Viele Mineralien werden automatisch mit bestimmten Farben in Verbindung gebracht. Amethyste sind violett. Rosenquarz ist rosa. Rubine sind rot. Smaragde sind grün und Saphire sind von blauer Farbe. Ein Mineral, das mit einer scheinbar endlosen Farbvielfalt aufwartet, sind Turmaline.
Den einen Turmalin gibt es nicht. Vielmehr handelt es sich bei Turmalinen um eine Reihe von Mineralien (sog. Turmalingruppe, die sich durch eine ähnliche chemische Zusammensetzung, einen miteinander vergleichbaren Aufbau der Kristalle sowie ähnliche physikalische wie auch chemische Eigenschaften auszeichnen.
Die Formel, mit der die Zusammensetzung von Turmalin beschrieben wird, ist deshalb allgemein gehalten: XY3Z6[(BO3)3T6O18(OH,F,O)4], wobei X für Calcium, Natrium oder Kalium steht. Y wird durch Magnesium, Lithium, Aluminium, zwei- oder dreiwertiges Eisen ersetzt. Z wird mit Aluminium, Magnesium, Chrom, Vanadium oder dreiwertigem Eisen gleichgesetzt und T steht für Silicium, Aluminium, Bor oder Beryllium. Je nachdem, um welches Turmalin-Mineral es sich handelt, variiert die Zusammensetzung.
Aufgrund der chemischen Bestandteile werden Turmaline den Silikatmineralien zugeordnet.
Die Turmalin-Reihe umfasst insgesamt 33 Mineralien, die von der International Mineralogical Association (IMA) anerkannt sind. Hinzu kommen Varietäten der einiger Turmalin-Vertreter.
Turmaline weisen einen glasartigen Glanz bei durchsichtiger bis undurchsichtiger Transparenz auf. Der Bruch des Minerals ist muschelig bis uneben, die Spaltbarkeit ist unvollkommen. Mit einer Mohshärte von 7 bis 7,5 zählen Turmaline zu den harten Mineralien, die das Prädikat der Edelsteinhärte tragen. Die Dichte von Turmalin schwankt zwischen 2,82 und 3,26 g/cm³.
Farbe | Turmalin-Varietät |
---|---|
farblos | Achroit |
gelb | Kanarienturmalin |
rot, rosa | Rubellit, Rossmanit, Olenit |
violett | Siberit |
grün | Verdolith, Vanadiumdravit, Chromolith |
türkis | Paraiba-Turmalin |
blau | Indigolith |
grau | Aphrizit |
braun | Uvit, Povondravit, Dravit, Buergerit |
schwarz | Schörl |
Das Mineral Turmalin existiert nicht nur in einer Farbe. Das verdeutlicht bereits der aus dem Singhalesischen stammende Name, der mit farbenfroher/bunter Stein übersetzt wird.
Die Farbvielfalt von Turmalinen ist groß. Neben farblosen Steinen sind auch gelbe, rote, rosafarbene, violette, blaue, grüne, türkisfarbene, graue, braune und schwarze Exemplare bekannt.
Die Auswahl der Farben, die Turmaline aufweisen, findet sich nur bei wenigen Mineralien wieder. Die Bandbreite der Farben ist mit der von Quarz (z.B. Bergkristall, Rosenquarz, Rauchquarz, Amethyst, Citrin, Prasem), Spinell oder Diamanten, speziell Fancy Diamanten, vergleichbar.
Die Ursache der verschiedenen Turmalinfarben liegt in chemischen Bestandteilen des Minerals begründet. Allen voran Lithium, Kupfer, Magnesium und Chrom sind farbgebende Elemente von Turmalin. Bei rosafarbenen und farblosen Turmalinen hingegen ist die Farbe das Ergebnis von natürlicher Strahlung während oder nach der Entstehung des Minerals.
Katzenaugen-Turmaline oder auch Chatoyance-Turmaline gibt es in rosa und grün sowie zweifarbig in rosa-grün.
Zu den auffälligsten Merkmalen von Katzenaugen-Turmalinen gehören der seidenartige Glanz und schlitzartige Lichteffekt im Zentrum des Minerals, der an die Pupillen von Katzen erinnert.
Neben einfarbigen Turmalinen können Turmaline auch zwei oder mehr Farben in einem Kristall aufweisen. Die Farben sind schichtartig angeordnet oder auch ringförmig.
Mohrenkopf-Turmaline zeichnen sich durch eine schwarze Kristallspitze bzw. ein dunkles Kristallende aus, während der restliche Kristall von hellerer Farbe – rosa, hellbraun, grün oder gelb – ist.
Der Name Wassermelonenturmalin ist an die Ähnlichkeit mit Wassermelonen angelehnt. Wassermelonenturmaline weisen einen roten, inneren Kern auf, dem teilweise ein dünner, weißer Rand folgt und der von einem grünen, äußeren Ring abgeschlossen wird.
Zweifarbige Turmaline oder Bicolor-Turmalin und Parti-Turmalin sind durch zwei Farben geprägt, sodass der Eindruck entsteht, der Kristall wurde aus verschiedenfarbigen Einzelkristallen zusammengesetzt. Bei einigen Bicolor-Turmalinen ist die Grenze zwischen den einzelnen Farben haarscharf, bei anderen zweifarbigen Turmalinen wirkt der Übergang wie „weichgezeichnet“ oder verschwommen.
Für einige Turmaline haben sich auf dem Edelsteinmarkt Namen eingebürgert, ohne dass es sich tatsächlich um Varietäten oder „neue“ Turmaline handelt.
Vielmehr liegt hinter der Bezeichnung von Turmalinen mit Regionalbezug die Intention, das Exklusive jener Turmaline zu unterstreichen.
Itatiaia-Turmalin, Pirineu-Turmalin, Santa Rosa-Turmalin, Kunar-Valley-Turmalin, Shimoyo-Turmalin, Cruzeiro-Turmalin, Morro Redondo-Turmalin, Nigerianischer Turmalin und Namibia-Turmalin sind nur einige Beispiele, wie mit dem Namen gespielt wird. Von der IMA sind diese regionalen Varietäten als Mineral nicht bestätigt, da hinter dem jeweiligen Mineral ein bereits gelisteter Turmalin steht (bspw. Cruzeiro-Turmalin = Rubellit).
Quellen:
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
- www.mindat.org - tourmaline
Letzte Aktualisierung: 9. November 2021