Realgar
Realgar - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung
englisch: realgar | französisch: réalgar
Der Name Realgar wird aus dem Arabischen mit Staub der Grube übersetzt - bezugnehmend auf die Tatsache, dass Realgar unter UV-Licht pulverartig zerfällt.
Alternative Namen, unter denen Realgar vor allem in der historischen Literatur geführt wurde, sind Rauschrot, Rubinschwefel und rotes Arsenik.
Eigenschaften von Realgar
Realgar ist ein Mineral der Mineralklasse der Sulfide mit der chemischen Zusammensetzung As4S4/Arsensulfid.
Die Farbe von Realgar ist gelb, gelborange oder orange, oder wie der Chemiker Johann Friedrich Gmelin (1748 bis 1804) meint: "spielt mehr in die rothe, morgen- oder scharlachrothe Farbe".
Intensiv roter Realgar, dessen Farbe an Rubin erinnert, ist sehr selten; ebenso kann Realgar mit Krokoit und Cinnabarit verwechselt werden.
Die Strichfarbe von Realgar ist gelborange, d.h. wird Realgar über ein unglasiertes Porzellantäfelchen gestrichen, erscheint ein orangegelber, pulverisierter Abrieb.
Realgar kristallisiert im monoklinen Kristallsystem. Gut ausgeprägte, prismatische Kristalle mit charakteristischen Längsstreifen sind selten und von geringer Größe. Die Aggregate sind massig, kompakt, körnig oder krustig. Mitunter sind die Kristalle zu Kontaktzwillingen verwachsen.
Die Spaltbarkeit des Minerals ist vollkommen, der Bruch ist muschelig-uneben. Realgar ist von fettigem bis diamantartigem Glanz und weist eine durchsichtige bis durchscheinende Transparenz auf.
Infolge der geringen Mohshärte – 1,5 bis 2, lässt sich Realgar problemlos schneiden. Die Dichte beträgt 3,5 bis 3,6 g/cm³.
Entstehung und Verbreitung von Realgar
Realgar entsteht vorwiegend bei geringen Temperaturen hydrothermal in Gesteinsgängen, kann aber auch an heißen Quellen oder als Sublimationsprodukt von Vulkanen entstehen. Zumeist sind Realgarkristalle auf erzhaltigen Gesteinen, Tonen und Kalksteinen aufgewachsen.
Bei falscher Lagerung des Minerals bzw. bei Tageslicht geht Realgar leicht in Pararealgar über.
Die Vorkommen von Realgar werden neben Auripigment, Calcit, Cinnabarit, Stibnit/Antimonit, Arsenolith, Baryt, gediegen Arsen, Ulexit, Pararealgar, Wakabayashilit, Pyrit, Christit, Tetraedrit, Shimenit, Dolomit, Lengenbachit, Dufrénoysit, Baumhauerit, Imhofit, Binnit, Wolframit, Laffittit, Chabourneit, Galenit, Coelestin, Rhodochrosit, Claudetit, Brookit, Dravit/Turmalin und Antimonit auch von Bergkristall/Quarz begleitet.
Besonders reichhaltige Realgar-Vorkommen befinden sich bspw. in Binntal, Wallis/Schweiz; Rhein-Neckar-Region/Deutschland; Böhmen/Tschechien; Tajowa/Slowakei; Vulcano, Ätna, Phlegräische Felder, Vesuv/Italien; Kapnik, Baja Sprie/Rumänien; Kreševo/Bosnien; Allchar/Mazedonien; Türkei; Iran; Chile; Peru; Bolivien; Nevada, Wyoming/USA und China.
Verwendung und Bedeutung von Realgar
In der Vergangenheit wurde Realgar aufgrund der antiseptischen Wirkung vor allem für medizinische Zwecke bei den Inkas eingesetzt. Auch heute noch findet Realgar in der alternativen Heilkunde Einsatz als Mittel zur Parasitenbekämpfung.
Weiterhin wurden und werden aus Realgar orange-roten Farbpigmente gewonnen. Heute ist Realgar insbesondere zur Herstellung arseniger Säure und Feuerwerkskörpern von Bedeutung.
Nachweis von Realgar
Realgar setzt beim Erhitzen im offenen Röhrchen den Geruch nach Knoblauch frei und schmilzt problemlos in der offenen Flamme.
Siehe auch:
⇒ Immer der Nase nach: Der Geruch von Mineralien
⇒ Steine, Minerale und Edelsteine - Gemeinsamkeiten und Unterschiede
⇒ Erz - Metallhaltige Mineralien und Gesteine
Quellen:
⇒ Gmelin, J. F. (1790): Rauschgelb, rothes Rauschgelb, Realgar. IN: Grundriß der Mineralogie
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ www.mindat.org - realgar