Der Schliff von Schmuck- und Edelsteinen ist ein wichtiges Kriterium, das den Wert und Preis von edlen Steinen wesentlich beeinflusst. Der Vielzahl von Steinen steht eine schier unendliche Auswahl von Schliffen gegenüber. In den vergangenen Jahren hat sich neben dem klassischen Brillantschliff ein Schliff zur Nummer 2 der beliebtesten Schliff etabliert – der Princess-Schliff.
Der Princess-Schliff, Prinzess-Schliff oder Prinzessinnen-Schliff (englisch: princess cut) ist ein vergleichsweise neuer, moderner Schliff.
Während Diamanten bereits seit Jahrhunderten zu Brillanten geschliffen werden, wurde der Princess-Schliff erst im 20. Jahrhundert kreiert.
Die Anfänge des Princess-Schliffs liegen in London. Der in den britischen Hauptstadt ansässige Diamantenschleifer Arpad Nagy arbeitete 1961 an einem quadratischen Schliff, der im Laufe der Jahre zum Princess-Schliff erweitert und vollendet wurde. Der Prototyp, welcher der heutigen Definition eines Princess-Schliffs entspricht, stammt aus den Händen von Israel Itzkowitz und Betazel Ambar, die einen Diamanten im Princess-Schliff der Weltöffentlichkeit erstmals im Jahr 1979 präsentierten.
Der Name Princess-Schliff wurde aufgrund der außergewöhnlichen, prunkvollen Optik des Schliffs gewählt, die den Juwelen von Prinzessinnen würdig ist.
Der Princess-Schliff wird als ein modifizierter, d.h. abgewandelter Brillantschliff mit quadratischer Grundform beschrieben. In der Gemmologie wird der Princess-Schliff deshalb auch als ein Fancy Cut definiert. Der Begriff Fancy Cut fasst demnach alle Schliffe zusammen, die kein Brillantschliff sind.
Der Schliff vereint sowohl Elemente, die für den runden Brillantschliff als auch für quadratische bzw. rechteckige Schliffe, bspw. Smaragdschliff oder Baguetteschliff, typisch sind.
In der Aufsicht ist der Princess-Schliff quadratisch, kann aber auch geringfügig rechteckig gearbeitet sein. Genau wie beim Brillantschliff weist der Princess-Schliff folgende Merkmale auf:
In der Seitenansicht wird die Nähe bzw. Verwandtschaft zum Brillantschliff besonders deutlich, insofern Brillanten und Steine im Princess-Schliff einer umgedrehten Pyramide gleichen.
Neben der quadratischen Grundform ist eine weitere Besonderheit die Gestaltung der Facetten im Pavillon. Wie ein vierstrahliger Stern laufen mehrere trapezförmig gearbeitete Facetten von den vier Ecken ausgehend in das Zentrum, sodass ein aufgefächertes X entsteht.
Die Anzahl der Facetten des Princess-Schliffs beträgt 57, in einigen Fällen werden auch 76 Facetten gezählt.
Der Princess-Schliff rangiert auf Platz 2 der populärsten Schliffe für Diamanten, die vor allem in Verlobungsringe eingefasst werden.
Ebenso wie beim Brillantschliff wird beim Princess-Schliff die Dispersion von Diamanten optimal betont. Das Licht wird an den vielen Facetten gebrochen und in die Spektralfarben des Lichts zerlegt, sodass der Diamant förmlich leuchtet und feurig wirkt.
Kleinere Makel wie Einschlüsse von anderen Mineralien, Gasen oder Flüssigkeiten, wirken sich dabei nicht negativ auf die Brillanz der Edelsteine aus. Aufgrund der Viehzahl von Facetten werden minimale Fehler im Stein verborgen, sodass für den Princess-Schliff nicht nur lupenreine, sondern auch augenreine Diamanten in Frage kommen.
Ein Vorteil des Princess-Schliffs gegenüber dem Brillantschliff ist die optische Größe der geschliffenen Diamanten. Ein runder Diamant-Brillant wirkt neben einem Diamanten im Princess-Schliff trotz gleicher Karatzahl kleiner. Die eckige Form täuscht einen größeren Stein vor.
Ebenso vorteilhaft ist der geringere Materialverlust beim Schleifen. Beim Bearbeiten von Rohdiamanten und anderen Mineralien ist es nicht unüblich, dass bis zu 60 % des Ausgangsmaterials verloren gehen.
Diamanten kristallisieren im kubischen Kristallsystem. Unbelassene, nicht geschliffene Diamanten weisen die Gestalt einer doppelten Pyramide auf, die damit geradezu prädestiniert für den eckig-geometrischen Princess-Schliff ist. Unbewußt orientiert sich der Princess-Schliff an der natürlichen Form der Diamant-Kristalle, sodass beim Schleifen und Poliren vergleichsweise wenig hochkarätiger Schleifabfall entsteht.
Während bei Brillanten mit bis zu 50 % an Gewichtsverlust zu rechnen ist, sind es beim Princess-Schliff durchschnittlich 20 %.
Der Princess-Schliff ist jedoch nicht nur Diamanten vorbehalten; auch andere klare Edelsteine oder Farbedelsteine von durchsichtiger Transparenz werden zu Princess-Steinen verarbeitet, genau wie Edelstein-Imitationen aus Strass oder Zirkonia sowie synthetische Edelsteine.
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Quellen:
⇒ www.leibish.com - The Meaning of Princess Cut Diamonds
⇒ https://4cs.gia.edu - How to select a Princess Cut Diamond
⇒ Smith, George Frederick Herbert (1912): Gem-stones and Their Distinctive Characters. Methuen & Co. LTD. 36 Essex Street W.G. London
⇒ Schumann, W. (2017): Edelsteine und Schmucksteine: alle alle Arten und Varietäten; 1900 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Newman GG, Renée (2016): Gemstone Buying Guide. International Jewelry Publications,U.S.; Auflage: Revised
Letzte Aktualisierung: 23. Februar 2024