Perlen - kein Mineral im eigentlichen Sinne, aber ein Mineral ist am Aufbau von Perlen und Perlmutt beteiligt.
Perlen (englisch: pearl) sind mehr oder weniger kugelrunde Festkörper, die aus Perlmutt (englisch: nacre oder mother of pearl) bestehen und in einigen, bestimmten Muscheln bzw. Schalentieren entstehen.
Der Baustein von Perlen ist Perlmutt – eine Kombination des kalkhaltigen Minerals Aragonit und Conchiolin (kurz: Conchin oder Conchyn), einem organischen Material, das die Aragonitkristalle fest miteinander „zementiert“.
Das Mineral Aragonit kristallisiert nach dem orthorhombischen Kristallsystem. Die entsprechenden Kristalle können prismatisch, nadelig oder tafelig sein. Im Fall von Perlen sind die Aragonitkristalle tafelförmig, was in der Struktur von Perlen Ausdruck finde. Schicht um Schicht lagern sich feinste, tafelige Plättchen aus Aragonit umeinander ab und werden mit dem Protein Conchin zusammengehalten.
Perlmuttproduzierende Muscheln gibt es sowohl im Meer- als auch Süßwasser, unterscheiden sich dennoch untereinander hinsichtlich der Gattung.
Perlmuscheln der Gattung Pinctada leben im Meerwasser, während die Gattung Hyriopsis im Süßwasserbereich zu finden ist und die Gattung Margartifera als Flussperlmuscheln vereinzelt in Flüssen anzutreffen ist.
Allerdings sind Flussperlmuscheln selten geworden. Waren noch vor 100 Jahren Margaritifera-Muscheln in einigen Flüssen Sachsens und Bayerns heimisch, verschwinden die bis zu 280 Jahre alt werdenden Perlenproduzenten immer mehr. Die Ursache: Die Veränderung der Lebensbedingungen: allen voran die Verschmutzung der Fließgewässer.
Aber auch Perlmuscheln in den Ozeanen oder Seen der Welt sind sensible Wesen. Muscheln brauchen Sauerstoff, bestimmte Wassertemperaturen und Nahrung. Gleichzeitig stehen Muscheln auf dem Speiseplan von Fraßfeinden.
Damit eine Perle entsteht, ist vor allem eine Voraussetzung unabdingbar: Eine Perle kann nicht in jeder beliebigen Muschel bzw. in jedem Schalentier heranwachsen. Lediglich Mollusken, die in der Lage sind, Perlmutt zu produzieren, können Perlen hervorbringen – darunter u.a. die oben genannten Muscheln der Gattungen Pinctada, Margaritifera und Hyriopsis.
In der Vergangenheit glaubte man, Perlen sind das Resultat der Reaktion auf einen Fremdkörper (z.B. Sandkörnchen), der sich in eine Muschel oder Schnecke eingelagert hatte, speziell im Bereich zwischen Schale und Mantelbereich, und welchen das Schalentier durch Absonderung von Perlmutt ummantelte.
Heutzutage gilt es als sicher, dass die Entstehung von Perlen zwar eine Reaktion auf eine Verletzung im Muschelinneren sind, aber entweder geschieht das durch Parasiten, die sich im Mantelgewebe einnisten, oder durch andere Vorgänge, die zu Schäden am Mantelgewebe führen.
Dass bestimmte Schalentiere fähig sind, Perlmutt und deshalb Perlen zu bilden, macht sich seit Jahrzenten eine ganze Industrie zunutze.
Zuchtperlen und Kulturperlen beherrschen neben Naturperlen den internationalen Markt und können der steigenden Nachfrage nach Perlen nachkommen. Das Prinzip der Aufzucht künstlicher Perlen gleicht dem natürlich gewachsener Perlen.
Die Perlenzucht hat insbesondere in asiatischen Ländern eine jahrhundertelange Tradition. Das belegen Funde von kleinen Buddha-Figuren, die mit einer Schicht in den Farben des Regenbogens schimmernden Perlmutt ummantelt sind.
Tatsächlich werden in der Perlenzucht zwei Verfahren angewendet: die kernlose Zucht und Perlenzucht mit Kern.
Die Perlenzucht mit Kern findet vor allem Anwendung bei Salzwassermuscheln. Der Muschel wird gezielt ein Fremdkörper (z.B. ein Stückchen Perlmutt) eingesetzt, der in der Gonade der Muschel über Monate bis maximal 4 Jahre in der Muttermuschel zu einer Perle heranreift. Denn die Muschel reagiert auf das körperfremde Material und beginnt, einen Perlsack darum zu bilden, der wiederum mit hauchfeinem Perlmutt lagenweise beschichtet wird.
Anders sieht es bei kernlosen Zuchtperlen aus, v.a. bei Süßwassermuscheln (z.B. Biwa-Perlen) von Bedeutung. Der Muschel werden durch viele kleine Einschnitte Epithelzellen (= bestimmte Gewebeart) anderer Muscheln eingesetzt. Die Muschel reagiert auf dieses Implantat ebenso mit der Bildung von Perlmutt. Insbesondere die Zucht solcher Perlen ist erfolgreich und von großer Wirkung, da bis zu 30, 40 oder noch mehr Perlen hervorgebracht werden. Um die Zuchtergebnisse zu erhöhen bzw. Verluste zu vermeiden, werden in eine einzelne Muschel dutzende Epithelstückchen eingesetzt. Denn: Viele Muscheln bilden trotz Epithel-Implantat kein Perlmutt aus oder sterben.
Nach den vorbereitenden Maßnahmen zur Herstellung von Kunstperlen werden die präparierten Muscheln auf Perlenfarmen in Körben oder Käfigen im Wasser versenkt, wo – abhängig von der Art der Muschel – innerhalb von Monaten bis wenigen Jahren Perlen gedeihen.
Ein Name, der unweigerlich im Zusammenhang mit der Zucht von Perlen steht, ist Kokichi Mikimoto (1858 bis 1954). Der Japaner schaffte es als erster, kugelrunde Perlen zu züchten und öffnete damit Zuchtperlen die Tore zur Welt.
Die Vielfalt der Perlenfarben ist schier unendlich. Doch im Wesentlichen werden die variierenden natürlichen Farben von Perlen mit der Art der perlenbildenden Schalentiere und dem Milieu, in welchem sie leben, begründet.
Weit verbreitet sind Perlen in Pastelltönen in Gelb, Grün, Rosa, Weiß und Creme, aber im Handel werden auch farbstarke blaue und schwarze Perlen angeboten.
Sehr farbenfroh in einem ist vor allem Abalone, das Perlmutt von Seeohren – einer im Wasser lebenden Schnecke. Da das Farbenspiel der Abalone an Opale erinnert, wird jenes Perlmutt auch als Seeopal oder Meeresopal bezeichnet.
Oft sind anhand der Perlenfarbe Rückschlüsse auf die Herkunft der Perlen möglich. So sind beispielsweise Tahiti-Perlen (beheimatet auf der gleichnamigen Südpazifik-Insel in Französisch-Polynesien) Perlen von silbriger oder schwarzer Grundfarbe – ähnlich wie das Mineral Hämatit - ergänzt um einen farbfrohen Orient (d.h. der typische Perlschimmer) in Blau, Grün, Pink und Violett. Klassische Südseeperlen in Silber, Gold und Weiß stammen meist aus Australien, Indonesien oder von den Philippinen. Ebenfalls von heller Farbe, aber mit einem deutlichen Stich ins Grüne, ist die Akoya-Perle, die aus dem Japanischen Meer stammt.
Und an der Stelle, wo der Natur in der Farbgebung Grenzen gesetzt sind, hilft der Mensch nachträglich durch das Einfärben von Perlen nach – weshalb man Perlen in allen erdenklichen Farben kaufen kann.
Ob eine Perle perfekt rund ist oder nicht, darauf hat man bei der Perlenzucht nur bedingt Einfluss.
Deshalb gibt es neben kugelrunden Perlen auch Knopfperlen mit gewölbter, halbseitiger Oberfläche und ebener Unterfläche oder Barockperlen, die schon fast Phanatasieformen annehmen. Zu den Barockperlen zählen auch Biwa-Perlen –Zuchtperlen, die aus dem namensgebenden Biwa-See in Japan wachsen und von tropfenförmiger Gestalt sind.
Das auffälligste Merkmal von Perlen ist der Perlglanz, der eine Folge der Brechung des Lichts an der Perlenoberfläche ist. Perlen bestehen wie schon erwähnt aus dem Mineral Aragonit. Der schichtartige Aufbau von Perlen geht mit feinsten Unregelmäßigkeiten der Perlenoberfläche einher, an denen sich das Licht bricht. Allerdings unterliegt der Glanz von Perlen der Vergänglichkeit. Mit den Jahren und dem Alter verlieren Perlen ihren Glanz, weil das muscheleigene Protein Conchin austrocknet; die Perle wird stumpf und rissig, kann auch abblättern. Aber auch oberflächliche Kratzer führen dazu, dass Perlen an Glanz einbüßen.
Die richtige Pflege und ein sorgsamer Umgang mit Perlen kann den Glanz von Perlen unterstützen. Perlen sind mit einer Mohshärte von 3,5 bis 4 relativ weich, und ähnlich empfindlich wie einige Mineralien (z.B. Türkis), was den Kontakt mit Schweiß, Säuren, Reinigungsmitteln, Alkohol in Parfüms und Trockenheit betrifft, sodass man Perlenschmuck beim Händewaschen, Putzen und sonstigem Kontakt mit Duschgel, Shampoo, Parfüm oder Haarspray ablegt.
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Quellen:
- Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
- Hall, C. (1999): Edelsteine. Das neue kompakte Bestimmungsbuch, Könemann Verlag
- www.uni-goettingen.de
Letzte Aktualisierung: 23. Februar 2024