Indigolith
englisch: indicolite | französisch: indigolite
Indigolith – Blauer Turmalin
Der Begriff Indigolith wird erstmals im Jahr 1800 in der Literatur erwähnt. Der brasilianische Mineraloge José Bonifácio de Andrada e Silva (1763 bis 1838) beschreibt in seinen Ausführungen zum „Indicolit“ das Mineral genauer: „Die Farbe ist dunkel indigblau, im Bruche etwas lichter, schon ins Himmelblau übergehend“ - wobei indigoblau ein tiefblauer, nahezu schwarzer Farbton definiert wird.
Da Indigolith eine Varietät der Turmalingruppe ist, ist teilweise anstelle von Indigolith auch der Name Blauer Turmalin üblich.
Eigenschaften von Indigolith
Indigolith ist mit der chemischen Zusammensetzung Na(Li1,5Al1,5)Al6(Si6O18)(BO3)3
Indigolith kristallisiert dem trigonalen Kristallsystem folgend. Die Kristalle von Indigolith zeichnen sich durch eine langsäulige, stengelige oder nadelförmige Gestalt aus, teilweise sind die Kristalle auch gerieft, d.h. mit Streifen in Längsrichtung versehen.
Das Turmalin-Mineral weist einen glasartigen, fettig oder matten Glanz bei durchscheinender bis undurchsichtiger Transparenz auf. Die Spaltbarkeit ist bei Indigolith nicht vorhanden, der Bruch ist splittrig.
Mit einer Mohshärte von 7 bis 7,5 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem deutschen Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839) zählt Indigolith zu den sehr harten Mineralien, die das Kriterium der Edelsteinhärte erfüllen. Die Dichte der blauen Elbait-Varietät beträgt 3 bis 3,2 g/cm3.
Die Farbe von Indigolith
Neben der namensgebenden indigoblauen Farbe zeichnet sich Indigolith durch eine Farbvielfalt aus, die von hellen Blautönen bis hin zu grünstichigen Exemplaren und Steinen, die dunkelblau sind, reicht.
Der deutsche Mineraloge Carl Hartmann (1796 bis 1863) beschreibt die Farbe von Indigolith als: „Berliner-, lasur-, indig- und schwärzlichblau bis bläulichschwarz“. Sein Kollege Cornelius August Doelter y Cisterich (1850 bis 1930) ergänzt um "smalteblaue, grünblaue" Kristalle.
Mitunter ist die Farbe von Indigolith nicht gleichmäßig, sondern zonar verteilt, d.h. hellere und dunklere Lagen wechseln sich in einem Kristall ab. Bei Mineralien mit ungleichmäßiger Farbverteilung, zu hellen oder zu dunklen Farbtönen findet in vielen Fällen eine Farbkorrektur mittels verschiedener Methoden (z.B. Brennen oder Bestrahlung) statt. Indigolith ist dahingehend eine seltene Ausnahme, insofern keine „Schönheitsbehandlung“ Anwendung findet.
Bedingt durch die Farbe sieht Indigolith einigen Mineralien ähnlich, allen voran die himmelblauen Kristalle können leicht mit Paraiba-Turmalin, Apatit oder Aquamarin verwechselt werden – daher auch das Synonym Aqualith für sehr hellblaue Indigolithe.
Bei grünblauem Indigolith liegt die Verwechslung mit Verdelith (alias grüner Turmalin) nahe. Im direkten Vergleich dominiert bei Indigolith der blaue Oberton.
Dunklere Blautöne des Minerals gleichen u.a. Kyanit und Iolith. Klemens Merck zieht 1876 den Vergleich mit der blauen Korund-Varietät Saphir: „so heißt der Indigolith, der sich in Brasilien im Sande von Flüssen findet, brasilianischer Saphir“, wobei die Farbe laut Doelter y Cisterich der blauen Turmaline aus Villa Rica in Brasilien "oft blassblau" ist.
Die Strichfarbe von Indigolith – der pulverisierte Abrieb, der entsteht, wenn ein Mineral über ein unglasiertes Porzellantäfelchen gestrichen (Strichtafel) wird – ist weiß.
Entstehung und Verbreitung von Indigolith
Indigolithe sind Mineralien magmatischen Ursprungs, deren Vorkommen vor allem an Pegmatite gebunden sind (siehe "Die Entstehung von Mineralien").
Zu den Mineralien, die häufig am selben Fundort wie Indigolith vorkommen, zählen unter anderem Rauchquarz und Bergkristall/Quarz, Lepidolith und Muskovit/Glimmer, Topas, Schörl und Rubellit/Turmalin, Cookeit, Roscherit, Cleavelandit und Albit/Feldspat.
Nennenswerte Fundorte des blauen Minerals befinden sich unter anderem in Deutschland (Erzgebirge), Russland, Tschechien, Österreich, Italien, Afghanistan, Pakistan, Nigeria, Namibia, Mosambik, Sri Lanka, Japan, Brasilien (Mutuca-Indigolith, Golconda-Turmalin) sowie in den USA.
Verwendung und Bedeutung von Indigolith
Unter allen Turmalienfarben sind Indigolithe sind seltensten Steine. Eine Tatsache, die sich im Preis von Indigolith niederschlägt. Abhängig von der Qualität des blauen Turmalins (Farbe, Reinheit bzw. Einschlüsse und Schliff) variiert der Wert zwischen 250 bis 800 € pro Karat Indigolith.
Auch wenn Indigolith in den vergangenen Jahren zunehmend als Anlageedelstein interessant geworden ist, wird der Großteil aller Indigolithe der Schönheit wegen zur Schmuck verarbeitet. Bei kristallklaren, reinen Indigolithen finden Facettenschliffe wie Tropfenschliff, Ovalschliff, Marquiseschliff, Baguetteschliff, Smaragdschliff, Oktagonschliff, Cushion-Schliff oder Trillantschliff Anwendung, während vergleichsweise trübe Steine mit Einschlüssen zu Cabochons geschliffen werden
Mehr zum Thema: Die Farben von Turmalin:
- Verdelith - Grüner Turmalin
- Gelber Turmalin, Tsilaisit und Manganturmalin
- Wassermelonenturmalin - Turmalin mit Farbzonierung in grün und rot
- Schwarzer Turmalin alias Schörl
- Paraiba-Turmalin - Neon-blaugrüner Turmalin aus Brasilien
- Rubellit bzw. Rosa Turmalin
Auch interessant:
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Quellen:
- d`Andrada, J. (1800): Indicolit. Kurze Angabe der Eigenschaften und Kennzeichen einiger neuen Fossilien aus Schweden und Norwegen, nebst einigen chemischen Bemerkungen über dieselben. IN: Allgemeines Journal der Chemie: Vierter Band, Band 4, herausgegeben von Alexander Nicolaus Scherer
- Merck, K. (1876): Neuestes Waaren-Lexikon für Handel und Industrie: Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse, namentlich der Kolonial-, Material-, Drogerie- und Farbwaaren, Mineralien- und Bodenprodukte, chemisch-technischer und anderer Fabrikate
- Hartmann, C. (1841): Die Wunder der Erdrinde: Gemeinfaßliche Darstellung der Geologie und Mineralogie
- Kunz, G. F. (1892): Tourmaline. IN: Gems and Precious Stones of North America
- Doelter y Cisterich, C. A. (1893): Indigolith. IN: Edelsteinkunde. Bestimmung und Unterscheidung der Edelsteine und Schmucksteine. Die künstliche Darstellung der Edelsteine
- Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
- Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
- Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
- Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
- Matthes, S. und Okrusch, S. (2014): Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springer Verlag Berlin Heidelberg
- Schumann, W. (2020): Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten 1900 Einzelstücke. BLV, ein Imprint von GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH
- www.mindat.org - Indicolite