Für Schmuck werden die unterschiedlichsten Materialien verarbeitet: Metall, Holz, Ton, Perlen, Mineralien, Gesteine, Knochen oder Elfenbein. Weniger bekannt ist dagegen die Verwendung von Grandeln, den Eckzähnen des Rotwilds
Inhaltsverzeichnis Grandeln
Der Begriff Grandel ist vor allem im süddeutschen und österreichischen Sprachraum gebräuchlich. Das Wort Grandeln stammt ursprünglich aus der Jägersprache und bezeichnet die Eckzähne des Rotwilds, insbesondere die von Rothirschen. Obwohl Hirsche – wie alle Wiederkäuer – keine Raubtierzähne besitzen, sind diese rudimentären Eckzähne im Oberkiefer erhalten geblieben und werden als Grandeln bezeichnet.
Archäologische Funde belegen, dass Hirschzähne schon seit der Steinzeit als Schmuck getragen und als Trophäen gesammelt wurden. Die Zähne dienten vermutlich nicht nur als Schmuck, sondern auch als Zeichen von Jagderfolg und sozialem Status.
Bis heute ist es teilweise ein Brauch, die Eckzähne aus dem Gebiss erlegter Tiere zu entnehmen. Grandeln gelten als sichtbares Andenken an eine erfolgreiche Jagd und sind in vielen Jagdkulturen Mitteleuropas fest verankert.

Grandeln sind elfenbeinfarben bis beige und bestehen wie andere Zähne hauptsächlich aus Dentin und Zahnschmelz. Charakteristisch für Grandeln sind braune bis dunkelbraune Verfärbungen, die zwei Ursachen haben, aber nicht bei allen Grandeln vorhanden sein müssen:
Die Nahrung des Hirsches, insbesondere das Knabbern an Nadelbäumen wie Kiefern oder wie es in der Zeitschrift Hundesport und Jagd aus dem Jahr 1894 heißt, sind es die Farbstoffe von "Eichenlaub, Eichentriebe, Eicheln, Kastanien, Haide", die eine bräunliche Lasur hinterlassen.
Bei älteren Tieren tritt der dunklere Zahnschmelz verstärkt hervor, sodass die Grandeln intensiver gefärbt erscheinen.
Eine weitere Erklärung wurde 1894 in der Zeitschrift Hundesport und Jagd diskutiert: Demnach könne die aufsteigende Magensäure beim Wiederkäuen die Zähne angreifen und so zu einer farblichen Veränderung führen.
Dunklere Grandeln gelten bei Jägern und Sammlern als besonders begehrt.
In Bezug auf die Größe der Grandeln zeigt sich, dass die Zähne älterer Hirsche deutlich kleiner ausfallen und zudem abgeschliffene Kauflächen aufweisen.
In Bayern, Österreich und Südtirol haben Grandelschmuckstücke eine lange Tradition. Typischerweise werden Grandeln zu Anhängern, Ringen, Ohrringen und Colliers verarbeitet, aber auch Trachtenschmuck wie Dirndl-Ketten, Hutanstecker, Kragenkettchen oder Krawattennadeln und Jagdmesser setzen auf Grandeln als Zierde.
Die Fassungen bestehen meist aus Silber oder Gold. Besonders beliebt sind Schmuckstücke, die mit Symbolen aus der Jagd verziert sind – etwa mit Eichenlaub, Hirschköpfen oder Jagdhörnern. Oft wird Silber bewusst dunkel patiniert, um eine antike, rustikale Wirkung zu erzielen.
Grandeln sind ein natürlich begrenztes Material. Jede Grandel ist ein Unikat, und da sie nicht industriell verfügbar sind, sondern einzeln aus Trophäen stammen, bestimmt die Seltenheit den Wert von Grandeln. Hinzu kommt die handwerkliche Fertigung von Grandelschmuck.
Einfache Schmuckstücke (z. B. Kettenanhänger) gibt es bereits ab etwa 20 €.
Aufwendige Arbeiten, insbesondere Jagdmesser mit Grandel-Verzierungen, können deutlich teurer sein.
Besonders hochpreisig sind Stücke mit dunkelbraunen Grandeln, da diese seltener vorkommen.
Auch interessant:
⇒ Perlen und Perlmutt
⇒ Bernsteinschmuck
⇒ Zirkonia - Edelstein-Imitation, Schmuckstein und Kunstkristall
Quellen: