Rund um den Globus sind etwa 1.300 Kyanit-Vorkommen bekannt. Ein Fundort hat sich allerdings seit der Entdeckung in den 1990er Jahren als Geheimtipp für Kyanite im schönsten Kornblumenblau herauskristallisiert: Nepal.
Als das Mineral Kyanit im Jahr 1790 erstmals beschrieben wurde, war es die Farbe, die die Namensgebung prägte. Kyanit wird aus dem Griechischen mit blauer Stein übersetzt, wobei der Name dem deutschen Mineralogen Abraham Gottlob Werner (1749 bis 1817) zu verdanken ist.
Seitdem hat sich Cyanblau als eigenständige Farbe mit hohem Wiedererkennungswert etabliert. Eine Farbe, die auch unter dem Begriff Kornblumenblau geführt wird, denn tatsächlich entspricht das Blau der Kornblume – botanisch: Centaurea cyanus – dem idealen Cyanblau.
Dabei ist Kornblumenblau nur eine der vielen Nuancen, die das Blau von Kyanit innehat. Ebenso typisch für Kyanit sind weißblau, himmelblau, graublau, tintenblau, violettblau oder saphirblau – ein Farbton, der in der historischen Literatur teilweise unter dem Eintrag Sapparé gelistet ist und in Anspielung an die farbliche Nähe zum Saphir gewählt wurde. Etwas weniger bekannt dahingegen sind Kyanite in rosa, gelb, braun und schwarz.
Im Jahr 1995 wurde in Nepal ein Kyanit-Vorkommen entdeckt, das vor allem in der Schmuckbranche für Begeisterung sorgte: Kyanit im intensivsten und strahlendsten Cyanblau.
Nachdem weitere Erkundungen abbauwürdige Ressourcen bestätigten, wurde 1999 mit der Gewinnung der blauen Steine begonnen. Die Fundorte Daha, Suneri und Jajarkot befinden sich mitten im Himalaya an der Grenze zu Tibet im Kali-Gandaki-Tal mitsamt gleichnamigen Fluss.
Die Entstehung der Himalaya-Kyanite reicht laut Iaccarino et al. weit in die Entwicklungsgeschichte der Erde zurück und ist eng mit der geologischen Vergangenheit des Himalayas verbunden. Alles begann vor etwa 55 bis 50 Mio. Jahren mit der Geburt des Himalayas, dem höchste Gebirge der Welt, als die Indische Platte auf die Eurasische Platte zudriftete. In den folgenden Jahrmillionen wurden die Gesteine der Region immer wieder tektonisch beansprucht, es kam zur Metamorphose bereits bestehender Gesteine und deren Mineralbestand. Neue Gesteine und Mineralien entstanden.
Das Zeugnis der Metamorphose ist unter anderem der kyanithaltige Gneis der Kali-Gandaki-Schlucht, dessen Entstehung bei Temperaturbedingungen von 710 bis 720 °C sowie einem Druck von 10.000 Bar stattfand. Parallel zur Entstehung des Kyanits entstanden weitere Mineralien, die sich als Haupt- und Nebengemengteile – die vorherrschenden mineralischen Bausteine von Gesteinen – im hiesigen Gneis wiederfinden, namentlich Quarz, Plagioklas/Feldspat, Biotit und Muskovit/Glimmer, Chlorit, Granat und Sillimanit sowie als akzessorischer Bestandteil mit einem Anteil von bis zu einem Prozent auch Turmalin, Pyrit, Xenotim, Apatit, Monazit, Zirkon, Rutil und Ilmenit.
Neben dem Farbton fasziniert der Kyanit aus Nepal aufgrund der Größe der Kristalle.
Entstehungsbedingt bzw. durch die vielfache tektonische Beanspruchung sind Kyanite oftmals sehr spröde und rissig, neigen zum Splittern und Zerbrechen. Große, gut erhaltene Kristalle sind eine Seltenheit.
Das zeigt sich auch in der Reinheit der Kristalle: Frakturen und Rissen beeinträchtigen die Reinheit. Im internationalen Vergleich weisen Kyanite aus Nepal zwar deutlich weniger Einschlüsse auf, doch auch hier wird ausgesiebt. Nur ein Bruchteil aller Steine, bei denen kleinere Makel nicht sofort ins Auge fallen, ist für die Herstellung von Schmuck geeignet.
Und auch hier wird viel Kenntnis und Erfahrung von den Edelsteinschleiferinnen und Edelsteinschleifern im Umgang mit Kyanit verlangt. Durch den spröden Charakter und weil Kyanit in verschiedene Richtungen unterschiedlich hart ist, kann das Schleifen und Facettieren mit viel Materialverlust einhergehen.
Wie bei allen Farbedelsteinen ist die Farbe das wertentscheidende Kriterium.
Kyanit wird im Gegensatz zu anderen Schmuck- und Edelsteinen nur selten im Nachhinein nur selten aufgebessert, da die gängigen Techniken zur Optimierung der Farbe und Reinheit bei Kyanit nur bedingt anwendbar sind. Bis auf Brennen zur Intensivierung der Farbe und oberflächliches Ölen zur Steigerung des Glanzes werden keinerlei Schönheitsbehandlungen bei Kyaniten vorgenommen. Abhängig von der Intensität der Farbe und der Anzahl möglicher Einschlüsse oder Fehler im Kristall liegt der Preis für nepalesischen Kyanit in einem mittleren Blau mit wenigen Einschlüssen bei rund 70 Euro pro Karat, während Kyanit in helleren Blautönen und deutlichen Einschlüssen für 20 bis 40 pro Karat angeboten wird.
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