Perlen sind ein zeitloser Klassiker. Ob als Ohrschmuck, Perlenkette oder Kettenanhänger, Ring oder Armband – Perlen kommen nie aus der Mode. Galten runde Perlen lange Zeit als das Nonplusultra, erobert zunehmend eine besondere Perlenform die Auslagen von Schmuckläden und Juwelieren: Barockperlen.
Inhaltsverzeichnis Barockperlen
Barockperlen sind Perlen, deren Form von der klassischer, perfekt gerundeter Perlen abweicht. Barockperlen weisen vielmehr eine asymmetrische Gestalt auf und sind dabei genauso abwechslungsreich wie einzigartig: eiförmig, gedellt, klumpig, tropfenförmig oder erdnussartig.
Auch wenn aufgrund des Namens die Vermutung nahe liegt, dass ein Zusammenhang zur Epoche des Barocks (ca. 1650 bis 1760/70) besteht, stammt das Wort „barock“ vielmehr aus dem Französischen und wird mit eigenartig oder verschroben übersetzt – angelehnt an die außergewöhnliche Form der Perlen.
Schmuck mit Perlen ist ein Klassiker. In den Kronjuwelen vieler Königshäuser sind Perlen eingearbeitet – im Vordergrund stehen aber immer perfekt runde Perlen. Trotzdem sind Barockperlen keine neumodische Bezeichnung, sondern schon lange in Geschichte verankert.
Im Gothaischen Hof-Kalender aus dem Jahr 1765 steht geschrieben: „Die Perlen werden in runde, birnenförmige, in baroque oder übelgeformte, in Staubperlen und in Zahlperlen eingetheilet".
Der Name Barockperle taucht aber schon im späten 17. Jahrhundert auf. Eine der ältesten Beschreibungen einer Barockperle stammt aus dem Jahr 1693 und findet sich bei Pierre Richelet (1626 bis 1698; Lexikograph) im Dictioniare francois, in dem unter dem Eintrag „Perle baroque“ Barockperlen als „C´est une perle dont la figure est irréguliére“ - Baroqueperle: Ist eine eine Perle, deren Form unregelmäßig ist.
Weitere historische Beschreibungen stammen aus der Feder von Sprach- und Naturforschers Johann Leonhard Frisch (1666 bis 1743), der 1725 Barockperlen als „ungleiche, eckige Perle“ und Perlen, „wenn sie nicht recht rund sind“ charakterisierte. Der Entomologe Theodor von Hessling (1816 von 1899) aus dem Jahr 1859, der von „Internetperlen, Barockperlen, d.i., schiefe, walzenförmige, höckerige Perlen“ schrieb.
Johann Georg Krünitz (1728 bis 1796; Lexikograph) wurde 1773 noch genauer und gab jeder speziellen Form von Perlen einen Namen: „Kropfperlen sind fast runde. Birnenförmige sind länglich, wie die Frucht (…). Perlenaugen sind halbkugelförmig oder paukenförmig. Zwiebelförmig nicht ganz rund. Barockperlen sehen walzenförmig, platt, schief, e.c. aus".
Gut 100 Jahre später wurden alle nicht-runden Perlen in der Kategorie Barockperle zusammengefasst; siehe Buch der Erfindungen (1886): „Kropf- oder Barockperlen“.
Dass Barockperlen im 18. und 19. Jahrhundert auch in europäischen Gewässern gefunden wurden, belegen unter anderem die Aufzeichnungen von Hessling (1859), der schreibt, dass Barockperlen aus Polen nach Deutschland gelangten und Abel Beyer hielt 1700 unter dem Eintrag Baroqueperle fest, dass diese auch unter der Bezeichnung „Scotch Pearl“ - Schottische Perle geführt werden.
Was aus den Überlieferungen zum Thema Barockperlen aus vergangenen Tagen hervorgeht, ist die Tatsache, dass Perlen mit unregelmäßiger Gestalt nicht hoch in der Gunst standen. Begriffe wie „übelgeformte“ Perle unterstreichen die Abneigung gegenüber Barockperlen. Interessant sind auch die Listen mit Preisen von Barockperlen im Vergleich zu kostbaren runden Perlen, deren Wert schon damals weitaus höher lag.
Barockperlen existieren in den gleichen Farben wie herkömmliche Perlen in weiß, creme, elfenbeinfarben, zartrosé, rosa, violett, pfirsischfarben, rot, silber, grau, blau, anthrazit oder schwarz.
Hinzu kommt als wesentliches Merkmal von Perlen der Lüster: das einmalige Glänzen auf der Perlenoberfläche, wenn Licht auf diese trifft und reflektiert wird.
Barockperlen sind eine Laune der Natur.
Vor allem in Tahiti wurden in der Vergangenheit zahlreiche Barockperlen gefunden, die seit Jahrhunderten von den Einwohnern der Insel als Schmuck getragen wurden.
Als Barockperlen zu Beginn des 20. Jahrhunderts zunehmend beliebter wurden, konnten die natürlichen Vorkommen von Barockperlen die Nachfrage nicht mehr decken, weshalb mit der Züchtung von Barockperlen begonnen wurde.
Die Hauptproduzenten von Barockperlen befinden sich in China, auf den Philippinen, in Australien und auf Französisch Polynesien. In großen Süßwasserfarmen oder in vom salzigen Meerwasser abgetrennten Lagunen reifen innerhalb von einen halben Jahr bis zwölf Monaten in einer Muschel bis zu 50 Barockperlen heran.
Die Vielzahl der in einer Muschel heranwachsenden Barockperlen macht sich auch für den Endverbraucher bemerkbar, denn der Preis von Barockperlen liegt unter dem Wert runder Perlen.
Barockperlen sind vornehmlich kernlose Zuchtperlen, d.h., der Muschel wird nicht wie üblich ein Kern eingesetzt, um den sich das Perlmutt als Reaktion der Muschel auf den Fremdkörper bildet. Bei Barockperlen werden der Muschel durch zahlreiche kleine Einschnitte Epithelzellen (= Gewebeart) anderer Muscheln im Bereich zwischen Mantel und Schale implantiert. Die Muschel reagiert darauf mit der Bildung von Perlmutt. In Salzwasserkulturen können Barockperlen ebenso heranreifen, allerdings wird hierbei ein kegelförmiges Implantat in die Muschel eingepflanzt.
Die Größe der Barockperlen, die über dieses Verfahren gewonnen werden, variiert, sodass die Größe der Perlen zwischen 10 und 25 mm im Durchmesser beträgt. Große Barockperlen werden bis zu 6 cm groß.
Jede Barockperle ist ein Unikat. Bei der Gestaltung von Barockperlenschmuck wird auf minimalistische Designs gesetzt. Die Perle und ihre ungewöhnliche Form steht im Vordergrund: Barockperlen kommen als Solitär in Ringen, als Anhänger oder Ohrhänger am besten zur Geltung. Daneben werden Colliers angeboten, bei denen viele Barockperlen aufgefädelt wurde oder Cocktailringe mit opulenten Barockperlen als Eyecatcher designt, die teilweise mit Edelsteinen wie Diamanten verziert werden. Nicht zuletzt haben sich Barockperlen als Material für Schmuck für Broschen etabliert.
Barockperlen sind empfindlich und neigen mit den Jahren dazu, an Glanz zu verlieren. Die richtige Pflege und der sorgfältige Umgang mit Barockperlen kann dazu betragen, dass die Perlen lange von intensivem Lüster sind.
Zudem sind Barockperlen vergleichsweise weich. Wenn Perlen nicht getragen werden, sollten diese in einem Schmuckkästchen aufbewahrt werden, der mit weichem Stoff ausgekleidet ist. Um zu vermeiden, dass Kratzer oder Schrammen Perlen oberflächlich beschädigen, wird empfohlen, Perlen getrennt von anderem Schmuck aufzubewahren. Ein weiterer Vorteil der lichtgeschützten Aufbewahrung in Schatullen oder Kästchen ist, dass verhindert wird, dass Perlen Hitze ausgesetzt werden. Wenn Perlen an Glanz verlieren, rissig oder stumpf werden, wird das dem Austrocknen des muscheleigenen Proteins Conchin begründet.
Unter dem Einfluss von Schweiß, aggressiven Reinigungsmittelns, Duschgel, Shampoo, Seife, Parfüm oder Haarspray können Perlen ebenso an Glanz verlieren – genau wie sich der Kontakt mit Salz- und Chlorwasser negativ auf den Glanz von Perlen auswirkt.
Zur Reinigung von Perlen genügt ein leicht angefeuchtetes, weiches Tuch (kein Mikrofasertuch), um oberflächliche Verschmutzungen zu entfernen.
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Letzte Aktualisierung: 16.09.2024