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Schmuckstein Bernstein



Schmuck fasziniert seit Jahrtausenden. Schon antike Kulturen schmückten sich mit Naturmaterialien aller Art: Muscheln, Knochen und Zähnen von erlegtem Wild, Perlen und Steine. Der Reiz von Schmucksteinen aller Couleur hält auch in der heutigen Zeit an. Schmuck- und Edelsteine werden zu kunstvoll geschliffen, auf Hochglanz poliert und zu kreativen und klassischen Schmuckstücken verarbeitet. Ein beliebter Schmuckstein, der schon von den Wikingern getragen und auch bei den Alten Griechen und Römern Gefallen fand, ist Bernstein.



Bernstein – Ein organischer Schmuckstein

Unter allen bekannten Mineralien und Gesteinen, die sich einen Namen als Schmuckstein gemacht haben, sind Bernsteine etwas Besonderes. Denn: im Gegensatz zu Bergkristall, Rubin, Saphir, Smaragd, Tansanit oder Diamanten, die anorganischen Ursprungs sind, handelt es sich bei Bernsteinen um Steine, die aus einem organischen Material hervorgegangen sind.

Tatsächlich besteht der Bernstein, der entlang der Ostseeküste gefunden wird, aus dem fossilen Baumharz von Kiefern; im Speziellen: Pinus succinifera – die Bernsteinkiefer. Vor Jahrmillionen tropften feinste Harztropfen der Nadelbäume in den Sand oder gelangten mit der Gischt ins Meer.
Im Laufe von vielen Millionen von Jahren wurde das weiche, formbare Harz unter Sauerstoffabschluss vor der Zersetzung geschützt und verfestigte sich zu Bernstein, wobei dem Ostseebernstein ein Alter von etwa 50 Mio. Jahren zugeschrieben wird.

Als Entstehungsort von Bernsteinen gelten die Meere, die auf dem Grund Bernsteine unter Schichten von Meersand versteckt halten. Erst durch die fortwährende Wellenbewegung des Wassers werden die die Bernsteine überlagernden Sedimente nach und nach aufgelockert, die verborgenen erhärteten Harztropfen förmlich ausgegraben und an die Strände gespült.

Wer schon einmal einen Bernstein in den Händen gehalten hat, weiß, dass Bernstein verglichen mit anderen Kieselsteinen vom Strand recht weich ist. Auf der Mohs´schen Skala der Härte von Mineralien – benannt nach dem Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839) – stehen Bernsteine auf Platz 2 bis 2,5 von 10. Bernstein gilt damit als so weich, dass er einfach mit einem Fingernagel oder Messer geritzt werden kann.

Ebenso gering wie die Härte ist auch die Dichte von Bernstein: 1,05 bis 1,10 g/cm². Bernstein ist so leicht, dass er im salzigem Meerwasser schwimmt und über weite Entfernungen verlagert werden kann, ehe da fossile Harz an den Strand gelangt.

Wer sich selbst auf die Suche nach Bernsteinen macht, sollte die Augen offenhalten. Bernsteine gibt es in vielen unterschiedlichen Farben, sodass Bernstein leicht mit bräunlich gefärbten Quarzen verwechselt werden kann. Tatsächlich ist braun die Farbe, in der Bernstein am häufigsten vorkommt. Ergänzt wird die Farbpalette von Bernstein außerdem von gelb, orange, warmem Rotbraun, aber auch grün und blau sind Farben, die für Bernstein typisch sind. Oftmals vereinen sich in einem Bernstein mehrere Farben oder Verwitterungskrusten bilden dunklere Bereiche auf der Oberfläche von Bernsteinen.
Kurzum: jeder Bernstein ist ein Unikat von Mutter Natur.

Genauso unterschiedlich wie die Farben ist auch die Transparenz von Bernsteinen. Gegen das Licht gehalten sind manche Bernsteine beinahe undurchsichtig und sehr trüb, andere hingegen sind klar und rein.

Trotzdem können mit einigen Kniffen und Tricks der Goldschmiedekunst fast alle Bernsteine zu Schmuck verarbeitet werden und notfalls wird der Schönheit der Bernsteine nachträglich auf die Sprünge geholfen.



Bernstein als Schmuckstein

eine weitestgehend in ihrer Form beibehalteDas Schleifen von Bernsteinen ist eine Kunst für sich. Tatsächlich setzt die Bearbeitung von Rohbernstein viel Wissen rund um die Eigenschaften von Bernstein und dessen Verhalten beim Schleifen voraus. Bernstein ist von Natur aus von sprödem Charakter und neigt beim Schleifen und Polieren zum Splittern, was nicht zuletzt mit einem hohem Materialverlust einhergehen kann.

Aus diesem Grund wird die naturgegebene Form von Bernsteinen weitestgehend beibehalten, Kanten lediglich etwas abgerundet und der Stein auf Hochglanz poliert.

Glattschliffe, die auf gewölbte, mugelige Formen wie Cabochons, Tropfen, Perlen, Kugeln setzen oder Schliffe, die sich an der natürlichen Form des Bernsteins orientieren, sind ebenfalls geeignet, weil die gewölbte Oberfläche die wenigsten Brüche und Splitter verursacht, stattdessen aber den Glanz und die Farbe von Bernsteinen in den Vordergrund stellt.
Aufwendige, facettenreiche Schliffe sieht man bei Bernsteinen weniger.


Tricks aus der Bernsteinwerkstatt

Seit Jahrhunderten wird die Qualität von Bernsteinen nachträglich verbessert. Reine Bernsteine von goldbrauner Farbe stehen seit eh und je hoch im Kurs. Doch nicht jeder Bernstein entspricht diesen Vorstellungen.

Das älteste Verfahren, um die Reinheit von Bernsteinen zu korrigieren, ist das Klarkochen. Bernstein enthalten entstehungsbedingt oftmals Einschlüsse von Gasbläschen oder kleine Risse, die die Reinheit beeinträchtigen.

Die wichtigste Zutat bei Klarkochen von Bernsteinen ist neben Bernsteinen laut dem Mineralogen Max Bauer (1844 bis 1917) „Rüböl“ - Rapsöl. Beide Zutaten werden zusammen in einem Topf soweit erhitzt, dass das Rapsöl leicht zu kochen beginnt. Durch die Hitze wird der Bernstein weicher und durchlässiger, weshalb das Rüböl „in die feinen Spältchen einzieht“ und diese auffüllt. Allerdings mahnt Bauer auch zur Vorsicht, da die Temperatur langsam ansteigen und auch wieder sinken muss, damit der Bernstein nicht zerspringt.

Dass diese Methode schlussendlich nicht auffällt, wird mit dem Brechungsindex von Rapsöl begründet, der mit dem von Bernstein vergleichbar ist. Stattdessen erstrahlt der Bernstein in einheitlicher Klarheit. Trotz aller Vorsicht kann das Klarkochen auch schief gehen. Es können Sprünge entstehen, die an Fischschuppen erinnern und in der Vergangenheit von den Bersteinarbeitern Sonnenflinten genannt wurden.

Daneben kann es vorkommen, dass die Größe einzelner Bernsteine zu klein für Bernsteinschmuck ist. In diesem Fall werden mehrere kleine Bernsteine in einem Druckbehälter bei 3000 bar und einer Temperatur von 200 und 250 °C zu einem großen Bernstein zusammengeschmolzen und gepresst: Preßbernstein oder auch Ambroid genannt.

Die Anfänge dieser Methode stammen aus einer Zeit, als Bernstein vor allem im Nahen Osten und in Süd- sowie Südosteuropa sehr begehrt war. Der Historiker Johann Samuel Halle (1727 bis 1810) schreibt, dass findige Geschäftsleute erkannten, dass „man gewann damit viel Geld“ und diese „Goldgrube“ „reizte zu allerley Erfindungen“. „Gaukler preßten zwey höckrige Stücke zusammen, schoben in ihre Zwischenräume fremde Körper, verstrichen die Fugen auf das Feinste“ - geboren war ein hochkarätiger Bernstein.

Bernstein-Fälschungen aus Kunststoff oder Glas lassen sich allein durch das schwerere Gewicht und das „Kältegefühl bei Berührung“ (Bauer, 1896) entlarven.


Bernsteinschmuck

Das Naturmaterial Bernstein blickt auf eine lange Geschichte zurück.
Prähistorische Funde zeigen, dass bereits Bernstein bereits in der Steinzeit zu Schmuck und Kunstwerken verarbeitet wurde.
Vor mehr als 2000 Jahren trugen wohlhabende Griechinnen und Griechen, Römerinnen und Römer ebenfalls bernsteinbesetzten Schmuck. Dem Historiker Friedrich Samuel Bock (1716 bis 1785) zufolge fanden "römische Matronen ein sonderbares Gefallen am Bernstein. (...) an statt eines Halsgeschmeides, theils zur Zierde, theils zur Gesundheit gebraucht". Damals wie heute wurde mit Bernstein zum Räuchern verwendet und diente als Schutz gegen Motten.
Über Handelsrouten wie die Bernsteinstraße gelangte das edle Gold der Ostsee aus dem Baltikum auch in Richtung Mittelmeer.

Da Bernstein in der Vergangenheit als sehr kostbar und wertvoll galt - nicht zuletzt, weil Bernstein nicht rund um den Globus zu finden war, zeugt historischer Bernsteinschmuck auch vom Reichtum der einstigen Besitzerinnen und Besitzer. Opulent, über und über mit großen Bernsteinen besetzt, wie beispielsweise das Bernteincollier von Ingolstadt oder vom Magdalenenberg, dass Bernstein ein Luxusartikel war, den sich nicht alle leisten können.

Der heutige Bernsteinschmuck ist im Vergleich dazu minimalistischer bzw. dezenter. Bernsteine werden vorrangig als einzelner Stein verarbeitet, d.h. man setzt bei der Herstellung von Bernsteinschmuck auf Bernstein als Solitär oder kombiniert mehrere Bernsteine miteinander, die durch ihre unterschiedliche Farbgebung für Abwechslung sorgen.

Bernstein in Verbindung mit anderen Mineralien ist im Handel eher weniger zu finden. Ein weiteres Hauptaugenmerk bei Bernsteinschmuck liegt im Herausarbeiten möglicher Einschlüsse, sog. Inklusen. Durch die Geschichte der Entstehung von Bernsteinen können fossile Insekten, Blätter oder feinste Gasbläschen enthalten sein. Diese zur Geltung zu bringen ist das Ziel eines Schmuckherstellers.

Bernsteine werden in alle erdenklichen Materialien eingefasst. Sowohl puristisch an Lederbändern genau wie in Fassungen aus Gold und Silber werden mit Bernsteinen Ketten, Armreifen, Ringe und Ohrschmuck gefertigt.


Bernsteinketten für Babys

Zu den bekanntesten Schmuckstücken aus Bernsteinen zählen Bernsteinketten für Babys. Die für diesen Zweck zu kleinen Perlen zurecht gearbeiteten Bernsteine sollen Babys als Zahnungshilfe dienen. Untersuchungen von Zahn- und Kinderärzten konnten allerdings keine Erleichterung beim Zahnen feststellen. Oder mit den Worten des Zahnarztes Peter Pfeffermann (1809 bis 1870): "ein Halsband von Bernstein und derlei Amulette, wie sie keine schädliche Wirkung haben, auch jeder nützlichen entbehren", betont aber auch, dass "fühlt sich der fromme Glaube einer Mutter getröstet, nun so möge sie ihr Kind mit solchen Halsbändern versorgen".

Problematisch ist zudem, dass sich durch das Anknabbern vom weichen Bernstein feine Bruchstücke oder Splitter lösen können, bei denen die Gefahr des Verschluckens oder Einatmens groß ist. Ferner sind Ketten bei Babys und Kleinkindern problematisch aufgrund der möglichen Strangulation.


Bernsteinschmuck reinigen

Bernstein ist ein sehr empfindliches Naturmaterial, das vorsichtig behandelt werden sollte – genau wie jeder andere Schmuckstein auch.
Der Kontakt mit Kosmetikartikeln wie Creme, Parfüm, Haarspray, Duschgel und Seife sowie Spülmittel sollte vermieden werden.
Um Bernstein zu reinigen, reicht es, den Stein mit einem feuchten, weichen Tuch vorsichtig abzureiben. Spezielle Reinigungsmittel oder Produkte mit Alkohol sind nicht vonnöten; Trockenheitsrisse und der Verlust des Glanzes wären die Folgen.

Ebenfalls von Bedeutung ist die Frage der Aufbewahrung von Bernsteinschmuck. Werden Bernsteine dauerhaft direkt dem Sonnenlicht ausgesetzt, können genau wie bei der falschen Pflege Risse im Bernstein entstehen. Am besten wird Bernsteinschmuck nach dem Tragen lichtgeschützt aufbewahrt.


Bernsteinschmuck kaufen

Beim Kauf von Bernsteinschmuck ist darauf zu achten, dass der Stein keine Beschädigungen auf der Oberfläche aufweist, bei denen vorhersehbar ist, dass sich Splitter lösen könnten.

Vorsicht ist geboten, wenn Bernstein als Copal ausgewiesen ist. Copal ist zwar auch ein erhärtetes Baumharz, aber im Gegensatz zu Bernstein, der aus dem Harz von Nadelbäumen hervorgeht, stammt das Harz von Copal sowohl von Nadel- als auch Laubbäumen. Zudem macht sich das wesentlich geringere Alter des Copals – die Spanne reicht von mehreren Jahrzehnten bis zu Jahrtausenden – in der Härte bemerkbar. Copal ist sehr viel weicher als Bernstein und auf diese Weise eindeutig vom Gold der Ostsee zu unterscheiden.


Auch interessant:


Quellen:
⇒ Bock, F. S. (1767): Von den Schicksalen des Bernsteins, in der Gelehrten Geschichte. Versuch einer kurzen Naturgeschichte des Preußischen Bernsteins und einer neuen wahrscheinlichen Erklärungen seines Ursprunges
⇒ Halle, J. S. (1788): Bernstein. IN: Fortgesetzte Magie, oder, die Zauberkräfte der Natur, so auf den Nutzen und die Belustigung angewandt worden
⇒ Auberlen, F. (1840): Bernstein. IN: Die Juwelier-, Gold- und Silber-Arbeiter-Kunst in allen ihren Verrichtungen nach dem neuesten Zustande. Die Juwelierkunst und Edelsteinkunde
⇒ Pfeffermann, P. (1853). Ueber Pflege der eigenen als auch künstlichen Zähne
⇒ Humboldt. A. v. (1856): Bernstein. IN: Alexander von Humboldt's Reisen im europäischen und asiatischen Russland
⇒ Kluge, K. E. (1860): Bernstein. IN: Handbuch der Edelsteinkunde für Mineralogen, Steinschneider und Juweliere
⇒ Klebs, R. (1882): Der Bernsteinschmuck der Steinzeit von der Baggerei bei Schwarzort und anderen Lokalitäten Preussens aus den Sammlungen der Firma Stantien & Becker und der physikalisch-ökonomischen Gesellschaft
⇒ Bauer, M. (1896): Bernstein. IN: Edelsteinkunde eine allgemein verständliche Darstellung der Eigenschaften, des Vorkommens und der Verwendung der Edelsteine, nebst einer Anleitung zur Bestimmung derselben für Mineralogen, Steinschleifer, Juweliere
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Reinicke, R. (2007): Steine am Ostseestrand. Demmler Verlag Schwerin
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Maresch, W., Medenbach, O.; Trochim, H.-D. (1987): Die farbigen Naturführer Gesteine. Mosaik Verlag GmbH München
⇒ Murawski, H. (1992): Geologisches Wörterbuch. Ferdinand Enke Verlag Stuttgart
⇒ Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag* ⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München

Letzte Aktualisierung: 14. November 2023



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