Vor allem bei königlichen Hochzeiten sieht man sie: kostbare, opluent gestaltete Schmuckstücke, die über und über Edelsteinen besetzt sind: Juwelen.
Der Begriff Juwel stammt aus dem Altfranzösischen, wobei die Vokabel joel simpel mit Schmuck übersetzt wird.
Daran angelehnt werden unter dem Namen Juwelen geschliffene Mineralien und Edelsteine zusammengefasst, die als Schmuck (Diademe, Ketten, Tiara, usw.) in diverse Edelmetalle wie Gold, Silber, Palladium, Rhodium und Roségold eingefasst sind, oder mit den Worten von Georg Gottfried Strelin (1750 bis 1833) aus dem Jahr 1788: "Juwelen nennet man Edelsteine und Perlen, und die damit besetzten Kleinode und Geschmeide".
Die Definition von Juwelen, dass es sich um mit einem Schliff versehene und in Schmuckstücke eingefasste Mineralien handelt, lässt sich auch auf Perlen ausweiten.
Zudem werden teilweise auch lose geschliffene Edelsteine als Juwelen bezeichnet.
Der Mineralogie Karl Emil Kluge (1830 bis 1864) unterschied seinerzeit Juwelen-Edelsteine 1., 2. und 3. Ranges in Abstufung der Härte der jeweiligen Steine.
Edelsteine 1. Ranges sind laut Kluge "ausgezeichnet durch grosse Härte (...) und Politurfähigkeit, hohes spezifisches Gewicht, prächtige Farben und Klarheit, verbunden mit starkem Glanze (Feuer) und Seltenheit des Vorkommens in schleifwürdigen Exemplaren". Die "grosse Härte" spezifiziert er als Steine der Mohshärte von 8 bis 10 und nennt Diamant, Rubin, Saphir, Chrysoberyll und Smaragd als Beispiel.
Juwelen 2. Ranges sind Mineralien der Härte 7,5 bis 8 wie Beryll, Topas, Turmalin und Pyrop/Granat. Kluge führt als Ausnahme in dieser Kategorie auch den weicheren Opal an.
Edelsteine des 3. Ranges liegen aufgrund der Eigenschaften im "Uebergang zu Halbedelsteinen". Die Mohshärte von 5,5 bis 7,5 weicht damit von der Edelsteinhärte (Mohshärte höher als 7) ab, allerdings überzeugen an dieser Stelle die Kriterien Schönheit und Seltenheit, wie bspw. bei Türkis, Vesuvian, Iolith/Dichroit, Axinit, Disthen/Kyanit, Andalusit und Epidot.
Schmuck, der mit Diamant- und anderen Edelsteinimitationen wie Strass, Zirkonia oder Hydroquarz designt wurde, zählt demnach nicht zu den Juwelen. Als Edelsteine werden lediglich Mineralien natürlichen Ursprungs erfasst, deren Mohshärte höher als 7 ist. Strass, Zirkonia und Hydroquarz sind im Labor gezüchtete Kristalle.
Viele der bekanntesten Edelsteine wurden in der Vergangenheit in Kronjuwelen eingefasst; nicht nur europäische Königshäuser verfügen über umfangreiche Juwelensammlungen, auch in Asien sind Juwelen mit berühmten Edelsteinen beheimatet. So ist bspw. der weiße Diamant Koh-i-Noor Teil der Krone von Königin Elizabeth. Der Diamant Cullinan ist der größte Diamant, der jemals entdeckt wurde. Der 3.106,75 Karat schwere weiße Diamant wurde in 105 Einzeldiamanten zerlegt, von denen einige in die britischen Kronjuwelen eingefasst wurden.
Der braune Diamant Golden Jubilee ist Teil der thailändischen Kronjuwelen und der blaugrüne Orlow-Diamant zierte einst das Zepter von Katharina II.; heute zu sehen im Moskauer Kreml.
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Quellen:
⇒ Strelin, G. G. (1788): Juwelen. IN: Realwörterbuch für Kameralisten und Oekonomen
⇒ Kluge, K. E. (1860): Juwelen oder eigentliche Edelsteine. IN: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie
⇒ Maier´s Handlexikon (1881): Edelsteine. IN: Handlexikon des ganzen kaufmännischen Wissens · Band 1
⇒ Bauer, M. (1896): Specielle Edelsteinkunde. IN: Edelsteinkunde. Eine allgemein verständliche Darstellung der Eigenschaften, des Vorkommens und der Verwendung der Edelsteine, nebst einer Anleitung zur Bestimmung derselben für Mineralogen, Steinschleifer, Juweliere, etc · Band 1
Letzte Aktualisierung: 19. Januar 2024