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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 05.07.2024


Schwefel

Schwefel - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: sulfur, sulphur | französisch: soufre


Schwefel
Schwefel (Quelle: Reinhard Brauns: Das Mineralreich, 1903)

Schwefel und das Feuer der Hölle

Die Bedeutung des Namens Schwefel ist bislang noch nicht gänzlich aufgeklärt. Etymologischen Wörterbüchern zufolge, die sich mit der Herkunft der Namen auseinander setzten, stammt das Wort Sulfur aus dem anglo-französischem Vokabular und wird mit brennen oder Höllenfeuer übersetzt; tatsächlich brennt Schwefel bei 250 °C, färbt dabei die Flamme blau ein und einen "besonders heßliche(n) Geruch" (Nicholson und Sohr, 1791) ab, der in der Vergangenheit möglicherweise als der Gestank wie aus der Hölle interpretiert wurde.
Sulfur, die chemische Bezeichnung, ist die lateinische Übersetzung von Schwefel.


Eigenschaften von Schwefel

Das Mineral Schwefel (S) zählt zur Mineralklasse der gediegenen, nichtmetallischen Elemente. In der Vergangenheit wurde purer Schwefel auch "Sulphur nativum" oder "Sulphur vivum" (Ebermaier, 1815) genannt..

Die Farbe von Schwefel ist hell-bis dunkelgelb - das typische Schwefelgelb, das der Chemiker Johann Friedrich Gmelin (1748 bis 1804) näher als "von seiner eigenen gelben mehr oder weniger in die zeisiggrüne spielende Farbe" beschrieb, mitunter auch bräunlich-gelb. Der Arzt Johann Erdwin Ebermaier (1768 bis 1824) nennt als weitere Farbe "citronengelb" und der Naturforscher Georg Heinrich Christian Lippold (1767 bis 1841) ergänzt, dass Schwefel von "blaßgelber, zuweilen grünlicher oder röthlicher Farbe" ist.
Die Strichfarbe von Schwefel ist weiß, d.h. wird Schwefel über ein unglasiertes Porzellantäfelchen gestrichen, erscheint ein weißer, pulverisierter Abrieb.

Schwefel kristallisiert in zwei Kristallsystemen. Bei Kristallbildung unter Normaldruck ist Schwefel monoklin, bei Temperaturen über 95,6°C entstehen orthorhombische Kristalle. Die Kristalle sind bipyramidal, die Aggregate sind körnig, dicht und krustenartig.

Der Bruch von Schwefel ist muschelig-uneben, die Spaltbarkeit ist unvollkommen. Der Glanz des gelben Minerals ist harzartig bis fettig, die Transparenz ist durchsichtig bis durchscheinend.

Bis vor 200 Jahren wurden Mineralien mit allen Sinnen analysiert; Geschmack und Geruch von Mineralien wurden deshalb auch erfasst. So schreibt Lippold, dass Schwefel "ohne Geschmack und nur dann von merklichem nicht eben angenehmen Geruch (ist), wenn er gerieben wird."

Schwefel ist ein weiches Mineral, die Mohshärte beträgt 1,5 bis 2,5 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839). Die Dichte liegt bei 2,0 g/cm³.


Brennisteinn - Mineral und Kristalle
Schwefel

Entstehung und Verbreitung von Schwefel

Schwefel entsteht vor allem während vulkanischer Entgasungsvorgänge, bei denen sich schwefelsäurehaltige Dämpfe absondern.
In Sedimenten entsteht Schwefel durch Reduktionsprozesse von Sulfaten durch anaerobe Bakterien, weshalb Schwefel auch häufig in Salzlagerstätten zu finden ist.

Zu den Mineralen, die am häufigsten zusammen mit Schwefel am gleichen Fundort vorkommen, gehören Halit, Aragonit, Dolomit, Gips, Coelestin und Calcit.

Bedeutende Schwefel-Vorkommen befinden sich unter anderem in Island; Norwegen; Schweden; Schottland; England; Irland; Frankreich; Stassfurt, Ehrenfriedersdorf, Waldsassen, St. Andreasberg, Sauerland, Schwarzwald/Deutschland; Österreich; Spanien; Italien; Polen; Slowakei; Ungarn; Rumänien; Namibia; Südafrika; Ukraine; Kasachstan; Türkei; Aserbaidschan; Iran; Kirgisistan; Turkmenistan; Afghanistan; China; Japan; Taiwan; Philippinen; Papua-Neuguinea; Australien; Neuseeland; Chile; Argentinien; Brasilien; Dominikanische Republik; Mexiko sowie in den USA.


sulphur - Aufnahme des Minerals
Schwefel

Verwendung und Bedeutung von Schwefel

Elementarer Schwefel wird vielseitig eingesetzt, bspw. für die Herstellung von Schwefelsäure, als Rohstoff für Schwarzpulver/Schießpulver und die für die Fertigung von Streichhölzern.
Auch war es laut Lippold 1801 noch üblich, Wein mit "Schwefelschnitten" zu behandeln, d.h. in Schwefel getränkte Tücher, die mit denen die Weinfässer gereinigt wurden, um den Wein haltbarer zu machen.
Ebenso machte sich die Kunst Schwefel zunutze, indem das Mineral fein zermahlen als gelbes Farbpigment zum Einsatz kam.


Schwefel in der historischen Medizin

Schwefel ist seit vielen Jahrhunderten ein unverzichtbarer Wirkstoff in vielen Arzneien.
Schon der Arzt und Botaniker Adam Lonitzer (1528 bis 1586) schrieb 1557 von der Wirkung des Schwefels bei der Behandlung der "Pestilenz" und bei eitrigen Wunden
Abhängig vom Krankheitsbild wurde Schwefel in verschiedener Form verabreicht: Schwefelbalsam, Schwefelblume oder Schwefelmilch, wobei letztere laut Samuel Hahnemann (1755 bis 1843), Arzt und Begründer der Homöopathie, eine Mischung von Schwefel, Glaubersalz und Holzkohle ist, die mit Wasser versetzt und aufbereitet wird.
Lippold beschreibt 1801 ausführlich die Anwendungsgebiete von Schwefel in der Medizin: "zur Beförderung der Ausdünstung, desgleichen um den Brustschleim beweglich zu machen, manche Hautausschläge wieder hervor zu locken, die Krätze zu heilen", aber auch zur Ausleitung metallischer Gifte und Behandlung von Geschwüren wurde Schwefel von Ärzten und Heilkundigen verschrieben.

Aber auch heute noch wird auf die antimikrobielle und keratolytische Wirkung von Schwefel vertraut. Schwefel als Inhaltsstoff findet sich als Inhaltsstoff in ausgewählter Haut- und Haarpflege (bspw, als Schwefelpuder, Schwefelseife oder Schwefelshampoo). Ferner wird Schwefel als Hepar Sulfuris (Schwefelleber) in der Homöopathie verschrieben.



Nachweis von Schwefel

Schwefel weist einen deutlichen Pleochroismus in Grüngelb auf.
Das Mineral schmilzt bei Temperaturen von 119°C und entwickelt sich zu einer klaren, wasserartigen Flüssigkeit. Ab 200 °C wird die Schmelze rötlich und viskoser. Bei 247 °C brennt Schwefel, der Siedepunkt ist bei 444 °C erreicht. Der typische Geruch von Schwefel gleicht dem Geruch von faulen Eiern und ist besonders deutlich in vulkanisch aktiven Gebieten wie Fumarolen oder Solfataren wahrnehmbar.
Schwefel ist in Salpetersäure, Schwefelkohlenstoff und Benzol löslich.


Auch interessant:




Quellen:
⇒ Wonnecke von Kaub, J. (1556): Von dem Schwefel. IN: Gart der Gesundtheyt. Zu Latein, Hortus Sanitatis; Sagt in vier theylen, wie hernach folget, Im Ersten, Von Vierfüssigen und Kriechenden Thieren und Edelgesteinen; darauß durch die natürliche Meister gezogen, was dem Menschen zu seiner gesundtheyt dienstlich ist
⇒ Lonitzer, A. (1557): Kräuter-Buch und künstliche Conterfeyungen der Bäumen, Stauden, Hecken etc.: mit eigentlicher Beschreibung deroselben Nahmen in sechserley Sprachen (etc.)
⇒ Gmelin, J. F. (1790): Schwefel. IN Grundriß der Mineralogie
⇒ Nicholson, W. und Spohr, C. H. (1791): Vom Schwefel. IN: Anfangsgründe der Scheidekunst
⇒ Hahnemann, S. (1799): Schwefel. IN: Apothekerlexikon
⇒ Lippold, G. H. C. (1801): Schwefel. IN: Neues Natur- und Kunstlexicon, enthaltend die wichtigsten und gemeinnützigsten Gegenstände aus der Naturgeschichte, Naturlehre, Chemie und Technologie
⇒ Ebermaier, J. E. C. (1815): Sulphur, Schwefel. IN: Tabellarische Übersicht der Kennzeichen der Aechtheit und Güte, so wie der fehlerhaften Beschaffenheit, der Verwechselungen und Verfälschungen sämmtlicher bis jetzt gebräuchlichen einfachen, zubereiteten und zusammengesetzten Arzneymittel
⇒ Brauns, R. (1903): Schwefel. IN: Das Mineralreich. Band 2
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
www.mindat.org - Sulphur
www.etymoline.com - Sulfur


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