemessener, erläuternder Anmerkungen und nöthiger Berichtigungen, als Handbuch der Oryctognosie brauchbar gemacht/li>
- Zappe, J. R. (1804): Zinnstein. IN: Mineralogisches Handlexicon, oder alphabetische Aufstellung und Beschreibung aller bisher bekannten Fossilien, etc
- Beudant, F. S. (1832): Cassitérite. IN: Traite elementaire de mineralogie
- Döberiner, F. (1847): Stannum. IN: Lehrbuch der praktischen und theoretischen Pharmacie
- Kobell, F. v. (1853): Kassiterit (Zinnstein). IN: Die Mineral-Namen und die mineralogische Nomenklatur
- Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
- Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
- Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
- Okrusch, M. und Matthes, S. (2014): Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springer Verlag Berlin Heidelberg
- www.mindat.org - Cassiterite

