Strass ist kein Mineral, das man so in der Natur findet. Für die Herstellung von Strass kommen jedoch Mineralien zu Einsatz. Doch was ist Straß bzw. Strass?
Der Name Strass (veraltet Straß) geht auf den gleichnamigen französischen Goldschmied George Frédéric Strass (1701 bis 1773) zurück.
Im Jahr 1734 gelang ihm das Experiment, aus mineralischen Rohstoffen einen Stein zu fertigen, der künftig als Diamantimitation oder zur "Nachahmung von Edelsteinen" (Ure, 1841) dienen sollte.
Die Qualität der von Strass hergestellten Strasssteine überzeugten seiner zeit sogar Ludwig XV. (1710 bis 1774), König von Frankreich, sodass Strasssteine als Imitation von Diamanten neben echten Edelsteinen Platz in den Kronjuwelen fanden.
Strass ist ein von Menschenhand geschaffenes Produkt, das aus Bleiglas besteht.
Der Vorgänger von Strass ist Glasfluss, der in sich vor allem in der Schmuckbranchen in mannigfaltigen Farben einen Namen als Blaufluss, Grünfluss, Goldfluss oder Purpurfluss gemacht hat. Der Begriff Fluss steht in der Glasmacherkunst für eine flüssige Glasschmelze, der färbende Metalloxide hinzugefügt werden. Die ersten farbigen Glasflüsse wiederum wurden in Murano bei Venedig in Italien im 17. Jahrhundert hergestellt.
In der Glasherstellung hat sich vor allem Quarz als mineralischer Rohstoff etabliert. Neben dem Oxidmineral kommen aber auch silikatische Komponenten (bspw. Feldspäte) zum Einsatz.
Um Strasssteine herzustellen, werden die Bestandteile von Strass zunächst pulverisiert und mit mit Bleioxiden (sog. Bleimennige, Pb3O4, rotes Pulver) zwecks Erhöhung Härte und Steigerung der Materialstabilität versetzt. Die Mischung wird anschließend erhitzt oder einer Druckbehandlung ausgesetzt, damit sich die „Zutaten“ miteinander verbinden und als Glas aushärten.
Die fertigen Strasssteine können nun wie jedes andere Mineral geschliffen werden. Genau wie bei Zirkonia kann Strass in jeder beliebigen Farbe hergestellt werden, sodass es für fast jedes Mineral ein Pendant aus Strass gibt.
"Mineralfarbe" | Farbzusatz |
---|---|
Amethyst - violett | Mangansuperoxid, Kobaltoxid, Goldpurpur |
Aquamarin - blau | Antimonglas, Kobaltoxid |
Granat - rot | Antimonglas, Goldpurpur, Manganoxid |
Rubin - rot | Mangansuperoxid |
Saphir - blau | Kobaltoxid |
Smaragd - grün | Kuperoxid, Chromoxid |
Topas - gelb | Eisenoxid |
In einigen Fällen wird an der Unterseite der Strasssteine Folie angebracht, um die Brillanz von Strass im Licht zu steigern.
Ebenfalls gängig ist das als Physikalische Gasphasenabscheidung/Physical Vapour Deposition bekannte Dampfverfahren, bei auf die geschliffenen Steine eine hauchdünne Schicht aus Gold oder Titan mittels Dampf aufgebracht wird. Im Ergebnis präsentieren sich bedampfte Strasssteine in einem metallisch blauen oder regenbogenfarbenen Farbspiel.
Das gleiche Verfahren findet bei Mystik-Topas, Regenbogenbergkristall und Aqua Aura-Bergkristall Anwendung.
Strass wurde ursprünglich als kostengünstige und dauerhaft verfügbare Alternative zu Diamanten entwickelt. Im Vergleich zu Zirkonia – ebenfalls ein Kunstkristall – ist der Preis von Strass wesentlich günstiger.
Neben der chemischen Zusammensetzung unterscheiden sich Strass und Diamanten wesentlich in Hinblick auf den Glanz und die Härte. Für den von Diamanten typischen Glanz wurde in der Mineralogie eigens eine eigene Glanzkategorie eingeführt: Diamantglanz. Nur wenige Mineralien sind diamantenem Glanz, wobei Zirkonia diesem sehr nahe kommt.
Ebenfalls einzigartig ist die Härte von Diamanten. Auf der in der Mineralogie gängigen Skala der Mohshärte nach dem deutschen Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839) werden alle weltweit über 5300 bekannten Mineralien von Härtegrad 1, sehr weich, bis 10, sehr hart, eingeordnet. Das härteste, auf der Erde bekannte Mineral ist der Diamant. Die Mohshärte von Strass bewegt sich im Rahmen zwischen 5 und 6, vergleichbar mit den Mineralien der Quarzgruppe wie z.B. Amethyst, Bergkristall, Citrin, Rosenquarz, Achat, Tigerauge oder Opal.
Diamanten zählen zu den exquisiten und teuersten Edelsteinen auf der Welt. Abhängig von der Qualität, die sich aus dem Zusammenspiel von Farbe, Reinheit, Gewicht in Karat und Schliff ergibt, kann der Preis von besonders hochwertigen Diamanten im sechsstelligen Bereich oder mehr liegen.
Strass hingegen ist ein Cent-Artikel, weshalb Strass vor allem für Modeschmuck in Ohrringen, Ketten, Ringen und Armbändern und als funkelndes Accessoire an Kleidung, Taschen oder Schuhen verwendet wird.
Dass es sich bei den funkelnden Steinen um Strass handelt, wird vor allem anhand der Synonyme Glaskristall, Bleiglaskristall, Rheinkiesel, Rhinestone oder Simili deutlich. Swarovski-Kristalle bestehen ebenfalls aus Strass.
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Quellen:
⇒ Ure, A. (1841): Glasflüsse. IN: Technisches Wörterbuch, oder, Handbuch der Gewerbskunde: Band. H-P
⇒ Schröder, G. (1843): Straß, fr. Stras (Glassteine). IN: Handbuch für Zollbeamte und Steuerpflichtige
⇒ Wagner, J. R. (1866): Strass. IN: Die chemische Technologie nach dem gegenwärtigen Standpunkte der Theorie und Praxis der Gewerbe
als Leitfaden bei Vorlesungen an Universitäten, technischen Lehranstalten, sowie zum Selbstunterricht
⇒ Schumann, W. (2017): Edelsteine und Schmucksteine: alle alle Arten und Varietäten; 1900 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
Letzte Aktualisierung: 17. Dezember 2021