Dass Edelsteine synthetisiert werden, ist kein Geheimnis. Seit dem frühen 20. Jahrhundert werden Diamanten, Rubine, Saphire und viele andere Steine künstlich hergestellt, oder in Form von Imitationen aus Strass oder Zirkonia angeboten. Ein Schritt, der auch vor Perlen nicht halt macht. Zuchtperlen sind mittlerweile häufiger in den Auslagen zu finden als Perlen, die ohne das Hinzutun von Menschen entstanden sind. Eine Besonderheit unter allen Perlen sind Mallorca-Perlen, deren Ursprung vollständig im Schmucklabor liegt.
Aufgrund des Namens liegt die Vermutung nahe, dass Mallorca-Perlen nur in der Umgebung des Mittelmeerinsel gefunden werden. Theoretisch können die Perlen an jedem anderen Ort der Welt hergestellt werden, denn Mallorca-Perlen sind Imitationsperlen.
Imitationsperlen – Ein nicht unbedeutender Begriff im Zusammenhang mit Perlen. Perlen werden seit Jahrzehnten in den Gewässern der Südsee oder im ostasiatischen Raum gezüchtet. Auch wenn der Mensch zu deren Entstehung einen gewissen Beitrag leistet, ist die Perle natürlich gewachsen. Mallorca-Perlen dahingegen sind das Produkt eines aufwändigen Verfahrens, das zuerst auf der Balearen-Insel Mallorca entwickelt wurde und das auf den Aachener Ingenieur Eduard Friedrich Hugo Heusch (1865 bis 1937) zurückgeht und das die äußerlichen Merkmale einer Perle nachahmt, imitiert.
Im Jahr 1890 reichte Heusch das Patent seiner Methode der Perlenherstellung ein, deren Produktion ab 1920 in großem Umfang in der Casa Hugo Heusch in Manacor anlief.
Optisch sind Mallorca-Perlen auf den ersten Blick nicht von natürlich gewachsenen oder Zuchtperlen zu unterscheiden.
Die Farbvielfalt in weiß, rosa, creme, grau, blau oder schwarz wie Tahiti-Perlen entspricht dem Naturell konventioneller Perlen, genau wie die Form zwischen rund, oval oder unregelmäßiger Gestalt (sog. Barockperlen) variiert. Allen Perlen gemeinsam ist der für Perlen typische Glanz.
Der wesentliche Unterschied offenbart sich in Hinblick auf die Zusammensetzung und Entstehung. Natürliche Perlen bestehen aus zwei Substanzen: dem Mineral Aragonit und dem muscheleigenen Protein Conchinolin. Abhängig vom Ort der Entstehung wird bei Perlen zwischen Süß-, Meerwasser und Flussperlen unterschieden. Allerdings entspringt nicht jeder Muschel eine Perle. Lediglich Muscheln der Gattungen Pinctada, Margaritifera und Hyriopsis können Perlen hervorbringen, die wiederum eine Reaktion auf die Verletzung des Mantelgewebes oder die Umhüllung eines Fremdkörpers (z.B. Sandkörnchen oder eingebrachte Implantate) sind.
Mallorca-Perlen bestehen aus Glas, Fischschuppen und Sand. Eine Kombination, die ungewöhnlich erscheint, sich aber seit Jahren bewährt hat und zahlreiche Vorteile aufweist. Mallorca-Perlen neigen nicht zum Verblassen oder Vergilben und werden nicht spröde, weil das Muschelprotein Conchin fehlt, das mit der Zeit austrocknet und dazu führt, dass Perlen rissig und matt werden. Ein weiterer Pluspunkt ist die Unempfindlichkeit von Mallorca-Perlen. Haarspray, Parfüm, Creme und andere Kosmetika sowie Schweiß setzen echten Perlen zu; Mallorca-Perlen sind dank einer speziellen Versiegelung nicht anfällig für schadhafte, äußere Einflüsse.
Bis eine Mallorca-Perle zu einer Perle mit einer Größe von etwa 0,5 bis 1 cm Durchmesser heranwächst, vergehen ungefähr 30 Produktionsschritte. Zunächst wird Bleiglas zu einer kleinen Kugel aufgeblasen, die dann mehrfach mit zahlreichen Schichten aus zerkleinerten Fischschuppen sowie Sand unter Hitze zusammengeschmolzen, mit der Bleikugel verbunden und abschließend verbunden wird.
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Letzte Aktualisierung: 23. Februar 2024