Einige Edelsteine und Mineralien, die im Handel angeboten werden, sind nicht immer so natürlich wie man meinen könnte.
Schon zu Cleopatras Zeiten im Alten Ägypten war es gang und gäbe, einfaches Glas künstlich einzufärben und als wertvolle Steine zu handeln.
Mit der Zeit wurden die entwickelten Techniken zur Fälschung, Synthese und Imitation von Edelsteinen immer ausgefeilter, so dass heute unechte Steine dem echten, natürlichen Vorbild sehr ähnlich und kaum voneinander zu unterscheiden sind.
Für Liebhaber oder Hobbysammler von Mineralien und Edelsteinen ist das bei mangelnder Fachkenntnis natürlich ein großes Ärgernis.
Unechte Edelsteine und Minerale werden in Anlehnung an die Art der Herstellung in Synthesen und Imitationen unterschieden.
Die ersten synthetisch gefertigten Edelsteine kamen zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf.
Zunächst stand bei der Synthese von Edelsteinen das wissenschaftliche Interesse im Vordergrund. An eine kommerzielle Verwertung dachte man damals nicht, waren die Edelsteine aus dem Labor aufgrund der geringen Größe sowieso nicht für Schmuck verwertbar.
Der französische Chemiker Auguste Verneuil entwickelte daraufhin ein noch heute angewandtes Verfahren, mit dem größere Kristalle hergestellt werden können.
Die Grundlage der sogenannten Verneuil-Edelsteine sind Oxide in Form von Pulvern, denen farbgebende Beimengungen zugesetzt werden. Bei Temperaturen um 2.000 °C wird die Mischung im Elektroofen miteinander verschmolzen. Anschließend wird die flüssige Mineralschmelze auf einen Sockel geleitet, um den das "flüssige Mineral" abkühlt, sich verfestigt und aushärtet. Das Ergebnis ist eine derbe, birnenförmige Masse, die Schmelzbirne -jedoch ohne die für Minerale charakteristischen Kristalle.
In der Natur können bisweilen viele Jahrhunderte vergehen, bis ein Mineral entsteht. Im Vergleich dazu hält man bei Mineralsynthesen schon nach etwa drei bis vier Stunden das kristalline Ergebnis in der Hand.
Auf diese Weise wurden anfangs nur Rubine gefertigt. Sogar den für den Sternrubine typischen Sterneffekt (Asterismus) mit einem 6-strahligen Stern kann man nachahmen.
Später - 1910 - folgten Saphire.
Nach und nach wurden alle erdenklichen Farbgebungen im Labor ausgetüfftelt und nachgeahmt, selbst die Herstellung von farblosem Korund, sogenannten Diamonditen, war möglich. 1947 kamen erste Smaragdsynthesen auf den Markt. Vor allem ein Unternehmen aus Bitterfeld in Sachsen-Anhalt machte sich einen Namen als Hersteller von synthetischen Smaragden. Die von der I.G. Farben Bitterfeld** hergestellten Kunstsmaragde wurden als Igmerald verkauft. Igmerald setzt sich sowohl aus dem Firmennamen I.G. Farben und der Endung von der englischen Vokabel für Smaragd emerald zusammen.
Der Phantasie der Edelstein-Macher waren und sind keine Grenzen gesetzt. So entstanden im Zuge vieler Experimente mit Farben auch Edelsteine, zu denen es keine Vorlage in der Natur gab, wie bspw. Fabulit oder Diagem (Strontium-Titanat), Djevalith (Zirkoniumcalciumzirkoniumoxid), Galliant (Gallium-Gadolinum-Granat) und YAG bzw. Diamonär (Diamonair-Yttrium-Alluminat).
Aufgrund der Tatsache, dass Synthesen ähnliche physikalische Eigenschaften wie echte Mineralien aufweisen - namentlich Glanz, Härte, Transparenz, Spaltbarkeit und Bruch sowie Farbe, sind diese beim Kauf als solche kenntlich zu machen.
Vollkommene Gewissheit, ob es sich einem Edelstein tatsächlich um eine Synthese handelt, gewinnt man durch den Blick in ein Mikroskop, Hier werden Einschlüsse, künstliche Wachstumsstrukturen oder oberflächliche Kratzer, die bspw. bei einigen Mineralien wegen der Mohshärte nicht vorkommen, deutlich.
Nicht zuletzt unterscheiden sich künstliche Kristalle auch hinsichtlich der chemischen Zusammensetzung von den Nachbauten aus dem Labor. Untersuchungen von Mineralien und Fälschungen in Spektrometern geben anhand der Atomabsorptionsspektrometrie Aufschluss über die chemischen Bestandteile der Steine und können Imitationen und Synthesen entlarven.
Edelsteinfälschungen bestehen entweder aus zusammengesetzten Steinen oder Imitationen.
Bei zusammengesetzten Steinen erfahren Mineralien oder Gesteine von geringer Größe eine Größen- und Wertsteigerung, indem diese mit anderen Materialien zusammengeschmolzen oder –gepresst werden.
Ein Beispiel dafür ist Preßbernstein, der bereits seit 1880 gehandelt wird. Lapislazuli wird nachgeahmt durch zusammengeschmolzenes blaues Glas und glänzenden Metallteilchen, die den im Gestein natürlich vorkommenden Pyrit imitieren sollen. Zum anderen wird sich bei zusammengesetzten Steinen feinen Mineralsplittern bedient, die auf Glasunterlagen geklebt werden. So entsteht der Eindruck eines imposanten Edelsteines mit einem hochkarätigen Gewicht.
Die Variationen der künstlichen Steine sind groß, abhängig davon, ob eine farbige Schicht, zumeist wird sich farbiger Folie bedient, zwischen eine farblose Ober- und Unterseite gelegt wird oder das Unterteil aus eingefärbtem Glas besteht. Teilweise sind diese Täuschungen derart perfektioniert, dass die Unterscheidung zu echten Edelsteinen schwer fällt; zumal diese Produkte häufig bereits in Schmuck eingefasst und die eventuell sichtbaren Verbindungsstellen bzw. -nähte durch Krappen bzw. die Fassung verdeckt sind.
Imitationen von Edelsteinen und Mineralien bestehen im Wesentlichen aus Glas, Harz oder Kunststoff, denen Farbe hinzugefügt wird - je nachdem, welches "Kunstmineral" entstehen soll.
Imitationen sind einfach zu überführen, da, abgesehen von der Farbe, keine weiteren Gemeinsamkeiten der charakteristischen Eigenschaften mit dem Original aus der Natur vorliegen.
Die bekannteste Imitation von Diamant ist Strass. Benannt wurde das glänzende Stück nach dem Erfinder Joseph Strasser, dem es 1758 gelang, Glas so zusammenzuschmelzen, dass es eine dem Diamant schleifwürdige Qualität erhielt. Alternative Bezeichnungen von Strass im Handel sind Rheinstein, Rhinestone oder Simili.
Vom Strass sind Zirkonias abzugrenzen. Chemisch betrachtet sind Zirkonia künstliche Zirkoniumdioxid-Kristalle aus dem Labor - im Vergleich dazu besteht Glas bzw. Strass aus Siliciumdioxid.
Daneben werden Mineralien auch mittels Porzellan bzw. Keramik nachgestellt. Vor allem Larimar-Fälschungen bestehen aus farbigem Porzellan.
Nicht zuletzt sind Edelsteinimitationen auch eine Frage des Preises und schon alleine wegen dem Preis, der im Vergleich oft nur einen Bruchteil echter Edelsteine beträgt,auszumachen
Teilweise werden aber auch natürliche Edelsteine und Mineralien verändert. Es gibt Mineralien, die weisen eine ungleichmäßige Farbverteilung auf, sind zu blass oder zu dunkel. Durch Brennen – das Mineral wird auf Temperaturen von 300 bis 600 °C erhitzt - können vermeintliche Fehler ausgebessert, korrigiert werden oder infolge der Wärmezufuhr in der Farbe gänzlich verändert werden. Auf diese Weise entsteht z.B. aus violettem Amethyst gelber Citrin, aus bräunlichem Hyazinth wird blauer Zirkon oder Diamant vorgetäuscht.
Auch ist es möglich, die Farbe von Mineralien durch den Beschuss mit radioaktiver oder Röntgenstrahlung zu beeinflussen und zu verändern. Allerdings sind die Farben aufgrund des Zerfalls der "beschossenen" Atome nicht beständig und nur von kurzer Dauer. Folglich ist der farbverändernde Effekt nicht dauerhaft. Ein Mineral, bei dem das Verfahren Anwendung findet, ist Blautopas. Vor allem gelber oder farbloser Topas, der auf dem Edelsteinmarkt keinen Absatz findet und dessen Farbe zu schwach ist, wird mit ionisierender Bestrahlung oder Hitze in das begehrte Topasblau umgefärbt. Je nach Intensität der Behandlung entstehen drei verschiedene Farbgebungen: Swiss Blue Topas, Sky Blue Topas und London Blue Topas.
Und auch die meisten farbenfrohen Achate in blau, rosa oder violett kommen so nicht in der Natur vor. In diesem Fall wird die Porosität des Minerals genutzt, um es mit Farbstoffen zu impfen und Achate in den Farbe des Regenbogens zu erhalten.
Mineralien, die durch Brennen und Impfen farblich verändert wurden, können den Käufer teilweise irritieren, da diese nicht kenntlich gemacht werden müssen und so der Eindruck entstehen kann, dass es sich um natürliche Exemplare handelt.
Auch interessant:
Letzte Aktualisierung: 22. März 2024