Baryt
englisch: baryte | französisch: barytine
Baryt und Schwerspat
Der Name Baryt stammt ursprünglich aus dem Griechischen und wird schwerer Stein übersetzt – ein Verweis auf das Gewicht bzw. die hohe Dichte des Minerals.
Eine der ältesten Aufzeichnungen des Begriffs Baryt findet sich bei Johann Georg Krünitz (Naturwissenschaftler und Arzt; 1728 bis 1796) wieder, der Baryt in seiner „Oekonomischen Encyklopädie“ erwähnt. Bis sich der Name Baryt in der wissenschaftlichen Literatur durchsetzen konnte, war Baryt unter der Bezeichnung Schwerspath oder Schwerspat bekannt, bspw. bei Werner (Schwer-Geschlecht, Schwerarten, Gattung Schwerspath) – angelehnt an die Dichte und spatigen, tafelartigen Kristalle des Minerals.
Werner griff 1791 bereits eine Einteilung von Baryt nach der Ausprägung der Kristalle auf, die der Mineraloge Dietrich Ludwig Gustav Karsten (1768 bis 1810) adaptierte und in seinen „Mineralogischen Tabellen“ in einer Auflistung der Arten der „Baryt-Ordnung“ u.a. dichter Baryt, erdiger Baryt, blättriger Baryt und gemeiner Baryt unterschied. Minerals.
Inhaltsverzeichnis Baryt
- Eigenschaften von Baryt
- Varietäten von Baryt
- Entstehung und Verbreitung von Baryt
- Verwendung und Bedeutung von Baryt
- Nachweis von Baryt
Eigenschaften von Baryt
Baryt wird aufgrund der Zusammensetzung (chemische Formel: BaSO4/Bariumsulfat) der in der Mineralogie gängigen Mineralklasse der Sulfate zugeordnet.
Die Farbe von Baryt ist farblos, weiß, grünlich, rötlich, bräunlich, grau, gelblich und bläulich, oder mit den Worten des Chemikers Johann Friedrich Gmelin (1748 bis 1804): "am häufigsten von weisser Farbe, die entweder ganz hell ist, oder sich in die bläulichte, grünlichte, graublichte, röthlichte, oder gelblichte zieht, aber auch gelblicht- oder lauchgrauer, von isabell-, honig- oder weingelbe, von blau- oder hochfleischrother, die sich zuweilen in die braunrothe zieht, selten von graulicht schwarzer oder olivengrüner, und noch seltener von bläulichter oder blauer Farbe". Honigfarbener bzw. orangefarbener Baryt ist unter Sammlern eine Besonderheit und wird oft als Honigspat bezeichnet. Diese Bezeichnung ist allerdings mit Vorsicht zu genießen, da auch honiggelber Fluorit als Honigspat bezeichnet wird.l
Die Strichfarbe von Baryt ist trotz der Farbvielfalt immer weiß.
Baryt kristallisiert dem orthorhombischen Kristallsystem folgend und bildet tafelige sowie prismatische Kristalle aus. Die Aggregate von Baryt sind körnig, nierenförmig, derb, stalaktitisch oder rosettenartig ausgeprägt. Rosettenartige Barytaggregate werden wegen der Ähnlichkeit mit Rosenblüten auch als Barytrosen bezeichnet.
Der Glanz von Baryt ist glas- bis perlmuttartig, die Transparenz ist durchsichtig bis durchscheinend. Baryt weist einen muscheligen Bruch auf, die Spaltbarkeit ist vollkommen.
Das Sulfatmineral ist ein weiches Mineral, die Mohshärte beträgt 3 bis 3,5 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem deutschen Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839) bei einer Dichte von 4,4 bis 4,5 g/cm3.
Varietäten von Baryt
Baryt ist ein Mineral, das in Spuren Radium enthält. Übersteigen die Radium-Gehalte im Baryt den Wert von 70 Bq/g, handelt es sich um die Baryt-Varietät Radiobaryt.
Daneben ist das Mineral Hokutolith die bleihaltige Baryt-Varietät.
Hepatit hingegen ist der Name für dunkelgrauen bis braunschwarzen Baryt, der beim Zerschlagen einen hepatischen Geruch verströmt. Der Botaniker Karl Borsivoj Presl (1794 bis 1852) beschrieb den Duft als "dem Geruch fauler Eier ähnlich". Der Bergverwalter Josef Niederist (1807 bis 1865) spricht vom Geruch nach "Schwefelleber", sprich: freigesetzter Schwefelwasserstoff als Ursache für den unangenehmen Geruch.
Entstehung und Verbreitung von Baryt
Baryt ist hauptsächlich ein Mineral hydrothermalen Ursprungs.
Das Mineral kristallisiert im Niedrigtemperaturbereich auf Erzgängen, um heiße Quellen und Black Smoker – vulkanische Mineralquellen auf dem Meeresboden, aus. Weiterhin kann Baryt als Bindemittel in Sedimentgesteinen vorkommen.
Eine Besonderheit unter Baryten sind Barytrosen, die optisch an Wüstenrosen bzw. Sandrosen. Im Vergleich zu Barytrosen handelt es sich bei Wüstenrosen jedoch um mit Sand überzogene Gipskristalle. Barytrosen entstehen ebenfalls in sandigen Gebieten wie Wüsten, wobei der Sand zwischen den tafelförmigen Kristalle eingeschlossen wird.
An den Fundorten von Baryt können eine Reihe weiterer Mineralien auftreten, darunter beispielsweise Vanadinit, Chalkopyrit, Cerussit, Zinkblende, Quarz, Pyrit, Calcit, Hämatit, Fluorit, Realgar, Dolomit, Clarait, Bustamit, Creedit, Antozonit, Strashimirit, Manganit und Galenit.
Baryt ist ein weltweit häufig verbreitetes Mineral. Bedeutende Vorkommen von Baryt befinden sich unter anderem in Nuuk/Grönland, Oulu/Finnland, Lappland/Schweden, Devon, Cumberland/England, Wölsendorf, Meggen, Erzgebirge, Thüringer Wald/Deutschland, Bleiberg (Kärnten)/Österreich, Polen, Le Pradet, Ardèche/Frankreich, Trentino, Sardinien/Italien, Halbinsel Kola, Ural, Wladiwostok/Russland, Ukraine, Afghanistan, Kirgistan, Kasachstan, Iran, Marokko, China, Honshu/Japan, Neuseeland, Süd- und Westaustralien, Peru, Ecuador, Brasilien, Honduras, Mexiko, Michigan, Illinois, Utah, New Jersey, Colorado, Washington, Georgia, Connecticut/USA und Quebec/Kanada. In zahlreichen der aufgeführten Ländern wird Baryt auch heute noch in großem Umfang abgebaut; so auch in Deutschland, wobei die Grube Clara bei Wolfach im Schwarzwald sowie Bärenstein im Erzgebirge als die einzig aktiven Baryt-Minen in Deutschland sind.
Verwendung und Bedeutung von Baryt
Baryt ist ein wichtiges Industriemineral, das nicht nur als Zuschlagstoff in der Papierherstellung Anwendung findet, sondern auch Beton zugesetzt wird (sog. Barytbeton oder Schwerbeton), der dem Schutz vor radioaktiver Strahlung in Kernkraftwerken dient. Zudem wird Baryt in als Kontrastmittel bei Röntgenuntersuchungen und in der Fotographie eingesetzt. Als Schmuckstein ist Baryt weniger von Bedeutung. Der Grund: das Mineral ist zu weich, würde leicht zerkratzen und zersplittern.
Noch bis weit ins 19. Jahrhundert hinein wurde Baryt bzw. Barytverbindungen als Arznei bei der Behandlung vieler Krankheiten verschrieben. 1830 empfahlen der Botaniker Johann Jakob Bernhardi (1774 bis 1850) und der Arzt August Friedrich Hecker (1763 bis 1811) Salzsaures Baryt als "ziemlich kräftiges Reizmittel, das vorzüglich das lymphatische System in Bewegung setzt, die Secretionen im Darmkanal, die Lüngenausdünstung und die Harnabsonderung thätig befördert, dabei die krankhaft erhöhte Sensibilität und Irritabilität zugleich herabsetzt". Beide betonen, dass eine Überdosierung zu Vergiftungserscheinungen im gesamten Organismus führen kann, da Baryt giftig ist.
Dem Arzt und Homöopath Gottlieb Heinrich Jahr (1800 bis 1875) zufolge ist Baryt eines der "Mittel, welches man bisher mit dem meisten Erfolg gegen die verschiedenen Erscheinungen" der Scrophelsucht, Scrophulosis bzw. Skrofulose, Hauttuberkulose verabreicht hat.
Heute spielt Baryt als Arznei keine Rolle mehr, auch wenn das Mineral als Heilstein verkauft wird, ohne dass die Heilwirkung von Baryt in wissenschaftlichen Studien nachgewiesen werden konnte.
Nachweis von Baryt
Baryt sieht vielen Mineralien auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich, wie zum Beispiel Calcit, Coelestin, Anhydrit oder Aragonit. Dass es sich aber tatsächlich um Baryt handelt, kann mit der Löslichkeit in Schwefelsäure getestet werden. Abgesehen von Schwefelsäure ist Baryt in keiner weiteren Säure löslich.
Wird Baryt in die offene Flamme gehalten, verfärbt sich selbige gelblichgrün. Das Mineral an sich schmilzt jedoch nur sehr langsam.
Zusätzlich zeigt Baryt eine deutliche Fluoreszenz in Rosa, Orange und Gelb.
Auch interessant:
Quellen:
- Krünitz, J. G. (1773): Oekonomische Encyklopädie, Band 146
- Werner, A. G. (1791): Ausführliches und systematisches Verzeichnis des Mineralien-Kabinets des weiland kurfürstlich sächsischen Berghauptmans Herrn Karl Eugen Pabst von Ohain
- Gmelin, J. F. (1790): Schwerspat. IN: Grundriß der Mineralogie
- Karsten, D. L. G. (1800): Baryt-Ordnungen. IN: Mineralogische Tabellen mit Rücksicht auf die neuesten Entdekkungen
- Hecker, A. F. und Bernhardi, J. J. (1830): Baryta muriatica, Salzsaures Baryt. IN: Kunst die Krankheiten der Menschen zu heilen nach den neuesten Verbesserungen in der Arnzeiwissenschaft. Praktische Arnzeimittellehre
- Presl, K. B. (1834): Von dem Verhalten gegen verschiedene Auflösungsmittel. IN: Anleitung zum Selbststudium der Oryktognosie in technischer Beziehung. Band 2
- Jahr, G. H. (1854): Scrophelsucht, Scrophlosis. IN: Klinische Anweisungen zu homöopathischer Behandlung der Krankheiten ein vollständiges Taschenbuch der homöopathischen Therapie für Aerzte und Verehrer dieser Heilmethode
- Niederist, J. (1857): Baryt. IN: Naturgeschichte des Mineralreiches für den practischen Bergmann
- Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
- Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
- Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
- Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
- www.mindat.org - Baryte