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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 23.04.2024


Kyanit

Kyanit - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: kyanite, cyanite | französisch: disthéne


Inhaltsverzeichnis Kyanit


kyanit Foto
Kyanit

Kyanit und Disthen: Ein Mineral mit zwei Namen

Die erste Erwähnung des Minerals Kyanit stammt aus dem Jahr 1790 und geht auf den deutschen Mineralogen Abraham Gottlob Werner (1749 bis 1817) zurück. In seinen Aufzeichnungen "Aeussere Beschreibung des Cyanits" geht er detailliert auf die mineralogischen Eigenschaften von Kyanit ein. Werner ist zudem der Name Kyanit zu verdanken, den er in Anlehnung an die cyanblaue Farbe Kyanit wählte.

Der Name Disthen ist dem René-Just Haüy (1743 bis 1822, französischer Mineraloge) zu verdanken, der sich bei der Namensfindung 1801 auf eine besondere Eigenschaft des Minerals bezog: Disthen weist zwei unterschiedliche Mohshärten in verschiedenen Richtungen auf (griech.: di = zwei, sthenos = Stärke).


Eigenschaften von Kyanit

Kyanit ist mit der chemischen Zusammensetzung Al2O(SiO4) ein Vertreter der Mineralklasse der Silikate.

Kyanit kristallisiert dem triklinen Kristallsystem folgend und bildet langsäulige, flachtafelige Kristalle, die häufig gerieft bzw. gestreift sind und zu Kristallzwillingen miteinander verwachsen sind. Die Aggregate des Minerals sind strahlig bis blättrig oder massig-derb bzw. besteht Kyanit - mit den Worten des Chemikers Johann Friedrich Gmelin (1748 bis 1804) - "aus sehr dünnen (...) und unter einander, oder gleich- oder büschelförmig aus einander laufenden Strahlen".

Disthen bzw. Kyanit zeichnet sich durch eine vollkommene Spaltbarkeit aus, der Bruch ist faserig-spröde. Die Transparenz von Kyanit variiert zwischen durchsichtig, durchscheinend und undurchsichtig. Der Glanz des Minerals ist glasartig bis matt; auf frischen Spaltflächen ähnelt der Glanz dem von Perlmutt.

Kyanit weist zwei verschiedene Mohshärten in einem Kristall auf: in der Vertikalen beträgt die Härte 4 bis 4,5 und in der horizontalen Richtung beläuft sich die Härte auf 6 bis 7.
Die Härte von Mineralien wird in der Mineralogie der Einteilung des deutschen Mineralogen Friedrich Christian Mohs (1773 bis 1839) folgend in zehn Härtestufen unterschieden – beginnend mit sehr weichen Mineralien (z.B. Talk, Mohshärte 1) aufsteigend zu den harten und dem härtesten Mineral der Welt (Mohshärte 10, Diamant). Im Regelfall besitzt jedes Mineral nur einen Härtegrad nach Mohs, der geringfügig abweicht, bspw. Quarz mit einer Härte von 6,5 bis 7.
Kyanit bzw. Disthen stellt mit zwei abweichenden Mohshärten eine Ausnahme dar und wird aufgrund der Härte als Schmuckstein definiert. In der Vergangenheit wurden alle Mineralien, die nicht das Kriterium der Edelsteinhärte (höher als Mohshärte 7) als Halbedelstein bezeichnet. Um das wertmindernde Image des Begriffs Halbedelstein abzulegen, wurde die Bezeichnung Schmuckstein eingeführt.
Die Dichte von Kyanit wird mit 3,53 bis 3,69 g/cm³ angegeben.

<Ohrring mit Kyanit
Ohrstecker mit Kyanit in Rohsteinqualität

Die Farbe von Kyanit

Wie bereits aus dem Namen Kyanit hervorgeht, ist die Farbe von Kyanit blau, das aber auch ins Blaugrüne (sog. Chromkyanit/Pfauen-Kyanit) und Graublaue übergehen kann. Teilweise ist die Farbe von Kyanit nicht gleichmäßig verteilt, sodass sich hellere, milchig-blaue Farbtöne mit kräftigeren Blaunuancen abwechseln und dem Mineral ein gestreiftes Aussehen verleihen.

Werner beschrieb die Kyanit-Farbe seinerzeit wie folgt: "wird theils von bläulichgrauer theils von milchweißer Farbe, und in beyden Fällen zugleich berlinerblau geflammt gefunden".

Bevor Kyanit als eigenständiges Mineral identifiziert wurde, hielt man es für eine Varietät verschiedener, anderer Mineralien. Hauptsächlich aufgrund der Farbe und der gerieften Kristalle. Der schottische Mineraloge und Geologe Robert Jameson ( 1774 bis 1854) führt im Kapitel „Kyanite, Disthen Spath“ in seinem Werk „A System of Mineralogy, in which Minerals are Arranged According to the Natural History Method“ aus dem Jahr 1820 Schörl, Mica, Talk und Feldspat auf, sodass Kyanit anfangs für violetten Schörl (violet schorl), blauen Glimmer (blue mica), blauen Talk (blue talc) und blauen Feldspat (skye-blue foliated felspar) gehalten wurde.

Neben der namensgebenden blauen Farbe kann Kyanit ebenso von gelber, rosa, schwarzer, brauner oder weißer Farbe sein.

Bedingt durch die blaue Farbe liegt die Verwechslung mit anderen blauen Mineralen nahe, insbesondere Tansanit, Aquamarin, Benitoit, Cordierit, Saphir, Dumortierit und Indigolith.
In historischen Mineralogiebüchern wird Kyanit auch im Zusammenhang mit dem Synonym Sappare genannt. Den Ursprungs dieses Wortes klärt Martin Heinrich Klaproth 1816 auf: "bloß durch die fehlerhafte Aussprache, eines gewissen James", der in Schottland Mineralien suchte und währenddessen einen saphirblauen Kyanit fand, den er "der blauen Farbe wegen, hat andeutend wollen, wie Sappare" nannte.

Die Strichfarbe von Kyanit – die Farbe, die entsteht, wenn ein Mineral über ein unglasiertes Porzellantäfelchen gestrichen wird – ist weiß.


Entstehung und Verbreitung von Kyanit

Disthen bzw. Kyanit ist ein Mineral metamorphen Ursprungs, gut zu erkennen anhand der Schieferung des Minerals.

Aufgrund der Tatsache, dass Kyanit unter Hochdruckbedingungen gebildet wird, dient das Mineral der Abschätzung des Metamorphosegrades (Leitmineral). Deshalb ist Kyanit als mineralischer Bestandteil in Metamorphiten zu finden, u.a. in Eklogit, Glimmerschiefer und Gneis.

Die Vorkommen von Kyanit sind mit zahlreichen anderen Mineralien vergesellschaftet, darunter bspw. Glimmer, Sapphirin, Kornerupin, Rubin und Saphir (Korund-Gruppe), Andalusit, Rutil, Staurolith und Zoisit.

Nennenswerte Kyanit-Vorkommen befinden sich unter anderem in Grönland; Skandinavien; Schottland; Irland; Frankreich; Deutschland; Zermatt, Tessin und Davos/Schweiz; Zillertal, Stubachtal, Gurktaler Alpen, Klagenfurt, Saualpe, Koralpe, Fischbacher Alpen, Mostviertel und Waldviertel/Österreich; Tschechien; Slowakei; Ukraine; Türkei; Tansania; Kongo; Naimbia; Südafrika; Afghanistan; Pakistan; China; Australien; Brasilien; Bolivien und in den USA.


disthen - Aufnahme des Minerals
Kyanit im Detail

Kyanit in Deutschland

Quelle: www.mindat.org

Bundesland Fundort
Baden-WürttembergGaggenau, Holzschlägermatte/Breisgau, Yach
Bayern Bad Berneck, Bodenmais, Hof, Kleinostheim, Konradsreuth, Marktschorgast, Oberkotzau, Pfaffenreuth, Schmelz, Weißenstein, Wunsiedel
Nordrhein-WestfalenDrachenfels/Königswinter, Finkenberg/Bonn, Niederbachem
Rheinland-PfalzHüttenberg/Glees, Wehr
Sachsen-AnhaltMichaelstein/Blankenburg
SachsenFreiberg, Pennig
Schleswig-HolsteinDithmarschen, Lübeck, Schuby


Verwendung und Bedeutung von Kyanit

Das Mineral Kyanit wird teilweise zu Schmuck verarbeitet. Der faserige Bruch und die unterschiedlichen Härten erschweren jedoch die Bearbeitung, weshalb Facettenschliffe weniger zur Anwendung kommen. Vielmehr wird Kyanit mit Glattschliffen wie zu Cabochons verarbeitet.

Zudem wird Kyanit für die Fertigung feuerfester und säureresistenter Produkte verwendet und als Heilstein gehandelt, wobei die Heilwirkung von Kyanit in wissenschaftlichen Studien nicht nachgewiesen werden konnte.


Nachweis von Kyanit

Kyanit löst sich, wenn auch nur schwer, in Fluorwasserstoffsäure auf.
Daneben weist Kyanit eine rote Fluoreszenz auf, genau wie der Pleochroismus vorhanden ist und intensiv in hell- bis dunkelblau, mitunter auch in weiß, erscheint.


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Auch interessant:



Quellen:
⇒ Werner, A. G. (1790): Aeussere Beschreibung des Cyanits. IN: Bergmännisches Journal. Dritter Jahrgang. Erster Band. Zweytes Stück. Februar 1790.
⇒ Gmelin, J. F. (1790): Cyanit, blauer Schörl. IN: Grundriß der Mineralogie
⇒ Jameson, R. (1820): A System of Mineralogy, in which Minerals are Arranged According to the Natural History Method. Vol. II. Edingburgh
⇒ Lenz, M.J.G. (1791): Mineralogisches Handbuch: durch weitere Ausführung des Wernerschen Systems. Hildburghausen.
⇒ Klaproth, M. H. (1816): Cyanit. IN: Chemisches Wörterbuch. A - E · Band 1
⇒ Doelter y Cisterich, C. A. (1893): Cyanit (Sapparé). IN: Edelsteinkunde. Bestimmung und Unterscheidung der Edelsteine und Schmucksteine. Die künstliche Darstellung der Edelsteine
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Schumann, W. (2017): Edelsteine und Schmucksteine: alle alle Arten und Varietäten; 1900 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
www.mindat.org - kyanite

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