Edelsteine, Halbedelsteine und Schmucksteine sind drei Begriffe, die im Zusammenhang mit Mineralien immer wieder erwähnt werden – und umgangssprachlich häufig gleichgesetzt werden. Den Status Edelstein erhält ein Mineral jedoch nur, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind.
Inhaltsverzeichnis "Edelsteine - Schön, teuer und selten"

Ein Edelstein ist ein Mineral, das bestimmte Eigenschaften besitzt. Damit ist nicht jedes Mineral gleichzeitig auch ein Edelstein. Entscheidend für die Definition Edelstein sind folgende Merkmale:
Alle übrigen Steine, die diese Merkmale nicht aufweisen, werden als Schmuckstein bezeichnet.
Früher verwendete man für solche Steine den Begriff Halbedelstein. Dieser Ausdruck gilt heute als veraltet, da die Bezeichnung ein wertminderndes Image suggeriert. Aus diesem Grund hat sich die Bezeichnung Schmuckstein durchgesetzt. Neben Metallen wie bspw. Gold und Silber zählen auch Calcit, Amethyst, Lapislazuli, Rhodochrosit, Orthoklas, Opal, Charoit oder Türkis definitorisch zu den Schmucksteinen, da es sich hierbei um Mineralien mit einer geringeren Hörte handelt.
Zusätzlich verwirrdend kann die Tatsache sein, dass auch Edelsteine, die zu Schmuck verarbeitet werden, ebenfalls als Schmucksteine bezeichnet werden. Der Begriff Schmuckstein bezieht sich in diesem Fall nicht auf die mineralogische Qualität, sondern auf die Verwendung eines Steins als Zier- oder Schmuckelement.
| Edelstein | Farbe | Härte |
|---|---|---|
| Diamant | 10 | |
| Korund |
| 9 |
| Fancy Saphir |
| 9 |
| Topas | grün, braun, rot, violett, rosa und blau
| 8 |
| Beryll |
| 7,5 bis 8 |
| Spinell | orange, rosa und rot bis hin zu violett, blau, grün, braun sowie schwarz | 7,5 bis 8 |
| Turmalin |
| 7,5 bis 8 |
| Tansanit | blau mit Stich ins Violette, graublau | 6,5 bis 7 |
| Granat |
| 6,5 bis 7,5 |
| Opal | alle Farben des Regenbogens | 5,5 bis 6,5 |
Von allen Kriterien, über die Edelsteine definiert werden, ist die Härte das bedeutendste Merkmal von Edelsteinen.
In der Mineralogie wird die Härte aller Mineralien auf der im Jahr 1817 von Carl Friedrich Christian Mohs (1773 bis 1839, Geologe aus Deutschland) entwickelten Mohs-Skala eingeordnet.
Die Skala unterscheidet zehn verschiedene Stufen – beginnend mit sehr weichen Mineralien wie Talk bis hin zu Diamanten, den härtesten Mineralien der Welt mit einer Mohshärte von 10.
Dass ausschließlich harte und sehr harte Mineralien als Edelsteine gelten, hängt mit der Beständigkeit der Steine zusammen. Mineralien mit einer Mohshärte höher als 7 sind vergleichsweise unempfindlich, lassen sich nicht ohne Weiteres mit Messern oder Klingen beschädigen, neigen im Alltag nicht zum Zerkratzen und sind beständig.
Auch bei der Bearbeitung spielt die Härte eine zentrale Rolle. Zum Schleifen oder Polieren von Edelsteinen werden siliciumcarbid- oder diamantbesetzte Schleifwerkzeuge verwendet, da lediglich Mineralien mit einer höheren Härte als das zu bearbeitende Mineral in der Lage sind, den Stein zu schleifen oder polieren.
Die Seltenheit von Edelsteinen ist genau wie die Mohshärte eine objektiv nachvollziehbare Größe, die anhand der Zahl bekannter Fundorte und der wirtschaftlich abbauwürdigen Lagerstätten bestimmt werden kann.Je begrenzter die Vorkommen eines Minerals sind, desto seltener und damit wertvoller gilt es.
Einige Edelsteine und Schmucksteine sind derart selten, dass nur ein Fundort bekannt ist oder sich die Vorkommen auf eine Handvoll Orte weltweit konzentrieren.
So wird beispielsweise der himmelblaue, von weißen Flöckchen und Wölkchen durchzogene Larimar ausschließlich in der Dominikanischen Republik gefunden.
Der violette, schwarz gemaserte Charoit kommt nur im Murunskii-Massiv in Sibirien/Russland vor und den blauvioletten Tansanit hat man bislang lediglich in den Merelani Hills in Tansania entdeckt.
Zu den derzeit seltensten Edelsteinen der Welt zählen neben Tansaniten auch Alexandrit, Musgravit/Taaffeit, Grandidierit, Kaschmir-Saphir, Jeremejewit, Serendibit sowie Painit.
Ob ein Edelstein als schön empfunden wird, liegt zunächst im Auge der oder des Betrachtenden. Um die Schönheit von Edelsteinen zwecks Vergleichbarkeit der Steine untereinander und hinsichtlich der Preisbildung bewerten zu können, wird neben der Farbe die Reinheit herangezogen.
Der Glanz spielt eine untergeordnete Rolle, da der Glanz von Mineral zu Mineral variiert und den intensivsten Glanz – Diamantglanz – nur die wenigsten Mineralien aufweisen. Dennoch können auch Steine mit einem glasartigen Glanz, etwa Saphire, von hohem Wert sein.
Bei der Beurteilung der Qualität der Farbe kommen mehrere Fragen auf, die die Preis von Edelsteinen beeinflussen:
Im Hinblick auf die Reinheit von Edelsteinen fallen Begriffe wie lupenrein, augenrein oder Einschlüsse.
Unreinheiten oder Einlagerungen von Fremdmineralien im Mutterkristall, Gasen oder Flüssigkeiten, Heilungsrissen oder anderen mikroskopisch kleinen Frakturen werden ungern gesehen, da diese nicht nur die Transparenz vermindern, sondern auch das auf den Stein auftreffende Licht abgelenkt und nicht optimal reflektiert wird, wodurch die Farbtiefe und Brillanz des Steins abgeschwächt werden.
Es gibt jedoch Ausnahmen, bei denen Einschlüsse den optischen Wert eines Edelsteins erhöhen. Haarfeine, nadelartige Kristalle des Minerals Rutil in Saphiren und Rubinen, die sich kreuzweise überlagern, erzeugen im Stein einen vier- oder sechsstrahligen Stern und werden als exklusive Sternrubine und Sternsaphire gehandelt.
Das Repertoire der Farben von Edelsteinen ist scheinbar unendlich. Neben den Grundfarben treten unzählige Misch- und Zwischenfarben auf. Manche Edelsteine, wie etwa Opale, zeigen mehrere Farben gleichzeitig, während andere ihre Farbe je nach Lichtquelle verändern.Der bekannteste Vertreter dieses Phänomens ist Alexandrit: Im Tageslicht erscheint das Mineral smaragdgrün, unter Kerzen- oder Kunstlicht hingegen rubinrot.
Die Ursachen für die Vielfarbigkeit von Edelsteinen sind ebenso vielfältig wie das Farbspektrum selbst.
Zum einen können die chemischen Bestandteile eines Edelsteins Grund für die Farbe sein, genau wie der Kristallgitterbau, Störungen im Kristallgitterbau, farbgebende Elemente im Kristallgitter, radioaktive Strahlung oder hohe Temperaturen während der Entstehung die Farbe von Mineralien verursachen.
Das Wissen um den Hintergrund der Entstehung der Farben macht sich auch die Schmuckbranche zunutze. Durch verschiedene Methoden werden Schmuck- und Edelsteine gezielt umgefärbt, farblich ausgeglichen oder gänzlich umgefärbt.
Näheres dazu:
Die Liste der wertvollsten Edelsteine der Welt deckt sich annähernd mit den seltensten Edelsteinen.
Daneben rangieren Rubin, Saphir, Diamant, Smaragd, Aquamarin, weißer Topas, Spinell und Zirkon auf den obersten Plätzen der teuersten Edelsteine.
Allgemeine Preisangaben für Edelsteine sind nicht möglich. Der Wert eines Edelsteins ist eine Einzelfallbetrachtung und wird über das Zusammenspiel von Reinheit, Farbe, Schliff und Gewicht (in Karat) bemessen. Bei einigen Edelsteinen spielt zusätzlich die georgraphische Herkunft, insofern diese für eine besondere farbliche Qualität steht, eine gewichtige Rolle.
Unreine Steine sind von geringerem Wert als lupenreine Exemplare. Hellblaue Saphire kosten weniger als dunkelblaue Saphire wie aus dem Lehrbuch. Geschliffene Edelsteine, bei denen Facetten für den jeweiligen Schliff angedachte Anzahl an Facetten fehlen oder zu viel sind, sich überschneiden, unharmonisch angelegt, unsauber gearbeitet sind oder die Proportionen nicht stimmen, erhalten Abzüge in der Qualität des Schliffs. Hinzu kommt das Gewicht von Edelsteinen. Je größer ein Stein, desto höher der Welt bei vergleichbarer Qualität mit einem leichteren Stein.
Darüber hinaus ist es entscheidend, ob ein Edelstein naturbelassen oder behandelt ist. Auf dem Edelsteinmarkt ist es gängige Praxis, die Reinheit und/oder Farbe von unreinen und farbschwachen Steinen zu korrigieren, die Farbe zu intensivieren oder gänzlich umzufärben.
Ob ein Edelstein einer Reinheits- und/oder Farbkorrektur unterzogen wurde, erfährt man auf dem Echtheitszertifikat in Form von Hinweisen wie gebrannt, farbveredelt, erhitzt, gewachst oder geölt – angelehnt an die üblichen Verfahren wie Brennen, Bestrahlen, Bedampfen, Diffusionsverfahren oder Ummanteln/Beschichten.
In den letzten Jahren haben sich Farbedelsteine zunehmend auch als Wertanlage etabliert. Neben der Ästhetik überzeugen farbige Edelsteine durch eine stabile Preisentwicklung. Expertinnen und Experten Experten schätzen die jährliche Wertsteigerung vieler Farbedelsteine auf etwa vier bis acht Prozent, bei gleichbleibend hoher Nachfrage und ohne nennenswerten Wertverfall.
Als besonders gelten derzeit:
Das Gewicht von Edelsteinen und Mineralien wird in Karat (Abkürzung K, ct.) angegeben. Die Einheit Karat ist international gültig, Ein Karat entspricht 0,2 Gramm. Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts existierten jedoch unterschiedliche Auffassungen darüber, wie viel Gramm einem Karat tatsächlich entsprechen. Zwar lagen die Werte nah beieinander, doch die minimalen Abweichungen wirkten sich bei größeren Edelsteinen spürbar auf den Preis aus.
Das Florenzer Karat wurde mit 0,1972 g angegeben, während das Leipziger Karat 0,20544 g und das Pariser Karat 0,2055 g wogen.
So mancher Händler fühlte sich sicherlich betrogen, wenn er in Frankreich einen Edelstein mit 10 Karat kaufte, der in Italien weniger Gewicht auf die Karatwaage brachte.
1907 wurde unter der Federführung des Comité International des Poids et Mesures (CIPM – Internationales Komitee für Maß und Gewicht) eine einheitliche Definition beschlossen: ein Karat wiegt seitdem 0,2 g.
Diamanten sind die unangefochtenen Edelsteine, was nicht zuletzt an der Härte, dem einzigartigen Glanz und der einhergehenden Brillanz liegt.
Nicht alle Diamanten, die weltweit zutage gefördert werden, gelangen als Edelstein auf den Markt. Nur etwa 30 Prozent aller geförderten Diamanten besitzen die erforderliche Reinheit, Transparenz und Farbe, um als Edelstein klassifiziert zu werden. Der überwiegende Teil weist Einschlüsse oder unerwünschte Farbnuancen auf. Solche Steine werden als Industriediamanten genutzt, etwa zum Schneiden, Schleifen oder Bohren anderer Materialien.
Auch innerhalb der Edelstein-Diamanten bestehen erhebliche Preisunterschiede. Besonders selten und kostbar sind die sogenannten Fancy-Diamanten, also farbige Diamanten. Nur 0,01 Prozent aller Diamanten sind farbig. Braune und gelbe Diamanten dominieren dabei mit einem Anteil von 80 Prozent. Rote, rosafarbene, violette, blaue und grüne Diamanten sind die seltensten Farbdiamanten und entsprechend kostbar.
Auf international stattfindenden Auktionen werden regelmäßig hochkarätige Farbdiamanten versteigert, wie bspw. Der blaue Diamant Blue Moon of Josephine (12,03 Karat = 2,406 g), der für 48,5 Mio. US-Dollar versteigert wurde, oder Pink Star Diamant (59,60 Karat = 11,92 g) für 71,2 Mio. US-Dollar.
Zirkonias sind keine natürlichen Edelsteine.
Eine Eigenschaft, die Mineralien und damit auch Edelsteine auszeichnet, ist die Entstehung natürlichen Ursprungs ist (Siehe: Die Entstehung von Mineralien).
Zirkonias hingegen sind künstlich hergestellte Kristalle, die im Labor gezüchtet werden.
Die Anfänge der Zirkonia-Herstellung liegen in Russland, wo 1973 vom Lebedew Institut für Physik an der Russischen Akademie für Wissenschaften in Moskau der erste Zirkonia präsentiert wurde.
Hinter der Entdeckung des Verfahrens der Zirkonia-Herstellung stand die Entwicklung von Kristallen für wissenschaftliche und technische Zwecke; an die Bedeutung als Schmuckstein war nicht zu denken.
Erst mit der Zeit wurden Zirkonias auch im Schmuckbereich populär, da die Steine durch ihre Brillanz und Reinheit eine nahezu perfekte Imitation echter Edelsteine darstellen. Heute sind Zirkonias weit verbreitet und in allen erdenklichen Farben und Größen erhältlich.
Zirkonias bestehen im Wesentlichen aus Calcium- oder Yttriumoxid, die mit farbgebenden Metalloxiden zusammengeschmolzen werden und in sog. Schmelzbirnen aushärten. Abhängig von der gewünschten Farbe kann jedweder Edelstein in allen Größen produziert werden. Neben der dauerhaften Verfügbarkeit und der Mohshärte 8,5 ist ein weiterer Vorteil von Zirkonia der Preis, der weit unter dem echter Edelsteine liegt.
Zirkonia-Edelsteine erkennt man am Namen. Entweder wird der Namenszusatz Zirkonia angehängt, z.B. Tansanit-Zirkonia oder Cubic Zirconia Tansanit, während farblose Diamantimitationen aus Zirkonia oftmals den Handelsnamen Phianit oder Fianit (engl. Für Lebedew Institut für Physik: Physical Institute of Sciences), Diamonique oder Dejvalit (nach Hrand Djevahirdjian, 1880 bis 1947, befasste sich mit Synthese von Kristallen) tragen.
Mehr zum Thema Edelsteine:
⇒ Die berühmtesten Edelsteine der Welt
⇒ Gefälschte Edelsteine und Mineralien
⇒ A, AA, AAA und die Qualität von Edelsteinen und Mineralien
⇒ Farbedelsteine
⇒ Edelsteine als Wertanlage
Quellen: