Ein Blick in historische Mineralienbücher zeigt, dass noch bis weit ins 19. Jahrhundert hinein Mineralien mit allen Sinnen untersucht wurden. Es wurde die Haptik des Minerals betrachtet: fühlt sich das Mineral fettig, trocken oder feucht an? Wie hängt das Mineral an der Zunge und wie lässt sich der Geschmack beschreiben? Und nicht zuletzt stellten sich die Mineralogen damals auch die Frage, wie riecht das Mineral?
Dass einige Mineralien einen markanten eigentümlichen Geruch besitzen, wussten vor allem die Bergleute der Vergangenheit. Dank ihrer über die Jahre hinweg geschulten Nase konnten sie bestimmte Erze bereits ausfindig machen, noch ehe der Prospektor das Bergwerk betreten hatte. Tatsächlich sind viele metallhaltige Mineralien miteinander vergesellschaftet, sodass die Kumpel anhand des Geruchs untertage Rückschlüsse auf mögliche Erz-Vorkommen ziehen konnten.
Arsenopyrit ist beispielsweise häufig mit Gold, Silber, Galenit, Kassiterit und Pyrit vergesellschaftet. Sphalerit tritt oft zusammen mit Galenit, Chalkopyrit, Magnetit, Kupfer und Baryt auf. Die Vorkommen von Fluorit sind meistens mit Pyrit, Siderit und Chalkopyrit assoziiert.
So haben zum Beispiel arsenhaltige Mineralien die Eigenschaft nach Knoblauch zu riechen, im Gegensatz zu selenhaltigen Mineralien, deren Geruch dem von faulem Kohl ähnelt. Schwefelhaltige Mineralien verbreiten aufgrund des freigesetzten Schwefelwasserstoffs den Geruch nach faulen Eiern. Fluorit hingegen riecht ozonisch nach Chlorgas.
Der Chemiker Joseph Redemt Zappe bezeichnete den Geruch von Mineralien als „allgemeines, äußeres Kennzeichen mancher Fossilien“ (Fossilien als veralteter Begriff für alles Ausgegrabene, von der lateinischen Vokabel fossilare; damals noch in nicht in der Bedeutung Fossil = Versteinerung).
Allerdings ist der Geruch kein Merkmal, das alle Mineralien aufweisen, genau wie die Art des Geruchs so verschieden ist wie die Mineralien selbst. Während Bernstein beim Erhitzen einen angenehm harzig-aromatischen Geruch verströmt, ist das olfaktorische Erlebnis von anderen Mineralien eine Zumutung für die Nase.
Auszüge zum Geruch einiger Mineralien:
Friedrich Wolff (1766 bis 1845; Mathematiker): "Beym Pulverisiren des Lapis-Lazuli bemerkt man zuweilen einen Geruch nach Moschus".
Georg Heinrich Christian Lippold (1767 bis 1841; Naturforscher): Schwefel ist "ohne Geschmack und nur dann von merklichem nicht eben angenehmen Geruch , wenn er gerieben wird."
Karl Emil Schafhäutl (1803 bis 1890; Geologe): Stinkflussspat bzw. Antozonit, der „bergmännisch gewonnen wurde, war der Geruch so heftig, dass die Häuer heftiges Kopfweh und oft Erbrechen davon bekamen“.
Johann Rudolf Meyer (1768 bis 1825; Naturforscher): Kupfer hat einen "unangenehmen Geruch und Geschmack".
Carl Emil Kluge (1830 bis 1864; Mineraloge): Amethyst verbreitet am Anschlagen einen „animalischen Geruch“.
Neben Unterschieden in puncto Duftrichtung gibt es Unterschiede, wann Mineralien riechen. Einige Steine weisen per se einen typischen Geruch auf. Bei den meisten Mineralien wird der Geruch aber erst nach dem Anhauchen, bei mechanischer Beanspruchung mit dem Hammer oder dem Erhitzen deutlich.
An der Einteilung der olfaktorischen Unterscheidung der Mineralien hat sich seit mehr als 250 Jahren nicht viel geändert, nur dass der Geruch als Bestimmungsmerkmal heutzutage weniger von Bedeutung ist.
Geruch | Beschreibung | Mineralien (Beispiele) |
---|---|---|
schwefelig | faule Eier | Pyrit, Sphalerit |
knoblauchartig | frisch aufgeschnittener doer getrockneter Knoblauch | Arsenopyrit, Skutterudit, Pyrrhotin, Markasit |
“Rettiggeruch“ | fauler Kohl | selenhaltige Mineralien Clauthalit, Tiemannit |
aromatisch | harzig, süßlich | Bernstein |
bituminös | teerartig | Bitumen, Steinkohle |
urinös und ammonikalisch | stechend-scharf | Antozonit |
tonartig | wie feuchter Lehm | Kakoxen, Grauwacke |
empyreumatisch | verbrannt | Quarz, Calcit, Feuerstein |
dumpf-bitterlich | streng | Amphibole, Pyroxene |
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Quellen: