Dass Edelsteine oftmals sehr hochpreisig sind, liegt nicht am Stein per se. In den Preis fließen neben der Qualität von Farbe und Reinheit auch das Gewicht und der Schliff als objektive Größen mit ein. Auch wenn durch das Schleifen der Rohsteine bis zu 60 Prozent an Material verloren gehen, wird der Verlust gerne in Kauf genommen, insofern der Schliff die Brillanz eines Edelsteins ungemein aufwertet. Ein Schliff, der vergleichsweise modern und nicht allzu häufig zu finden ist, ist der quadratische Carreeschliff
Der Name Carreeschliff stammt genau wie die Bezeichnungen Marquiseschliff, Brillantschliff, Baguetteschliff und Cabochonschliff aus dem Französischen. Die Vokabel carré wird mit Quadrat übersetzt.
Ein passender Name für diesen modernen Schliff, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts designt wurde. Das Merkmal des Carreeschliffs ist die perfekte Geometrie eines gleichseitigen Vierecks.
Das Hauptaugenmerk des Carreeschliffs liegt auf der zentralen Tafelfacette der Krone, dem oberen Teil des geschliffenen Steins, die gleichzeitig auch die größte Facette darstellt. Von der Tafel aus schließen sich länglich gearbeitete Facetten an, die von allen Seiten aus wie Treppen abgehen und dabei spiegelgleich sind.
Die Unterseite, Pavillon genannt, ist spitz zulaufend und ebenso minimalistisch gehalten wie das Oberteil. Auf viele Facetten wird zugunsten des Blicks in den Stein verzichtet, weshalb für den Carreeschliff vorrangig lupenreine Steine in Frage kommen. Einschlüsse, beispielsweise von Fremdmineralien, Gasen oder Flüssigkeiten, wären aufgrund der verhältnismäßig großen Facetten sofort zu erkennen.
Ein entfernter Verwandter des Carreeschliffs ist der Baguetteschliff – genau wie der Carreeschliff ein Schliff aus der Kategorie Stufenschliff, der sich allerdings aufgrund der länglichen Form deutlich vom Carreeschliff unterscheidet. Auch der Prinzessschliff sieht dem Carreeschliff auf den ersten Blick ähnlich. Ebenso eckig geschliffen, große Facetten in der Krone, das markante X von allen Ecken ausgehend, doch die Unterseite ist wesentlich facettenreicher, im wahrsten Sinne des Wortes.
Dennoch überzeugt der Carreeschliff in puncto Dispersion. Was heißt das übersetzt? Mit der Dispersion wird die Intensität des Farbenspiels in Edelsteinen angegeben, die beim Zerlegen von weißen Licht in Mineralien entsteht. Weit geläufiger ist die Bezeichnung Feuer. Jedes Mineral und auch Synthesen oder Imitationen wie Zirkonia verfügen über eine eigenen charakteristischen Dispersionswert. Mit dem optimalen Schliff, der das einfallende Licht ideal zerlegt, kann das Feuer zusätzlich gesteigert werden.
Dass der Carreeschliff nicht so oft in den Schmuckauslagen zu finden ist, hängt möglicherweise mit der Tatsache zusammen, dass die scharfen, rechtwinklig gearbeiteten Ecken abbrechen könnten. Eine Alternative zum Carreeschliff wären deshalb der Asscherschliff mit einer ebenfalls quadratischen Grundform oder aber der Radiantschliff, der in der quadratischen wie auch rechteckigen Version angeboten wird, durch die Unterseite, die Elemente des Brillantschliffs aufgreift, noch mehr an Feuer gewinnt, aber an den empfindlichen Kanten abgeschrägt wurde.
Für den Carreeschliff sind zwei Typen von Edelsteinen interessant: solche, die mit einer hohen Dispersion und Reinheit überzeugen, sowie Steine, deren klare Farbe im Fokus steht.
Wurden anfangs nur Diamanten zu Carrés geschliffen, findet sich der Carreeschliff heute auch bei Aquamarin/Beryll, Amethyst/Quarz, Verdelith/Grüner Turmalin, Peridot/Olivin oder Blautopas wieder.
Auch wenn die verschiedenen Schliffe nicht auf ein bestimmtes Schmuckstück festgelegt sind, wird der Carreeschliff vorzugsweise in Ringe eingesetzt – als Solitär oder mit seitlichen Begleitsteinen, und eignet sich bestens für Damen und Herren mit länglichen Fingern.
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