Die Farbe und die Vielfalt der Kristalle zählen zweifelsohne zu den auffälligsten Merkmalen von Mineralien. Aber auch optische Effekte lassen Mineralien zu einzigartigen Kunstwerken der Natur wachsen. Stichwort Opaleszenz, Adulareszenz, Labradoreszenz, Chatoyance oder Asterismus – der Sterneffekt von Mineralien.
Eine erste ausführliche Abhandlung über Mineralien mit Asterismus stammt aus der Feder des Geologen und Mineralogen Georg Heinrich Otto Volger (1822 bis 1897). In seinem Werk „Der Asterismus“ aus dem Jahr 1856 definiert Volger Asterismus, alternativ führt er auch das Synonym „parphelischer Kreis“ auf, als eine „Eigenschaft des Saphir“, „das Licht in Form eines sechsstrahligen Sternes zu reflectiren“ (Anmerkung: astra (lat.) = Sterne).
Doch auch schon Jahre zuvor wurden sternenförmige Lichterscheinungen von anderen Mineralogen beobachtet, wie zum Beispiel von Beng Andersson Qvist (1726 bis 1799) In den Ausführungen des schwedischen Mineralogen zum Thema „Versuch einiger Kieselarten“ beschreibt Qvist unter anderem einen Saphir mit den Eigenschaften „dunkelblau, undurchsichtig mit dunkleren, parallelen Flecken vermengt“.
In den folgenden Jahren nahmen sich führende Mineralogen der Suche nach dem Grund des sternenförmigen Effekts auf der Oberfläche einiger Mineralien an, denn nicht jedes Mineral verfügt über einen Asterismus, genauso wenige wie der Asterismus nur Saphiren vorbehalten ist.
So konnte Volger folgendes feststellen: „unter dem Mikroskope, drei Parallelsysteme von feinen Reifungen erkennen, welche sich unter 60° schneiden und welche mit dem Gefüge dieser Kristalle zusammenhangen“ oder wie Franz von Kobell (1803 bis 1882; Mineraloge) meinte; „durch fremdartige Krystalle hervorgebracht“.
Zu denselben Ergebnissen kamen weitere Wissenschaftler:
Heute weiß man, dass der Asterismus mit zwei verschiedenen Ursachen beruht:
Im Umkehrschluss bedeutet das allerdings nicht, dass, wenn eine der beiden Voraussetzungen erfüllt ist, sich der Stern auf der Kristalloberfläche präsentiert.
Üblicherweise sorgen Einschlüsse von anderen Mineralien, Gasen oder Flüssigkeit dafür, dass ein Mineral trübe und unrein wirkt.
Der Asterismus, der entweder vier, sechs, zwölf oder 24 Strahlen zählt, entsteht erst dann, wenn sich die Kristallnadeln der Fremdkristalle im Mutterkristall kreuzweise überlagern oder die Hohlräume vergleichbar positioniert sind.
Bei paralleler Anordnung entsteht ein anderer Effekt: Chatoyance - das katzenartige, schlitzförmige Schillern eines einzigen Lichtscheins.
Trifft nun Licht, Tages- wie auch Kunstlicht, auf die Einlagerungen bzw. Hohlräume wird selbiges reflektiert und der Stern ist präsent. Allerdings ist der Asterismus nicht immer von optimaler Symmetrie und Harmonie, weshalb einige Gemmologen einen zu perfekt ausgeprägten Asterismus als Indiz für einen synthetischen Asterismus sehen.
Mineralien und Edelsteine mit Asterismus sind vergleichsweise selten zu finden. Lediglich einer von 1000 Saphiren oder Rubinen ist mit dem Sterneffekt gesegnet.
Da die Nachfrage nach Steinen mit dieser besonderen Finesse hoch ist, ist - genau wie nachträgliche Veränderung, Optimierung oder Korrektur der Farbe von Mineralien – auch Erzeugung von Asterismus gängige Praxis.
Die Methoden sind sehr verschieden. McClure und Koivula nennen in ihrem Aufsatz „A new method for imitating asterism“, dass durch eine sternenförmige Gravur an der Unterseite des Stein der Asterismus ebenso ausgelöst werden kann wie durch das Anbringen von Kristallnadeln an der Steinunterseite. Eingefasst in Schmuck fällt der Schwindel nicht auf.
Ein anderes Verfahren wird laut Schmetzer et al. Insbesondere bei synthetischen Kristallen angewendet. Schon während die Kristalle gezüchtet werden, wird auf einen höheren Titangehalt in der Zusammensetzung geachtet. Titan ist ein Baustein von Rutil. Unter einer abschließenden Hitzebehandlung mit Bestrahlung wird das Titan gezielt in Titandioxid umgewandelt und so positioniert, dass ein perfekter Asterismus das Ergebnis ist.
Besonders häufig findet man Mineralien mit Asterismus bei den Vertretern der Korundgruppe: Rubin und Saphir. Die beiden Edelsteine enthalten oftmals Einschlüsse von Titandioxid in Form von Rubin, das den Mineralien entweder einen milchig-trüben oder samtartigen Charakter verleiht, oder aber zum Asterismus als Sternrubin oder Sternsaphir führt.
Weitere Mineralien, die im Zusammenhang mit Asterismus genannt werden, sind Granat (Sterngranat), Aquamarin, Chrysoberyll, Topas (Sterntopas), Diopsid und Spinell.
Ob der sternförmige Lichteffekt zum Vorderschein gebracht werden kann, hängt im Wesentlichen vom Schliff ab.
Der Großteil aller Mineralien mit Asterismus ist von Natur aus von durchscheinender bis undurchsichtiger Transparenz. Solche Steine werden im Regelfall nicht mit Facettenschliffen versehen.
Facettenreiche Schliffe wie Brillantschliff, Ovalschliff, Marquise-, Tropfen- oder Princess-Schliff werden vorrangig bei kristallklaren Mineralien vorgenommen, um das Spiel mit dem Licht zu unterstützen. Bei Steinen mit geringer Lichtdurchlässigkeit kommen vorrangig Glattschliffe zum Einsatz, mit denen die Farbe oder optische Effekte hervorgehoben werden. Der Klassiker unter den Glattschliffen ist der Cabochonschliff, der sich durch eine glatte Unterseite und die gewölbte, mugelige Oberseite mit variabler Grundform auszeichnet. Wird der Stein so geschliffen, dass das Zentrum des Stern im Mittelpunkt und am höchsten Punkt des Cabochons steht, wird der Wert eines Minerals mit Asterismus ungemein gesteigert.
Auch interessant
Quellen:
⇒ Qvist, B. A. (1768): Versuch über einige Kieselarten und besonders die härtern, sogenannten ächten Steine
⇒ Blum, J. R. (1887): Sternsaphir. IN: Taschenbuch der Edelsteinkunde für Mineralogen, Techniker und Juweliere
⇒ Volger, G. H. O. (1856): Der Asterismus
⇒ Rose, G. (1862): Ueber den Asterismus der Krystalle, insbesondere des Glimmers und des Meteoreisens
⇒ Naumann, C. F. (1871): Elemente der Mineralogie
⇒ McClure, S.F. und Koivula, J. I. (2001): A new method for imitating asterism. IN: Gems & Gemology Summer 2001
⇒ Schmetzer, K., Steinbach, M. P., Gilg, H. A. und Blake, A. R. (2015): Dual-color double stars in ruby, sapphire, and quartz: Cause and historical account. IN: Gems & Gemology Summer 2015
⇒ Schumann, W. (2017): Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten. 1900 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
Letzte Aktualisierung: 16. November 2023