Kann man mit Edelsteinen reich werden? Diese Frage beschäftigt seit einiger Zeit viele, denen das Hobby Mineralien bislang fremd war. Farbedelsteine haben in den vergangenen Jahren nicht nur das Interesse von MineraliensammlerInnen geweckt. Auch als Investment werden Edelsteine zunehmend spannend, was die steigende Zahl der Händler, bei denen man Edelsteine kaufen kann, zeigt. Als Argument für Edelsteine als Kapitalanlage führen die Anbieter Vermögenskonzentration ohne Inanspruchnahme von Platz an und dass die Preise bestimmter Edelsteine binnen Jahren trotz Finanz- und Wirtschaftskrisen mitsamt Inflation und Wertverlust verlässlich steigen.
Inhaltsverzeichnis Farbedelsteine als Investment
8.000 US-Dollar für einen blauen Tansanitkristall? Fünf Millionen US-Dollar für einen weißen Diamanten, den einst Elizabeth Taylor gehörte? Mehr als zwölf Millionen Euro für einen rosafarbenen Diamanten?
Edelsteine sind nicht nur schön, sondern mitunter auch sehr, sehr teuer. Längst ist es keine Ausnahme mehr, wenn Edelsteine und Mineralien bei Auktionen zu astronomischen Preisen unter den Hammer kommen. Oftmals sind die versteigerten Objekte nur wenige Karat schwer – eine Käuferin oder ein Käufer findet sich trotzdem.
Allerdings wird man nicht bei allen Mineralien mit solch exorbitanten Rekordpreisen rechnen können. Ein Bergkristall, Amethyst oder Granat wird vermutlich niemandem hinter dem Ofen hervorlocken, wenn es darum geht, mit Mineralien ein Millionengeschäft machen zu wollen.
Vielmehr sind es seltene Mineralen von außerordentlicher Qualität, die für viel Geld den oder die EigentümerIn wechseln.
Trotzdem gibt es Bergkristalle, deren Wert auf 3,6 Mio. Euro geschätzt wird – eine hochkarätige Ausnahme. Im Gegensatz zu den o.g. Beispielen sind diese Kristalle richtige Schwergewichte. 2006 und 2006 machten die beiden Strahler (= Mineraliensucher) Franz von Arx und Paul von Känel einen Fund im schweizerischen Planggenstock: sie entdeckten 50 Bergkristalle, deren Gesamtgewicht mit zwei Tonnen angegeben wird; bisweilen kommt ein einzelner Kristall auf ein Gewicht von 300 kg.
Die Edelsteine a href="https://www.steine-und-minerale.de/elemente/d/diamant.html">Diamant, Aquamarin oder Topas wären in dieser Größenordnung unbezahlbar.
Das Beispiel der Bergkristalle vom Planggenstock zeigt, dass der Preis hier aufgrund der Größe der Kristalle und der Seltenheit des Fundes in jener Dimension zustande gekommen ist.
Dass das nicht auf alle Edelsteine gleichermaßen zutrifft, wird beim Vergleich der Preise von klassischen Edelsteinen deutlich – z.B. Diamant, Saphir, Rubin und Smaragd.
Neben dem Gewicht kommen vor allem qualitative Kriterien zum Tragen, um den Wert von Mineralien nach objektiven Maßstäben zu ermitteln, die sich in der Reinheit der Kristalle, der Farbe, dem Schliff und mitunter auch der Seltenheit, der geographischen Herkunft oder dem historischen Wert (siehe bspw. Cullinan Diamant oder Oppenheimer Blue) eines Steins ausdrücken.
Auf dem internationalen Edelsteinmarkt sind kristallklare, lupenreine Mineralien, die keinerlei Fehler oder Verunreinigungen im Kristall (z.B. Einschlüsse von Fremdmineralien, Gasen, Flüssigkeiten, Heilungsrisse, mikroskopisch kleine Frakturen) oder auf der Oberfläche aufweisen, am begehrtesten.
Ausnahmen gibt es dennoch, wenn beispielsweise Einlagerungen von anderen Mineralien im Mutterkristall optisch attraktive Effekte hervorrufen. So haben haarfeine Rutilnadeln in Quarz, Rubin oder Saphir den Sterneffekt/Asterismus zur Folge.
Bei farbigen Edelsteinen und Mineralien gilt zudem die Devise: wenn die Farbe besonders intensiv und gleichmäßig im Stein verteilt ist, führt das zu Bonuspunkten in der A-Note. Zwar kann die Farbe durch nachträgliche Veredelung durch diverse Verfahren (Brennen, Ummanteln, Ölen, Wachsen oder Bestrahlung) korrigiert oder intensiviert werden, doch unbehandelte Steine werden zu höheren Marktpreisen gehandelt als solche, die einer Schönheitsbehandlung unterzogen wurden.
Bei vielen Mineralien gilt „weniger ist mehr“.
Zahlreiche Mineralien kommen nur in Gestalt kleinster Kristalle vor, können aber im Preis mit hochkarätigen Steinen mithalten. Ein populäres Beispiel dafür sind rote Diamanten, die Kristalle von roten Diamanten sind selten schwerer als ein halbes Karat, dennoch werden Summen im Bereich von 30.000 bis 40.000 US-Dollar pro 0,10 Karat bezahlt. Der Grund für den hohen Verkaufswert: Die Farbe rot ist unter allen Farbdiamanten die seltenste und weltweit sind nur wenige Fundorte bekannt.
Der Faktor Schliff ist eine nicht unerhebliche Größe der Preisbildung. Erst mit dem optimal auf den Rohstein zugeschnittenen Schliff werden feinste Nuancen der Farbe betont und die Brillanz eines Kristalls unterstrichen.
Bei der Bewertung der Qualität eines Schliffs wird deshalb besonderes Augenmerk auf die Harmonie der Facetten gelegt. Wie sind die Proportionen ausgelegt? Überlagern sich die Facetten? Faktoren, die in den Preis von geschliffenen Steinen mit einfließen, auch wenn infolge der Verarbeitung mit Materialverlusten zu rechnen ist. Doch der Maximierung der Strahlkraft eines Minerals machen das Manko wett und steigern den Preis.
In puncto Wertanlage spielt demnach bei Farbedelsteinen nicht das Gewicht die tragende Rolle, sondern mit einem Anteil von bis zu 60 Prozent die Farbe, gefolgt von der Herkunft einiger Steine, insofern die Farbe einiger Vorkommen als qualitativ besonders schön und einzigartig gewertet wird.
Farbedelsteine rollen das Feld der Anlagesteine derzeit von hinten auf. Die größte Aufmerksamkeit in Hinblick auf Investitionen wurde bislang Diamanten zuteil.
Dass bei zahlreichen farbigen Edelsteinen in der jüngsten Vergangenheit eine Wertsteigerung zu beobachten ist, ist den Tatsachen zu verdanken, dass diese gerade in der Schmuckbranche en vogue sind und öffentlichkeitswirksam beworben werden. Gepaart mit der Seltenheit – Farbedelsteine sind im Vergleich zu Diamanten wesentlich seltener zu finden – wird u.a.
Rara sunt cara – Seltenes ist teuer
Aber nicht nur schöne Mineralien von überragender Qualität sind wertvoll und teuer, sondern auch seltene Mineralien, deren Vorkommen trotzdem reichhaltig sind, so dass sich ein kommerzieller Abbau lohnt.
Ein Beispiel, das in den vergangenen 20 Jahren einen wahrhaften Höhenflug erfahren hat und weltweit bekannt geworden ist, ist Tansanit.
Ein saphirblaues Mineral, das je nach Lichteinfall seine Farbe ins Violette ändert und von dem bis heute nur ein einziger Fundort auf dem gesamten Globus bekannt ist: die Merelani Hills in Tansania. In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich Tansanit zu einem begehrten Edelstein für exklusiven Schmuck etabliert; Preise im vier- bis fünfstelligen Preis sind keine Seltenheit.
Ein Blick auf die Geschäftszahlen des Unternehmens, das den blauen Edelstein aus Tansania gewinnt, zeigt, dass seit dem Jahr 2005 die Abbaumenge von 1.460.075 Karat bis 2010 auf 2.203.81 Karat kontinuierlich gesteigert werden konnte.
Zeitgleich stieg der Preis pro Karat von 1,41 US-$ (2005) innerhalb von fünf Jahren auf mehr als das Doppelte: 3,69 US-$/Karat. Über die Gründe darf spekuliert werden. Gewiss ist, dass seit 2004 die Tansanit-Minen in den Händen der in den USA ansässigen TanzaniteOne Ltd.** sind. Das Unternehmen beherrscht den weltweiten Markt mit dem blauen Edelstein und ist trotzdem nicht vor Ereignisse der Weltwirtschaft gefeit. Zeitgleich mit der Lehman-Krise brach der Karatpreis ein. Waren es 2007 noch 3,72 US-$, die man für ein Karat Tansanit bezahlen musste, belief sich der Preis 2008 auf 3,60 US-$/ct. 2009 kostete ein Tansanitkarat 3,63 US-$. Mehr als 10 Jahre später schnellte 2022 der Preis abhängig von der Qualität auf 200 bis 650 US-$ pro Karat an.
In den kommenden Jahren wird mit einer weiteren Kurve nach oben gerechnet, da die Vorkommen in den Merelani Hills mittlerweile erschöpft sind und die Qualität der Steine längst nicht mehr der aus den Anfangsjahren entspricht. Die Steine sind mehr grau als blau und trüb. Deshalb wird Tansanit derzeit als Insider-Tipp gehandelt. Noch genießt Tansanit neben den unangefochtenen großen drei Farbedelsteinen Rubin, Smaragd und Saphir ein Dasein in der verborgenen Schatzkiste, ist erschwinglicher als die Klassiker, hat aber das Potential der steilen Treppe nach oben im Investment-Portfolio.
Ein ebenfalls rentables In farbige Diamanten.
Bei Auktionen erzielen farbige Diamanten regelmäßig astronomische Rekordsummen im Millionenbereich.
In Fachkreisen werden farbige Diamanten als Fancy Diamanten oder Fancy Diamonds bezeichnet. Anders als bei weißen Diamanten, bei denen der Experte einen Stich ins Zartblaue oder Hellgelbe erkennen kann, brillieren farbige Diamanten durch kräftige Farben.
Der Wert farbiger Diamanten wird - genau wie bei weißen Diamanten - durch die Kriterien der 4C bestimmt. Neben der Farbe (Color) werden auch der Schliff (Cut), das Gewicht (Carat) und die Reinheit (Clarity) herangezogen, um einen objektiven Preis zu ermitteln.
Allerdings ist bei Farbdiamanten das wichtigste Kriterium für den Wert die Farbe. Farbige Diamanten können von blauer, roter, rosafarbener, gelber, brauner, schwarzer und gelber Farbe sein. Fancy Diamanten sind in der Farbsättigung jedoch nicht immer gleich.
Es gibt Fancy Diamanten, die blasser sind und farbige Diamanten, die kräftig getönt sind. Begehrt sind vor allem die ausdruckstarken, intensiven Farben. Entsprechend hoch ist der Preis solcher Diamanten. Zur Bewertung der Farbsättigung farbiger Diamanten wird genau wie bei weißen Diamanten eine Skala angewendet, siehe hier: Untertitel "Farbige Diamanten".
Nicht nur der Grad der Farbsättigung ist ausschlaggebend für den Preis von Fancy Diamanten. Rote, gelbe und blaue Diamanten sind seltener als grüne Diamanten. Das verdeutlichen auch die Ergebnisse bei Versteigerungen von farbigen Diamanten in der jüngsten Vergangenheit.
So erzielte der blaue Diamant "Blue Moon of Josephine" mit einem Gewicht von 12,03 Karat (2,406 g) einen Wert von 48,4 Mio. US-Dollar. Der 5,03 Karat (1,006 g) schwere grüne Diamant Aurora Green Diamond kam für einen Preis von 16,8 Mio. US-Dollar unter den Hammer. Shlomo Moussaieff zahlte für einen roten Diamanten, Moussaieff Red Diamond (5,11 Karat/1,022 g) seinerzeit 8 Mio. US-Dollar und der Oppenheimer Blue Diamond, ein blauer Diamant mit einem Gewicht von 14,62 Karat/2,924 g, gilt aktuell als der teuerste Diamant der Welt, der jemals bei einer Auktion versteigert wurde. Der Wert des fast 3 g schweren, blauen Diamanten: 58 Mio. US-Dollar.
Einen hohen monetären Wert weist auch das Mineral Gold auf. Seit Jahrtausenden beliebt und aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken, wird das Edelmetall vermutlich nie aus der Mode kommen.
Analysen der Preisentwicklung von Gold an der Börse zeigen, dass Gold seit 2008 einen aufsteigenden Trend verzeichnet. 2008 kostete eine Feinunze (= 31,10 g) Gold etwa 500 Euro. Seitdem ging es mit dem Preis stetig aufwärts, kleinere Schwankungen inklusive. Mit dem Ende des Jahres 2011 stagnierte der Preis und pendelt seitdem zwischen 1200 und 1700 Euro (2022).
Der Nachteil von Gold als Anlageform: beim Verkauf wird die Einkommenssteuer fällig und der Preis ist an das Geschehen der Börse gekoppelt.
Der Handel mit (Farb-)Edelsteinen ist Vertrauenssache. Für Laien bzw. Personen, die interessiert sind, ihr Vermögen in Farbedelsteine zu investieren, sind viele Begriffe aus der Mineralogie und Gemmologie Fremdwörter.
Seriöse Anbieter von Anlage-Edelsteinen setzen deshalb auf persönlichen Kontakt. Im Gespräch vis-a-vis werden alle notwendigen Fragen geklärt und auch gezeigt, was Fälschungen von echten Steinen unterscheidet.
Beim Kauf von hochpreisigen Edelsteinen wird immer ein Zertifikat ausgehändigt, das nicht nur die Echtheit des Edelsteins garantiert, sondern auch objektive Informationen zum Schliff, dem Gewicht und der Reinheit enthält. Wichtig an dieser Stelle: nur auf renommierte gemmologische Labore oder Institute vertrauen. Führend auf dem Gebiet der Ausstellung von Edelsteingutachten sind u.a.
Zusammenfassend und Beobachtung lässt sich sagen, dass Edelsteine als kurzfristige, finanzielle Wertanlage im Zeitraum von weniger als fünf Jahren nicht lohnend sind.
Vielmehr sind vor allem seltene, im Vergleich zu anderen Edelsteinen weniger bekannte Mineralien eine zukunftsträchtige Anlage. Von vielen Mineralien wird erwartet, dass die Quellen in den nächsten Jahrzehnten versiegen und keine neuen Vorkommen entdeckt werden.
Mit der Verknappung einhergehend wird der Interessentenkreis von bestimmten Edelsteinen dennoch nicht kleiner werden. Mineralien, die man nicht zu jeder Zeit und überall bekommen kann, wecken Begehrlichkeiten.
Dem gegenüber steht das Mißverhältnis von Angebot und Nachfrage, das den Preis von seltenen Mineralien in die Höhe schnellen lassen.
Davon abgesehen haben Mineralien einen ideellen Wert. Sammler von Mineralien erfreuen sich vielmehr an den immateriellen Werten der eigenen Schätze und deren Einzigartigkeit.
Reich werden mit Edelsteinen ist durchaus möglich. Vor allem Gold und seltene Edelsteine, bei denen in Zukunft damit zu rechnen ist, dass die Ressourcen geringer werden oder ausbleiben oder von denen nur einige, wenige Fundorte bekannt sind, sind eine lohnenswerte Anlage.
Deshalb sind Farbedelsteine als langfristiges Investment zu betrachten. 10 Jahre und mehr sollten vergehen, bis die Steine gewinnbringend wieder verkauft werden. Aktuellen Trends zufolge verdoppelt sich der krisenresistente Preis von Farbedelsteinen innerhalb einer Dekade bzw. steigt jährlich um vier bis acht Prozent.
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Quellen:
Letzte Aktualisierung: 22. Februar 2024